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Repertorium für Kunstwissenschaft — 7.1884

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Jordan, Albrecht: Bemerkungen zu einigen Bildern Rembrandt's
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https://doi.org/10.11588/diglit.62526#0273

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Bemerkungen zu einigen Bildern Rembrandt’s.
Von Alb. Jordan.
I.
Die im wesentlichen sich gleich bleibenden Bedürfnisse der Kirche, die
Beschränkung der Laien auf die Kenntniss bestimmter Partien der Bibel hatten
auch eine gewisse Beschränkung in der Zahl der darzustellenden Stoffe und
eine gewisse Gleichmässigkeit in der Behandlung zur Folge gehabt. Die Re-
formation entzog einen grossen Theil der bis dahin mit Vorliebe gewählten
Stoffe der künstlerischen Thätigkeit, legte aber anderseits durch die Förderung
einer umfassenderen Bibellektüre einen bis dahin noch wenig benutzten Schatz
von zum Theil höchst fruchtbaren Stoffen der Phantasie der Künstler näher.
Bei keinem andern Meister ist die Erweiterung resp. Veränderung des
Stoffgebietes so in die Augen fallend als bei Rembrandt. Wie in der Wahl
der Stoffe, zeigt sich auch in der Art, wie er sie auffasst, wie er ihnen ganz
andere Seiten abzugewinnen weiss als die frühem (auch als seine nächsten
Vorgänger), die ganz veränderte Stellung zur Bibel, der vollständige Bruch
mit der Tradition. Beide Umstände gewähren seinen Darstellungen einen
eignen Reiz, erschweren aber mehrfach ihr Verständniss. Eine Anzahl der-
selben hat sich die wunderbarsten Benennungen gefallen lassen müssen, und
einige harren noch immer der richtigen Deutung. Dass Begebenheiten der
modernen Geschichte darzustellen ihm fern lag, ist jetzt allgemein anerkannt,
die Zahl der aus der alten Mythologie und Geschichte entnommenen ist auch
nicht gross, viel kleiner wenigstens als man früher anzunehmen geneigt war.
Die weit überwiegende Mehrzahl seiner historischen Darstellungen ist der Bibel
entnommen. Seit Koloff hat sich diese Erkenntniss immer mehr Bahn gebrochen.
Neuerdings will nun A. Springer auch in dem grossen Stockholmer Bilde Ziskas
samrnansvärjning eine Scene des alten Testamentes erkennen (cfr. W. Bode,
Studien p.483), und zwar das Gesicht des Judas Maccabäus, wie ihm Jeremias
in Gegenwart des alten Onias das heilige Schwert überreicht, damit er seine
Feinde mit demselben schlagen solle. Diese Deutung hat doch ihre grossen Be-
denken. Näher liegt es jedenfalls, an Scenen zu denken wie l.Chron. 30, 22—26:
Und assen und tranken desselbigen Tages vor dem Herrn mit gros-
sen Freuden. Und machten das anderemal Salomo, den Sohn Davids, zum
 
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