Der Chor.
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wohnlich aus drei neben einander befindlichen Gewölbejochen besteht und
vorwärts und rückwärts, von reichgeschmückten Bogenstellungen getragen
wird. Auf dem Lettner selbst befindet sich eine schmale Empore, auf
welcher gewöhnlich ein Lesepult und in der Mitte zuweilen ein grosses.
Crucifix errichtet ist. Das älteste Beispiel dieser Einrichtung in der
Schweiz ist der noch aus dem XIII. Jahrhundert stammende Lettner in
der Valeriakirche bei Sitten. Ein zweites höchst schmuckvolles Lec-
torium aus derselben Zeit, das sich in der Kathedrale von Lausanne
befand, soll erst zu Anfang dieses Jahrhunderts zerstört worden sein.
Fig. xio.
* Klosterkirche S. Jobannsen bei Erlach.
Schon mit dem ersten Auftreten der Gothik beginnt denn auch eine
Veränderung des bisherigen Chorgrundrisses. Die einfache Form der
halbrunden Apsis genügte nicht mehr; an ihre Stelle tritt jetzt ein poly-
goner Abschluss, eine Anlage, die sich schon desshalb empfahl, weil sich
mit derselben eine grössere Zahl von Fenstern verbinden Hess, als diess
bei einer halbrunden Tribüne der Fall sein konnte. Während die halb-
runde Chormauer nämlich der darauf ruhenden Halbkuppel ein ununter-
brochenes Widerlager gewährt und desshalb durch jede grössere Oeffnung
geschwächt wird, erfüllen die Ecken eines Polygones gewissermaassen die
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wohnlich aus drei neben einander befindlichen Gewölbejochen besteht und
vorwärts und rückwärts, von reichgeschmückten Bogenstellungen getragen
wird. Auf dem Lettner selbst befindet sich eine schmale Empore, auf
welcher gewöhnlich ein Lesepult und in der Mitte zuweilen ein grosses.
Crucifix errichtet ist. Das älteste Beispiel dieser Einrichtung in der
Schweiz ist der noch aus dem XIII. Jahrhundert stammende Lettner in
der Valeriakirche bei Sitten. Ein zweites höchst schmuckvolles Lec-
torium aus derselben Zeit, das sich in der Kathedrale von Lausanne
befand, soll erst zu Anfang dieses Jahrhunderts zerstört worden sein.
Fig. xio.
* Klosterkirche S. Jobannsen bei Erlach.
Schon mit dem ersten Auftreten der Gothik beginnt denn auch eine
Veränderung des bisherigen Chorgrundrisses. Die einfache Form der
halbrunden Apsis genügte nicht mehr; an ihre Stelle tritt jetzt ein poly-
goner Abschluss, eine Anlage, die sich schon desshalb empfahl, weil sich
mit derselben eine grössere Zahl von Fenstern verbinden Hess, als diess
bei einer halbrunden Tribüne der Fall sein konnte. Während die halb-
runde Chormauer nämlich der darauf ruhenden Halbkuppel ein ununter-
brochenes Widerlager gewährt und desshalb durch jede grössere Oeffnung
geschwächt wird, erfüllen die Ecken eines Polygones gewissermaassen die