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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 21.-22.1922-1924

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Groag, Edmund: Prosopographische Beiträge
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https://doi.org/10.11588/diglit.33680#0484

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43i

Edmund Groag

432

aber nicht in erster Ehe der Gemahl einer
Sergia Plautilla gewesen sein; es ist nicht daran
zu denken, daß er dem Sohne der Cäsaren-
tochter das Kognomen seiner verstorbenen
oder verstoßenen ersten Frau gegeben hätte.
Die Verbindung zwischen den beiden Familien
(die auch durch den Namen des jung ver-
storbenen Sergius Rubellius Anthus, des Soh-
nes des Rubellia Laudice, offensichtlich einer
Freigelassenen, bezeugt wird, CIL VI 25502)
muß also bereits auf den Vater des Konsulars
zurückgehen, von dem wir sonst nichts wissen,
als daß er unter Augustus Triumvir monetalis
war, demnach die senatorische Laufbahn ein-
schlug *9). Dieser Rubellius Blandus (II) wird
eine Sergia geheiratet haben, vielleicht die
Tochter des (Neu-) Patriziers L. Sergius
R e g i s f. Ar n(e nsis) Plautus, den uns
eine Inschrift aus Urso in der Baetica (CIL II
1406 = Dessau I 2922) als Quästor und pala-
tinischen Salier nennt und der vermutlich eine
Person ist mit dem Sergius Plautus, dessen
literarische Tätigkeit mehrfache Spuren hinter-
lassen hat^°); er schrieb u. a. über die Lehre
der Stoiker, zu welcher er selbst sich be-
kannte ^*) — es sei daran erinnert, daß einer
seiner Nachkommen, Rubellius Plautus, seine
Hingabe an diese philosophische Sekte mit
dem Tode bezahlte (Tac. ann. XIV 57, 59)^).
Ungefähr in derselben Zeit wie die Ru-
bellier müssen die Octavii Laenates
eine verwandtschaftliche Verbindung mit den
Sergii Plauti eingegangen sein. Denn Sergia
Laenatis filia Plautilla, die Mutter des Kaisers
Nerva, war nach den Zeitverhältnissen die

19) Vgl. PIR III p. 136 n. 81; Nagl, RE a. a. 0.
n. 2; Willers Gesch. d. röm. Kupferpräg. 153 setzt
sein Münzmeisteramt um 7 v. Chr., Grueber, Coins
of the Roman republic in the Brit. Mus. II p. 111
um 4 v. Chr. an; irrig identifiziert Brassloff in dieser
Zeitschrift VIII 1905, 66, 13 den Münzmeister mit
dem Gatten der Iulia.
s°) Vgl. Detlefsen, Quellenschriftsteller des
Plinius S. 5; Dessau, PIR III 222 n, 378; Schanz,
Gesch. d. röm. Lit. II 2 3 555; Teuffel-Kroll-
Skutsch 116 162 § 266, 9; Brassloff, Hermes XXXIX
1904, 625, 1.
2i) Quint. X 1, 123 (P/aufus in Sioicis rernyn
coyniiänii uii/i.s).

Tochter des Konsulars und Kurators aquarum
C. Octavius Laenas( Nerva ist um 35 geboren^).
Am ehesten empfiehlt sich die Annahme,
daß L. Sergius Plautus zwei Töchter hatte,
von denen die eine den Tiburtiner Rubellius
Blandus (II) heiratete, die andere sich mit
dem Marser Octavius Laenas (I) vermählte;
doch besteht auch die Möglichkeit, daß es
sich um eine einzige Frau handelt, die zwei-
mal verheiratet war. Der Curator aquarum
Octavius Laenas (II) selbst war kaum der
Schwiegersohn des Sergius Plautus; denn es
ist unwahrscheinlich, daß seine Gattin die
Mutterschwester seines um einige Jahre
älteren Standesgenossen C. Rubellius Blandus
(III) gewesen sei. Daß die Tochter den Namen
der Großmutter führt, entspricht einem in
dieser Zeit üblichen Brauche; ich ermnere
beispielsweise daran, daß Kaiser Claudius eine
seiner Töchter Antonia genannt hat.
Diese Familienverhältnisse, deren Zu-
sammenhänge die untenstehende Stammtafel
erläutert, wären nur von rein prosopographi-
schem Interesse, wenn nicht auch der Kaiser
Nerva diesem Familienkreise angehörte.
Über Nervas Abstammung heißt es bei Eutrop
VIII 1, 1, er sei noMt'fafis me&'oc gewesen^);
das ist insoweit richtig, als Nerva in der Tat
weder von Vaters- noch von Mutterseite der
republikanischen Nobilität angehörte;
die Konsularität seiner Ahnen reichte nicht
über die Triumviralzeit hinaus. Bemerkenswert
erscheint aber, daß sich eine Verwandtschaft
Nervas mit dem julischen Kaiserhaus fest-
stellen läßt ^3). Wenn die obigen Aufstellungen

22) Da das Kognomen Plautus in dieser Zeit
sonst bei keinem Senator begegnet, könnte auch
der Peregrinenpraetor des Jahres 2 n. Chr. Plaut(us),
der in den Fasti Arvalium CIL P p. 70 genannt
wird, der Familie der Sergier angehört haben;
vielleicht war er ein Sohn des L. Sergius Plautus.
23) Vgl. Klebs, PIR I 429 n. 974; Dessau
ebenda II 427 n. 29; Arthur Stein, RE IV 134, 148;
nach Holzapfel Klio XVII 1920, 83 im Jahre 30
n. Chr.
24) Doch vgl. Dio, unten Anm. 30.
25) Stückelberg, Die Thronfolge von Augustus
bis Constantin, Wien 1897, 31, weist darauf hin,
daß der Neffe des Kaisers Otho Cocceianus
 
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