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Schenkel, Wolfgang
Die altaegyptische Suffixkonjugation: Theorie der inneraegyptischen Entstehung aus Nomina actionis — Wiesbaden, 1975

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https://doi.org/10.11588/diglit.14994#0052

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Bausteine zu einer Nomen-actionis-Theorie

Erklärung völlig regelmäßig, was sich besonders schön dort zeigt, wo Verben ult.
inf. Gemination haben. 2. B. heißt das PIA von j-tnr „lieben" — ohne Gemina-
tion — j-mr.jln, während das Verb ult. ;' mr-j „lieben" — mit Gemination — mrr.j
heißt112.

Auffällig bleibt lediglich, daß das Kausativ-Präfix s- nicht, wie sonst immer,
vor anderen Wortbildungspräfixen steht, sondern wenn s- und j- gleichzeitig
stehen, nach ;-; z.B. j-s-fb als Kausativbildung zu j-fh/fh „lösen". Es gibt
zwei Erklärungsmöglichkeiten: entweder ist die Präfigierung von ;'- historisch
jünger als die von s-, während alle übrigen Präfixe älter sind als s-, was mög-
lich, wenn auch unbeweisbar ist (leider scheidet das Kriterium der Produk-
tivität zur Altersbestimmung aus: zwar ist s- als produktives Präfix noch
relativ jung; da aber die Geschichte des Soziolekets o. ä., in dem ;- existiert,
nur ausschnittsweise faßbar ist, lassen sich über die Produktivität von ;'- keine
Aussagen machen); oder j-s- ist aus phonetischen oder eher morphophonemi-
schen Gründen aus *s-j- entstanden, was zunächst als bloße Möglichkeit stehen
bleiben muß.

Die Erklärung des /-Augments als erster, schwacher Radikal sei nach dieser
kurzen Erläuterung einmal als richtig vorausgesetzt. Dann ergibt sich die bemer-
kenswerte Tatsache, daß dieser erste Radikalzwar bei allen unverdächtigen (nicht-
defektiven) finiten „Tempora" und allen Partizipien belegt ist, nicht aber beim
Infinitiv und anderen Nomina actionis (namentlich Komplementsinfinitiv), beim
Verbaladjektiv sdm.tpjj und merkwürdigerweise auch beim aktiven sdm.wf, bei
dem man es — da es doch als „Tempus" der Suffixkonjugation gilt — von vornher-
ein erwartet. Eine Erklärung könnte sich aus dem ähnlichen Verhalten des letzten,
schwachen Radikals bei Verben ult. inf. ergeben: auch bei diesen wird — soweit
das die Orthographie direkt erkennen läßt bzw. Rekonstruktionsverfahren zeigen
— der schwache Radikal in finiten Verbalformen und Partizipien wohl überall
gesetzt — sofern nicht anstelle des schwachen Stamms der geminierte Stamm ein-
tritt —, jedoch wird der schwache Radikal im allgemeinen nicht gesetzt beim Infi-
nitiv (dem häufigeren 1. Infinitiv des Koptischen) und auch beim Verbaladjektiv
sdm.tj-fj. Während bei den Verben ult. inf. die Regel mehr statistischen Charak-
ter hat (es gibt auch Infinitive, Nomina actionis und sdm.w-f-lcormen mit letztem,
schwachem Radikal), scheint bei den Verben Iae ;'- (alias Verbalformen mit pro-
thetischem ;'-) die Scheidung zwischen Formen mit ;'- und Formen ohne ;'- (noch)
strenger zu sein: substantivische Nominalformen (Infinitiv, Nomina actionis; auch
sdm.ty-fj, das wohl versuchsweise als solche Form eingestuft werden darf, vgl. unten
Abchnitt 5.2.8) werden ohne prothetisches j- gebildet. Diese Regel als richtig vor-
ausgesetzt, müßte auch sdm.wf als substantivische Nominalform, als Nomen actio-
nis erklärt werden, nicht als „Tempus" der Suffixkonjugation — eine Erklärung, die
bestens zum oben festgestellten nominalen Charakter der defektiven „Tempora"
paßt, zu denen das aktive sdm.w-f gehört.

111 Edel, AäG, § 630 dd; anders Westendorf, GMT § 306.

112 Edel, AäG, §§ 630 cc.
 
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