Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 7.1903-1904

DOI Heft:
Heft 4
DOI Artikel:
Hesse, Hermann: Donna Margherita und der Zwerg Silippo, [1]
DOI Artikel:
Beringer, Joseph August: Die Museen als Volksbildungsstätten
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.19303#0225

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Zteinchen im Alasser zu (Üuallen, Aischen, Krabben
und Äustern kam, zu ertrunkenen Zchiffern und zu
Wassergeistern, Kobolden und Neerfrauen, deren
Leben und Begebenheiten er wohl kannte und die
er genau und deutlich zu schildern wußte.

Vbwohl nun das Zräulein Nargherita, gleich
so vielen schönen Damen, hochmütig und eines
harten Herzens war, hatte sie doch zu ihrem Zwerge
viele Zuneigung und achtete daraus, daß jedermann
ihn gut und ehrenvoll behandelte. Aur sie selber
machte sich zuweilen einen Lpaß daraus, ihn ein
wenig zu quälen. Bald nahm sie ihm alle seine
Bücher weg, bald sperrte sie ihn in den biäfig ihres
Papageien, bald brachte sie ihn aus der Treppe
zum Ltraucheln. lDies tat sie jedoch alles nicht in
böser Absicht, auch beklagte Klippo sich niemals,
aber er vergaß nichts und brachte zuweilen in seinen
Närchen kleine Anmerkungen und Ztiche an, welche
das Hräulein sich denn auch ruhig gefallen ließ.
Zie hütete sich wohl, ihn allzusehr zu reizen, denn
jedermann glaubte ihn im Besitz verborgener Mssen-
schasten und heimlicher Nittel. tAit Zicherheit wußte
man, daß er die Aunst verstand mit mancherlei
Tieren zu reden und daß er im Vorhersagen von
Witterung und Ztürmen unfehlbar war. Doch
schwieg er zumeist still, wenn jemand mit solchen
Sragen in ihn drang, und wenn er dann die
schiefen Achseln zuckte und dcn schweren steifen Aops
zu schütteln versuchte, vergaßen die Kragenden ihr
Anliegen vor lauter Lachen.

A)ie ein jeder Nensch das Bedürsnis hat, irgend
einer lebendigen Zeele zugetan zu sein und Liebe
zu erweisen, so hatte auch Hilippo außer seinen
Büchern noch eine absonderliche ßreundschast, näm-
lich mit einem schwarzen Hündlein, das ihm ge-
hörte und sogar bei ihm schlies. Ls war das

Eeschenk eines unerhört gebliebenen Liebhabers an
das ßräulein Nargherita und dem Zwerg von
seiner Dame überlassen worden. Tleich am ersten
Tage nämlich war es verunglückt und von einer
zugeschlagenen Zalltür getrossen worden, wobei es
ein Lein gebrochen hatte. Ls sollte getötet werden,
da hatte der Zwerg das Tier sür sich erbeten und
zum Teschenk erhalten. Unter seiner Pflege war
es genesen und hing mit großer Dankbarkeit an
seinem Retter. Doch war ihm das geheilte Bein
krumm geblieben, so daß es stark hinkte und da-
durch noch besser zu dem Verwachsenen paßte,
worüber Kilippo manchen Acherz zu hören bekam.

Wenn diese Liebe zwischen Zwerg und Hund
lächerlich war, so war sie doch nicht minder aus-
richtig und herzlich, und ich glaube, daß mancher
reiche Ldelmann von seinen besten ßreunden nicht
so innig geliebt wurde, wie der krummbeinige
Bologneser von ßilippo. Dieser nannte ihn Silippino,
woraus der Uosename ßino entstand, und behandelte
ihn so zärtlich wie ein Uind, sprach mit ihm, trug
ihm leckere Bissen zu, ließ ihn in seinem Bettlein
schlasen und spielte ost lange mit ihm, kurz er
übertrug alle Liebe seines heimatlosen und armen
Lebens aus das kluge Tierchen und nahm seinet-
wegen vielen Lpott der Tienerschaft und der Herrin
aus sich. And ihr werdet in Bälde sehen, wie
wenig lächerlich diese Zuneigung war, denn sie hat
nicht allein dem Hunde und dem Zwerge, sondern
dem ganzen Hause großes Unheil gebracht. Ls
möge euch deshalb nicht verdrießen, daß ich so
viele Alorte über einen kleinen lahmen Hund ver-
lor, sind doch die Beispiele nicht selten, daß durch
noch viel geringere Ursachen große und schwere
Lchicksale hervorgerusen wurden.

iSortsetzung folgt.)

Oie Nuseen 3.1s Vo11^8bi1c1unA88l9.1teli.

Oie unter 6en Se^rikk „so^iale I^rsxe" fallenäe
6evve§unI c1e3 vierten Stancles kst von ^.nkonx
sn 2wei Lckwerpunlcte Aelrsbt. Oie IVlo^en-
fraxe i5t clnrck clie so^iole Oeset-Aebunx unä
clurcb clie b.obnbevve§un§ innerkolb cler ^Vrbeiter-
scboft selbst cler b>ösun§ näker Aebrncbt worclen.
Oie LilöunxsfrnAe kot staatlickerseits in cler
storlcen Verinebrunx cler irLcbscbuIen uncl V/Ieister-
lcurse Lnt§e§enlcoinlnen Aeiunclen; sus ^rbeit-
xeber- uncl ^rbeitnekrnerlcreisen keraus bnt rnsn
clurcb VeranstoltuNA von Vortroxsr^Iclen, Vollcs-
kocbscbullcursen usw. unternornrnen, clern 8il-
clunxsbeclürfnis 2U §enü§en unü üen Lilcfunxsxrncl
cles vierten Ltancles 2U keben.

>VIs ein OIieü in üen VollcsbilclunAsbestrebunAen
sollen ouck clie ^luseen ersckeinen. Oie,,2lentral-
stelle für /Vrbeiter-Woklkskrtseinricktun^en" but
auf ikrer XII. Xonkeren^ riu Ickonnkeirn uussckliell-
lick clieses Ikerno auf clie IsAesorünun^ ikrer
Lweitä^ixen Leratunxen xesetrt, urn „eine Öber-

sickt llber irn In- uncl ^uslanüe anAestellte Ver-
sucke 2u xewinnen, wie clie Lckät^e üer IVIuseen
weitern Lckickten cles Vollces nutsbor xernockt
werüen Icönnen, unü llber clie rnö§1icke uncl tun-
licke LörclerunA clieser Lestrebunxen 2u beroten".
80 sekr ksute auck „sosiol" uncl „vollcstllrnlick"
Qren^bexrikke xeworüen sincl, clie stetix inein-
unllerkliellen uncl auseinoncler kervorAeben, so
käubA ouck Xllnste uncl Wissensckakten §e§en-
wörti§ nur unter äen ^spelcten ikrer so^ia! uncl
vollcstllinlick er^iekeriscken Wirlcunß;en betrack-
tet 2u weräen pllexen, so blieben clock von ^n-
fanx cler 6erstun§en an clie Xarclinolfr3§en auller
Setrockt: Wer ist äos Vollc, äern clie IVIuseen
ols Qilclun^sstätten ^uxön^Iick Aernockt werclen
sollen; welckes ist clie LilclunA, clie clurck clie
IVluseen verrnittelt werclen Icann? Oie reinlicke
OebnierunA clieser Bexrikke unterblieb kier ebenso,
wie in clen rneisten bisker ersckienenen Bubli-
Icotionen llber clieses Ikerns.
 
Annotationen