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Prähistorische Blätter — 1.1889

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Nr. 3
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Versammlungen und Vorträge
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https://doi.org/10.11588/diglit.33613#0059

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Versammlnngen und Vorträge.

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Dr. A. Müller. Dio grosse Zahl der Vortragenden und dio hesohränlde
Zeit gestatteten leider koine oder nur sehr wenigo Discussionen, was um so
inohr zu hedauern ist, ais gerade aueli dadurch der Wissenschaft wesent-
lich genützt wird.
Das in den Tagen dos Congresses feierlich eröffnete k. k. naturhisto-
rische Hofmuseum zeigte den Anthropologen zum erstenMale seine vor-
einigten Sammlungen, und Virchow hat gewiss Recht gehaht, wenn or
sagte, dass kein Museum der nördiichen Region im Stande sei, als Mithc-
worher mit diesem Hofmuseum aufzutreten. Die prähistorische Ahthciiung
ist in drei grossen prächtigen Hochparterresälen nnd zwar in musterhafter
Weise dureh Custos J. Szombathy aufgestellt; an diose Abtheilung schliesst
sich einerseits die reiche geoiogisch-paläontologische mit fünf, anderersoits
die ethnographische (unter Custos J. Heger's vortreftiicher Leitung) mit
sechs Sälen an.
Es ist unmöglich, den Eindruck zu schiidern, weichen wir empiingen,
als wir diese prachtvollon Säle mit ihren immensen Schätzen durchschritten !
Fund an Fund reiht sich hier in klarer und übersicht.iicher Weise anein-
ander, so dass das Studium in diesen Räumen zu einem wirklichen Ge-
nusse wird. Es würde zu weit führen, woilten wir hier eine Beschreihung
der Säle mit all' ihren Kostbarkeiten geben; möge Jeder, der sich für dic
Prähistorie interessirt, es nicht versäumen, bei einem Aufenthait in der
Kaiserstadt das Hofmuseum zu besuchen und dessen Sammlungen eingehend
zu studiren ! Hier bekommt man ein anschauiiches Biid jener so wichtigen
Ausgrabungen vom Salzherge bei Hallstatt, die einer ganzen Oulturepocho
den Namen gegeben haben.
Die Aussteilung vorgeschichtlicher Funde, welche sich im
II. Stocke des k. k. naturhistorischen Hofmuseums währcnd der Dauer dos Con-
gresses befand, war ausserordentlich reich heschickt und gab ein vortrefiliches
Bild der vorgeschichtlichen Cuiturperioden. Zum ersten Nale wmron da
die wdchtigsten Funde aus der Bronze- und Haiistatt-Zeit aus dem Gebiete
der Uslava in B öhmen ausgestellt, die Herr Schlossgärtner Fr. X. Franc
im Auftrage des Grafen Waldstein in Strahlau seit Jahren durch muster-
gütige Ausgrabungen gewonnen hat. (Möchten doch diese Funde recht
bald veröifentlicht werden! Der Wissenschaft wäre damit ein wirklicher
Dienst erwiesen !)
Fiir das Studium der Technik war es wichtig, dass das Gürtelblech
und die Situla von Watsch, der Cistendeckel von Ilallstatt und die Frag-
mente von Matrei etc. ausgestellt waren ; denn wohl selten wird sich wieder
eine derartige günstige Gclegenheit bieten, diese hochinteressanten künstleri-
schen Arbeiten aus vorgeschichtlicher Zeit prüfen und vergleichen zu können.
Von Privatsammlungen verdienenerwähntundbesucht zu werden
diejenigen des HerrnDr. M. Much und die Sr. Durchlaucht des Prinzen
Ernst zu Windischgrätz; erstere hauptsächlich Pfahlbaufunde aus
dem Mondsee und Kupfcrgegenstände etc. aus den Kupfergruben von Mitter-
berg im Salzhurgischen, letztere Gräberfunde aus Watsch, 8t. Margarethon
etc., darunter das mit Recht berühmte Rgurale Bronzegürtelblech vouWatsch,
enthaltend. Beiden llerron, die uns in so iiebenswürdiger Weise ihre
Sammlungen zeigten und erklärten, sei hier nochtnais unser verbindlichster
Dank ausgesprochen.
Ueber dio reichen Schätze des k. ungarischon Nationalmuseums in
Buda-Pest zu berichten ist ehenfalls unmöglich, da ein so grosses
Material vorliegt, dass es nicht auf ein paar Seiten behandelt werden
kann. Dem verehrten Herrn Generaldirektor der k. ungarischen Museen,
 
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