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Repertorium für Kunstwissenschaft — 1.1875

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Literaturbericht
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https://doi.org/10.11588/diglit.61801#0302

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288

Literaturbericht.

liegenden Bauten, nicht aber mit den gleichzeitigen Werken der schwäbischen
Bauschule und auch nur mit wenigen unter den schweizerischen Monumenten
im Zusammenhänge erscheint. Als älteste Denkmäler werden genannt die
geringen Ueberreste eines zwischen 1007 und 1015 errichteten Münsters zu
Strassburg: bestehend aus der Grundanlage von Chor und Querschiff und den
östlichen Theilen der Krypta; die Krypta zu Andlau (1049 geweiht) und der
Unterbau des Thurmes mit seinem an altchristliche Symbolik erinnernden Por-
talschmucke. Interessant ihrer seltenen Anlage willen sind die Doppelkapeffe
zu Neuweiler und das vielbesprochene Octogon zu Ottmarsheim.
Das zwölfte Jahrhundert bezeichnet die Blüthezeit des romanischen Stils.
Mit der grösseren Sorgfalt in der Ausführung des Einzelnen verbindet sich
eine Veredelung der Verhältnisse und eine Bereicherung der Details, die jetzt,
im Gegensatz zu den früheren Bauten, auch der Erscheinung des Aeusseren
zu Statten kommt. Gelegentlich fing man auch an — in den Seitenschiffen
wenigstens — die Kunst des Wölbens zu erproben (Mutzig und Hagenau),
oder es tritt an die Stelle der einfachen Säulen- und Pfeilerreihe der rhyth-
mische Wechsel beider Stützenformen (Surburg und Lautenbach). Endlich,
eine Folge der engen Beziehungen, welche die Stifter der Benedictiner und
Gistercienser mit ihren geistlichen Centren in der vorgeschritteneren Bourgogne
verbanden, mag zum ersten Male auch die systematische Anwendung des Ge-
wölbebaues auf ganze Kirchen versucht worden sein. Diejenigen des Bernhardi-
nerordens sind alle zerstört oder durch Neubauten ersetzt (an die Stelle der alten
angeblich vom heil. Bernhard gegründeten und geplanten — Gerard I, 33 — Kirche
von Lützel war schon um 1346 ein gothischer Neubau getreten. Trouillat,
III 834. IV. 225). Der erste Bau, welcher diesen Fortschritt, die consequente
Anwendung von Gewölben, zeigt, ist die wahrscheinlich aus dem Anfang
des zwölften Jahrhunderts stammende, jetzt in Buinen liegende Benedictiner-
kirche von Alspach, eine zweite diejenige von Murbach, die dritte die Kirche
von Rosheim, deren gegenwärtiger Bau jetzt allgemein vom Jahre 1132 datirt
wird, und die auch sonst noch, ihres bildnerischen Schmuckes und der eigen-
artigen Gliederung der Faqade wegen von Interesse ist. Eine verwandte
Fagadenbildung — ohne Zweifel eine Specialität der Elsässer-Schule — zeigen
die Kirche von Mauresmünster und Lautenbach, wo die Verbindung einer
doppelt] lürmigen Fronte mit einer über der Eingangshalle gelegenen Kapelle
den Anlass zur Nennung mancher Analoga hätte geben können, eine Ein-
richtung, die, ohne Zweifel auf Cluny zurückweisend, selbst in Mitteldeutsch-
land (Paulinzelle) zur Nachahmung gelangte. Den Abschnitt über die Kunst
des romanischen Zeitalters beschliesst eine Abhandlung über den Odilienberg
und den Hortus deliciarum der Herrad von Landsberg.
Im Jahre 1144 war Abt Sugers Chorbau in S. Denis vollendet worden,
das erste Werk, in welchem die Principien des neuen Stils nachweisbar zur
Geltung kamen. Mit 1180 etwa ist der Sieg desselben entschieden, immer
selbständiger und klarer entwickelt sich das gothische System, dessen Kennt-
nisse durch Lehrende und Lernende sich bald über ganz Europa verbreiteten.
Im Elsass scheint sich der Uebergang zu dem neuen Systeme unter ähn-
 
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