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Rahn, Johann Rudolf
Geschichte der bildenden Künste in der Schweiz: von den ältesten Zeiten bis zum Schlusse des Mittelalters ; mit 2 Tafeln und 167 in den Text gedruckten Holzschnitten — Zürich, 1876

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https://doi.org/10.11588/diglit.29817#0212

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Klosteranlagen.

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enthält ein zweites Rechteck von Gebäuden die seit der Mitte des XIII. Jahr-
hunderts existirende Marienkapelle K, und darüber die Privatkapelle des
Abtes. Es folgen in dem anstossenden Flügel die Küche L und das Winter-
refectorium M, über beiden die Gastzimmer und im dritten Stocke die Prä-
latur, die südliche Seite des Hofraumes begrenzen die Dienstwohnungen und
Vorrathsräume N und das Latrinenhaus O, gegenüber, in der nordöstlichen
Ecke des Hofes führt der Durchgang I ins Freie.T) Um diese klösterliche
Anlage gruppiren sich endlich in weitem Umkreise die verschiedenen De-
pendenzen, die Wohnungen für Gäste und Bedienstete, die Oekonomie-
gebäude, die Stallungen und auf der Südseite, terassenförmig gegen die
Limmat absteigend, ein weitläufiger Garten, worauf eine hohe Ringmauer
mit Thürmen bewehrt das Ganze abschloss.

Ausser dieser Klosteranlage sind noch einzelne bemerkerfswerthe Reste
ehemaliger Stiftsgebäude zu erwähnen, die sich in der Umgebung des Aller-
heiligenmünsters in Schaffhausen erhalten haben. Der Kreuzgang zunächst,
der sich längs der Südseite der Kirche erstreckt, ist wohl die ausgedehnteste
unter den derartigen Anlagen, welche die Schweiz besitzt. Zwei Flügel
sind durch einen spätgothischen Umbau verdrängt worden, die beiden
übrigen stammen aus romanischer Zeit Sie sind flach gedeckt, und mit
einer Reihenfolge von je fünf rundbogigen Fenstergruppen auf einfachen
Zwischensäulchen mit Würfelkapitälen gegen den Garten geöffnet. Ein
zweiter, kleinerer Hofraum zwischen der nordwestlichen Ecke des Kreuz-
ganges und der Vorhalle des Münsters zeigt ebenfalls romanische Formen.
An die Südseite des Hofes schliesst sich ein Gebäude, dessen äussere Fronte
im oberen Stocke eine Galerie von zehn gekuppelten Rundbogenfenstern
enthält. Der Zwischenpfeiler, welcher dieselbe in zwei Gruppen theilt, und
die Wandpfosten sind mit Blattwerk und figürlichen Darstellungen ge-
schmückt.

Ausser dem kleinen aber höchst eleganten und bilderreichen Kreuzgange
des Grossmünsters in Zürich, von welchem später die Rede sein wird,
sind dann noch die einfachen Kreuzgänge von S. Alban in Basel und von
Wagenhausen bei Stein a. Rh. zu erwähnen. Ein dritter, derjenige von
S. Martin auf dem Zürichberg ist leider seit Anfang dieses Jahrhunderts
verschwunden.

Neben den kirchlichen und klösterlichen Anlagen treten die Profan-

J) Ich verdanke diese Nachrichten über die frühere Eintheilung des Klosters
den gütigen Mittheilungen eines ehemaligen Conventualen von AVettingen, Herrn
P. Basilius Strebei d. Z. in Gnadenthal. Eine einlässliche Beschreibung der
Klosteranlage giebt Lübke in den Mittheilungen der antiquar. Gesellsch. Bd. XIV.
Heft 5., wohin zu berichtigen ist, dass nach einer ausdrücklichen Versicherung des
obigen Gewährsmannes der Raum D als Capitelsaal benutzt worden ist.

Rahn, Gesch. d. bild. Künste. 12
 
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