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Strzygowski, Josef; Strzygowski, Josef [Editor]
Die Baukunst der Armenier und Europa: Ergebnisse einer vom Kunsthistorischen Institute der Universität Wien 1913 durchgeführten Forschungsreise (Band 1) — Wien: Kunstverl. Schroll, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.47010#0190
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DER LÄNGSGERICHTETE KUPPELBAU

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begleitet. An der West-
fassade allein auch Drei-
eckschlitze (vgl. Grund-
riß, Abb. 197), darin ein
Doppeldienst und um das
Rund ein Lorbeerstab.
Am meisten Beach-
tung verdienen die Blend-
bogen um die drei Strebe-
nischen. Man sieht in Ab-
bildung 198 die Haupt-
und Nord-, in Abbil-
dung 16 die Nord- und
in Abbildung 202 die Süd-
konche. Immer istdiefünf-
seitige Apsis von fünf
Blendbogen umzogen, die
wie an der Fenstertrom-
mel an den Ecken in
Doppeldiensten Zusam-
mentreffen. Die Bogen
sind flach und mit Schrä-
gen versehen, an denen
Verzierungen angebracht
sind. Ich werde später
noch eine Einzelheit von
der Südapsis geben. Sehr
eigenartig sind die obe-
ren Endigungen der
Dienste: zwischen dem
Quadrate oben und dem
Kreise unten vermittelt
ein von oben halbkreis-
förmig herabhängender
Lappen, geschmückt mit
einer Palmette, unter dem
ein Geflecht dreistreifiger
Bänder hervorkommt: al-
so das richtige romanische
»Würfelkapitell«, das ist
die Grundart sämtlicher
an dem Baue vorkommen-


Abb. 202. Thalin, Kathedrale: Strebenische der Südseite.


der Köpfe, nur entbehren alle Innendienste (Abb. 201) jedes Schmuckes. Die Schräge des Blend-
bogens, der nicht voll halbrund ist, beginnt mit einem Wulste, darüber eine plumpe Weinranke.
An der Südseite oben eine Sonnenuhr, die mit Abbildung 31 zu vergleichen ist. An der Nord-
konche (Abb. 16) sind die Köpfe mit Halbpalmetten geschmückt ohne Flechtband, die Bogen mit
Granatzweigen, an der Ostapsis die Köpfe mit Spiralen, die Bogen mit Flechtbändern. Über die
erhaltenen Reste von Malereien später.
Der Gesamteindruck (Abb. 198) hat etwas scheinbar Unarmenisches darin, daß die Masse zu sehr
zerklüftet erscheint. Das liegt wohl daran, daß Querarme und Strebenischen eine Häufung bedeuten.
Die Baumeister werden das wohl empfunden haben: die Entwicklung des Kuppellängsbaues voll-
zieht sich denn auch in der Richtung der völligen Auflassung der alten Nischenverstrebung1).
*) Weitere Nachrichten: Lynch, T, S., 322 f. Ferner »Zeitschrift für christliche Kunst«, XXVIII (1916), S. 151 f.
 
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