23
24
erste Zeile gegen die folgenden auffälligerweise um
vier bis fiinf Stellen eingerückt: ”E5ü)^av Ma"fV7)xsg
‘Ecüy.atsuai - axsXstav sTvat $cüxat,söatv xxX. Ist es er-
laubt zu fragen, ob vor sScüxav allenfalls TccSs Platz
finden kann?
Ein merkwiircliges Bruchstück, dessen Ergänzung
leider die gerade in den letzten Zeilen kleine und
sehr unregelinäßige Schrift erscliwert, ist unter 14
abgedruckt
Die Praescripte hat Ivern nicht hergestellt; ich
erkenne auf Grund der folgenden Inschrift 15:
Exs4av7]cpopo5vx]o5 Xaporrcvon xoö At)|i[—• [irjvöp— •
cpuX]i)g upos5psuoüa7)g Atdöog - ['Ypap.paxsüovxog X7)t|
ßouXi)t —t7c]7tou xou 'HYTjatTiTrou • voupiTjvtaf sv [vopatat
sxxXTjataf TtpojsSpcüv s7ua]xaxoövxog KXsdvaxxog xou
KXsdvax[xop.
Z. 5 ff. lauten nach derl.esung des Herausgebers:
vöfAOV s3-sa]av ot vop.o3-sxat 'HYTjCRTtiiog 'H'CTjatTtTXC^u-
.StvSpcüvog ov Sst xaxayvcjjpia3h)vat
[sip xov vöptov] xöv TToXsjiapxtxöv.
Der Gesetzentwurt ist von den Nomotheten einge-
bracht und von der Volksversammlung angenommen
worden: schwerlich kann von den Nomotheten gesagt
sein, dass sie das Gesetz gegeben haben. Es ist also
Kerns Ergänzung s3-sa]av durch auvsYpa]j]av oder,
wahrscheinlicher, durch sta7)VSYx]av zuersetzen: so
heißt es in der Inschrift Dittenberger, Sylloge 2 637
xdSs sla7]vs~fxav o£ atps3svxsg vofiOYpdtpot. Der ganze
Hergang und die Bezeichnung des neuen Gesetzes als
Zusatz zu dem TXoXspapxtxög vöpo' stehen mit R.
Schölls grundlegenden Ausfiihrungen iiber die grie-
chische Gesetzgebung in volistem Einklange.
Das Gesetz selbst ist traurig verstümmelt; gerne
würde man aus der langen Reihe der Beschliisse
iiber die Festfeier der Leukophryena den einen oder
anderen dahingeben, diirfte man dafür dics eine Stiick
in größerer Vollsländigkeit lesen.
-7)Ss xöv gs.vcüv xcüv xaxotxoüvxcüv Tt[spi ?-
-ßaatXscüv uEoüc; 7] aSsXcpoü; rj 7xpoa7)[xovxag-
— s 7) cppoupdpxoug 7) 4~cspö[vas-
Sicherlich ist zu Anfang zu ergänzen: ötxcüj (av?) —
[i7]Ss'tg xcüv daxmv |i]t)Ss xcüv ^svcüv xcöv xaxotxoüvxcüv.
Fortzufahren: 7x[öXtv xat X“P av Th v Mayv7)xcüv (wie
in der Inschrift 100 a Z. 43^, verbietet die Bemerkung
Über ßaatXstg, König und Königin, liandelt
einleuchtend M. Holleaux, Revue des etudes juives
1899 t. XXXVIII 169.
des Herausgebers, dass Z. 8 zu Ende nach tx der
Rest einer senkrechten Linie erhalten ist; es wird
also mit Kern 7x[spt zu lesen sein. Fiir die weitere
Ergänzung muss ich mich auf Andeutungen be-
scliränken, da ich über keine ausreichende Vor-
stellung von der Ausdehnung der Lücken verfüge.
Vor dem Steine wird eine solche jetzt zu gewinnen
sein, trotz Kerns Erklärung, die Zahl der fehlenden
Buchstaben sei auch nicht annähernd zu bestimmen;
da meine Herstellung der Praescripte die ursprüngliche
Breite des Steines feststellt, wird sich auch für die
folgenden kleiner geschriebenen Zeilen die Zahl der
Buchstaben ungefähr berechnen lassen. Einstweilen
ist nur zu sagen, dass nach 7i[spi nothwendig vor
[7)] ßaatXecov uioüg die Nennung des Königs und der
Königin oder allgemein der königlichen Frauen ein-
zusetzen und vor 7) cppoupccpxoug vermuthlich 73 axpaxTj-
~fOÜ]g zu schreiben ist. So eingeleitet, kann das Gesetz
nur Hochverrath betreffen; da aber das Verbum fehlt,
das zu Anfang des Satzes, allenfalls auch nach dem
ersten der durch Tispt eingeleiteten Glieder gestanden
hat, bieten sich zwei Möglichkeiten zur Erwägung.
Entweder bezieht sich das Gesetz im Interesse der
Demokratie auf hochverrätherisches Einvernehmen
mit Fürsten, Angehörigen eines Fürstenhauses oder
Befehlshabern zum Scbaden der bestehenden Ver-
hältnisse und der geltenden Verfassung — dann
würde otxcüj [iTjSs't^ sixd")"i[) oder ähnlich zu ergänzen
sein — oder aber, unter ganz anderen geschicht-
lichen und rechtlichen Voraussetzungen im Interesse
der Monarchie auf Vergehen gegen die königlichen
Majestäten, 1) Mitglieder des Königshauses und die
eingesetzten Obrigkeiten 2) — dann mag otxcüs [iTjSs'tg
dpapxdvTjt oder dStxTjt — Txsp't — zu ergänzen sein.
Ich stehe nicht an, für diese letztere Auffassung
einzutreten; die ganze Fassung des Gesetzes, aber
auch allgemeine Erwägungen scheinen mir für sie
zu entscheiden. Ein entsprechendes Gesetz der Ptole-
maier über Vergehen gegen das Königshaus setzt
Iosephos bekannter Bericht A. I. XII 176 3) über die
Verpachtung der Steuern von Koilesyrien, Phoinikien
und Iudaia an Iosephos voraus: 7ipoasX3-tüV Tcüotjtxoc;
XjÜ' [isv cbvoupsvous StsßaXXsv cü; auv3-sjisvoug oXtfTjv
auxtü xt|i7)v u:ptoxaa3at xcüv xsXcüv, aüxög Ss StixXdatov
Scüoslv Ü7xtaxvstxo xat xcüv dpapxövxtüv slg xöv otxov
aüxou (das Königshaus) xdg oüatag dva7xsjic{jsiv aüxcp •
2) Die Aufzählung folgt augenscheinlich dem
Range.
3) Dazu U. AVilcken, Griechische Ostraka I 520.
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erste Zeile gegen die folgenden auffälligerweise um
vier bis fiinf Stellen eingerückt: ”E5ü)^av Ma"fV7)xsg
‘Ecüy.atsuai - axsXstav sTvat $cüxat,söatv xxX. Ist es er-
laubt zu fragen, ob vor sScüxav allenfalls TccSs Platz
finden kann?
Ein merkwiircliges Bruchstück, dessen Ergänzung
leider die gerade in den letzten Zeilen kleine und
sehr unregelinäßige Schrift erscliwert, ist unter 14
abgedruckt
Die Praescripte hat Ivern nicht hergestellt; ich
erkenne auf Grund der folgenden Inschrift 15:
Exs4av7]cpopo5vx]o5 Xaporrcvon xoö At)|i[—• [irjvöp— •
cpuX]i)g upos5psuoüa7)g Atdöog - ['Ypap.paxsüovxog X7)t|
ßouXi)t —t7c]7tou xou 'HYTjatTiTrou • voupiTjvtaf sv [vopatat
sxxXTjataf TtpojsSpcüv s7ua]xaxoövxog KXsdvaxxog xou
KXsdvax[xop.
Z. 5 ff. lauten nach derl.esung des Herausgebers:
vöfAOV s3-sa]av ot vop.o3-sxat 'HYTjCRTtiiog 'H'CTjatTtTXC^u-
.StvSpcüvog ov Sst xaxayvcjjpia3h)vat
[sip xov vöptov] xöv TToXsjiapxtxöv.
Der Gesetzentwurt ist von den Nomotheten einge-
bracht und von der Volksversammlung angenommen
worden: schwerlich kann von den Nomotheten gesagt
sein, dass sie das Gesetz gegeben haben. Es ist also
Kerns Ergänzung s3-sa]av durch auvsYpa]j]av oder,
wahrscheinlicher, durch sta7)VSYx]av zuersetzen: so
heißt es in der Inschrift Dittenberger, Sylloge 2 637
xdSs sla7]vs~fxav o£ atps3svxsg vofiOYpdtpot. Der ganze
Hergang und die Bezeichnung des neuen Gesetzes als
Zusatz zu dem TXoXspapxtxög vöpo' stehen mit R.
Schölls grundlegenden Ausfiihrungen iiber die grie-
chische Gesetzgebung in volistem Einklange.
Das Gesetz selbst ist traurig verstümmelt; gerne
würde man aus der langen Reihe der Beschliisse
iiber die Festfeier der Leukophryena den einen oder
anderen dahingeben, diirfte man dafür dics eine Stiick
in größerer Vollsländigkeit lesen.
-7)Ss xöv gs.vcüv xcüv xaxotxoüvxcüv Tt[spi ?-
-ßaatXscüv uEoüc; 7] aSsXcpoü; rj 7xpoa7)[xovxag-
— s 7) cppoupdpxoug 7) 4~cspö[vas-
Sicherlich ist zu Anfang zu ergänzen: ötxcüj (av?) —
[i7]Ss'tg xcüv daxmv |i]t)Ss xcüv ^svcüv xcöv xaxotxoüvxcüv.
Fortzufahren: 7x[öXtv xat X“P av Th v Mayv7)xcüv (wie
in der Inschrift 100 a Z. 43^, verbietet die Bemerkung
Über ßaatXstg, König und Königin, liandelt
einleuchtend M. Holleaux, Revue des etudes juives
1899 t. XXXVIII 169.
des Herausgebers, dass Z. 8 zu Ende nach tx der
Rest einer senkrechten Linie erhalten ist; es wird
also mit Kern 7x[spt zu lesen sein. Fiir die weitere
Ergänzung muss ich mich auf Andeutungen be-
scliränken, da ich über keine ausreichende Vor-
stellung von der Ausdehnung der Lücken verfüge.
Vor dem Steine wird eine solche jetzt zu gewinnen
sein, trotz Kerns Erklärung, die Zahl der fehlenden
Buchstaben sei auch nicht annähernd zu bestimmen;
da meine Herstellung der Praescripte die ursprüngliche
Breite des Steines feststellt, wird sich auch für die
folgenden kleiner geschriebenen Zeilen die Zahl der
Buchstaben ungefähr berechnen lassen. Einstweilen
ist nur zu sagen, dass nach 7i[spi nothwendig vor
[7)] ßaatXecov uioüg die Nennung des Königs und der
Königin oder allgemein der königlichen Frauen ein-
zusetzen und vor 7) cppoupccpxoug vermuthlich 73 axpaxTj-
~fOÜ]g zu schreiben ist. So eingeleitet, kann das Gesetz
nur Hochverrath betreffen; da aber das Verbum fehlt,
das zu Anfang des Satzes, allenfalls auch nach dem
ersten der durch Tispt eingeleiteten Glieder gestanden
hat, bieten sich zwei Möglichkeiten zur Erwägung.
Entweder bezieht sich das Gesetz im Interesse der
Demokratie auf hochverrätherisches Einvernehmen
mit Fürsten, Angehörigen eines Fürstenhauses oder
Befehlshabern zum Scbaden der bestehenden Ver-
hältnisse und der geltenden Verfassung — dann
würde otxcüj [iTjSs't^ sixd")"i[) oder ähnlich zu ergänzen
sein — oder aber, unter ganz anderen geschicht-
lichen und rechtlichen Voraussetzungen im Interesse
der Monarchie auf Vergehen gegen die königlichen
Majestäten, 1) Mitglieder des Königshauses und die
eingesetzten Obrigkeiten 2) — dann mag otxcüs [iTjSs'tg
dpapxdvTjt oder dStxTjt — Txsp't — zu ergänzen sein.
Ich stehe nicht an, für diese letztere Auffassung
einzutreten; die ganze Fassung des Gesetzes, aber
auch allgemeine Erwägungen scheinen mir für sie
zu entscheiden. Ein entsprechendes Gesetz der Ptole-
maier über Vergehen gegen das Königshaus setzt
Iosephos bekannter Bericht A. I. XII 176 3) über die
Verpachtung der Steuern von Koilesyrien, Phoinikien
und Iudaia an Iosephos voraus: 7ipoasX3-tüV Tcüotjtxoc;
XjÜ' [isv cbvoupsvous StsßaXXsv cü; auv3-sjisvoug oXtfTjv
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Scüoslv Ü7xtaxvstxo xat xcüv dpapxövxtüv slg xöv otxov
aüxou (das Königshaus) xdg oüatag dva7xsjic{jsiv aüxcp •
2) Die Aufzählung folgt augenscheinlich dem
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3) Dazu U. AVilcken, Griechische Ostraka I 520.