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WELTKUNST

Jahrg. V, Nr. 8 vom 22. Februar lggl

eil. von Ue1>ear&ll

Attentat auf Rembrandts
„Anatomie77
Einem herostratischen Verbrechen ist Rem-
brandts berühmtes Gemälde „Anatomie des
Doktor Deymann“ zum Opfer gefallen, das im
Amsterdamer Reichsmuseum hängt: ein
sechsundvierzigjähriger arbeitsloser Büro-
angestellter namens Ancaux, hat dem Gemälde
mehrere Beilhiebe beigebracht. Das Schwer-
beschädigte Bild weist fünf lange Risse auf.
Doch hofft man, daß es der Restaurierungs-
kunst von Dr. de Wildt, dem die bekannte
Restaurierung der Frans Hals-Bilder in Haar-
lem verdankt wird, auch hier gelingen wird,
den alten Zustand des Gemäldes wiederher-
zustellen.
Bekanntlich ist es nicht die erste Beschä-
digung, die dies Werk zu erleiden hatte. Be-
reits 1723 war es bei einem Brande so schwer
beschädigt worden, daß es nur mehr ein
Fragment darstellt. Gleichwohl war der Ein-
druck dieses Bildes, das 1656 im Auftrage der
Amsterdamer Chirurgengilde gemalt wurde,
ein sehr starker. Es gehört zu den schönsten
Spätwerken und stellt eine Art barocker Stei-
gerung des Motivs dar, dessen anfängliche
Gestaltung von der „Anatomie des Doktor
Tulp“ im Haag gegeben wird.
Die Nemes-Auktion
Wie nunmehr endgültig feststeht, wird der
Nachlaß von Marczell von Nemes in München
in zwei Versteigerungen auf den Markt ge-
bracht werden, deren erste am 16. Juni und
den folgenden Tagen stattfindet. Die Leitung
liegt, wie wir bereits früher gemeldet haben,
in den Händen der drei großen Auktions-
häuser Hugo Helbing, Paul Cassi-
r e r und Frederik Muller. Drei umfang-
reiche Katalogbände werden die Bestände
der Sammlung, deren Ausstellung in dem
Heim des Sammlers in der Leopoldstraße
stattfindet, verzeichnen und zum erstenmal
einen Gesamtüberblick über das hinterlassene
Werk des Sammlers an Gemälden, Wand-
teppichen, Skulpturen, Kunstgewerbe und an-
tikem Mobiliar ermöglichen. Eine zweite Ver-
steigerung soll dann im Spätherbst, ebenfalls
in München, folgen.
Hildebrands Rhein-Brunnen
in München
Nach dem Kriege wurde bekanntlich Adolf
Hildebrands „Vater - Rhein - Brunnen" aus
Straßburg nach München transportiert, um hier
neu aufgestellt zu werden. Nachdem er jahre-
lang magaziniert gewesen ist, hat man sich
jeßt entschlossen, ihn im Sommer dieses
Jahres aufzusfellen. Und zwar hat man die
sog. Kalkinsel in der Isar gegenüber dem
Bibliotheksneubau des Deutschen Museums
als Standort ausersehen. Auch die Brunnen-
becken-Anlage wird analog dem Straßburger
Vorbild rekonstruiert werden.
Aibling ehrt Wilhelm Leibi
Anläßlich des 30. Todestages Wilhelm
Leibis hat man in Bad Aibling den Plaß zwi-
schen dem Historischen Museum und dem Kur-
haus, ferner eine Straße zum Atelier Leibis
nach dem Meister benannt.
Das Lessinghaus in Kamenz
Der Bau des Lessinghauses in Kamenz, das
die Erinnerungen der Stadt an ihren großen
Sohn vereinigen und auch sonst einen geisti-
gen Mittelpunkt bilden soll, ist, nachdem der
Grundstein an Lessings 200. Geburtstag vor
zwei Jahren gelegt worden ist, jeßt bis zur
inneren Ausgestaltung fortgeschritten. Die
Einweihung soll am 18. Mai stattfinden.

Neue Fälschungsaffäre
in Italien
über die Dossena-Angelegenheit ist kaum
Gras gewachsen, da hört man schon wieder
von einer peinlichen Überraschung, die einem
Sammler bereitet wurde. Glücklicherweise
handelt es sich diesmal um einen Einzelfall.
Der frühere spanische Minister und bekannte
Kunstsammler, Exzellenz C a m b o , hatte nach
längeren Unterhandlungen einen Antonello
da M e s s i n a für 1 % Millionen Lire (= 345 000
Mark) erworben. Von befreundeter Seite auf
die Möglichkeit einer Fälschung hingewiesen,
wandte er sich zur Begutachtung an einen
Restaurator. Hier stellte es sich nun heraus,

W. Grote-Hasenbalg
Berlin W 9, Lennöstr. 12
B 2 Lützow 4739
Islamische Kunst
Alte Teppiche und Stoffe
Antiquitäten

daß es eben dieser Restaurator gewesen ist,
der vor 14 Jahren einen Cavazzola restau-
riert hatte, — und dieses Bild von Cavazzola
war identisch mit dem sog. Antonello da
Messina, den Herr Cambo erworben hatte,
übrigens ist der Name Cambo von der Ber-
liner Spiridon-Auktion erinnerlich, wo er eine
Reihe der bedeutendsten Stücke für sich er-
werben ließ.
Paris Gütersloh
an der Wiener Kunstgewerbeschule
Der Künstler und Dichter Paris Gütersloh,
einer der bedeutendsten Vertreter des Ex-
pressionismus in Österreich, ist zum Pro-

Ferienreise 1931
der Schiller-Akademie
Auf Grund des großen Beifalls, den die
Schiller-Akademie mit ihren seit Jahren ver-
anstalteten, allgemein zugänglichen Stu-
dienreisen gefunden hat, bringt sie im
Rahmen ihrer kulturellen Arbeit auch 1931
wieder eine Reihe solcher Fahrten unter
bester wissenschaftlicher Leitung und Führung
mit günstig gelegenen Ausgangspunkten.
Neben den Heimatfahrten verdienen
besonderes Interesse eine Osterreise nach
Sizilien und Sommerurlaubsfahrten nach Dal-
matien, Österreich, Ungarn, England, Frank-
reich, Norwegen, Schweden und Dänemark,


Ambrogio de’ Predis, Porträt Laurenzio Poliziano
Schwarze Kreide — crayon noir — black crayon, 26,5 : 21,3 cm
Aus dem II. Katalog ausgewählter Zeichnungen alter Meister
Du Ile Catalogue de dessins choisis de maitres anciens
Out of the 2nd Catalogue of selected drawings by old masters
Karl E. Maison, Berlin

f e s s o r an der Kunstgewerbeschule am
österreichischen Museum für Kunst und Indu-
strie in Wien ernannt worden.
Eugen von Biaas f
Eugen von Biaas, einer der bekanntesten
Wiener Maler der älteren Generation, ist
in seinem 87. Lebensjahre in Venedig einem
Herzschlag erlegen. Seine venezianischen
Genreszenen bildeten das Entzücken der
Wiener Bilderliebhaber des vorigen Jahr-
hunderts und gehören auch heute noch zu den
bestbezahlten Gemälden des Wiener Auk-
tionsmarktes.

sowie zwei Studienreisen im Herbst nach
Spanien, mit Ausflug nach Marokko, und nach
Athen-Konstantinopel zu überaus günstigen
Bedingungen. Die Verwaltung der Schiller-
Akademie, München-Grünwald, versendet
gegen 15 Pfennig Porto ausführliche Beschrei-
bung dieser ebenso interessanten als billigen,
allseits unterstüßten Fahrten.
Taikwan-Gemälde
im Berliner Museum
Wie wir hören, wird Yokoyama Taikwans
Gemälde „Star auf Feigenzweig“, das wohl

DIE GANZE WELT DER KUNST LIEST
D I E

DAS INTERNATIONALE ZENTRALORGAN FÜR KUNST I BUCH I ALLE SAMMELCEBIETE UND IHREN MARKT


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Herausgeber Dr. J. I. von Saxe

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die bedeutendste Arbeit auf der Japanisch^
Ausstellung darstellt und das wir in Nr. 2
bildeten, als Geschenk des Künstlers in de'j
Besiß des Museums für Ostasiatische Kui>;
in Berlin übergehen.

Neue Strömungen
in der Kunst
Vortrag von Carl Einstein
In den Zyklus von Vorträgen über „Pr<^
bleme heutiger Malerei“ in der Berliner Staat1
Kunstbibliothek fand am 16. FebrU8'
ein höchst anregender Vortrag von Ca1
Einstein, Paris, statt, in welchem er übe
Neue Strömungen sprach. Aus der Fülle de
zeitgenössischen Kunst griff er eine kleine Al1'
zahl von Künstlern heraus, Wie Masson, ArP’
Miro, aber auch Picasso, Klee, und führte Ar'
beiten von ihnen vor, in denen eine gewisse 0e'.
meinsamkeit lag. Der gemeinsame Nenner 151
das Psychogramm. Auf den Zerfall de
festen Form, wie sie noch der Kubismus hod1'
gehalten hafte, folge hiermit eine Epoche dcl,
Rückwendung ins Innerste des Mensche11'
zum Traum, Vorbewußten und dergl. Der ur
sprüngliche Impuls der Kunst käme hier zl1'
Anschauung.
Diese grundsäßlich klare und eindeutig
Auffassung wurde umrahmt von mancher^
Hinweisen auf Naturvölker, europäisch
Mystik, mediale Kunstübung usw. Eine rül'1
von Motiven wurde angeschlagen, die in
oder minder enger Beziehung zum TheH11'
standen. Nicht ohne Grund meinte Einste1'1
eine Rückkehr zu archaischen Schichten Z«1'
gen zu können, freilich mit der sehr zutreffe11'
den Einschränkung und Erläuterung, daß e’
sich nicht um Kollektiv-Bewußtsein, sondeh
um einen hochgesteigerfen Individualist117
handele, der in jenen Psychogrammen zU1'1
Ausdruck käme.
In unausgeseßtem Kontakt mit seine11'
Publikum, das mehr als einmal für und wide
Carl Einstein Partei nahm, rollte sich der Vor
trag ab, der zu den interessantesten Abende11
dieser Reihe gehörte.

Letzter Vortrag über Problem6
heutiger Malerei
An Stelle des erkrankten Herrn Dr. Fra>^
Roh wird Prof. Dr. Curt Glaser als A^',
Schluß der Reihe „Probleme heutiger Maler«1
am Montag, den 23. Februar, abends 8 Llh’
einen Lichtbildervortrag über das Thetfh
„Inhalt und Form“ im Hörsaal der Berlin^
Staatlichen Kunstbibliofhek, Prinz-Albrech
Straße 7 a, halfen.

Vor Ankauf wird gewarnt.
Wie wir hören, ist in
clas Schaufenster der
Boden heim, Berli
worden. Folgende Objekte sind den Einbrechern l".
Beute gefallen: eine goldene Uhr von 1730, — die
ländische Miniatur eines jungen Mädchens ‘‘’j
Kupfer, 1630, — zwei Necessaires, eins vergoldet ’h
eins aus Stein, — Emaille-Miniatur im Filigran-B11
men mit farbigen Steinen verziert, Frankreich Jl'i
1730, — das Miniaturbild eines Ordensritters, 01, 1A
— eine Ülminiatur auf Pergament, SüdfrankreF
17. Jahrh.: Herr mit Spitzbart.

UNTER KOLLEGE^


der Nacht, zum 19. Febrll‘jj
Antiquitätenhandlung -A-d0^
n, Lützowstr. 75, erbrod1'


— Wie lange ist der Chef schon krank? :
— Genau kann ich’s nicht sagen, aber
seinem ersten Besuch hatte der Arzt nur eine
kleinen Hanomag.


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Direktion und Schriftleitung - Dr J. I von Saxe. Redaktion. Dr. Eckart von Sydow, Dr. Werner Richard Deusch. Verantwortlich für Inhalt und Anzeigen: Fritz-Eduard Hartmann, Berlin-Friedenau. —
Weltkunst-Verlag G.m.b.H., Berlin W 62. — Zuschriften sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76—77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseratentarif auf
Verlangen. Abdruck von Artikeln nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte wird nicht übernommen und jegliche Verantwor-
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