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Grothe, Hugo [Bearb.]
Orientalisches Archiv: illustrierte Zeitschrift für Kunst, Kulturgeschichte u. Völkerkunde der Länder des Ostens — 2.1911/​1912

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Gurlitt, Cornelius: Zur Topographie Konstantinopels im XVI. Jahhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.69723#0092

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Zur Topographie Konstantinopels im XVI. Jahrhundert.

zweiten Hof. Man sieht in Dilichs Darstellung
die Kuppelreihe der an der Propontis-Seite sich
hinziehenden Küchen, an die sich die Wirtschafts-
gelasse anschließen. Nicht sichtbar ist die lange
Kaserne der Janitscharen, die sich vor den Küchen
hinzieht und die hofseitig vor diese gelegte Säulen-
arkade, vor der dieTruppen bei festlichen Empfängen
in langen Reihen sich aufstellten. An der Gegen-
seite des Hofes befanden sich Ställe, weiter nach
der Innenseite des Serai zu der Divan Suleimans,
vor dem eine Säulenarkade den bewachenden
Janitscharen zur Aufstellung und den Zuschauern

Was als Kaiserpalast nordöstlich von diesem an-
gegeben ist, darf nur als nach einer Zeichnung
von Ferne, nicht aber als im Grundriß genau
dargestellt angesehen werden.
7. Die christallienen leuchte, deren Aus-
schmückung ein Geschenk der Venetianer war,
stand etwa in der Achse des 3. Tores, vor einem
langgestreckten vielkuppeligen Bau, der heute
zum mindesten in dieser Form nicht mehr be-
steht Ob die Darstellung richtig ist, scheint mir
sehr zweifelhaft, da bis vor kurzem kein Europäer
in diesen Hof eingedrungen ist. Die Räume zu


diente. Es ist das der jetzt mit einer verfallenden
Rokokodekoration versehene, von zwei Kuppeln
abgedeckte Raum, in dem die Wesire Gericht
hielten. Der Sultan konnte ungesehen den Divan
betreten oder von einem Fenster aus den Ver-
handlungen beiwohnen. Daneben steht ein Turm,
dessen Gestaltung sich im Laufe der Zeiten mehr-
fach änderte. Ein dem Besestan und den ältesten
türkischen Moscheen verwandter Raum, in dem
ein Gewölbe mir als Heiligengrab bezeichnet
wurde, gehört anscheinend noch dem 15. Jahr-
hundert an. Jetzt ist es verlassen: Vielleicht die
Moschee Mohammeds II.
9. Deß Kaisers Rathauß scheint der von
Suleiman erbauteArsch odasi zu sein, der Empfangs-
saal, der unmittelbar hinter dem Bab-i-Seadet liegt:
Dies bezeichnet Dilich mit 8. Das dritte Tor.

beiden Seiten des Tores waren die Kasernen der
Eunuchen, deren Moschee nicht weit davon in
den Hof schräg hineinragt. Daran reiht sich eine
Säulenarkade, hinter der die Bäder lagen — nach
Tavernier — darunter die des Großherren selbst.
An diese stieß, nach demselben Schriftsteller,
eine 30 Schritt lange und 9—10 Schritt breite
Galerie, die auf 6 starken, 15 Fuß hohen Marmor-
pfeilern eingewölbt war, und an deren Decke
Mosaiken, angeblich aus griechischer Zeit sich
befanden: Dies ist vielleicht der oben erwähnte
vielkuppelige Bau. Jetzt besteht er nicht mehr,
denn jetzt stehen dort Säulenarkaden und hinter
diesen moderne Zimmer. Wie denn unverkenn-
bar der ganze der Spitze zu gelegene Teil der
Serai neueren Ursprunges ist. Das Schatzhaus
und die an dieses anstoßenden Orta (Zimmer)

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