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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 7.1903-1904

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Heft 4
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Rosen, Felix: Auf der Suche nach der Heimat
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Sebaldt, Käte: Der klingende Berg
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https://doi.org/10.11588/diglit.19303#0213

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sonäerlick §e8ckickt ZeLeicknet, ^eixen weni§-
steirs überLÜ äas Lemükerl ües Lünstlers, äie
perspektiviscüeil Verkür^un^en <Zer Llätter ^nin
^nsüruclc brinxen.*

^n clns Qenter ^ltsrwerlc erinnert eine rote
XornIIe iin Voräerxrnncle, neben welcker rnnn
ein rnnsckeläknlickes LckneclcenAekänse siekt,
ein soxennnntes Seeokr (tZaliotis). Oie perl-
rnntterAlän^enüen Lcknlsn ckeserlVleeressckneclcen
werüen nnck kente nock ^esninrnelt nnü nls
bkppes, 2n^sckenbeckern nnü Lknlicken2weclcen
verwenüet.

k'ür üen ?nrLc1iesA3rten knt cler IVlsIer cles
„LünclenfLlls" eine walclreicke HüAellnnclsckLft
rnit einAestrenten Llüken Zewäklt. Lie erinnert

* LLinilsdll-l^, wie cils 2sicllnunßs cier XiLllter, siinnein
snsfsllencl an 6!s -^it clss Hsncliilc (Heiiv) inst cls SIss;
cliessni Xünstlei wüiüen wii üen „8ünüsnssII" Luscllisibsn,
wenn ciss Nenclsnt, üie „kewsinun^", nicllt sinei solclien
Lsstiniinun^ iin Ws^e stsnüs.

eini§eriri3ken srl üen flinterZrnncl eines Lilcles
in äer Q1ns§ower Lorporntion QnIIer)!, „8t. Vilr-
tor rnit einern Zeistlicken 8tifter", ÜLS inan
xlcickfnlls äern Qoes rinsckreibt, nncl nn clie
oben erwäknte „QrsbleAnnZ" üer bfLtionnI
Qn11er)i in Qonüon, clie nnk clen blninen RoZiers
ocler nenerclinAS Oirk Lonts bestiinrnt wirä.
^lle clrei Lilcler 2ei§en in cler QnnclsckLkt rnit
ikren einkncken Oorinen, üen breiten blüxel-
rüclcen, äen in nntürlickster ^.rt iin Qeläncle
verteilten LnninArnppen uncl encllick iin Oeklen
sller künstlicken Oekorntionsstücke 3ls 8cklössern,
Oelsen, einen keinen nncl selbstüncliAen Qe-
sckinnclr; 2n§1eick küllt clie knst sckwerinütixe
8tiininun§ üieser Qnnclscknften sowie üer)eniAen
üer Wiener QeweinnnZ 3nk 3ls eine 8e1tenkeit
in cler nieclerlüncliscken Xnnst. XVir rnöckten
in äiesen vier Lilclern clnker ^rbeiten cles Huxo
vnn cler Qoes seken, clock — lceines xekört
ikrn A3N2 nn2weike1k3kt.

Der klingende Berg.

Mr entnehmen diese Lpisode einem Buch unserer
rheinischen Landsmännin Niriam Lck, das vor
knrzem erschien.*

Der klingende Berg liegt in der reichgesegneten
Landschaft iibcr Trier. Dort aus einem Bauerngut,
das zugleich Lommerwirtschast ist, entwickelt die
Dichterin in seltsam losen Linzelszenen ein Lrden-
bild, in dem das Nenschliche seine Bedeutung sast
verliert. Sestalten kommen hinauf und gehen
hinab, und nur die kurze Ztunde da oben läßt
uns in ihr Leben sehen. wie Notten ins Qcht,
so flattern sie durch den sonnigen Duft hier oben
und sinken wieder in das neblige Lal zurück.
Zchicksalgebeugte und Eleichgültige,^ Leere und
solche mit einer Hülle des Herzens, Lrsahrene und
Hofsende kommen herauf und tun ihren Blick ins
Cal. Bur die Eutsfamilie bleibt, und wie sie in
ihrem einzigen Zohn Toni ein Zchicksal erlebt,
das ist — aber im Vorgang kaum angedeutet —
der novellistische Hang des Buches, der aber, wie
der Erund eines Baches unter dem Blihen der
wellen, unter den Zpiegelbildern der Blumen,
Bäume und Nenschengesichter kaum zu erkennen
ist. wir greifen die Lpisodc einer jungen Seigerin
aus dem Norden heraus.

* *

' Der klingende Berg, Uovelle. verlcig Rxel Iunker,
Stuttgart.

Drüben im alten haus hatte sich seit wenig Tagen
ein East eingemietet, ein blasser, schmaler, schlanker.

Die junge Eeigenspielerin kam aus der großen
Ltadt.

Zie begehrte Ruhe und hatte sich hier heraus-
geflüchtet und hatte sich ein bißchen verrechnet.

Dieser singende, klingende Lerg war keine abso-
lute Ruhestatt. Nur frühmorgens und spätabends
kam der Friede, von dem sie träumte und von
dem sie in Büchern gelesen hatte. Lie kannte nur
Zehnsucht, Ringen, Lntzückungen und Äual.

Rlles dies hier oben war ihr neu, und vielleicht
hätte sie ihrer Neugier Raum gegeben und das
Hremdartige in sich aufgenommen, aber drohend
klopften die Hebote an ihre Tür. Rräste sammeln
mußte sie zu neuem Hoffen, zu neuem ßlug.

Lo ging sie weit hinein in den wald, mit einer
Hängematte oder einem Keldstuhl, und in der Natte
liegend, konnte sie stundenlang in die Nadeln oder
in die Blätter schauen und die kleinen Hetzchen
blauen Himmels begucken, die hindurchschienen.

Zie hatte es sich vorgenommen. Zie wollte
braun und kräftig werden, und so zwang sie sich
zur Ruhe und zwang sich, alle die Bücher und
Noten im Rosfer zu lassen und die Eeige im Rasten.

Ls ward ihr schwer.

Der N)ald redete in vielfacher Zprache und ost
tönte Lachen und Lingen und Iodeln von weither
an ihr Vhr.

/p

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