Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Grothe, Hugo [Bearb.]
Orientalisches Archiv: illustrierte Zeitschrift für Kunst, Kulturgeschichte u. Völkerkunde der Länder des Ostens — 2.1911/​1912

DOI Artikel:
Gurlitt, Cornelius: Zur Topographie Konstantinopels im XVI. Jahhundert
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.69723#0091

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Zur Topographie Konstantinopels im XVI. Jahrhundert.

Darstellungen, die auf Valvassore zurückgehen,
erscheint dieser als rechteckiger mehrfach um-
mauerter stattlicher Bau mit flachem Dach. Dies
ist eine durchaus unzutreffende Schilderung, zu
der wohl nur der weithin sichtbare Bau des
Schatzhauses die Veranlassung bot. Aus den
Blättern Dilichs erkennt man, daß der Zeichner
den Plan soweit gut kannte, als der Bau zugäng-
lich war, nämlich bis ans dritte Tor heran. Falsch
am Plane ist die schematische Gradlinigkeit, aber
sonst läßt sich der heutige Zustand sehr wohl
mit den Radierungen vergleichen.
Die Literatur über den Serai bietet nicht viel
für das 16. Jahrhundert. Was europäische Quellen
brachten, hat Hammer
— freilich reichlich kon-
fus — zusammenge-
tragen. Von Wichtig-
keit ist namentlich Ta-
vernier. Besseres dürfte
Ewlia bieten, den zu
benutzen mir leider ver-
sagt ist. Ich möchte
den Ruf an den Kieler
Professor schicken:
Jacob hilf! Ein paar
geschichtliche Angaben
voraus. Am Tor Bab-i-
Humajun steht als Er-
bauungszahl 872 (1467).
Aus gleichem Jahr
stammt die Hofmoschee
(Schunkiar Dschami) und der Tschinilikiosk.
Als der Zeit Suleimans angehörig werden be-
zeichnet: der Diwan im zweiten Hof, der Wieder-
aufbau der 1574 infolge Blitzschlag abgebrannten
Küchen daselbst, der Arsch odasi und ein
Kiosk hinter dem dritten Tor, sowie das Frauen-
haus, da vor Suleiman die Frauen ausschließ-
lich im alten Serai untergebracht waren. Unter
Murad IV. 1623—1640 fand dann nochmals eine
Bautätigkeit statt, dem der Bagdadkiosk und
der wieder verschwundene Eriwankiosk ange-
hören. 1665 brannte das Frauenhaus aus und
wurde neu ausgebaut. 1735 baute Mohmud I.
den Sommerserai auf der Spitze der Halbinsel,
der bei der Anlage der Orientbahn völlig zerstört
wurde. Unter Abd ul Medschid wurde der Garten
und der nach diesem benannte Pavillon im Stil

eines verwilderten Rokoko angelegt; 1719 entstand
unter Achmed III. die Bibliothek im dritten Hofe,
1719 wurde die Münze in den ersten Hof verlegt.
Diese Notizen sollen keine Geschichte des
Baues geben, zu der es durchaus noch an aus-
reichenden geschichtlichen Nachweisen fehlt, wohl
aber dahin führen zu ermitteln, was vom Bau-
wesen des Serai noch dem 16. Jahrhundert an-
gehört.
Die Wanderung durch Dilichs Darstellung
mag begonnen sein mit 19 das ersten schloß-
thor. Es ist das berühmte Bab-i-Humajun, das
damals noch an Stelle das erst im 19. Jahr-
hundert angehörigen Hauptgesimses seine alten
Türmchen als Bekrö-
nung zeigt. Dann folgt:
18 das Zeughaus,
die alte Irenekirche,
neben der man das alte
Atrium erkennt.
17. Die mauern so
stadt unnd schloß
underscheidet zeigt
die lange Reihe der
Türme der Seraimauer.
16. Der stummen
wohnung ist in einem
der Mauertürme nahe
Demir Kapu zu suchen,
wärend als
15. Tennu, Can-
tzeley des Kaisers
der .Tschinilikiosk zu erkennen ist. Auf
14. Hauß darinnen galleen, darauff der
K. aus zu spatzieren pfleget ist schon oben
(S. 6f.) hingewiesen. Es erscheint hier als eine
Art überdeckter Pier.
13. Ein Capel ist eine der Moscheen inner-
halb der Seraimauern.
12. Der fördere platz vor das gesinde
und auf Wärter, der Janitscharenhof. Unter 11
folgt das andere thor des schlosses, Orta
Kapu, deutlich erkennbar an seinen beiden Spitz-
türmen. Wir haben also das Gebiet durchschritten,
das auch damals schon zu den leichter zugäng-
lichen gehörte. Mit
10. Platz und gebiet zwischen den 2.
und dritten thor vor des Kaisers räthe und
die frembden gesanten, gelangt man in den


9*

61
 
Annotationen