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Rahn, Johann Rudolf
Geschichte der bildenden Künste in der Schweiz: von den ältesten Zeiten bis zum Schlusse des Mittelalters ; mit 2 Tafeln und 167 in den Text gedruckten Holzschnitten — Zürich, 1876

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https://doi.org/10.11588/diglit.29817#0424

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In Zürich.

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lieh wohl nur mit flachen Holzdielen bedeckt gewesen sein. Ebenso
schmucklos ist der an der Nordseite der Kirche befindliche Kreuzgang,
dessen nördlicher Flügel noch frühgothische Formen zeigt, einfache
Spitzbogenfenster, je drei zu einer Gruppe vereinigt, die von den folgenden
Bogenstellungen durch einen Pfeiler getrennt wird. Die breiten ungegliederten
Bögen ruhen auf zwei hinter einander gestellten Säulen mit platten
Basen und schmucklosen Ivelchkapitälen, darüber steigt bis zur flachen
Holzdiele die kahle Mauer empor.

Was die ebenfalls im XIII. Jahrhundert erbaute Franciskaner-
oder Barfüsserkirche betrifft, so ist der frühere Zustand derselben
nur aus Abbildungen und Beschreibungen bekannt.1) Chor und Fang-
haus von gleicher Breite und Höhe waren durch einen halbkreis-
förmigen Triumphbogen getrennt, unter dem sich der Lettner befand.
Der Chor, ein langgestreckter Bau, war horizontal geschlossen, flach ge-
deckt und mit einfachen Rundbogenfenstern versehen. Sechs Pfeilerpaare
trennten die Schiffe, die ebenfalls mit flachen Holzdielen versehen waren.
Die ungegliederten Archivolten, deren noch zwei erhalten sind, zeigten,
wie die Fenster in den Seitenschiffen den Spitzbogen, nur die beiden öst-
lichen, dem Chore zunächst befindlichen Bögen waren, weil höher und
breiter als die übrigen, im Halbkreise geführt. ’ Die viereckigen Pfeiler
ruhten auf einfachen Schrägen und waren mit attisirenden Gesimsen ver-
sehen, die aber nur auf zwei Seiten, unter den Leibungen der Archivolten,
hervortraten.

Weit vorgeschrittener ist der ältere Theil, d. h. der Chor der Domini-
kanerkirche in Basel2). Die Stiftung des nachmals reich begüterten
Predigerklosters fällt in das Jahr 1223. Der Bau mochte unverweilt be-
gonnen haben, schritt aber sehr langsam vorwärts, da augenscheinlich,
trotz der zahlreichen Ablässe, welche zu Gunsten desselben verabfolgt

1) S. Vögelin, das alte Zürich S. 48 und Zeichnungen des Inneren und
Aeusseren von dem Kupferstecher Franz Uegi, die gegenwärtig in dem Sitzungs-
zimmer des Theatervorstandes aufbewahrt werden. Hegi, der die Kirche vor ihrer
Umwandlung in ein Theater zeichnete, giebt ein von der oben genannten Be-
schreibung sehr abweichendes Bild, indem er das Hauptschiff hoch und selbständig
beleuchtet über die Abseiten emporsteigen lässt. Die gründliche Kenntniss der
Architektur und die Genauigkeit, von der alle Leistungen dieses Künstlers zeugen,
erweckt die Vermuthung, dass seine Darstellung die richtige sei und dass der Auf-
bau der Abseiten, welche nach Vögelin’s Beschreibung die Höhe des Mittelschiffes
hatten, erst nach der Reformation, als die Kirche zu profanen Zwecken bestimmt
wurde, erfolgt sei.

2) L. A. Burckhardt und Ch. Riggenbach, die Dominikaner-Klosterkirche in Basel.
Mittheilungen der Gesellschaft für vaterländische Alterthümer in Basel. VI.)
(Basel 1855. 4° und fol.
 
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