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nur in Büstenform. 2S) An eine derartige Verwendung bei der Wilczek-Bronze zu
denken, verbietet ihre Schwere, und auch die Anbringung auf einem mit beiden
Händen zu haltenden Stabe ist unwahrscheinlich; weil jede Spur einer Sicherung
fehlt. Das kleine; schwache Ringelchen; das unten an der Pyramide des Auf-
satzes in St. Germain (Fig. 21g) vorsteht; könnte allenfalls zu einer Verschnürung
an dem tragenden Stabe gedient haben. Eine so stilwidrige, durch
nichts angezeigte Verbindung wird niemand vermuthen.
Das Natürlichste schien mir von Anfang an; sie für das
Schmuckstück ein.es Möbels; etwa die Krönung eines Bischofs-
stuhles o. dgl. zu halten; was ich freilich vorder-
hand nicht 'belegen kann. Einen Augenblick
schien mir eine Deutung auf die Trinität mög-
lich; ähnlich wie auf einer aus Agypten stam-
menden Holzsculptur in Berlin (Fig. 222). 23)
Leider fehlt da gerade der mittlere Kopf; der
in unserer Bronze unbärtig ist; wie sich für
Christus neben den beiden Greisen erwarten
ließe. Aber gegen diese Deutung spricht die
Gewandung. Im Orient und in Rom trägt
weder Christus noch einer der Apostel die
Paenula, diese wird vielmehr priesterlich.es
Kleidungsstück. 30) Eher könnte man daher an
Vertreter des geistlichen Standes denken. 31)
Ein unzweideutig christliches Zeichen fehlt ja;
aber die Figuren in ihrer steif repräsentieren-
den Haltung; die Attribute der Tafeln und Rollen — W. Meyer macht ihnen
gegenüber mit Recht brieflich aufmerksam auf die Stuckfigaren (Propheten?) in
S. Giovanni in Fonte in Ravenna 32) —, die Bewegung der freien Hände bei den
beiden Thronenden rechts; das alles macht doch den Eindruck einer christlichen
Darstellung. Die beiden Vögel auf der Pyramide würden; wenn es Pfauen sind;
sehr wohl dazu stimmen.
Fig. 221
Paris, Musee
Cluny: Scepter
von einem
Diptychon des
Areobindus.
Fig. 222
Berlin, kgl. Museum:
Trinität von einer
Holzfigur aus
Ägypten.
Graz.
JOSEF STRZYGOWSKI.
2S) Vgl. w. Meyer, Zwei antike Elfenbeintafeln 31) Das Fehlen der Tonsur scheint dieser Deu-
S. 18 f. tung in fränkischer Zeit nicht entgegenzustehen. Ygl.
20) Strzygowski, Orient oder Rom 65 f. bes. 83. deWaal bei Kraus a. a. O. II 902.
30) Krieg in Kraus, Realencyklopädie II 201 f. 32) Garrucci, Storia dell’ arte VI Tav. 407.
nur in Büstenform. 2S) An eine derartige Verwendung bei der Wilczek-Bronze zu
denken, verbietet ihre Schwere, und auch die Anbringung auf einem mit beiden
Händen zu haltenden Stabe ist unwahrscheinlich; weil jede Spur einer Sicherung
fehlt. Das kleine; schwache Ringelchen; das unten an der Pyramide des Auf-
satzes in St. Germain (Fig. 21g) vorsteht; könnte allenfalls zu einer Verschnürung
an dem tragenden Stabe gedient haben. Eine so stilwidrige, durch
nichts angezeigte Verbindung wird niemand vermuthen.
Das Natürlichste schien mir von Anfang an; sie für das
Schmuckstück ein.es Möbels; etwa die Krönung eines Bischofs-
stuhles o. dgl. zu halten; was ich freilich vorder-
hand nicht 'belegen kann. Einen Augenblick
schien mir eine Deutung auf die Trinität mög-
lich; ähnlich wie auf einer aus Agypten stam-
menden Holzsculptur in Berlin (Fig. 222). 23)
Leider fehlt da gerade der mittlere Kopf; der
in unserer Bronze unbärtig ist; wie sich für
Christus neben den beiden Greisen erwarten
ließe. Aber gegen diese Deutung spricht die
Gewandung. Im Orient und in Rom trägt
weder Christus noch einer der Apostel die
Paenula, diese wird vielmehr priesterlich.es
Kleidungsstück. 30) Eher könnte man daher an
Vertreter des geistlichen Standes denken. 31)
Ein unzweideutig christliches Zeichen fehlt ja;
aber die Figuren in ihrer steif repräsentieren-
den Haltung; die Attribute der Tafeln und Rollen — W. Meyer macht ihnen
gegenüber mit Recht brieflich aufmerksam auf die Stuckfigaren (Propheten?) in
S. Giovanni in Fonte in Ravenna 32) —, die Bewegung der freien Hände bei den
beiden Thronenden rechts; das alles macht doch den Eindruck einer christlichen
Darstellung. Die beiden Vögel auf der Pyramide würden; wenn es Pfauen sind;
sehr wohl dazu stimmen.
Fig. 221
Paris, Musee
Cluny: Scepter
von einem
Diptychon des
Areobindus.
Fig. 222
Berlin, kgl. Museum:
Trinität von einer
Holzfigur aus
Ägypten.
Graz.
JOSEF STRZYGOWSKI.
2S) Vgl. w. Meyer, Zwei antike Elfenbeintafeln 31) Das Fehlen der Tonsur scheint dieser Deu-
S. 18 f. tung in fränkischer Zeit nicht entgegenzustehen. Ygl.
20) Strzygowski, Orient oder Rom 65 f. bes. 83. deWaal bei Kraus a. a. O. II 902.
30) Krieg in Kraus, Realencyklopädie II 201 f. 32) Garrucci, Storia dell’ arte VI Tav. 407.