Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Repertorium für Kunstwissenschaft — 7.1884

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.62526#0572

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
480

Litteraturbericht.

Wir wollen im Folgenden nur die wichtigsten positiven Resultate heraus-
heben und hoffen, dadurch Lust zum Durchlesen des ganzen inhaltreichen Auf-
satzes zu erwecken.
Das Museum von Lille besitzt jetzt das nach dem Urtheil des Verfassers
hervorragendste Werk des Jean Bellegambe, ein kleines aber vorzüglich durch-
geführtes und vortrefflich erhaltenes Triptychon, den Quell der Erlösung dar-
stellend, mit Katharina und Johannes Ev. auf den Flügeln. Scheibler, in seinem
ausführlichen den Meister behandelnden Aufsatz des Meyer’schen Künstler-
lexikons, kannte das Bild noch nicht und wies deshalb der Anbetung der
Könige in der Kathedrale von Arras den ersten Platz an, während H. im
Weiteren ausdrücklich hervorhebt, dass das Liller Bild auch dieses übertreffe.
Ferner befindet sich jetzt auch das Tryptychon mit der h. Dreieinigkeit, ehe-
mals bei Dr. Tesse (Scheibler Nr. 5) im Museum von Lille. — Eine bemerkens-
werthe Darstellung des h. Amandus, welche unter dem Namen des Lambert
Lombard geht, weist H. auf Grund der Vergleichung mit einem seit einigen Jahren
in den Besitz der Genter Archive übergegangenen Bande mit aquarellirten
Gostümblättern des Lucas de Heere letzterem Meister zu; eines dieser Gostüm-
blätter zeigt dieselben Modelle, welche für das Gemälde gedient haben. —
Weiterhin werden als Werke seltener Meister das lebensgrosse Bildniss eines
Mannes, von Wybrand de Geest 1659, und eine Landschaft mit Vieh, von Joh.
Bapt. Wolfert 1650, hervorgehoben.
im Museum von Douai findet H. eine beträchtliche Anzahl interessanter
Bilder zu verzeichnen. Eines derselben bringt er in Phototypie. Es ist eine
dem 15. Jahrhundert angehörende kleine Darstellung der Mannalese, von sehr
guter Erhaltung und leuchtendem Colorit. H. ist geneigt, sich der Angabe
des Katalogs, dass das Bild der deutschen Schule angehöre, anzuschliessen;
die Belebtheit der Physiognomien scheint ihm dafür zu sprechen und er fühlt
sich an Schongauer erinnert. Nun kann aber, selbst auf Grund des unzu-
reichenden Lichtbildes, mit Bestimmtheit ausgesprochen werden, dass hier keine
deutsche Malerei vorliegt; andererseits ist auch der vlämische Charakter nicht
stark hervortretend. Dagegen finden wir uns eher an Werke der früh-
holländischen, durch Dirk Bouts beeinflussten Schule erinnert und sehen uns
in dieser Ansicht noch bestärkt durch die Aehnlichkeit mancher Typen mit
Figuren des xylograghischen Speculum humanae salvationis, welches ja höchst,
wahrscheinlich in Holland um die sechziger Jahre entstanden und von meh-
reren Forschern sogar auf Dirk Bouts selbst zurückgeführt wird. — Bei den
Leiden des Hiob hält H. gleichfalls an der Benennung des Katalogs fest und
erklärt das Bild für eines der Hauptwerke des Hieronymus Bosch, während
es Wörmann dem Herri Bles zugewiesen hatte. Zugleich schreibt H. dem
Bosch ein Roger van der Weyden genanntes Diptychon zu, welches das
Jüngste Gericht und die dem h. Bernhard erscheinende Madonna darstellt. —
In einem kleinen Rundbilde der Toilette einer Sirene, welches leider verputzt
ist, aber in der feinen Landschaft noch Zeugniss ablegt von seiner ehe-
maligen Vortrefflichkeit, erkennt er eine Art Seitenstück zu dem reizenden
»Liebeszauber« genannten Bilde des Leipziger Museums, welches Lücke im
 
Annotationen