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Paul Kalkoff:
griffen wurden: es ist auch für Dürer’s Verhältniss zur Reformation cha-
rakteristisch, dass er zu diesem Landsmann und Altersgenossen nicht wieder
in Beziehung getreten zu sein scheint,
Dementsprechend muss einer in diesen Fragen kritiklosen Tendenz-
schrift wie der Dürer-Biographie L. Kaufmann’s (1883) gegenüber immer
wieder darauf hingewiesen werden, dass wir den Meister seit dem Auf-
treten Luther’s in ebenso intimer Beschäftigung mit den Schriften des
Reformators, wie in freundschaftlichem Verkehr mit seinen entschieden-
sten und vertrautesten Anhängern finden. Das alte Sprüchlein: „Sagemir,
mit wem Du umgehst“, wird auch hier seine Bedeutung für die Charakte-
ristik behaupten. So ist Dürer nach dem erhaltenen Briefe an Spalatin
— er dürfte deren noch manchen mit diesem einflussreichen Berather des
Kurfürsten, diesem klugen Förderer der Reformation gewechselt haben —
auch bekannt mit einem Bernhard Hirschfeld, der uns anderweitig
als ein eifriger Verehrer Luther’s begegnet. Dieser Ritter, gesessen zu
Otterwisch, gehörte zu der engeren Umgebung des Kurfürsten.8) Er hatte
noch 1517 mit dem Ritter Hans Schott von Oberlind, einem der bedeu-
tendsten Räthe Friedrich’s des Weisen, eine Wallfahrt nach dem heiligen
Lande gemacht und war auch der Feder mächtig.9) Der päpstliche Send-
ling Karl von Miltitz versäumte nicht in seinen Briefen an Spalatin
sich besonders auch „seinem Herrn und Vettern“ Bernhard Hirsfelt em-
pfehlen zu lassen.10) In seinem Schreiben vom Wormser Reichstage an den
Nürnberger Patricier Anton Tücher (Worms, den 25. Febr. 1521) aber zeigt
sich der kurfürstliche Rath als einen entschiedenen Gegner der Römlinge,
denen er Schuld giebt, dass sie mit der Aechtung Luther’s durch den
Kaiser „Empörung und Aufruhr im Reiche“ anzustiften suchten nur zu
dem Zwecke, „dass wir Deutschen einander selbst verfolgten und ihrer
Misshandlung dabei vergessen“, sie selbst aber „unreformirt von uns
blieben“.11) Das ist eine Anspielung auf die auch von Lazarus Spengler
berichtete Drohung Aleander’s, wenn die Päpstlichen die Vernichtung
Luther’s nicht erreichen würden, „wollten sie durch ihr Practica so viel
8) Die Beziehungen Dürer’s zu diesem Kreise datiren nach dem werthvollen
Nachweis, den Cornelius Gurlitt in dieser Zeitschrift Bd. XVIII, S. 112 f. gegeben
hat, aus den ersten Jahren des Jahrhunderts, als Dürer in Wittenberg mit künst-
lerischen Arbeiten für das dortige Kurfürstenschloss beschäftigt war. — Hierzu
sowie zu Dürer’s lebhaftem Interesse an Luther’s Schriften, vergl. auch die Mit-
theilungen G. Bauch’s aus Scheurl’s Briefbuche in den Neuen Mittheil, des Thü-
ringisch-sächs. Vereins, Halle 1897, XIX, S. 465. 434. 454 und in Bringer’s Zeit-
schrift f. Kirchengesch. XVIII, S. 397.
9) Weller, Repertorium typographicum nr. 998: eine Schrift von ihm vom
Jahre 1516.
lü) Cyprian, Nützliche Urkunden II., S. 54. 105 (d. d. Rom 1518, Sept. 10.
Dec. 26).
u) J. Köstlin in den Theologischen Studien und Kritiken 1882. S. 698.
Deutsche Reichstagsakten [RA.], Jüngere Reihe S. 788 f.
Paul Kalkoff:
griffen wurden: es ist auch für Dürer’s Verhältniss zur Reformation cha-
rakteristisch, dass er zu diesem Landsmann und Altersgenossen nicht wieder
in Beziehung getreten zu sein scheint,
Dementsprechend muss einer in diesen Fragen kritiklosen Tendenz-
schrift wie der Dürer-Biographie L. Kaufmann’s (1883) gegenüber immer
wieder darauf hingewiesen werden, dass wir den Meister seit dem Auf-
treten Luther’s in ebenso intimer Beschäftigung mit den Schriften des
Reformators, wie in freundschaftlichem Verkehr mit seinen entschieden-
sten und vertrautesten Anhängern finden. Das alte Sprüchlein: „Sagemir,
mit wem Du umgehst“, wird auch hier seine Bedeutung für die Charakte-
ristik behaupten. So ist Dürer nach dem erhaltenen Briefe an Spalatin
— er dürfte deren noch manchen mit diesem einflussreichen Berather des
Kurfürsten, diesem klugen Förderer der Reformation gewechselt haben —
auch bekannt mit einem Bernhard Hirschfeld, der uns anderweitig
als ein eifriger Verehrer Luther’s begegnet. Dieser Ritter, gesessen zu
Otterwisch, gehörte zu der engeren Umgebung des Kurfürsten.8) Er hatte
noch 1517 mit dem Ritter Hans Schott von Oberlind, einem der bedeu-
tendsten Räthe Friedrich’s des Weisen, eine Wallfahrt nach dem heiligen
Lande gemacht und war auch der Feder mächtig.9) Der päpstliche Send-
ling Karl von Miltitz versäumte nicht in seinen Briefen an Spalatin
sich besonders auch „seinem Herrn und Vettern“ Bernhard Hirsfelt em-
pfehlen zu lassen.10) In seinem Schreiben vom Wormser Reichstage an den
Nürnberger Patricier Anton Tücher (Worms, den 25. Febr. 1521) aber zeigt
sich der kurfürstliche Rath als einen entschiedenen Gegner der Römlinge,
denen er Schuld giebt, dass sie mit der Aechtung Luther’s durch den
Kaiser „Empörung und Aufruhr im Reiche“ anzustiften suchten nur zu
dem Zwecke, „dass wir Deutschen einander selbst verfolgten und ihrer
Misshandlung dabei vergessen“, sie selbst aber „unreformirt von uns
blieben“.11) Das ist eine Anspielung auf die auch von Lazarus Spengler
berichtete Drohung Aleander’s, wenn die Päpstlichen die Vernichtung
Luther’s nicht erreichen würden, „wollten sie durch ihr Practica so viel
8) Die Beziehungen Dürer’s zu diesem Kreise datiren nach dem werthvollen
Nachweis, den Cornelius Gurlitt in dieser Zeitschrift Bd. XVIII, S. 112 f. gegeben
hat, aus den ersten Jahren des Jahrhunderts, als Dürer in Wittenberg mit künst-
lerischen Arbeiten für das dortige Kurfürstenschloss beschäftigt war. — Hierzu
sowie zu Dürer’s lebhaftem Interesse an Luther’s Schriften, vergl. auch die Mit-
theilungen G. Bauch’s aus Scheurl’s Briefbuche in den Neuen Mittheil, des Thü-
ringisch-sächs. Vereins, Halle 1897, XIX, S. 465. 434. 454 und in Bringer’s Zeit-
schrift f. Kirchengesch. XVIII, S. 397.
9) Weller, Repertorium typographicum nr. 998: eine Schrift von ihm vom
Jahre 1516.
lü) Cyprian, Nützliche Urkunden II., S. 54. 105 (d. d. Rom 1518, Sept. 10.
Dec. 26).
u) J. Köstlin in den Theologischen Studien und Kritiken 1882. S. 698.
Deutsche Reichstagsakten [RA.], Jüngere Reihe S. 788 f.