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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 5.1931

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Nr. 11 (15. März)
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£ahrg. V, Nr. 11 vom 15. März 19S1

WELT KUNST

11

auf eine bestimmte
verzichten zu können,
von Voll bemängelten
Objekte des Kölner
der Hauptsache nicht
Privatbesiß gewesen,

re'ch in kleinerem Maßstab war die Erkenntnis
e'ner Reihe belgischer Fälschungen
11 nd Verfälschungen, die, auf einen
y^rziigüchen früheren Falsifikator, jeßigen
pesiaurator zurückgeführt werden können
'v91. u. a. Fr. Winkler in seinen Besprechungen
|Ur Londoner Akademieausstellung von 1927).
’s sei menschlicher Eitelkeit zugutegehalten,
'v.enn ich ein persönliches Erlebnis hier an-
RRge: ich denke der van Gogh sch au im
"ause Paul Cassirer vom Jahre 1928. Als mir
Rin Vorabend der Pressebesichtigung in den
bereits fertig gehängten Saal drei Bilder aus
dem Besiß von Otto Wacker geliefert wurden
Und ich plößlich die erschreckende Erkenntnis
batte, daß die Bilder falsch sein müßten, wäre
b'es Gefühl im Irrtumsfall gewiß so schnell
^/flogen wie aufgestiegen; da der Verdacht
eider ein berechtigter war, kam die be-
rstende Provenienz — oder vielmehr das
‘ ehlen einer Provenienz — kamen Beob-
achtungen meines Partners und anderer
Kollegen zur Hilfe, um in der Folge die Drei-
Zahl der Falsifikate zur stattlichen Summe
v°n über 30 anwachsen zu lassen.
Ich möchte mich nicht dem Verdacht aus-
®ehen, demagogische Wirkung zu erstreben.
Icoßdem glaube ich,
Schlußfolgerung nicht
*ch seße den Fall, die
^Itniederländer, die
PWiderstreits seien in
°’fentlicher, sondern _„ „ .. . ,
*>nd die Eigner dieser Schäße hätten den
fischen Propheten in dem Maße geglaubt,
,c*aß sie sich von ihrem Besiß vorschnell ge-
konnt. Sie würden nach kurzer Zeit den Ver-
'lsi einer stattlichen Anzahl von van Eycks,
Rogiers, Memlings usw. beklagt haben, von
,en „Meister Wilhelms“ zu geschweigen, und
V hätten zudem für den Sportt der Mit- und
Fachwelt nicht zu sorgen gehabt.

Ausstellungen
^oelzig und seine Schule
Ausstellung in der Akademie
der Künste
Die gegenwärtige Ausstellung, eine etwas
JTspätete Veranstaltung zum sechzigsten
• ’Courtstag des Meisters, gibt einen Gesamt-
überblick über das baukünstlerische Schaffen
^eelzigs, angefangen von seinen frühen
e’Icn und Industriebauten in Breslau und
, chlesien, über eine seiner genialsten Schöp-
p'ngen, das leider nie ausgeführte Haus der
' reundschaft in Konstantinopel (1916), die
, ufsehen erregenden Bauten der ersten Nach-
J'Cgszeit, die ihn mit einem Schlag zum ersten
rchitekten Deutschlands machten, dem
^!.06en Schauspielhaus (1918/19), den Ent-
pbrfen für das Salzburger Festspielhaus
pJy20/21), den großen Kinos in Berlin und
'eslau, von denen das Delhi in Breslau das
f°ßartigste ist, bis zu den genialen Schöp-
,llngen der lebten paar Jahre, dem Verwal-
<b9gsgebäude der I. G.-Werke in Frankfurt
j28/30) und dem Berliner Funkhaus (1929/30).
^zwischen fügen sich, nicht weniger markant,
x .e verschiedenen Bühnendekorationsent-
prfc, die Dekorationsentwürfe für den
’1'Jolem“, der Umgestaltungsplan des Plaßes
Republik (1929), die Bebauung des
^beunenviertels in Berlin (1928) und die Be-
Ruung des Berliner Messegeländes (1929/30)
“in.
ist den modernen deutschen Architekten
i Poelzig vielleicht der einzige, dessen Ar-
bp',en nicht nur in einem durch das Material
fJ| d’ngten Formwillen aufgehen, sondern die
rjj C'1 etwas von dem tiefen Inhalt besißen, der
p b Architektur an die Spiße der Künste stellt.
R bndungs- und Phanfasiereichtum ist sicher
,.j.r ein Bruchteil dieser Qualitäten, die sich
eseJ*. nicht nur in modernen Sakralbauten, wie
eß ^'nos ur|d Theater sind, auswirken, sondern
<juetn?° >n der wuchtigen Fassade eines In-
f. S’fiebaues, wie des I. G. Farben-Verwal-
utlSsgebäudes.
(j eben diese Qualitäten kommen aber auch
3 P besten seiner Schüler zu, vor allem Rudolf
b'varz, dem noch ganz jungen Direktor der

Kunstgewerbeschule in Aachen, der in jedem
Glied einer Fassade, z. B. in der Durchbildung
eines Fensters und einer Türe, eine meister-
hafte Klarheit besißt, und Hermann Zweigen-
thal, dessen Wohnung des Schauspielers
Müthel eben jene Wohnlichkeit auszeichnet,
die auch der moderne Mensch zum Leben be-
nötigt, dessen, gemeinsam mit Richard Paulick
entworfenes Garagenhochhaus in Berlin im
Grundriß eine wirklich geniale Lösung ist. Die
Arbeiten von Egon Eiermann, gemeinsam mit
Friß Jaenecke (ein ausgeeizchneter Entwurf
für das Preisausschreiben eines Landgerichts-
gebäudes), von Max Cetto und Heinrich Lau-
terbach sind zum Teil sehr gut und ver-
sprechen eine tüchtige Architektengeneration;
das eigentlich Großartige, über die Grenzen
des Sachlichen Hinausgehende fehlt ihnen
aber Dr. F. Eckhardt

George Grosz in Paris
Die Galerie N. R. F. zeigt nach der Aus-
stellung der gotisch-buddhistischen Plastik
im Rahmen ihres internationalen Kulturpro-
gramms zur Zeit eine Reihe von Aguarellen
und Zeichnungen von George Grosz, die in

karikierten und für das Ausland peinlichen
Form darstellen könnte, hat man vermieden.
Es sind vor allem Szenen des täglichen
Lebens, das .internationale Thema der Liebe
und der Prostitution, der rohe Meßger-
meisfer, Beerdigungen, Lumpensammler und
mondäne Bürger beim Diner . . .
Die französische Kritik steht Grosz mit
sehr geteilten Gefühlen gegenüber. Die
linksgerichteten Blätter reproduzieren seine
Bilder wie eine Anklageschrift auf der ersten
Seite und jubeln ihm zu als dem Künder des
neuen Heils. Die Kunstkritiker ohne
politische Tendenzen finden seine Linien zu
hart, seine Figuren zu stereotyp, seine Far-
ben zu laut und zu wenig gepflegt. Troß
der starken Wandlung des Meisters zu einer
weicheren, volleren und runderen Form und
zu einer gedämpfteren Farbgebung, wirkt er
in Frankreich noch immer allzu „barbarisch“,
was aber mehr der geistigen Ausdeutung der
Motive, als der technischen Behandlung zuzu-
schreiben ist.
Die deutsche Kultur eines George Grosz
mit der lauten und indiskreten Diktion seiner
Bilder ist dem französischen Kunstgefühl zu
I fremd, um hier jemals Heimatrecht zu ge-
winnen. F. N. (Paris)

Gründung im Sommer 1913 war die Galerie in
der damals neuerrichfeten Städtischen Spar-
kasse untergebracht, wo sie sich aus klein-
sten Anfängen allmählich zu einer so ansehn-
lichen Sammlung entwickelte, daß sie das
halbe Haupfgeschoß des stattlichen Gebäudes
füllte. Da nur Gemälde, Graphik und Plastik
aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
und der Gegenwart, vorzugsweise von
hessischen Künstlern, erworben wurden,
bot sie einen, wenn auch lokal begrenzten, so
doch beachtenswerten Überblick über das mo-
derne heimische Kunstschaffen. Diese be-
wußte Einschränkung des Sammelgebietes
empfahl sich schon mit Rücksicht darauf, daß
für Ankäufe nur bescheidene Mittel zur Ver-
fügung standen und es infolgedessen ebenso
verfehlt wie aussichtslos gewesen wäre, mit
den so viel älteren und größeren Nachbar-
galerien in Darmstadt, Frankfurt a. M. oder
Mannheim in Wettbewerb zu treten.
Das Hauptgewicht wurde deshalb von An-
fang an auf einen regen Ausstellungsbetrieb
gelegt. Und tatsächlich haben der Wormser
Galerie ihre zahlreichen bedeutsamen Ver-
anstaltungen — bis Ende 1930 waren es über
80 — einen weithin anerkannten Ruf ver-
schafft. Damit ist es nun leider vorbei.


Cuno Amiet, Heuerin (1891)
Faneuse — Hay maker
135 : 120 cm
Collection E. Rüfenacht, Basel (Bäle, Basle)

Paris in noch viel stärkerem Maße revolutio-
när wirken, als in der Heimat. Die Schärfe
und Unerbittlichkeit, die Ironie und die
psychopathologischen Visionen von George
Grosz sind innerhalb der französischen
kultivierten Malerei in jeder Beziehung eine
Reaktion gegen alle bürgerliche und künst-
lerische Überlieferung. Die Anklage der Ge-
sellschaft, die Grosz als einziger Künstler zu
erheben den Mut hat, ist strenger und härter
als die stets elegante Karikatur eines Dau-
mier. Daumier bleibt immer romantisch be-
fangen und schildert mehr seine Zeit, als daß
er sie anklagt. Grosz dagegen ist nicht nur
Künstler und Reporter, er ist in erster Linie
auch Politiker, der mit großer Gebärde seine
Gesinnung verkündet und sein künstlerisches
Werk dem großen Gedanken einer Auflösung
der „Bourgeoisie“ unterordnet.
Die Auswahl seiner Werke in der N. R. F.
ist für das Ausland recht geschickt zusam-
mengestellt. Alle politischen Tendenzen sind
in diesen Bildern unterdrückt. Alles, was
den „deutschen“ Bürger in einer allzu

Amiet -
Ausstellung
Unter den neueren
Schweizer Malern hat
Ferdinand Hodler den
größten Ruhm geerntet.
Im Kreise seiner Zeit-
genossen waren aber
manche Talente, die
erst jeßt in ihrer Be-
deutung hervorfreten.
Zu ihnen gehört u. a.
Cuno Amiet, dessen
erste Monographie
(Verl. Heiß, 1913) von
E. von Sydow ge-
schrieben wurde. Die
Neue Sezession
in München wird
eine größere Ausstel-
lung seiner Arbeiten
veranstalten, die von
Mitte Mai bis Mitte
Juni stattfinden soll.
Aus den bekannten
Privatsammlungen von
Direktor Miller in
Biblist und von Was-
rner in Bremgarien
(Bern), sowie aus
öffentlichen Galerien
wird das Beste her-
geliehen werden. Aus
der Baseler Samm-
lung E. Rüfenachi
bilden wir hier ein
Frühwerk des Jahres
1891 ab, das nach jahre-
langer Verschollenheit
erst im vorigen Jahr in
Solothurn wieder ge-
funden wurde, — Ab-
bildung nebenstehend. Das Bild stellt eine
Heuerin im Alltagskleid der Berner Bäuerin
dar. Die Landschaft mit Jurakette ist dem
Oberaargau, dem nordöstlichen Teil des Kan-
tons Bern, entnommen. Man sieht noch den
Einfluß seines Lehrers Frank Buchser, aber
man spürt bereits aus einigen Stellen des
Bildes die Farbfreudigkeit, die für die spätere
Entwicklung Amiets so charakteristisch ge-
worden ist.

Ende der Städtischen
Gemäldegalerie zu Worms
Während anderwärts, selbst in ganz klei-
nen Städten, neue Heimatmuseen oder Bilder-
galerien ins Leben gerufen werden, hat man
jeßt in Worms die Städtische Gemäldegalerie
nach nahezu achtzehnjährigem erfolgreichen
Bestehen abgebaut, um ihr bisheriges Heim
als — Wohnung zu vermieten! Seit ihrer

Noch keine Versteigerung
der Sammlung Gualino
Die Sammlung des Kunstseidenindustriellen
Gualino war bekanntlich nach dem Ausschei-
den dieses bedeutsamen Führers der italieni-
schen Kunstseidenindustrie aus den meisten
der Werke, in denen er beteiligt war, für eine
Versteigerung in Aussicht genommen worden.
Da die finanziellen Verhältnisse Gualinos
ebenso wie seine Geschäftsbeziehungen
außerordentlich verzweigt waren, so war eine
wirkliche Übersicht über die Situation des
Turiner Finanziers nicht möglich; es war in-
folgedessen auch nicht gesichert, ob der Staat
die vorläufige Beschlagnahme der Kunst-
sammlung Gualinos würde beibehalten
können oder die Sammlung dem Besißer wie-
der freigeben würde. Der Oustric-Skandal
in Paris hat die Lage Gualinos aufs neue
verändert, insofern als Gualino verhaftet
worden ist. Da Mussolini selbst im ver-
gangenen Oktober den Turiner Finanzier als
einen internationalen Abenteurer bloßgestellt
und sozusagen ausgeliefert hat, so ist im Zu-
sammenhang mit dem Oustric-Skandal mit
einem Prozeß Gualino zu rechnen. Das aber
bedeutet einmal zwar die ziemlich sichere
Versteigerung der Sammlung Gualino durch
den Staat, zum anderen aber mit ebenso
großer Sicherheit die Verschiebung des Da-
tums bis zur weiteren Klärung der verzwickten
Finanzverhältnisse des Industriellen. G. R.

ALT-CHINA

*
w

z. Zt.
Ausstellung
von frühen Bronzen
Tang- u. Sung-Keramik



alten Porzellanen
Kleinkunst

CHINA-BOHLKEN
BERLIN W9, POTSDAMERSTR. 16

ALT-CH INA
STÄNDIGE AUSSTELLUNG
ALTCHINESISCHE KUNST
NEUERWERBUNGEN AUS CHINA

DR. OTTO BURCHARD & CO.
G. M. B. H.
BERLIN - PEKING - SHANGHAI - NEW YORK
BERLIN W 9, FRIEDRICH-EBERT-STRASSE 5 NEW YORK, 13, EAST 57t» STREET

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