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AMT MÜLLHEIM. — BADENWEILER.

Fig. in.

zwei Stücke mit Stempeln an der Wandung (CIBISVS FEC und FERIALIS),
vier mit inneren Bodenstempeln (CASTVS F, IANVArius, VESIM [?], CIL . . VS),
einer g mit am Hals eingekratztem Namen (Alicus, Amicus?), eine hübsche zweihenklige
Vase f mit Efeurankenverzierung en barbotine. Von besonderem
Interesse sind noch eine schöne, in bläulichen Stein mit dunklem
Rand geschnittene ovale (2,2 auf 1,5 cm) Gemme mit der Darstellung
einer auf einem Delphin sitzenden Najade (Fig. in) und ein viel-
genanntes, an der Nordmauer aufgerollt gefundenes rechteckiges
(6 auf 4,7 cm) Silbertäfelchen mit Inschrift, in griechischen Buch-
staben geschrieben, Zeile 5 —10 in lateinischer Sprache (Fig. 112). Solche Täfelchen,
auch wohl von Gold, wurden in kleinen cylindrischen Kapseln als Amulette getragen
(ähnliche im Mus. in Regensburg). Sie sind gnostischen Inhalts, in unserem
Falle dazu bestimmt, eine Reihe von Dämonen
zu bewegen, den Inhaber und mehrere Mitglieder
seiner Familie, darunter einen Luciolus und
eine Mercussa, vor allen Gefahren zu behüten.

Genaueres darüber s. bei Wi e d e m an n, Bonner
Jahrb. LXXIX, S. 215 fr., wo auch die ein-
schlägige Literatur; bei F. X. Kraus, Christi.

Inschr. d. Rh. I, 13, mit Faksimile, und bei
Zangemeister, C 11, XIII, 5338.

Uber die zahlreichen römischen Münz-
funde von Cäsar bis Gratian und Maximus s.

Bissinger I und II, 81; sie stammen teils aus der
Ruine selbst, teils aus der Nähe derselben. Sie
wie die Formen der Tongefäße berechtigen zu der Annahme, daß das Gebäude in der Zeit
vom II. bis IV. Jahrh. n. Chr. benutzt worden ist. Einzelnes weist auch schon auf ältere
Besiedelung des Orts, selbst in keltischer Zeit, hin (s. Schumacher, N. Heidelb. J. VIII, 1
S. 107 f.). Die Einfälle der Alamannen werden den Untergang der Anlage herbeigeführt
haben.

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Fig. 112.

Bei der immerhin ansehnlichen Erscheinung derselben darf, wenn auch nirgends
militärische Zwecke zutage treten, doch angenommen werden, daß die Bewohnerschaft
des Orts nicht unbedeutend war und daß auch weitere Gebäulichkeiten vorhanden
gewesen sein mögen. In der Tat gibt Preuschen in seiner Beschreibung der römischen
Bäder von 1786 an, längs der Nordseite derselben hätten sich die Grundbauten eines
Teichs (,,beinahe 200 Fuß lang und 53—63 Fuß breit“) hingezogen, der mit einer
1,80 m hohen Mauer umgeben war, die gegen N. zwei zu Schleusen eingerichtete
Öffnungen zeigte, wohl um das vom Gebäude abfließende Wasser aufzunehmen. Wenig
weiter nördlich befanden sich dann die Fundamentreste eines zweiten größeren
Baues mit zwölf größeren und kleineren Gemächern, in denen sich Mahlsteine, Schmelz-
tiegel und Tonscherben gefunden haben sollen, alles Reste, die wahrscheinlich bei der
Anlage des jetzigen Parks beseitigt worden sind; ferner sind in den nördlich von der
Badruine gelegenen Geländen am Weg nach 0berwei 1 er wiederholt römische
Mauerreste konstatiert worden. Endlich stieß man beim Aushub der Fundament-
gruben für die neue Kirche 1892 auf verschiedene, sich mehrfach rechtwinklig
 
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