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Österreichisches Archäologisches Institut [Editor]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 4.1901

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Graeven, Hans: Der Inderkampf des Dionysos auf Elfenbeinsculpturen
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.31585#0137

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Die unverschließbaren Pyxiden waren; wie ich an anderem Orte gezeigt
habe; 4) hauptsächlich Weihrauchbehälter, und im Einklange mit dieser Bestimmung
wählte man zu ihrem Schmucke vorzüglich Götterdarstellungen. Die Wiener
Pyxis zeigt den Kampf des Dionysos gegen die Inder und dazu das thronende
Götterpaar. Die Gruppe ist mit geschickter Benützung des gegebenen Materials

auf die Schmalseite des ovalen Cylinders
gesetzt; 5) wo sich die Rundung bequem
abschneiden ließ; um eine ebene Grund-
fläche hinter den Figuren zu schaffen. Als
Vorbild für den auf Säulen ruhenden Bal-
dachin mit den Vögeln neben dem Giebel;
die den Kopf nach der Mitte umwenden,
sind von dem Verfertiger der Pyxis wahr-
scheinlicli elfenbeinerne Diptychen benutzt;
die sehr oft ähnliche Umrahmungen bieten. 6)
Unter den Göttern ragt; ihnen als Fußbank
dienend, ein mit Eierstab verziertes Ivreis-
segment auf. Eine Erklärung für die sonder-
bare Form der Fußbank g'eben zwei Pyxi-
den mit Orpheusdarstellungen an die Hand;
die — wie es scheint — als acerrae g'e-
braucht wurden. 7) Da sie verhältnismäß.ig'
hoch und eng sind; so dass die Hand schwer
den Boden erreichen könnte; ist im unte-
ren Rand der beiden Cylinder ein halb-
kreisförmiger Ausschnitt g'emacht mit einer
in Charnieren beweglichen Verschluss-
Fig. 167 Elfenbeinpyxis in Florenz. klappe. "Wui de sie geöffnet; so konnte man

die zum Opfer erforderlichen Weihrauch-
körner herausschütteln. Auf dem hier abgebildeten Exemplar (Fig. 167) ist
'zwischen die Fiiße des Orpheus und den Ausschnitt noch die Figur eines Bären
gerückt; auf dem anderen Exemplar ruhen die Füße des Sängers direct auf dem

4) Monuments Piot VI 159 ff; Bonner Jahrb.
105, 1900 S. 148.

5) Der größere Durchmesser des Cylinders be-
trägt 0" 12 m, der kleinere 0'il m, die Höhe OU05 m.

6) Vgl. z. B. Molinier, Histoire generale des arts

appliquees ä l’industrie I 35; 37; 53.

7) Die eine der beiden Pyxiden befindet sich
in Bobbio, abgebildet Nuovo Bull. di archeol. crist.
III tav. I; die andere, aus Brioude stammend, wird
jetzt im Bargello zu Fiorenz aufbewahrt, Abbildung
 
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