am Nontag mit dem Karst aus dem Rartosfelacker
oder in der Mche mit dem Besenstiel! Nir mag's
gleich sein, aber das sag ich: wenn man sich zu
euch hält, kann man in seinen alten Lagen nicht
einmal einen ordentlichen Ztreich erzählen, ihr
Lssigkriige! Was wäre denn das sür eine Lünde?
Hans, als dein Eroßvater, der Viehhändler Ltoffel
starb, hat nach der Beerdigung jung und alt ge-
tanzt, alles was ,ins Leid geladen' war. Ist das
wahr oder nicht? tlnd kein Nensch hat sich darüber
ausgehalten und ich habe deinen vater selber sagen
hören, sein Ätti selig hätte gewiß im Grab gelacht,
wenn er's hätte mit ansehen können: man müsse
tanzen, so es einen danach gelüste und ein Paar
anderer Beine auch mittun wolle."
Laspars Rede war nicht zum Senster hinaus
gesprocheu; aus den Tesichtern konnte man lesen,
daß die Neinung im Begriff war umzuschlagen.
Übrigens war ja der Mderspruch so ernst nicht
gemeint gewesen: er war ein Näntelchen, gewoben
aus ein bißchen Lcheu, wohl auch aus ein bißchen
Heuchelei, und man hatte es umgeworfen in der
sesten Zuversicht, es werde sich schon eine anständige
Ärt finden lassen, es wieder abzustreisen. Indessen
hütete man sich wohl, das Näntelchen zu srüh
sallen zu lassen: der Bauer ist bedächtig, will man
von ihm etwas, einen Lauf oder eine Linwilligung,
und wär's auch zu seinem Rutzen, und wär's auch
zu einem Tänzchen, man muß mit ihm darum
seilschen, das gehört zu seiner Lebensweisheit.
T>a, wie jeder erwartete, sein Nachbar werde
einen bequemen Weg vom „Ichäppeln" zum Tanzen
finden, klang es ties und weich: „Tanzt heut nicht!"
Das war eine Lnttäuschung. Aber der Retter in
der Rot ließ nicht aus sich warten, er kam von der
Legle her mit seinen langen Zoldatenschritten:
„Mas bist du heut sür ein verdrießlicher Bursche!
6llristo Nuclonng. saorÄinonto! Willst du denn
braver sein als die andern? Du ßreudenversalzer!
Eeh! ich weiß, du würdest ums Leben gern tanzen,
wenn du nicht Angst hättest, der Lchulpfleger Ruedi
könnt's ersahren und seinem Thueri die lkappe
schleifen!"
T>ie andern lachten, und Brändli, durch den
Lrfolg ermuntert, sprach weiter: „Wenn der Lhueri
nicht tanzen will, was schert das mich? Tanzt,
weil ihr noch Waden habt und die Küße lüpsen
könnt! Das ist alleweg besser als greinen und
slennen. Wollt ihr nicht, daß es die Alten erfahren,
nun, wer plaudert's aus, wenn ihr euer eigenes
Riegelchen vorschiebt? Ich tu's nicht! Ich nicht!
Ich, der Heiri!"
„Aber der Lchulmeister? Ihr habt ja gesehen,
wie er den Knger aufhob," sagte Anneli, das
noch vor zwei Iahren zur Zchule gehen mußte.
„Ach, der Alte war noch nie eine Plaudertasche;
gefällt's ihm auch nicht, so schwatzt er's doch nicht
aus: ihr sagt ihm morgen ein Wörtchen ins Ghr
und damit basta!"
Dem jungen volk zuckten schon die Tänze in
den Küßcn, besonders den Nädchen. Die drängten
sich zusammen, stellten sich auf die Zehen und
zwitscherten und kicherten und stützten die Arme in
die Hüften. Liner der Burschen, der die Ztimmung
richtig beurteilte, bückte sich, um die gelockerten
Zchuhriemen fester zuzuziehen. Lhristian aber stellte
sich vor ein Leitenfenster, sah in die Nacht hinaus
und brummte etwas.
„Was hat dir der Nond zuleide getan, daß
du ihn anknurrst?" sragte ihn Iärlis Bert, der
hinter ihm stand.
„T>a sieh nur her! Wenn der Nachbar Ltelzer
den Nops unter der Bettdecke hervorstreckt, so sieht
er gerade durch dieses Kenster ins Zchulzimmer, und
merkt der etwas von unserem Tanz, nachher weiß
es morgen die ganze Temeinde. Ls geht wirklich
nicht!"
Lr hatte die letzten Worte so laut gesprochen,
daß sie auch vou anderen vernommen wurden.
„Warum geht es nicht?"
„Wegen dem Fenster da?"
Älle begriffen sogleich. Wie war da zu helfen?
Linen Augenblick wurde es mäuschenstill im Zimmer.
Da platzte das lebhaste Anneli, das seine Tanz-
lust noch nie recht gesättigt hatte und nun ohne
Besinnen seine Zeligkeit sür ein Wälzerchen oder
ein Hopserchen hingegeben hätte, plötzlich mit der
Zache heraus: „Ich hab's! die Wandtasel! die
Wandtasel!"
„Hurra, Annele! Respekt vor dir!"
Drei, vier Nädchen eilten auf die Wandtasel
zu, hoben sie vom Testell und trugen sie lachend
zu dem verräterischen Senster. Nun griffen auch
die Burschen ein, und nach wenigen Ninuten war
das Zeitensenster so gut wie blind, und das Zchul-
haus zeigte dem lauernden Nachbarhaus keines
seiner sreudenhellcn Augen mehr.
Ietzt wurden die Zchulbänke zurückgeschoben
und auseinandergestellt, um Raum zu gewinnen,
und bei dieser Arbeit kam eine ausgelassene Heiter-
keit über die Leutchen. Linige der Burschen zogen
ihre braunen Barchentkittel aus und warsen sie
auf die aufgeschichteten Bänke, andere suchten mit
den Augen möglichst unausfällig die Länzerin, mit
der sie am liebsten den ersten Wirbel durch das
Zimmer gedreht hätten, einer aber rief: „Ztampst
nicht zu stark auf den Boden, damit der Lchul-
meister nicht ärgerlich wird."
„Wer aber spielt aus?"
Neue Bestürzung! Daran hatte man nicht ge-
dacht. Nan sah sich um und musterte sich.
„He! Aonrad! Heraus mit der Nundharmonika!"
„Ich habe sie nicht bei mir!"
^ „Zchaut den Zchlaukops! Da es ihm nicht ums
Lanzen ist, sollen auch wir seiern! Heraus mit der
Anittlingerin!"
„Ich habe sie nicht bei mir!"
„Glaub s, wer mag!" ries Aaspar, näherte sich
;einem Aameraden, der aus einer Bank saß, und
klopste ihm aus die Taschen seines Aittels. Dann
wandte er sich mit einem langen Tesicht zu den
anderen: „Wahrhaftig! wer hat den Lhueri je
ii?
oder in der Mche mit dem Besenstiel! Nir mag's
gleich sein, aber das sag ich: wenn man sich zu
euch hält, kann man in seinen alten Lagen nicht
einmal einen ordentlichen Ztreich erzählen, ihr
Lssigkriige! Was wäre denn das sür eine Lünde?
Hans, als dein Eroßvater, der Viehhändler Ltoffel
starb, hat nach der Beerdigung jung und alt ge-
tanzt, alles was ,ins Leid geladen' war. Ist das
wahr oder nicht? tlnd kein Nensch hat sich darüber
ausgehalten und ich habe deinen vater selber sagen
hören, sein Ätti selig hätte gewiß im Grab gelacht,
wenn er's hätte mit ansehen können: man müsse
tanzen, so es einen danach gelüste und ein Paar
anderer Beine auch mittun wolle."
Laspars Rede war nicht zum Senster hinaus
gesprocheu; aus den Tesichtern konnte man lesen,
daß die Neinung im Begriff war umzuschlagen.
Übrigens war ja der Mderspruch so ernst nicht
gemeint gewesen: er war ein Näntelchen, gewoben
aus ein bißchen Lcheu, wohl auch aus ein bißchen
Heuchelei, und man hatte es umgeworfen in der
sesten Zuversicht, es werde sich schon eine anständige
Ärt finden lassen, es wieder abzustreisen. Indessen
hütete man sich wohl, das Näntelchen zu srüh
sallen zu lassen: der Bauer ist bedächtig, will man
von ihm etwas, einen Lauf oder eine Linwilligung,
und wär's auch zu seinem Rutzen, und wär's auch
zu einem Tänzchen, man muß mit ihm darum
seilschen, das gehört zu seiner Lebensweisheit.
T>a, wie jeder erwartete, sein Nachbar werde
einen bequemen Weg vom „Ichäppeln" zum Tanzen
finden, klang es ties und weich: „Tanzt heut nicht!"
Das war eine Lnttäuschung. Aber der Retter in
der Rot ließ nicht aus sich warten, er kam von der
Legle her mit seinen langen Zoldatenschritten:
„Mas bist du heut sür ein verdrießlicher Bursche!
6llristo Nuclonng. saorÄinonto! Willst du denn
braver sein als die andern? Du ßreudenversalzer!
Eeh! ich weiß, du würdest ums Leben gern tanzen,
wenn du nicht Angst hättest, der Lchulpfleger Ruedi
könnt's ersahren und seinem Thueri die lkappe
schleifen!"
T>ie andern lachten, und Brändli, durch den
Lrfolg ermuntert, sprach weiter: „Wenn der Lhueri
nicht tanzen will, was schert das mich? Tanzt,
weil ihr noch Waden habt und die Küße lüpsen
könnt! Das ist alleweg besser als greinen und
slennen. Wollt ihr nicht, daß es die Alten erfahren,
nun, wer plaudert's aus, wenn ihr euer eigenes
Riegelchen vorschiebt? Ich tu's nicht! Ich nicht!
Ich, der Heiri!"
„Aber der Lchulmeister? Ihr habt ja gesehen,
wie er den Knger aufhob," sagte Anneli, das
noch vor zwei Iahren zur Zchule gehen mußte.
„Ach, der Alte war noch nie eine Plaudertasche;
gefällt's ihm auch nicht, so schwatzt er's doch nicht
aus: ihr sagt ihm morgen ein Wörtchen ins Ghr
und damit basta!"
Dem jungen volk zuckten schon die Tänze in
den Küßcn, besonders den Nädchen. Die drängten
sich zusammen, stellten sich auf die Zehen und
zwitscherten und kicherten und stützten die Arme in
die Hüften. Liner der Burschen, der die Ztimmung
richtig beurteilte, bückte sich, um die gelockerten
Zchuhriemen fester zuzuziehen. Lhristian aber stellte
sich vor ein Leitenfenster, sah in die Nacht hinaus
und brummte etwas.
„Was hat dir der Nond zuleide getan, daß
du ihn anknurrst?" sragte ihn Iärlis Bert, der
hinter ihm stand.
„T>a sieh nur her! Wenn der Nachbar Ltelzer
den Nops unter der Bettdecke hervorstreckt, so sieht
er gerade durch dieses Kenster ins Zchulzimmer, und
merkt der etwas von unserem Tanz, nachher weiß
es morgen die ganze Temeinde. Ls geht wirklich
nicht!"
Lr hatte die letzten Worte so laut gesprochen,
daß sie auch vou anderen vernommen wurden.
„Warum geht es nicht?"
„Wegen dem Fenster da?"
Älle begriffen sogleich. Wie war da zu helfen?
Linen Augenblick wurde es mäuschenstill im Zimmer.
Da platzte das lebhaste Anneli, das seine Tanz-
lust noch nie recht gesättigt hatte und nun ohne
Besinnen seine Zeligkeit sür ein Wälzerchen oder
ein Hopserchen hingegeben hätte, plötzlich mit der
Zache heraus: „Ich hab's! die Wandtasel! die
Wandtasel!"
„Hurra, Annele! Respekt vor dir!"
Drei, vier Nädchen eilten auf die Wandtasel
zu, hoben sie vom Testell und trugen sie lachend
zu dem verräterischen Senster. Nun griffen auch
die Burschen ein, und nach wenigen Ninuten war
das Zeitensenster so gut wie blind, und das Zchul-
haus zeigte dem lauernden Nachbarhaus keines
seiner sreudenhellcn Augen mehr.
Ietzt wurden die Zchulbänke zurückgeschoben
und auseinandergestellt, um Raum zu gewinnen,
und bei dieser Arbeit kam eine ausgelassene Heiter-
keit über die Leutchen. Linige der Burschen zogen
ihre braunen Barchentkittel aus und warsen sie
auf die aufgeschichteten Bänke, andere suchten mit
den Augen möglichst unausfällig die Länzerin, mit
der sie am liebsten den ersten Wirbel durch das
Zimmer gedreht hätten, einer aber rief: „Ztampst
nicht zu stark auf den Boden, damit der Lchul-
meister nicht ärgerlich wird."
„Wer aber spielt aus?"
Neue Bestürzung! Daran hatte man nicht ge-
dacht. Nan sah sich um und musterte sich.
„He! Aonrad! Heraus mit der Nundharmonika!"
„Ich habe sie nicht bei mir!"
^ „Zchaut den Zchlaukops! Da es ihm nicht ums
Lanzen ist, sollen auch wir seiern! Heraus mit der
Anittlingerin!"
„Ich habe sie nicht bei mir!"
„Glaub s, wer mag!" ries Aaspar, näherte sich
;einem Aameraden, der aus einer Bank saß, und
klopste ihm aus die Taschen seines Aittels. Dann
wandte er sich mit einem langen Tesicht zu den
anderen: „Wahrhaftig! wer hat den Lhueri je
ii?