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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 4.1901

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Calice, Franz: Militärischer Grabstein aus Selymbria
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https://doi.org/10.11588/diglit.31585#0217

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208

der Linken einen Speer, in der Rechten eine Rolle hält. Die Basis, die an der
linken Seite stark beschädigt ist, trägt eine Anzahl kleiner; zum Theile recht
undeutlicher Reliefdarstellungen; von denen ich; da eine photographische Wieder-

gabe nicht gelingen wollte, in Fig. 225 eine
Skizze beifüge. Das Meiste daran bedarf keines
Commentars; nur bezüglich der beiden links
stehenden Gegenstände wären ein paar Worte
zu sagen. Der untere ist offenbar ein Volumen;
ich glaube daran Spuren eines Siegels unter-
scheiden zu können (Diplom?). Die beiden
kreisförmigen Gestalten darüber hängen; wie
man auf dem Steine selbst noch deutlich
unterscheiden kann; in einem Netze; welches
oben eine Öse zum Tragen hat (Spielballen?).
(A. v. Domaszewski vermuthet dagegen; wie
mir mitgetheilt wird; eine Kürbisflasche in einern Tragnetz; bestimmt; mit den
beiden an einer Schnur hängenden Paketen rechts an einer Gabel auf dem
Marsche getragen zu werden; wie Darstellungen der Traianssäule dies er-
läutern.) Oben folg't dann nach rechts hin eine Lyra mit Plektron und ein
Helm mit Stirnschirm und Nackenschutz; Crista und zwei blattförmigen Backen-
laschen. Unten folgt ein großer; oben abgerundeter Schild; Panzer; eine Bein-
und eine Armschiene. An dem Orig'inale ist; wie die Photographie erkennen
lässt; der Höhenunterschied zwischen Arm- und Beinschiene beträchtlicher.

Der Grabstein stammt aus der Umgebung von Selivri-Selymbria. In Minus-
keln wurde die Inschrift veröffentlicht von Th. Homolle in A. Dumont; Melanges
d’archeologie et d’epigraphie 376 n. Ö2 CI°. Hier ist als frühere Literatur nachge-
wiesen Dethier; Epigr. v. Byzantion S. 68 f. n. XLVIII und Papadopoulos Kera-
meus Syllogos 1886 S. 70.

Nigrinus war Soldat der Cohors XI urbana und diente; da er bartlos dar-
gestellt ist; nicht später als unter Traian. Auf die Zeit Traians scheinen die
Buchstabenformen zu deuten. Der Zeitansatz auf Septimius Severus ist sicher-
lich falsch.

Constantinopel; am 3. Mai 1901.

Fig. 225

Reliefs der Basis von Fig. 224.

FRANZ FREIHERR von CALICE.
 
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