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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 5.1931

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Nr. 11 (15. März)
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£ahrg. V, Nr. 11 vom 15. März 1931

WELT KUNST

3

Die Wiener Akademie-
Ausstellung von 1830
. Es war ein reizvoller Gedanke der Leitung
,er „Österreichischen Galerie", eine Aus-
teilung der alten Wiener Akademie der
Jldenden Künste (wo die Wiener Kunstaus-
,*eUungen von 1774 bis um die Mitte des
Jahrhunderts stattfanden) an Hand des
j^üsstellungskafaloges von 1830 wieder auf-
5°en zu lassen. Leihgaben aus öffentlichem
pa Privatem Besiß ermöglichten eine teil-
pe>se Rekonstruktion der damaligen Schau.
ys. 'st eine Ausstellung aus der Zeit des
J'Umphes des bürgerlichen Naturalismus über
J.e Romantik, der sich in den lebensvollen
■ J'dnissen Amerlings, den imposanten Frauen-
•Idnissen Waldmüllers, den lieblichen (und

Jahre drehen, so drehen jene von Leh über
Lhassa und Kaschgar, tausendfüßig vor und
Zurück. Die Wanderer kreisen von Kauf zu
^erkauf und tauschen Ware und Formen. Sie
gingen Türkise, kaufen Wolle und leihen
Motive, die ihnen zauberkräftig erscheinen
llr|d hämmern sie dem schwarz gefärbten,
Zylindrigen Kopf ein.
Als ältestes Motiv erscheinen uns die kug-
'9en, einfacheren Metallköpfe mit hervor-
Mehenden Zähnen und scharfen Eckzähnen.
Mählig mögen diese Schädel zu durchbroche-
nen Ornamentgewächsen, Maskenscheiben, er-
blüht sein. Der Einfluß thibetanischer Metall-
'echnik ist klar. Sassanidische und jüngere
Motive zeigen die Teegeräte, Tierdämonen
hüten das wärmende lebengewährende Ge-
f|änk vor bösem Zauber.
. In dieser Kunst ist die Spanne zwischen
Mensch und Tier noch gering. Aus dem Men-
schen blühen Tiere, Fische, Drachen, Tausend-
füßler usw. hervor, eine seelenwandlerische
Verwandtschaft zwischen Mensch und den an-
deren Geschöpfen.
Niemals wollen wir nur ein Puzzle der Or-
üQmente annehmen, eher ein gläubiges
Sprechen der Mythen; denn diese Köpfe sind
'.'■cht ästhetischer Schmuck, sondern magische
oraftbehälfer. Ist ihr Segen oder ihre
Drohung geleert, so verbrennt man sie.
Wanderer sind nicht Sammler.
Hier treibt alter Glaube und alte Wande-
rungen von Menschen und Formen überkreist
diese Köpfe, ähnlich wie die skylhische Kunst
k°r allem eine Erzählung von Wanderungen,
'liegen und Jagden ist.
. Also in künstlerischer Hinsicht wäre von
einem Eklektizismus von Wanderern zu
^Drechen. Tierstil, da man mit Tieren lebt,
.ynamente, da man in nie endendem Zug die
yege beschreitet. Pfade krümmen sich wie
'ere. Der Wind bildet Tierwolken am Himmel
Idd aus der Wüste drohen geisterhafte
J1'namente.

doch nie südlichen) Genrebildern von Fendi
und Danhauser, dem Realismus Gauermanns,
dem fast impressionistisch wirkenden Land-
schaftsaguarell von R. v. Alt äußert. Es sind

die führenden Persönlichkeiten der Wiener
Kunst des Vormärz, die hier mit ihrem Besten
vertreten sind, in der Blüte ihres Schaffens,
jung und unverbraucht. St. P.-N. (Wien)

/Schweizer Kai n.st in Paris
Ausstellung in der Galerie Georges Petit
Von Dr. Fritz Neugass, Paris

Die Galerie Georges Petit, die seit kurzem
in den Besiß eines der größten Pariser Kunst-
händler, Herrn Bignou, übergegangen und aus
diesem Anlaß in einem neuen und ganz mo-
dernen Gewände eröffnet worden ist, wird

künftighin der Ausstellungsraum für die
großen offiziösen Ausstellungen werden. Die
vornehme und zweckmäßige Ausstattung der
Räume läßt den Wert der ausgestellten Kunst-
werke in erhöhtem Maße in Erscheinung
treten; daran schließt
sich noch ein besonde-
rer Saal, der bei Be-
darf in eine Bar ver-
wandelt wird und bei
„Vernissagen“ einer
Coctail-Party dienen
kann. Nur so kann
man heute noch in Pa-
ris das kunstliebende
Publikum zu den Er-
öffnungen locken, denn
auf die Einladungen
vergißt man nicht in
feiten Lettern: „Coc-
fails" zu seßen.
Die erste Ausstel-
lung, die in diesem
neuen Rahmen eröff-
net wurde, ist der
„Schweizer Kunst von
1880—1930“ gewidmet.
Es ist dies eine Samm-
lung von 130 Werken
der Malerei und Pla-
stik, von denen ein
großer Teil aus priva-
ten Kollektionen ge-
liehen wurde, um den
Eindruck der Vollstän-
digkeit schweizerischen
Kunsfwollens zu er-
wecken. Doch beim Be-
trachten der Ausstel-
lung und beim Studium
des Katalogs bemerkt
man, daß im ganzen
nur 13 Künstler zusam-
mengestellt wurden, die
keineswegs einen Quer-
schnitt durch das
Schweizer Kunstschaf-
fen bieten. Auch die
historische Zeitspanne
von 50 Jahren ist nur


Ferdinand Hodler, Mädchen mit der Narzisse
Jeune fille avec le narcisse — The girl with the narcissus
Collection Oscar Reinhart, Winterthur
Ausstellung — Exposition — Exhibition:
Galeries Georges Petit, Paris

relativ zu nehmen. Denn neben den meist
jungen und modernen Künstlern — denen
durch diese Ausstellung in Paris der Welt-
kunstmarkt erschlossen werden soll — sind
nur einige wenige frühe Hodler aus den 80er
Jahren (Abbildung unten) zu sehen. Da-
zwischen klafft eine unüberbrückbare Lücke.
Bemerkenswert sind die 18 Skulpturen von
Haller und die 6 Plastiken von Karl Geiser,
die aus der gleichen Atmosphäre kommen und
eine gleiche Empfindsamkeit der Oberflächen-
behandlung zeigen. Die Malerei bietet neben
den frühen Werken Hodlers wenig typisch
Schweizerisches. Die meisten, wie Barraud,
Gubler, Morgenthaler, Boßhard und Vallotton
zeigen einen stark französischen Charakter in
ihrer Farbgebung und lebhafte Einflüsse der
„Ecole de Paris“ in der empfindsamen und
kultivierten Komposition. Es ist bedauerlich,
daß viele junge und wahrhaft begabte
Schweizer nicht zu jenen unglückseligen Drei-
zehn aufgenommen wurden. Die Mischung von
germanischen und romanischen Elementen,
die in Wirklichkeit das wesentliche Merkmal
der Schweizer Kunst bildet, wurde hier zu
gunsten der Verkäuflichkeit der ausgestellten
Bilder so gut wie ganz unterdrückt, um allein
die französischen Einflüsse in der eidge-
nössischen Kunst zu Worte kommen zu lassen.

Das älteste Dantebildnis
In der Kirche San Domenico von Pisfoja
sind durch die Wiederherstellungsarbeiten der
Domenikaner, in deren Besiß die Kirche zu-
rückgekehrt ist, hinter den Seicenfoaltären
umfangreiche Reste von Fragmenten aus dem
14. und Anfang des 15. Jahrhunderts entdeckt
worden. Auf einem dieser Fresken erscheinen
drei Personen, von denen zwei die Namen
Dante und Petrarca tragen. Wen die mittlere
Figur darstellf, ist bisher unbekannt. Das
Petrarcabildnis entspricht vollkommen dem
aus den Studien von Münß, Eßling usw. wohl-
bekannten Petrarcatyp. Die Ähnlichkeit des
Dantebildnisses ist also anzunehmen. Sieht
man von der zweifelhaften Dantefigur auf der
Wand des Palazzo di Podesta in Florenz ab,
so ist dieses neue Fresko das älteste be-
kannte Dantebild. Ein Porträt aus der Mitte
des Trecento (wie aus den Unterschrifttypen
hervorgeht) muß sehr aufschlußreich für die
Danfeforschung werden. Das Porträt von
Pistoja hat große Ähnlichkeiten mit der
Dantefigur in S. Maria Novella, ferner mit
dem ravennatischen Porträt in S. Francesco
und schließlich mit dem Bild von S. Agostino
in Rimini. Auf allen diesen Bildern formt sich
eine Figur, die in scharfem Gegensaß zu dem
traditionellen Dantekopf steht, welcher sich
erst im 15. Jahrhundert herausbildete. —h.



MEISSEN

MORLAND-WARD

MEISSEN

PATER

MORLAND-WARD

BERLIN W 10

HERMANN

B ALL und PAUL GRA U P E,

SEVRES, 1757

DUFOUR, 1750

DUFOUR, 1750

Sammlung
Erich von Goldschmidt-Rothschild

Kunstwerke des 18. Jahrhunderts

AUSSTELLUNG
Montag, den 16. März bis Sonnabend, den
21. März 1931, von vormittags 9 Uhr bis nach-
—— mittags 6 Uhr, Tiergartenstraße 4 -

VERSTEIGERUNG
vom 23. bis 25. März 1931

VERSTEIGERUNG
Montag, den 23. März, nachmittags 15 Uhr,
Dienstag,den24.März, Mittwoch,den 25.März,
vormittags 10 Uhr und nachmittags 15 Uhr,
Victoriastraße 29, Ecke Margaretenstraße
 
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