r. 1 vom 4. Januar 1931
WELT KUNST
11
Werts r,S u die Linie unserer heutigen
Auf • Ut1g griechischer Kunst.
dem .^"öen Fall gebührt Erich Boehringer,
den ss'Menten Geheimrat Wiegands bei
end[ich1S9ra':)un9en ‘n Pergamon, für seine un-
suchun mühevollen wissenschaftlichen Unter-
Ausst u-en Und dem Verlag für seine würdige
deutsri UI19 .des von der Notgemeinschaft
größte""^ Wissenschaft geförderten Werkes
frühe f k>ank- Md ihm sind uns endlich die
grieck- ? Thägeperioden des berühmtesten
Buch 1SCaen Münztypus in einem vorzüglichen
erste5 Und ‘lld 32 Prachtvollen Tafeln zum
nuial lückenlos zugänglich gemacht.
E u m e n e s
Taler o. J. der Stadt Weißenburg i. Elsaß
(Nr. 537).
Unter „Italien“ ist in diesem Katalog eine
hervorragende Spezialsammlung von 160 Mün-
zen der Völkerwanderungszeit (Ost-
goten, Langobarden) eingereiht. Auf eine
Reihe Inedita und Unika aus dieser wissen-
schaftlich besonders interessanten Serie sei
hingewiesen: Siliguen und Halbsiliguen des
Theoderich (Nr. 733, 737 u. 738); Solidus des
Athalarich nach justinian. Typ (Nr. 758);
Siligua der Mataswintha, Gemahlin d. Williges
(Nr. 823). -
Es folgen Rußland (zwei frühe Rubel-
barren), Schweiz (dreifache Züricher Taler-
klippe, 1559) und die bei Schulman immer
reichhaltigen Reihen Asiens und des sonstigen
Außereuropa. — Den Abschluß des etwa
2400 Nummern enthaltenden Katalogs bildet
eine niederländische Spezialsammlung,
eine Reihe von etwa 200 Medaillen und einige
wenige Bücher. Dr. S.
Vom Geld m der Sowjet-Union
i.
weif
50 Kopeken-Stück 1924
Födera-
dem der
Ver-
ver-
Die
10 Rubel werden zu einem
in eine reine
Bezeichnungen des Geldes
ob sich neue Käuferkreise
Dr. P.
scheine zerfallen in Reichsbanknoten, die die
Tscherwonzenwerte umfassen, und in Reichs-
schaßamtsscheine, die die Rubelwerte sind.
Das Münzgeld zerfällt in Kupfer- und Silber-
geld. Gold soll im obersten Abschnitt des
Jenissei kursieren, d. i. südlich Minussinsk.
Vorausgeseßt, daß diese Information richtig
ist, so ist sie sehr einfach aus dem reichen
Goldvorkommen zu erklären, die den Be-
wohnern des Landes Papier auch bei staat-
licher Garantierung seines Geldwertes wertlos
erscheinen läßt.
Die Geschichte der Revolution in ihren
Geldzeichen wiederholt sich im Verhalten des
Volkes und seines Humors ihnen gegenüber.
Die zunehmende Inflation belegt eine große
Reihe von Geldzeichen mit Spißnamen. Die
Reichskrediitscheine von 1918 werden nach
dem unterzeichnenden Verwalter der Staats-
bank Pjataköw Pjatakowki oder nach ihrem
Dobia Spanien, Johann II (1406—1456) Kat. Nr. 282
Auktion — Vente — Sale: Ad. Hess Nachf., Frankfurt a. M., 16—17. Februar 1931
alten
fortgeschritten gewesen wie die Entwertung
der alten Mark. Mit der Stabilisierung und
der neuen Währung wird die bereits be-
gonnene Ausgabe von Hartgeld fortgeseßt,
jeßt zugleich als Geld der UdSSR. Ebenso
werden vom Narkomfin (Volkskommissariat
der Finanzen) neue Noten in Umlauf geseßt.
1923 sah gleichsam nur noch wie einen leßten
Nachklang der Inflation die Transportzertifi-
kate des Volkskommissariats des Verkehrs,
die aber nur im Nennwert von 5 Rubeln und
befristet in Umlauf waren. Die Reichsgeld-
Geldes unter
Geld der Russischen Sozialistischen
tiven Sowjet-Republik (RSFSR) und
Union der Sozialistischen Sowjet-Republiken
(UdSSR) unterscheiden. RSFSR, zu gewissen
Zeiten des Bürgerkrieges nicht einmal Groß-
rußland ganz umfassend, gliederte sich nach
und nach alle abgefallenen Gebiete mit Aus-
nahme der im Westen des alten russischen
Reiches selbständig gewordenen Staaten wie-
der an und führte dort überall ihr Geld ein.
Nach der staatsrechtlichen Umgestaltung der
RSFSR in die UdSSR wurden neue Geld-
zeichen verausgabt, die sich nur durch die
entsprechend geänderte Beschriftung und die
anderen Hoheitszeichen, manchmal auch durch
eine völlige Umgestaltung der Zeichnung,
nicht aber durch Währung und Wert unter-
scheiden. So blieben denn auch die alten
Geldzeichen der RSFSR weiterhin neben den
neuen der UdSSR in Umlauf. Seif 1923 wer-
den nur noch Geldzeichen der UdSSR aus-
gegeben.
Die Sowjetregierung hatte von sich aus zu-
nächst nur Papiergeld zu verausgaben, da die
Inflation im Augenblick der Übernahme der
Regierung durch sie schon so weit vorge-
schritten war, daß Münzen zu kleine Werte
repräsentierten oder wegen ihres Metall-
wertes gehamstert waren. Ihre ersten Scheine
waren von den Cliches der Provisorischen Re-
gierung gedruckt. Es waren die Reichskredit-
scheine des Jahres 1918. An sie schlossen
schon 1919 die bolschewistischen
rechnungsscheine an, die den Zweck
folgten, Geld überflüssig zu machen.
Emission von 1921 erreichte inflationistische
Höhen. Damit zugleich seßten dann die ersten
Bemühungen zur Stabilisierung und zur Rück-
kehr zu einer geordneten Geldwirtschafl ein.
Zunächst folgten an Stelle der Verrechnungs-
scheine kurzfristige Obligationen, dann wur-
den 10 000 Rubel gleichgeseßt mit 1 Rubel.
Gleichzeitig wurden wieder Münzen aus-
gegeben. Es folgen verschiedene Papier-
emissionen und Ende 1922 die Einführung der
Goldwährung.
Tscherwonez zusammengefaßt, so daß seit
damals die
Tscherwonez, Rubel, Kopeke sind. Im Sprach-
gebrauch wird aber weiterhin nur von Rubeln
und Kopeken geredet. Zugleich mit der Ein-
führung der Goldwährung fand eine zweite
Denomination des Rubels statt; es wurden
100 Rubel gleichgeseßt mit 1 Rubel, so daß
im ganzen 1 000 000 alter Rubel die Einheit des
neuen Rubels wurden. Die Entwertung des
10 Goldrubel, wurde sehr bald die Einfuhr und
Ausfuhr alles russischen
strengste Strafe gestellt. Die Gründe für die
Umwandlung der Währung
Binnenwährung waren natürlich politischer
Natur. Eine Kursnotierung des Rubels an der
ausländischen Börse und die Notierungen
fremder Valuten in Rußland hörten damit auf.
Der Rubel wird heute in Rußland zur Vor-
kriegsparität gehandelt, d. h. daß er zur deut-
schen Mark z. B. mit 2,16 Mark bewertet wird.
Sein tatsächlicher Werf an der inner- und
außerrussischen schwarzen Börse ist viel ge-
ringer. Selbst die sowjetrussischen Amts-
stellen geben die Fiktion der Goldparität zu,
wenn man mit ihr die amtliche Berechnung des
Index vergleicht. Dabei sind die Berechnungs-
grundlagen dieses Index, der hoch über dem
Weltindex steht, noch günstig angenommen.
Zudem ist die Preisgestaltung mit Ausnahme
des kleinen Sektors des noch verbliebenen
freien Handels oder des Schleichhandels vom
Staat geregelt. Er übt auch die unumschränkte
Kreditherrschaft aus.
Die Geldzeichen, deren es im Lauf der
Jahre sehr verschiedene gab, spiegeln die Ge-
schichte der russischen Revolution wider.
Der Verfall des Rubels seßte bereits unter
dem Zarenregime ein. Die Märzrevolution
1917 schuf ihre eigenen Geldzeichen, die sog.
Kerenski-Rubel. Bestimmte Kreise waren vom
allgemein gültigen Geld ausgeschlossen, so
z. B. die Kriegsgefangenen, die ihre eigenen
Lagergeldscheine hatten. In den Jahren 1917
.bis 1918 gibt es nur von ihnen mehr als 6000
verschiedene Stücke. Genau so aber, wie ge-
wisse Kreise vom gültigen Geldumlauf aus-
geschlossen waren, genau so gab es anderer-
seits Stellen, die entgegen den bis dahin
geltenden Gepflogenheiten selbständig Geld
ausgaben. Es wird zwischen „verpflichten-
dem“ und „unverpflichtendem" Geld unter-
schieden. Jenes wurde von Städten, Gemein-
den, Banken, Semstwos, Eisenbahnen, Be-
köstigungskomitees, Spar- und Darlehns-
kassen usw. ausgegeben, dieses von Kon-
sumgenossenschaften, Privatgesellschaften,
Warenhäusern, Kaffees, Restaurants usw.
Diese Erscheinungsformen stark inflatio-
nierter Währungen sind im heutigen Rußland
der Sowjets längst wieder überwunden. Aller-
dings besteht die von den Sowjets bestrittene
Gefahr oder die Möglichkeit der Wieder-
holung, denn alles Silbergeld wird wie in In-
flationszeiten gehamstert, ein Zeichen dafür,
wie wenig tief noch die antikapitalistische Ge-
sinnung Gemeingut der Bevölkerung wurde.
Zur Zeit meines eigenen Aufenthaltes in der
Sowjetunion war die höchste noch umlaufende
Silbermünze 15 Kopeken. Alle höheren
Werfe waren außer Verkehr. Inzwischen sollen
sämtliche Silbermünzen aus dem Umlauf ver-
schwunden sein.
Was die Entwicklung der sowjetrussischen
Geldzeichen seit der Oktoberrevolution 1917
angeht, so muß man zunächst zwischen dem
Kommunismus-Antikapitalismus: Geld wirt-
schaft. Das scheint eine Antithese zu sein.
Es hat in der russischen Revolution wieder-
holte Versuche gegeben, die Geldwirtschaft zu
überwinden. Der auch im Ausland bekannteste
war die planvolle Inflation des „Kriegskom-
munismus'', von der man die Erübrigung des
Geldes erhoffte, und heute versucht man im
beschränkten Rahmen einzelner Kollekfivgüler
zu einem geldlosen Verrechnungswesen zu
kommen. Merkwürdig bleibt, daß die anti-
bolschewistischste und kapitalistischste Pro-
paganda nie den Gedanken der Überwindung
des Geldes verwertete. So mag es gekommen
sein, daß der irregeleitetste Antibolschewist
Geldwirtschaft auch in Sowjetrußland nie in
Frage stellt. Und tatsächlich hat bis jeßt kein
Versuch, das Geld auszuschalten, zum er-
hofften Ziel geführt. Man benötigt es genau
wie wir. Nur allerdings sind die Sowjetgeld-
zeichen ohne internationalen Kurs. Nach der
Stabilisierung der russischen Währung 1923
und der Einführung des Tscherwonez, d.
1 Rubel-Stück 1924
Rubels ist also nicht entfernt so
dieser Versteigerung gespannt sein,
Sehen JTlekr’ weil der alte Stamm der russi-
Und e iarnmler als Käufer fast ganz ausfällt,
starke iS1tch ze*9en. muß, ob das früher sehr
vorha„j eresse für russische Münzen noch
9eblld^haKnUn'd
Münzauktionen
> Frankfurt a. M., Vorb. 16. ff.Febr.
Februar veransiallet Adolph Heß
sfeinph Frankfurt a. M., zwei große Ver-
Unjyerun9en: am 16. und 17. Februar einer
eineer|alsammlung und daran anschließend
. Sammlung russischer Münzen.
recht'2 Grs^e Versteigerung bringt u. a. eine
fass' umfan9reiche, etwa 450 Nummern um-
Zenetlrle Spezialsammlung sächsischer Mün-
und Medaillen, in der besonders leßtere
einpVlelen 9uien Stücken vertreten sind, und
SQm kleine mit Verständnis und Liebe zu-
des rnp.ngef>rachte Sammlung von Geprägen
Not Fürstenhauses Reuß. Eine besondere
reich er^aF die Versteigerung durch zahl-
mark ersfran9i9e Seltenheiten von Däne-
SIr, ' Schweden, England, Frankreich,
den"160’ Portugal, Schweiz und Italien. Unter
Uiel ausgebolenen Nummern befinden sich
Jah rere,.die wohl noch nie oder seit langen
sind6" mehr im Handel vorgekommen
■ Nur auf einige wenige von ihnen kann
Amsterdam, Vorb. 19. Jan.
komme Mnuar 1931 und folgenden Tagen
Ä^h- 1 m a n , Keizers-
und auh 8’ Bedeutende Serien europäischer
zUr \/,. 7europäischcr Münzen und Medaillen
Besserung.
Katal0 mi* 39 tafeln vorzüglich ausgestalfete
Pehrent^hält in allen drei Abteilungen be-
könnenS'^er^e Seltenheiten. Nur wenige
den de aler hervorgehoben werden. Unter
dicke n11 sehen Münzen: Der Dortmunder
schönen £elialer> 1635 (Nr- 270); die beiden
'Nr. 36s -, Poppeltaler der Stadt Lüneburg
1602, de p ’ der dicke doppelte Betflertaler,
Von Main ,zbischofs Johann Adam v. Bicken
Prinz aiZ 3771 aus Slg. Vogel (ehemals
'Pier (Nrelande,B der seltene Nürnberger
■ 419) und schließlich der prachtvolle
143, Däne-
Einfiik'’ 9roße goldene Medaille 1660 auf die
1 a urirung der Souveränität; Nr. 161 Eng-
> flroße goldene Medaille o. J. mit der
dreif ^obs II.; Nr. 178, Frankreich,
g.an aFker Toston von Franz I., ein Stück von
fra_ ■ Besonderer Seltenheit; die zahlreichen
hjerZosischen Probemünzen (Pieforis) mögen
leicht"b nebenBei erwähnt werden. Das viel-
oben bemerkenswerteste Stück ist die hier
eine Ver'kleinert wiedergegebene Nr. 282,
Joh sPanische Gold-10-Dobla von
durch" - H lOä—54), eine Münze, die sich
lerisd lkre Größe und durch feine künst-
zeich t Ausführung in gleicher Weise aus-
bearhtr ' Italien ist mit einer Reihe reehl
schien lcher Stücke des Kirchenstaates, ver-
Verfr f ner weltlicher Kleinstaaten und Städte
Ferr eten’ wie Antignate, Carmagnola, Casale,
ra’ Mirandola, Musso, Piacenza und
veron>a.
Vprst"- ZWe'fe> am 18- Februar beginnende
sC|1ei3enjng bringt Dubletten russi-
ig Museen, russische Münzen des
würd'" n Jabrhunderts. Vor dem Kriege
hieß Ki C russ’sche Numismatik von Adolph
Pflent acbB als 'Br besonderes Gebiet ge-
gen a 6s se’ nur an d'e großen Versteigerun-
I. ] Tei' Sammlungen Klingeri (1910) und Graf
iahrin ° H913) erinnert. Jeßt, nach Iang-
Selun r Unterbrechung ist es diesem Hause
auf l^en> wieder eine russische Sammlung
Um i n Markt zu bringen. Es handelt sich
24736 4030 Münzen, die der Katalog unter
Selte i umrnern aufführf, mit zahlreichen
Nati02 |den’ neben denen die durch ihre
q r u mschrift eigenartig wirkenden für
moder' 6 n geprägten Münzen und die
Uierk«;"6? Münzen der Sowjetrepublik Auf-
ErOeKarnke.T verdienen. Man darf auf das
Druckort Pensa Pensenki genannt. Die Ver-
rechnungsscheine von 1919 nannte man kurz
die Sowjetskie, d. i. die Sowjetischen, oder
nach dem jüdischen Namen Srul Sruliki, das
leßte öffentliche Wort des russischen Volks
gegen die Juden, und schließlich sprach man
von ihnen auch als den Mjateljki, den
Schmetterlingen. Auch im Ausland war die
Emission jener Verrechnungsscheine bekannt,
die in russisch, deutsch, französisch, englisch,
japanisch, chinesisch und turkmenisch die
Schlußworte des Kommunistischen Manifestes
trugen: „Proletarier aller Länder vereinigt
euch!“ Das russische Volk nannte sie wegen
der Vielzahl dieser Sprachen die Wawilonki,
d. i. die Babylonischen, unter Hinweis auf die
babylonische Sprachverwirrung. Das in der
Folge schnelle Ansteigen der inflationistischen
Werte ließ den Humor verstummen, und erst
die höchsten Ziffern vermochten in ihrer
Komik ihn wieder zu wecken. So gab es
Scheine, die nach der Zitrone und Apfelsine
als Limon und Apelsin bezeichnet wurden.
Mit der Stabilisierung der Währung ver-
schwanden bis heute alle Scherznamen für
irgendwelche Geldzeichen. Selbst die Zeit
des NEP (Neue Oekonomische Politik 1921
bis 1927), in die die Stabilisierung fiel, hat
troß ihres gewissen Wohlergehens die neuen
Geldzeichen nicht mehr scherzhaft genommen.
Daß die Radikalisierung der ökonomischen
Politik seit 1927, wie sie der Fünfjahrplan
mehr und mehr zur Folge hat, den Humor
drosselt, ist bei dem Ernst der Lage verständ-
lich und wird auch durch die immer selteneren
Sowjetanekdoten erläutert. Da ist es nicht zu
verwundern, wenn ebenso das Volk an den
seitherigen Objekten seiner Späße keinen
Anlaß zum Lachen findet.
Anmer kung. Soweit ich diei vorstehenden An-
gaben nicht aus eigenen Erfahrungen und Beob-
achtungen besitze, verdanke ich sie Herrn N. Karda-
koff (Berlin), dem, Verfasser des Katalogs der
russischen Scheine (rus®.).
Unter Numismatikern
(Verbürgte Sammlermiszelle)
Der Leiter der Münzsammlung einer der
größten europäischen Museen zeigte vor
einigen Jahren einer Gesellschaft vornehmer
Besucher die Schäße seines Kabinetts. I11
einer der Münzladen befand sich ein troß auf-
fallender Kleinheit besonders schönes und
seltenes Stück, auf das der gelehrte Direktor
die Besucher aufmerksam machte. Die Be-
sichtigung näherte sich ihrem Ende — da
stellte sich plößlich beim Einräumen der
Kästen heraus, daß jenes kostbare kleine Stück
verschwunden und troß eifrigen Suchens
nicht mehr aufzufinden war! Alle Möglich-
keiten der Nachprüfung wurden sorgfältig
durchgeführt und von den Anwesenden, unter
denen bedeutende Sammler waren, wollte sich
keiner vor Auffindung des Stückes entfernen.
Ja — sie unterzogen sich auf die Aufforde-
rung des Beamten, der sich zu dieser Maß-
nahme verpflichtet glaubte, sämtlich einer
körperlichen Durchsuchung. Bis auf einen
Einzigen. Dieser, als einer der hervorragend-
sten Sammler des ganzen Landes bekannt,
erklärte sofort, sich unter keinen Um-
ständen untersuchen zu lassen — ja, er
ging noch weiter und verweigerte auch jede
Begründung dieses allen Anwesenden unver-
ständlichen Verhaltens. Erregt und mißge-
stimmt ging man auseinander. Das Stück hatte
sich nicht gefunden.
Es vergingen einige Wochen, da erhält
eben jener Sammler, der sich damals der
körperlichen Durchsuchung entzogen hatte,
einen Brief des Museumsleiters mit der Mit-
teilung, das verloren geglaubte Stück habe
sich in einer Riße des Münzschrankes plöß-
lich gefunden! Nach dieser Aufklärung des
Vorfalles stünde nun doch nichts mehr im
Wege, auch eine Erklärung für das selt-
same Verhalten bei jenem Besuch abzugeben.
— Noch am gleichen Tage begibt sich der
Numismatiker in das Museum, läßt sich beim
Leiter der Münzsammlung melden — und legt,
wortlos lächelnd, die bewußte kleine Gold-
münze auf den Tisch! Er hatte ein anderes
Exemplar dieser hochseltenen Prägung kurz
vor jener Besichtigung erworben und hatte
es, nach der Gewohnheit aller auf ihre Neu-
erwerbungen stolzen Numismatiker, auch an
jenem Tage in seiner Westentasche bei sich
getragen .... T i m o 1 e o n
Der Numismatiker,
die neue Beilage der
Weltkunst, wird Sie
stets aktuell über das
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Auf • Ut1g griechischer Kunst.
dem .^"öen Fall gebührt Erich Boehringer,
den ss'Menten Geheimrat Wiegands bei
end[ich1S9ra':)un9en ‘n Pergamon, für seine un-
suchun mühevollen wissenschaftlichen Unter-
Ausst u-en Und dem Verlag für seine würdige
deutsri UI19 .des von der Notgemeinschaft
größte""^ Wissenschaft geförderten Werkes
frühe f k>ank- Md ihm sind uns endlich die
grieck- ? Thägeperioden des berühmtesten
Buch 1SCaen Münztypus in einem vorzüglichen
erste5 Und ‘lld 32 Prachtvollen Tafeln zum
nuial lückenlos zugänglich gemacht.
E u m e n e s
Taler o. J. der Stadt Weißenburg i. Elsaß
(Nr. 537).
Unter „Italien“ ist in diesem Katalog eine
hervorragende Spezialsammlung von 160 Mün-
zen der Völkerwanderungszeit (Ost-
goten, Langobarden) eingereiht. Auf eine
Reihe Inedita und Unika aus dieser wissen-
schaftlich besonders interessanten Serie sei
hingewiesen: Siliguen und Halbsiliguen des
Theoderich (Nr. 733, 737 u. 738); Solidus des
Athalarich nach justinian. Typ (Nr. 758);
Siligua der Mataswintha, Gemahlin d. Williges
(Nr. 823). -
Es folgen Rußland (zwei frühe Rubel-
barren), Schweiz (dreifache Züricher Taler-
klippe, 1559) und die bei Schulman immer
reichhaltigen Reihen Asiens und des sonstigen
Außereuropa. — Den Abschluß des etwa
2400 Nummern enthaltenden Katalogs bildet
eine niederländische Spezialsammlung,
eine Reihe von etwa 200 Medaillen und einige
wenige Bücher. Dr. S.
Vom Geld m der Sowjet-Union
i.
weif
50 Kopeken-Stück 1924
Födera-
dem der
Ver-
ver-
Die
10 Rubel werden zu einem
in eine reine
Bezeichnungen des Geldes
ob sich neue Käuferkreise
Dr. P.
scheine zerfallen in Reichsbanknoten, die die
Tscherwonzenwerte umfassen, und in Reichs-
schaßamtsscheine, die die Rubelwerte sind.
Das Münzgeld zerfällt in Kupfer- und Silber-
geld. Gold soll im obersten Abschnitt des
Jenissei kursieren, d. i. südlich Minussinsk.
Vorausgeseßt, daß diese Information richtig
ist, so ist sie sehr einfach aus dem reichen
Goldvorkommen zu erklären, die den Be-
wohnern des Landes Papier auch bei staat-
licher Garantierung seines Geldwertes wertlos
erscheinen läßt.
Die Geschichte der Revolution in ihren
Geldzeichen wiederholt sich im Verhalten des
Volkes und seines Humors ihnen gegenüber.
Die zunehmende Inflation belegt eine große
Reihe von Geldzeichen mit Spißnamen. Die
Reichskrediitscheine von 1918 werden nach
dem unterzeichnenden Verwalter der Staats-
bank Pjataköw Pjatakowki oder nach ihrem
Dobia Spanien, Johann II (1406—1456) Kat. Nr. 282
Auktion — Vente — Sale: Ad. Hess Nachf., Frankfurt a. M., 16—17. Februar 1931
alten
fortgeschritten gewesen wie die Entwertung
der alten Mark. Mit der Stabilisierung und
der neuen Währung wird die bereits be-
gonnene Ausgabe von Hartgeld fortgeseßt,
jeßt zugleich als Geld der UdSSR. Ebenso
werden vom Narkomfin (Volkskommissariat
der Finanzen) neue Noten in Umlauf geseßt.
1923 sah gleichsam nur noch wie einen leßten
Nachklang der Inflation die Transportzertifi-
kate des Volkskommissariats des Verkehrs,
die aber nur im Nennwert von 5 Rubeln und
befristet in Umlauf waren. Die Reichsgeld-
Geldes unter
Geld der Russischen Sozialistischen
tiven Sowjet-Republik (RSFSR) und
Union der Sozialistischen Sowjet-Republiken
(UdSSR) unterscheiden. RSFSR, zu gewissen
Zeiten des Bürgerkrieges nicht einmal Groß-
rußland ganz umfassend, gliederte sich nach
und nach alle abgefallenen Gebiete mit Aus-
nahme der im Westen des alten russischen
Reiches selbständig gewordenen Staaten wie-
der an und führte dort überall ihr Geld ein.
Nach der staatsrechtlichen Umgestaltung der
RSFSR in die UdSSR wurden neue Geld-
zeichen verausgabt, die sich nur durch die
entsprechend geänderte Beschriftung und die
anderen Hoheitszeichen, manchmal auch durch
eine völlige Umgestaltung der Zeichnung,
nicht aber durch Währung und Wert unter-
scheiden. So blieben denn auch die alten
Geldzeichen der RSFSR weiterhin neben den
neuen der UdSSR in Umlauf. Seif 1923 wer-
den nur noch Geldzeichen der UdSSR aus-
gegeben.
Die Sowjetregierung hatte von sich aus zu-
nächst nur Papiergeld zu verausgaben, da die
Inflation im Augenblick der Übernahme der
Regierung durch sie schon so weit vorge-
schritten war, daß Münzen zu kleine Werte
repräsentierten oder wegen ihres Metall-
wertes gehamstert waren. Ihre ersten Scheine
waren von den Cliches der Provisorischen Re-
gierung gedruckt. Es waren die Reichskredit-
scheine des Jahres 1918. An sie schlossen
schon 1919 die bolschewistischen
rechnungsscheine an, die den Zweck
folgten, Geld überflüssig zu machen.
Emission von 1921 erreichte inflationistische
Höhen. Damit zugleich seßten dann die ersten
Bemühungen zur Stabilisierung und zur Rück-
kehr zu einer geordneten Geldwirtschafl ein.
Zunächst folgten an Stelle der Verrechnungs-
scheine kurzfristige Obligationen, dann wur-
den 10 000 Rubel gleichgeseßt mit 1 Rubel.
Gleichzeitig wurden wieder Münzen aus-
gegeben. Es folgen verschiedene Papier-
emissionen und Ende 1922 die Einführung der
Goldwährung.
Tscherwonez zusammengefaßt, so daß seit
damals die
Tscherwonez, Rubel, Kopeke sind. Im Sprach-
gebrauch wird aber weiterhin nur von Rubeln
und Kopeken geredet. Zugleich mit der Ein-
führung der Goldwährung fand eine zweite
Denomination des Rubels statt; es wurden
100 Rubel gleichgeseßt mit 1 Rubel, so daß
im ganzen 1 000 000 alter Rubel die Einheit des
neuen Rubels wurden. Die Entwertung des
10 Goldrubel, wurde sehr bald die Einfuhr und
Ausfuhr alles russischen
strengste Strafe gestellt. Die Gründe für die
Umwandlung der Währung
Binnenwährung waren natürlich politischer
Natur. Eine Kursnotierung des Rubels an der
ausländischen Börse und die Notierungen
fremder Valuten in Rußland hörten damit auf.
Der Rubel wird heute in Rußland zur Vor-
kriegsparität gehandelt, d. h. daß er zur deut-
schen Mark z. B. mit 2,16 Mark bewertet wird.
Sein tatsächlicher Werf an der inner- und
außerrussischen schwarzen Börse ist viel ge-
ringer. Selbst die sowjetrussischen Amts-
stellen geben die Fiktion der Goldparität zu,
wenn man mit ihr die amtliche Berechnung des
Index vergleicht. Dabei sind die Berechnungs-
grundlagen dieses Index, der hoch über dem
Weltindex steht, noch günstig angenommen.
Zudem ist die Preisgestaltung mit Ausnahme
des kleinen Sektors des noch verbliebenen
freien Handels oder des Schleichhandels vom
Staat geregelt. Er übt auch die unumschränkte
Kreditherrschaft aus.
Die Geldzeichen, deren es im Lauf der
Jahre sehr verschiedene gab, spiegeln die Ge-
schichte der russischen Revolution wider.
Der Verfall des Rubels seßte bereits unter
dem Zarenregime ein. Die Märzrevolution
1917 schuf ihre eigenen Geldzeichen, die sog.
Kerenski-Rubel. Bestimmte Kreise waren vom
allgemein gültigen Geld ausgeschlossen, so
z. B. die Kriegsgefangenen, die ihre eigenen
Lagergeldscheine hatten. In den Jahren 1917
.bis 1918 gibt es nur von ihnen mehr als 6000
verschiedene Stücke. Genau so aber, wie ge-
wisse Kreise vom gültigen Geldumlauf aus-
geschlossen waren, genau so gab es anderer-
seits Stellen, die entgegen den bis dahin
geltenden Gepflogenheiten selbständig Geld
ausgaben. Es wird zwischen „verpflichten-
dem“ und „unverpflichtendem" Geld unter-
schieden. Jenes wurde von Städten, Gemein-
den, Banken, Semstwos, Eisenbahnen, Be-
köstigungskomitees, Spar- und Darlehns-
kassen usw. ausgegeben, dieses von Kon-
sumgenossenschaften, Privatgesellschaften,
Warenhäusern, Kaffees, Restaurants usw.
Diese Erscheinungsformen stark inflatio-
nierter Währungen sind im heutigen Rußland
der Sowjets längst wieder überwunden. Aller-
dings besteht die von den Sowjets bestrittene
Gefahr oder die Möglichkeit der Wieder-
holung, denn alles Silbergeld wird wie in In-
flationszeiten gehamstert, ein Zeichen dafür,
wie wenig tief noch die antikapitalistische Ge-
sinnung Gemeingut der Bevölkerung wurde.
Zur Zeit meines eigenen Aufenthaltes in der
Sowjetunion war die höchste noch umlaufende
Silbermünze 15 Kopeken. Alle höheren
Werfe waren außer Verkehr. Inzwischen sollen
sämtliche Silbermünzen aus dem Umlauf ver-
schwunden sein.
Was die Entwicklung der sowjetrussischen
Geldzeichen seit der Oktoberrevolution 1917
angeht, so muß man zunächst zwischen dem
Kommunismus-Antikapitalismus: Geld wirt-
schaft. Das scheint eine Antithese zu sein.
Es hat in der russischen Revolution wieder-
holte Versuche gegeben, die Geldwirtschaft zu
überwinden. Der auch im Ausland bekannteste
war die planvolle Inflation des „Kriegskom-
munismus'', von der man die Erübrigung des
Geldes erhoffte, und heute versucht man im
beschränkten Rahmen einzelner Kollekfivgüler
zu einem geldlosen Verrechnungswesen zu
kommen. Merkwürdig bleibt, daß die anti-
bolschewistischste und kapitalistischste Pro-
paganda nie den Gedanken der Überwindung
des Geldes verwertete. So mag es gekommen
sein, daß der irregeleitetste Antibolschewist
Geldwirtschaft auch in Sowjetrußland nie in
Frage stellt. Und tatsächlich hat bis jeßt kein
Versuch, das Geld auszuschalten, zum er-
hofften Ziel geführt. Man benötigt es genau
wie wir. Nur allerdings sind die Sowjetgeld-
zeichen ohne internationalen Kurs. Nach der
Stabilisierung der russischen Währung 1923
und der Einführung des Tscherwonez, d.
1 Rubel-Stück 1924
Rubels ist also nicht entfernt so
dieser Versteigerung gespannt sein,
Sehen JTlekr’ weil der alte Stamm der russi-
Und e iarnmler als Käufer fast ganz ausfällt,
starke iS1tch ze*9en. muß, ob das früher sehr
vorha„j eresse für russische Münzen noch
9eblld^haKnUn'd
Münzauktionen
> Frankfurt a. M., Vorb. 16. ff.Febr.
Februar veransiallet Adolph Heß
sfeinph Frankfurt a. M., zwei große Ver-
Unjyerun9en: am 16. und 17. Februar einer
eineer|alsammlung und daran anschließend
. Sammlung russischer Münzen.
recht'2 Grs^e Versteigerung bringt u. a. eine
fass' umfan9reiche, etwa 450 Nummern um-
Zenetlrle Spezialsammlung sächsischer Mün-
und Medaillen, in der besonders leßtere
einpVlelen 9uien Stücken vertreten sind, und
SQm kleine mit Verständnis und Liebe zu-
des rnp.ngef>rachte Sammlung von Geprägen
Not Fürstenhauses Reuß. Eine besondere
reich er^aF die Versteigerung durch zahl-
mark ersfran9i9e Seltenheiten von Däne-
SIr, ' Schweden, England, Frankreich,
den"160’ Portugal, Schweiz und Italien. Unter
Uiel ausgebolenen Nummern befinden sich
Jah rere,.die wohl noch nie oder seit langen
sind6" mehr im Handel vorgekommen
■ Nur auf einige wenige von ihnen kann
Amsterdam, Vorb. 19. Jan.
komme Mnuar 1931 und folgenden Tagen
Ä^h- 1 m a n , Keizers-
und auh 8’ Bedeutende Serien europäischer
zUr \/,. 7europäischcr Münzen und Medaillen
Besserung.
Katal0 mi* 39 tafeln vorzüglich ausgestalfete
Pehrent^hält in allen drei Abteilungen be-
könnenS'^er^e Seltenheiten. Nur wenige
den de aler hervorgehoben werden. Unter
dicke n11 sehen Münzen: Der Dortmunder
schönen £elialer> 1635 (Nr- 270); die beiden
'Nr. 36s -, Poppeltaler der Stadt Lüneburg
1602, de p ’ der dicke doppelte Betflertaler,
Von Main ,zbischofs Johann Adam v. Bicken
Prinz aiZ 3771 aus Slg. Vogel (ehemals
'Pier (Nrelande,B der seltene Nürnberger
■ 419) und schließlich der prachtvolle
143, Däne-
Einfiik'’ 9roße goldene Medaille 1660 auf die
1 a urirung der Souveränität; Nr. 161 Eng-
> flroße goldene Medaille o. J. mit der
dreif ^obs II.; Nr. 178, Frankreich,
g.an aFker Toston von Franz I., ein Stück von
fra_ ■ Besonderer Seltenheit; die zahlreichen
hjerZosischen Probemünzen (Pieforis) mögen
leicht"b nebenBei erwähnt werden. Das viel-
oben bemerkenswerteste Stück ist die hier
eine Ver'kleinert wiedergegebene Nr. 282,
Joh sPanische Gold-10-Dobla von
durch" - H lOä—54), eine Münze, die sich
lerisd lkre Größe und durch feine künst-
zeich t Ausführung in gleicher Weise aus-
bearhtr ' Italien ist mit einer Reihe reehl
schien lcher Stücke des Kirchenstaates, ver-
Verfr f ner weltlicher Kleinstaaten und Städte
Ferr eten’ wie Antignate, Carmagnola, Casale,
ra’ Mirandola, Musso, Piacenza und
veron>a.
Vprst"- ZWe'fe> am 18- Februar beginnende
sC|1ei3enjng bringt Dubletten russi-
ig Museen, russische Münzen des
würd'" n Jabrhunderts. Vor dem Kriege
hieß Ki C russ’sche Numismatik von Adolph
Pflent acbB als 'Br besonderes Gebiet ge-
gen a 6s se’ nur an d'e großen Versteigerun-
I. ] Tei' Sammlungen Klingeri (1910) und Graf
iahrin ° H913) erinnert. Jeßt, nach Iang-
Selun r Unterbrechung ist es diesem Hause
auf l^en> wieder eine russische Sammlung
Um i n Markt zu bringen. Es handelt sich
24736 4030 Münzen, die der Katalog unter
Selte i umrnern aufführf, mit zahlreichen
Nati02 |den’ neben denen die durch ihre
q r u mschrift eigenartig wirkenden für
moder' 6 n geprägten Münzen und die
Uierk«;"6? Münzen der Sowjetrepublik Auf-
ErOeKarnke.T verdienen. Man darf auf das
Druckort Pensa Pensenki genannt. Die Ver-
rechnungsscheine von 1919 nannte man kurz
die Sowjetskie, d. i. die Sowjetischen, oder
nach dem jüdischen Namen Srul Sruliki, das
leßte öffentliche Wort des russischen Volks
gegen die Juden, und schließlich sprach man
von ihnen auch als den Mjateljki, den
Schmetterlingen. Auch im Ausland war die
Emission jener Verrechnungsscheine bekannt,
die in russisch, deutsch, französisch, englisch,
japanisch, chinesisch und turkmenisch die
Schlußworte des Kommunistischen Manifestes
trugen: „Proletarier aller Länder vereinigt
euch!“ Das russische Volk nannte sie wegen
der Vielzahl dieser Sprachen die Wawilonki,
d. i. die Babylonischen, unter Hinweis auf die
babylonische Sprachverwirrung. Das in der
Folge schnelle Ansteigen der inflationistischen
Werte ließ den Humor verstummen, und erst
die höchsten Ziffern vermochten in ihrer
Komik ihn wieder zu wecken. So gab es
Scheine, die nach der Zitrone und Apfelsine
als Limon und Apelsin bezeichnet wurden.
Mit der Stabilisierung der Währung ver-
schwanden bis heute alle Scherznamen für
irgendwelche Geldzeichen. Selbst die Zeit
des NEP (Neue Oekonomische Politik 1921
bis 1927), in die die Stabilisierung fiel, hat
troß ihres gewissen Wohlergehens die neuen
Geldzeichen nicht mehr scherzhaft genommen.
Daß die Radikalisierung der ökonomischen
Politik seit 1927, wie sie der Fünfjahrplan
mehr und mehr zur Folge hat, den Humor
drosselt, ist bei dem Ernst der Lage verständ-
lich und wird auch durch die immer selteneren
Sowjetanekdoten erläutert. Da ist es nicht zu
verwundern, wenn ebenso das Volk an den
seitherigen Objekten seiner Späße keinen
Anlaß zum Lachen findet.
Anmer kung. Soweit ich diei vorstehenden An-
gaben nicht aus eigenen Erfahrungen und Beob-
achtungen besitze, verdanke ich sie Herrn N. Karda-
koff (Berlin), dem, Verfasser des Katalogs der
russischen Scheine (rus®.).
Unter Numismatikern
(Verbürgte Sammlermiszelle)
Der Leiter der Münzsammlung einer der
größten europäischen Museen zeigte vor
einigen Jahren einer Gesellschaft vornehmer
Besucher die Schäße seines Kabinetts. I11
einer der Münzladen befand sich ein troß auf-
fallender Kleinheit besonders schönes und
seltenes Stück, auf das der gelehrte Direktor
die Besucher aufmerksam machte. Die Be-
sichtigung näherte sich ihrem Ende — da
stellte sich plößlich beim Einräumen der
Kästen heraus, daß jenes kostbare kleine Stück
verschwunden und troß eifrigen Suchens
nicht mehr aufzufinden war! Alle Möglich-
keiten der Nachprüfung wurden sorgfältig
durchgeführt und von den Anwesenden, unter
denen bedeutende Sammler waren, wollte sich
keiner vor Auffindung des Stückes entfernen.
Ja — sie unterzogen sich auf die Aufforde-
rung des Beamten, der sich zu dieser Maß-
nahme verpflichtet glaubte, sämtlich einer
körperlichen Durchsuchung. Bis auf einen
Einzigen. Dieser, als einer der hervorragend-
sten Sammler des ganzen Landes bekannt,
erklärte sofort, sich unter keinen Um-
ständen untersuchen zu lassen — ja, er
ging noch weiter und verweigerte auch jede
Begründung dieses allen Anwesenden unver-
ständlichen Verhaltens. Erregt und mißge-
stimmt ging man auseinander. Das Stück hatte
sich nicht gefunden.
Es vergingen einige Wochen, da erhält
eben jener Sammler, der sich damals der
körperlichen Durchsuchung entzogen hatte,
einen Brief des Museumsleiters mit der Mit-
teilung, das verloren geglaubte Stück habe
sich in einer Riße des Münzschrankes plöß-
lich gefunden! Nach dieser Aufklärung des
Vorfalles stünde nun doch nichts mehr im
Wege, auch eine Erklärung für das selt-
same Verhalten bei jenem Besuch abzugeben.
— Noch am gleichen Tage begibt sich der
Numismatiker in das Museum, läßt sich beim
Leiter der Münzsammlung melden — und legt,
wortlos lächelnd, die bewußte kleine Gold-
münze auf den Tisch! Er hatte ein anderes
Exemplar dieser hochseltenen Prägung kurz
vor jener Besichtigung erworben und hatte
es, nach der Gewohnheit aller auf ihre Neu-
erwerbungen stolzen Numismatiker, auch an
jenem Tage in seiner Westentasche bei sich
getragen .... T i m o 1 e o n
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