Das Hospital Santo Spirito zu Hom im 15. Jahrhundert.
Von Heinrich Brockhaus.
(Schluss.)
Wie die angeführten Daten beweisen, ist die gewöhnliche Annahme,
welche den Neubau mit Sixtus IV. in Verbindung bringt und an den vielen
Inschriften über den Fenstern von jeher einen Rückhalt hatte, richtig, so viel
die eigentlichen Hospitalgebäude mit Ausnahme von Kirche und Campanile be-
trifft. An diesem Hospitale hat die Kunstweise Sixtus’ IV. ihren Charakter scharf
ausgeprägt, schärfer vielleicht als an den kirchlichen Bauten, bei denen grosse
Verhältnisse und eine glänzende Ausschmückung ja nichts Ungewöhnliches sind.
Ein solcher Bau, prachtvoll aufgeführt und monumental, verlangte auch im
Innern eine in grossem Massstabe gehaltene Decoration. Diese wurde, dem
Zeitgeschmäcke entsprechend, zur Verherrlichung der Stiftung und ihrer Stifter,
hauptsächlich Sixtus’ IV., verwandt. Der Sculptur fielen, so viel sich sehen lässt,
dabei nur kleinere Aufgaben zu; reichgeschmückte marmorne Portaleinfas-
sungen und wappenhaltende Putten sind das Einzige, was von plastischem
Schmucke noch zu sehen ist30). Dafür wurde der Maler in ausgedehntem Maasse
in Anspruch genommen: er umzog den grossen Krankensaal in der Höhe der
Fenster mit Fresken wie mit einem breiten Friese aneinandergereihter Bilder.
Diese Fresken sind von grossem Interesse. Zeitgenössische Schriftsteller
erwähnen sie. Doch sind sie trotz ihres Alters und ihrer Ausdehnung der
Aufmerksamkeit, welche den Renaissance-Malereien fortwährend geschenkt wird,
grossentheils entgangen, woran das Schweigen aller Quellen über ihren Ur-
heber einen Theil der Schuld trägt31). Ueber den Namen des Malers werden
wir vielleicht immer im Ungewissen bleiben, da es scheint, als könne er selbst
den Archiven nicht entlockt werden. Wir müssen uns damit begnügen, die
30) In dem einen Hofe befindet sich ferner ein Renaissance-Brunnen (wie in
Anm. 17 auf Seite 288 statt Renaissance-Bäume gelesen werden muss).
31) In der älteren Litteratur werden sie besprochen von Aurelio Brandolini
(Müntz, Bd. III, S. 167), dem Fortsetzer der Vita Sixti IV. und dem des Platina, in
der neueren von Gregorovius, »Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter«, VII, S. 633,
Reumont, »Geschichte der Stadt Rom«, III, 1. Abth., S. 406, und Müntz, »Les arts
ä la cour des papes«, III, 22 fg., nicht von Crowe und Cavalcaselle.
Von Heinrich Brockhaus.
(Schluss.)
Wie die angeführten Daten beweisen, ist die gewöhnliche Annahme,
welche den Neubau mit Sixtus IV. in Verbindung bringt und an den vielen
Inschriften über den Fenstern von jeher einen Rückhalt hatte, richtig, so viel
die eigentlichen Hospitalgebäude mit Ausnahme von Kirche und Campanile be-
trifft. An diesem Hospitale hat die Kunstweise Sixtus’ IV. ihren Charakter scharf
ausgeprägt, schärfer vielleicht als an den kirchlichen Bauten, bei denen grosse
Verhältnisse und eine glänzende Ausschmückung ja nichts Ungewöhnliches sind.
Ein solcher Bau, prachtvoll aufgeführt und monumental, verlangte auch im
Innern eine in grossem Massstabe gehaltene Decoration. Diese wurde, dem
Zeitgeschmäcke entsprechend, zur Verherrlichung der Stiftung und ihrer Stifter,
hauptsächlich Sixtus’ IV., verwandt. Der Sculptur fielen, so viel sich sehen lässt,
dabei nur kleinere Aufgaben zu; reichgeschmückte marmorne Portaleinfas-
sungen und wappenhaltende Putten sind das Einzige, was von plastischem
Schmucke noch zu sehen ist30). Dafür wurde der Maler in ausgedehntem Maasse
in Anspruch genommen: er umzog den grossen Krankensaal in der Höhe der
Fenster mit Fresken wie mit einem breiten Friese aneinandergereihter Bilder.
Diese Fresken sind von grossem Interesse. Zeitgenössische Schriftsteller
erwähnen sie. Doch sind sie trotz ihres Alters und ihrer Ausdehnung der
Aufmerksamkeit, welche den Renaissance-Malereien fortwährend geschenkt wird,
grossentheils entgangen, woran das Schweigen aller Quellen über ihren Ur-
heber einen Theil der Schuld trägt31). Ueber den Namen des Malers werden
wir vielleicht immer im Ungewissen bleiben, da es scheint, als könne er selbst
den Archiven nicht entlockt werden. Wir müssen uns damit begnügen, die
30) In dem einen Hofe befindet sich ferner ein Renaissance-Brunnen (wie in
Anm. 17 auf Seite 288 statt Renaissance-Bäume gelesen werden muss).
31) In der älteren Litteratur werden sie besprochen von Aurelio Brandolini
(Müntz, Bd. III, S. 167), dem Fortsetzer der Vita Sixti IV. und dem des Platina, in
der neueren von Gregorovius, »Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter«, VII, S. 633,
Reumont, »Geschichte der Stadt Rom«, III, 1. Abth., S. 406, und Müntz, »Les arts
ä la cour des papes«, III, 22 fg., nicht von Crowe und Cavalcaselle.