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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 5.1931

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Nr. 3 (18. Januar)
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*8. JANUAR 1931

V. JAHRGANG, Nr. 3

D I E

ÖAS INTERNATIONALE ZENTRALORGAN FÜR KUNST / BUCH / ALLE SAMMELGEBIETE UND IHREN MARKT


^rscheint jeden Sonntag im Weltkunst-Verlag, G. m. b. H.,
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76-77. Telegramm-Adresse: «Weltkunst Berlin».
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Bisheriger Titel: f4s
Redaktion, Verlag und Lesesaal:
Berlin W62, Kurfürstenstr.76-77 ■ Tel. B5 Barbarossa 7228
Herausgeber Dr. J. I. von Saxe
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Ausland (nur im Umschlag) Mark 5,50; oder: Oesterreich ö. S. 9; Tschecho-
slowakei Kc 45; Frankreich und Belgien fr. Frs. 35; Holland hfl. 3,25: Eng-
land £ /5/6; Schweiz und die nicht angeführten Länder sfrs. 7; Übersee $ 1,50
WERTHEIM : DAS BIBLOGRAPHIKON
Berlin w 9, Leipziger str. Alte Graphik Seltene Bücher Moderne Kunst

D ie Sammlung
M ax Böhm
Neuere deutsche Meisterwerke

außergewöhnliche Bedeutung, — nirgends
sonst enthält eine Privatsammlung eine so
große Reihe bester Trübner. Besonders um-
fangreich sind die 70er Jahre vertreten. Da
haben wir als frühestes datiertes Bild dieses
Jahrzehntes das Bildnis eines bartlosen alten
Mannes, dann folgen prachtvolle Porträts: das
Selbstbildnis als Einjähriger mit Helm (1845),
das Selbstbildnis in Rüstung und Federbusch
(1871/76), dann Frauenporträts, wie die einer
Dame im Sessel (1876), des Mädchens mit

zahlreiche Arbeiten. Immerhin solche von be-
trächtlichem Rang, wie Cronberg auf dem
Wege nach Königstein (1896), Stift Neuburg
mit Springbrunnen, Aus dem, Garten des Stifts
Neuburg, Vase mit Rosen auf blauweißem
Tischtuch (1896), Am Waldessaum (1911), Wald
am Starnberger See usw. Von fast dramati-
scher Wucht ist der Kopf eines Pferdes. —
Die ganze Kräftigkeit seines künstlerischen
Naturells spricht Trübner in reicher Vielseitig-
keit aus.

es

Nur selten schieben sich in Ießter Zeit
r "'Ischen die Auktionen alter Kunst Versteige-
Ur>gen ein, auf denen Werke neuerer Künstler
den Markt kommen. Mancherlei Hemmun-
Jeri machen sich geltend, die teils in inneren,
in äußeren Problemen beruhen. Das
esentlichste Hemmnis aber ist im allge-
pe'nen, daß es kaum eine verkäufliche um-
Qngreiche Sammlung gibt, in welcher ein um-
^sserrdes Bild der modernen Entwicklung
fiirollt würde, ganz zu schweigen von der
|t)r'eren Unmöglichkeit, eine derartige Samm-
Kuns fier -in kulfurgeschiehi-
^Chem Sinne, etwa in der Art Figdors, auszu-
®uen. Ein um so größeres Interesse wird der
'arntnlung Max Böhm beschieden sein, die
28. Januar durch Rudolph Lepke zur
.^Steigerung kommt. Hier handelt es
,'c'' um Meisterwerke deutscher Malerei des
■ Jahrhunderts, in denen die besten Namen
°r allem des deutschen Impressionismus
‘,Us9ezeichnet vertreten sind. Diese Ver-
/ Ggerung ist um so wichtiger, als es sich nicht
einie relativ unbekannte Privatsammlung
/‘adelt, sondern um Arbeiten, deren Wert all-
«ernein anerkannt und attestiert ist. Im Juni
ly.a Juli vorigen Jahres war die Sammlung
/am in den Räumen der Akademie ausge-
,eJU und hat sich hinsichtlich ihrer Qualität
gS. hieb- und stichfest erwiesen, — von allen
eden wurde ihre Bedeutung warm anerkannt.
, Im Mittelpunkt der Sammlung steht der
putsche Impressionismus, wie ihn die
■j-'aßen Namen von Max Liebermann, Wilhelm
^■ubner und Lovis Corinth verkörpern. Vor-
efflich hat Max Osborn in seinem Vorwort
,LIn großen, splendid ausgestatteten Katalog
?er Sammlung diese Vorliebe des Sammlers
fj" begründen gewußt: „Den sachlichen Geist
s ,s Kaufmannes reizte aus innerer Verwandt-
öl he>ft die große schöpferische Leistung des
fischen Realismus, dessen solide, fest
ermauerte Herrschaft bis zu dem Augen-
’ck währte, da unter den Vorzeichen der un-
öjij euren europäischen Erschütterung die
eren Formbindungen sich zu lösen be-
sannen.“
Mit besonderer Liebe hat sich Böhm um die
ng seines Besißes an Bildern von
q ‘melm Trübner bemüht. Uber zwanzig
cmälde dieses Meisters dokumentieren seine


Ad. von Menzel, Hofball in Rheinsberg (1862)
Bal de la cour a Rheinsberg — Court-ball at Rheinsberg
Gouache, 31 : 41 cm — Collection Max Böhm, Berlin — Kat.-Nr. 38
Versteigerung — Vente — Sale:
Rudolph Lepke, Berlin, 28. Januar 1931

Pelzkragen und des Mädchens mit Gisela-
fransen aus dem gleichen Jahre. Dazwischen
stehen prächtige Landschaften, wie die
Linde in Herrenchiemsee (1874), Kartoffel-
acker in Weßling (1876), und Stilleben, wie die
Rosen (1873). Das Hauptwerk dieser Epoche
ist hier wohl in dem Mädchen mit Pelzkragen
gegeben. Von dieser tonigen Malweise, die
dunkle Farbgebung liebt und in der Trübner
sich der Art Courbets nähert, geht es dann
weiter zu größerer Helligkeit. Ein präzises
Dokument hierfür ist das Gemüsestilleben
(1880) mit seiner scharfen, harten Beleuchtung.
Aus den späteren Jahren finden sich weniger

Die Balance zu Trübner bietet die Samm-
lung Böhm in ihrem reichen Bestände an Ar-
beiten Max Liebermanns, wenn hier auch
nicht eine so vorzügliche Folge, wie bei
Trübner, vorliegt. Hier sind es mehr die späten,
als die frühen Jahrzehnte, die zur Sprache
kommen. Das älteste Bild sind die Häuser
von Scheveningen (1872), dann folgt der
Bauernhof in Barbizon (1874), aus den näch-
sten Jahrzehnten die bedeutende Studie zu
den Neßflickerinnen (1887), dann der Schrei-
tende Bauer (1894). Die Jahrhundertwende ist
vertreten durch das „Atelier des Künstlers"
(1902), das Porträt der Tochter des Künstlers

(1901), eines seiner charakteristischen Selbst-
bildnisse, und ein vorzügliches Dünenbild von
Nordwijk (1906). Eine ausgezeichnete Arbeit
isl die volkreiche Judengasse in Amsterdam
(1909). Aus den lebten Jahrzehnten stammen
Garfenbilder aus Wannsee (1917, 1919), Bild-
nisse der Gattin und der Enkelin des Künst-
lers (1926).
Trübner und Liebermann sind diejenigen
Künstler, die am vollständigsten in dieser
Sammlung vertreten sind und deren Bilder, in
solcher Anzahl und Qualität, ihr annäherungs-
weise den Charakter von Spezialsamm-
lungen geben. Die anderen Meister der
neueren deutschen Malerei müssen sich
demgegenüber mit einer weniger umfang-
reichen Vertretung begnügen, die aber viel-
fach durch die Qualität mehr als ausgeglichen
wird.
Da haben wir von Lovis Corinth so her-
vorragende Blumenstilleben wie „Rosen und
Tulpen“ (1916) oder „Flieder und Tulpen"
(1922). Aus der Trübnerschen Sammlung
stammt das Bild der Geschlachteten Kälber.
— Von Max S 1 e v o g t enthält die Sammlung
drei Stilleben, von denen das Bild mit der
Melone wohl am stärksten ist.
Dem Sinne nach gehört zu diesen großen
Realisten auch der größere Leibi, dessen
Bilder auf der Akademieausstellung den
Höhepunkt der Schau bildeten. Sie treten
auch jeßt mit ihrer unwiderstehlichen Qualität
in die vorderste Reihe dieses großen Auf-
gebotes: Mädchenbildnisse (1893, 1899), das
Bildnis der Frau Auguste Miayr (1891) und das
Brustbild eines Knaben (1895), — ganz aus-
gezeichnet sind besonders die beiden zuerst
genannten Arbeiten.
An Leibis Werke reihen sich Einzelstücke
von Joh. Sperl und, in größerer Zahl,
Stilleben von Carl Schuch.
Der norddeutsche Realist Adolph Menzel
durfte in einer Sammlung, deren Wahl wesent-
lich von realistischen Tendenzen bestimmt war,
nicht fehlen. Und so finden wir von ihm neben
einer Kollektion hervorragender Zeichnungen
zwei bezaubernde Gouachen: den Besuch
Friedrichs d. Gr. bei Pesne (1861) und ein Bild
des Hofballs in Rheinsberg (1862), das wir auf
dieser Seite abbilden, daneben das Pastell
eines bärtigen Mannes (1846).
Wie sehr Max Böhm, dem Realismus zu-
getan war, zeigt auch die Auswahl aus dem
Werk Hans Thomas. Seine Landschaften,
vorwiegend aus den 70er und 80er Jahren,

Dr. ALFRED GOLD
IMPRESSIONISTEN
BERLIN W10 5, VI KTORI ASTRASSE

IMPRESSIONISTEN

ALTE MEISTER

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