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Institut Français d'Archéologie Orientale <al-Qāhira> [Hrsg.]; Mission Archéologique Française <al-Qāhira> [Hrsg.]
Recueil de travaux relatifs à la philologie et à l'archéologie égyptiennes et assyriennes: pour servir de bullletin à la Mission Française du Caire — 36.1914

DOI Heft:
Nr. 3-4
DOI Artikel:
Spiegelberg, Wilhelm: Der Königseid des demotischen Papyrus Berlin 3080
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https://doi.org/10.11588/diglit.12743#0191

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DER KŒNIGSEID DES DEMOTISCHEN PAPYRUS BERLIN 3080

167

DER K0N1GSEID DES DEMOTISCHEN PAPYRUS RERLIN 3080

von

WlLHELM SPIEGELBERG

Zu dem griechischen Eid der Domanialpâchter1 (/etpoypacpta ô'pxou pamXixoù) besitzen
wir ein àgyptisches Gegenstùck in dem demot. Pap. Berlin 3080, der auf Tafel 28
der Museumspublikation abgebilclet ist. Dank dem Entgegenkommen der Museums-
verwaltung habe ich den Papyrus in aller Musse am Original studieren kônnen, und
glaube jetzt wenigstens in der Hauptsache den schwierigen Text zu verstehen, der
mehrfach von Revillout {Nouvelle Chrest., S. 157; Revue égypto!., III, S. 136, und
Mélanges, S. 145 ff.) ùbersetzt worden ist2. Ich selbst hatte in dem Begleittext der
Berliner Publikation die entscheidenden Stellen unûbersetzt gelassen, weil ich sie
damais nicht verstand und fur mich nur so viel sicher war, dass Revillouts Ûbertra-
gung hier wie so hâufig eine lediglich auf grund von ein paar richtig erkannten Wôr-
tern erratene Inhaltsangabe sei3. Die Fortschritte der demotischen Studien erlauben
nun heute nach 10 Jahren eine wissenschaftliche Ubersetzung des Textes, die soweit
Vertrauen verdient, als nicht durch kleinen Druck die Unsicherheit angedeutet ist.

Der Inhalt des Eides geht, da die entscheidende Zeile des demotischen Textes
verloren gegangen ist, vor allem aus der griechischen Notiz auf dem Verso hervor.
Nach dieser und dem noch erhaltenen demotischen Text verpflichtet sich der Choachyt
Phibis eidlich, und zwar durch einen sehriftlichen « Kônigseid » (ô'pxoç fîatnXixoç), vor
dem Dorf-Oikonomos (?) und. dem Dorfschreiber, zwanzig Aruren Ackerland ein Jahr
lang mit Sesam bestellen zu wollen. Da dieser auf dem Tempelland (lepà v?;) des the-
banischen Gottes Amon gelegene Acker bisher dem Psenosiris und einer Frau T-ale
gehôrte (d. h. von ihnen gepachtet war), so war Panas Ersatzpachter, der an die S telle
der ersten Pâchters trat. Der Pachtzins (sxcpôptov) sollte spâter nach der auf dem Nil-
stand beruhenden Taxe an « das Thor des Pharao », d. h. den Staatsspeicher (srTjffaupoç)
gezahlt werden. Der neue Pâchter erklàrt nun ausdrùcklich, dass er jederzeit erreich-
bar sein, insbesondere auch nicht von dem Asylrecht u. a. Gebrauch machen will, uni
sich seinen Verpflichtungen zu entziehen4. Darin stimmt unser Eid inhaltlich mit dem
griechischen Domanialpâchtereide uberein, wenn auch die Formulierung in Einzel-
heiten recht verschieden ist3. Zum Schluss beteuert der Schwôrende die Wahrhaftig-
keit seines Eides.

1. Zuletzt verôfïentlicht von Wilcken, Chrestômathie, I, Nr. 327.

2. Dièse Ùbersetzungen sind von Rostowzew (Studien sur Geschichte des Rômischen Kolonats, S. 214)
mit zu grossem Vertrauen benutzt worden.

3. Da^s Revillout aber den Gesamtcharakter der Urkunde richtig bestimmt hat, verdient ailes Lob.

4. Dièse Deutung beruht vor allem auf Wilckens Bestimmung des Kônigseides (Siehe namentlich
Chrestom., I"2, Seite 140, zu Nr. 110 A). Danach kann es sich hier nicht um eine private sondern nur um
eine staatliche Pacht handeln. Daher wird der Eid auch vor Staatsbeamten geschworeii.

5. Das entspricht ganz dem griechischen Pâchtereido. Sie'he Wilcken, Grandsiigej \\ Nr. 387 und P,
Seite 275.
 
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