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12

WELTKUNST

Jahrg. V, Nr. 15 vom 12. April 1931

von Uefeearall

Verleihung englischer
Museumsobjekte ins Ausland
Bisher war es den englischen Kunstsamm-
lungen geseßlich verboten, Gegenstände ihrer
Sammlung im Ausland zu zeigen. Nunmehr
dürfte hier eine grundsätzliche Wandlung zu
weitherzigerer Auffassung erfolgen. Denn der
Premierminister Mac Donald hat im Unterhaus
mifgeteilt, daß die Regierung eine Vorlage
einbringen werde, durch die die Verwaltung
der Londoner Nationalgalerie die Ermächti-
gung zu Leihgaben von Handzeichnungen und
Gemälden ins Ausland erhalten solle.

Ägyptische Ausstellung in London
In Fortsetzung der monumentalen Reihe
der flämischen, holländischen, italienischen
und persischen Ausstellungen, die in Lon-
don in d'en lebten Jahren stattgefunden
haben, wird jetzt der Plan einer ägypti-
schen Ausstellung im Jahre 1934 erwogen, die
ebenfalls in London stattfinden soll. Im Rah-
men dieser Schau werden vermutlich die
Funde in den ägyptischen Königsgräbern des
Tutanchamon der großen Öffentlichkeit zu-
gänglich gemacht werden.
Schutzgesetz
für schweizerische
Kunstdenkmäler
Im Verfolg der Polemik um den Verkauf
von Inkunabeln aus der St. Gallener Kloster-
bibliothek ist man in der Schweiz dar-
auf aufmerksam geworden, daß dies Land
der einzige Staat Europas ist, der kein
besonderes Gesetz zum Schuß von Kunst-
werken gegen Ausfuhr ins Ausland besißt.
Ein Mitglied des Ständerates, Dietschi,
hat eine Reihe von geseßgeberischen Maß-
nahmen angeregt, die sich in dieser Richtung
bewegen. Vor allem schlägt er die Ein-
richtung eines Landesdenkmalsamtes mit
einem eidgenössischen Konservator an der
Spiße vor, das ein Register über alle schuß-
würdigen Kunstgegenstände der Schweiz zu
führen hätte. Der Bund sollte gleichzeitig ein
Ausfuhrverbot erlassen und die Anzeigepflicht
bei der Veräußerung von registrierten Gegen-
ständen einführen. Fernerhin müßte ihm das
Vorkaufsrecht und Enteignungsrecht über-
tragen werden.
Neuerwerbung
der österreichischen Galerie
Die „Österreichische Galerie“ im Belvedere
hat aus dem Wiener Kunsfhandel (Kunstsalon
WÜrthle) ein Bild G. Courbets aus dem
Jahre 1860, „Mädchen in der Schulbank“, er-
worben. Das Bild ist von dem Meister signiert,
datiert und mit einer Widmung versehen.
P.-N.
Praehistorischer Grabfund
In der Nähe der Ortschaft Grafen-
wörth bei Krems (Ober-Osterreich) stieß
man auf ein Frauengrab aus der Hallstatt-
periode (um 600 v. Chr.L Außer dem mit
Bronzeschmuck versehenen Skelett der Toten
enthielt das Grab vierzehn reichverzierte Ge-
fäße, die zur linken Seite der mit dem Kopf
gegen Westen liegenden Toten ihren Plaß
hatten. Unter den Grabbeigaben befanden
sich vier große Urnen für Getränke mit eben-
so vielen Henkelschälchen; weiterhin mehrere
Schüsseln mit Speiseresten. Der Fund wurde
der prähistorischen Sammlung des Wiener
Naturhistorischen Museums einverleibt.
P.-N. (Wien!

österreichische Buchkunst in Paris
In den Monaten Mai-August findet in Paris
im Petit-Palais des Beaux Arts
eine internationale Buchkunsfausstellung statt,
in der das buchkünstlerische Schaffen der
Ießfen 20 Jahre (1910—1930) gezeigt werden
soll. Zur Ausstellung gelangen gedruckte und
geschriebene Bücher, illustrierte Bücher, Ex
Libris und künstlerische Bucheinbände. Auf
Einladung des „Salon international“ hat Reg.-
Rat Dr. Anton Reichel im Auftrage der
Direktion der Albertina die Organisation der
Österreichischen Sektion der Ausstellung
durchgeführt.
Römische Kopien
der Parthenon-Figuren
Prof. Hans Schrader berichtet in einer Mit-
teilung, die der Preußischen Akademie der
Wissenschaften vorgelegt worden ist, von

W. Grote-Hasenbalg
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Islamische Kunst
Alte Teppiche und Stoffe
Antiquitäten

einem umfangreichen Fund römischer Kopien
nach Figuren-Szenen des Parthenon. Es
handelt sich um rund 300 Marmorbildwerke,
die im Hafen des Piräus gehoben worden sind
und wohl der römischen Kaiserzeit entstam-
men. Auf zweien dieser Kopien kann man
Szenen aus der berühmten Amazonenschlacht
sehen: wie ein Jüngling eine Amazone ver-
folgt, die sich in herrlichem Schwünge von
einem Felsen stürzt. Den Jüngling, der die
Amazone schon am Hinferkopf faßt, wehrt die
Amazone mit ihrem rechten Arm ab. Die an-
dere Plastik zeigt einen Jüngling, mühevoll auf
einen Felsen steigend, wie er mit hängendem
Kopf zurückblickt. Friedliche Ruhe kündet da-
gegen ein Bildwerk, das eine Fackel zeigt, zu
deren beiden Seiten ein Priester und eine
Priesterin stehen, die die Fackel mit geweih-
ten Binden schmücken.
Man kann mit Recht darauf gespannt sein,
ob sich aus diesem Fund eine Bereicherung
unserer Kenntnis vom Oeuvre des P h i d i a s
ergeben wird, wie man wohl allgemein hofft.
Goethegedenktag in Italien
Auch in Italien wird die Feier von Goethes
lOOjäihrigem Todestag ein Echo finden. Wie
wir nämlich hören, hat die Literarische Ab-
teilung der Akademie von Italien den Beschluß
einer offiziellen Feier dieses Tages gefaßt.
Entscheidung im da Messinaprozeß
Der Untersuchungsrichter von Mailand hat
soeben in dem Prozeß um den „Antonello da
Messina", der von Dr. Chiesa an Minister

schafters Exz. Dr. Solf und der Ausstellung
der 50 schönsten Bücher des Jahres 1930,
ferner des Kupferstichkabineils, der Staats-
und Universitätsbibliothek und der Bibliothek
Warburg, in denen teilweise Sonderaus-
stellungen veranstaltet werden.
Eröffnung des Langbehn-Hauses
Auf dem Knirberg bei Apehrade ist unter
großer Beteiligung der schleswig-holsteini-
schen Kulturverbände das Langbehn-Haus
eingeweiht worden, das das Gedenken an
Julius August Langbehn, den Autor des s. Zt.
vielgelesenen Buches „Rembrandt als Er-
zieher", lebendig erhalten soll.
Tagung der Graphiker
Die diesjährige Tagung des Bundes Deut-
scher Gebrauchsgraphiker findet vom 14. bis
17. Mai in Bad Nauheim statt. Innerhalb
dieser Tagung wird eine Sonderschau von
Wettbewerbsarbeiten veranstaltet
werden, deren Thema Umschlagentwürfe für
die Zeitschrift „Gebrauchsgraphik" sind.
Umsatz bei der
Deutschen Kunstgemeinschaft
Auf der Jahresversammlung der Deutschen
Kunstgemeinschaft, die kürzlich sfaftfand,
wurde eine Aufstellung des Umsaßes in den
fünf Jahren gegeben, die die Deutsche Kunst-
gemeinschaft nun schon besteht. Es wurden
verkauft 1926: 133 Werke für 34 618 M., 1927:
367 Werke für 90 101 M., 1928: 561 Werke für
169 196 M., 1929: 751 Werke für 223 646 M„ und


Hubert Robert, Ruinenlandschaft
Paysage — Landscape
Tuschzeichnung — Plume et encre de chine — Pen and ink drawing
Versteigerung — Vente — Sale: Hollstein & Puppel, Berlin, 4.—6. Mai 1931

Cambö verkauft wurde und über den wir in
Nr. 8 der „Weltkunst“ berichteten, folgende Ent-
scheidung gefällt: „Eine strafbare Handlung in
dem Verkauf Chiesa—Cambö liegt nicht vor.
Die ausgestellten Expertisen sind aus denkbar
freien Stücken und ohne Beeinflussung erfolgt,
daher durchaus gültig und wertvoll. Der
Wunsch zum Kauf ging von Herrn Cambö aus.
Keinerlei Betrug und keinerlei Kunstgriff ist
angewendet worden, um zum Abschluß des
Kaufvertrages zu kommen. Dr. Chiesa ist stets
der Ansicht gewesen, daß es sich bei dem Bilde
um einen echten Antonello da Messina handelt.
Dr. Chiesa habe das Bild 15 Jahre besessen
und stets für einen echten da Messina gehal-
ten. Er wäre mit oder ohne Verkaufsmöglich-
keit auch stets dieser Ansicht geblieben. Aus
diesen Tatsachen geht klar die Abwesenheit
jeder strafbaren Handlung hervor, und zwar,
ohne daß vor dem Gericht eine Untersuchung
darüber geführt worden ist, ob das Bild ein
echtes Werk des Antonella da Messina ist
oder nicht.“ G. R.
Lene Schneider-Kainer in Rom
Zu den deutschen Künstlern, für deren
Arbeiten man im Ausland um Verständnis
wirbt, gehört auch Lene Schneider-Kainer. Wie
wir hören, stellt sie in Rom, und zwar im Klub
der ausländischen Presse aus. Es handelt
sich um Arbeiten, die sie auf ihrer gemeinsam
mit Bernh. Kellermann durchgeführten Persien-
Reise geschaffen hat.
Maximilian-Gesellschaft
Auf Einladung der Hamburger Gesellschaft
der Bücherfreunde hält die Maximilian-Gesell-
schaft ihre 17. Hauptversammlung am 10. Mai
in gemeinsamer Tagung beider Gesellschaften
in Hamburg ab. Das Programm umfaßt
einen vom Senat der Stadt Hamburg im Rat-
haus veranstalteten Empfang, einen Vortrag
Prof. Ernst Cassirers über „Goethe und
Plato“, Besichtigung der Ausstellung
japanischer F a r b e n h o 1 z s c h n i 11 e
aus dem Besiß des ehemaligen deutschen Bot-

1930: 728 Werke für 191 810 M. Das ergibt zu-
sammen die stattliche Anzahl von 2540 Werken
für 709 371 M., eine Summe, von der 567 000 M.
an die Künstler abgeführt worden sind. Außer-
dem sind für 170 000 M. Ankäufe für das
Kunst-Abonnement getätigt worden,
so daß sich die Summe von über 700 000 M.
ergibt, die den Künstlern zugute gekommen ist.
Auf dieser Jahresversammlung wurden übri-
gens auch die Angriffe, die der Maler Otto
Nagel gegen den Leiter der Kunsfgemein-
schaft, Staatssekretär Schulz, gerichtet
hatte, auf Grund vorgenommener Kontrollen
zurückgewiesen.
Kunstgeschichte und Archäologie
an der Universität Berlin
Aus der Reihe von kunstgeschichtlichen und
archäologischen Vorlesungen, die im Som-
mer- Semester dieses Jahres an der Univer-
sität Berlin stattfinden, heben wir die wichtig-
sten hervor.
Die deutsche Kunst des Mittel-
alters wird von Prof. H. Kauffmann und Dr.
Giese behandelt. Prof. Kauffmann liest über
Deutsche Malerei im 15. Jahrhundert, — Dr.
Giese über Deutsche Plastik bis zum Ende des
13. Jahrhunderts und über Architektur-
geschichte des Mittelalters.
Französische Kunstgeschichte be-
spricht Prof. Kauffmann, — italienische
Plastik der Renaissancezeit: Prof. Weisbach,
— die Kunsttheorie der Renaissance und des
Barock: Prof. O. Wulff, der auch ein Kolleg
den allgemeinen Grundfragen des Zeichen-
unterrichts und1 der Kunsterziehung
widmen wird.
Den Übergang zur Archäologie bildet ein
Kolleg Prof. Wulffs über Plastik und Malerei
der christlichen Spätantike.
Das Gebiet der Archäologie ist mit
Vorlesungen reich bedacht. Die vorgeschicht-
lichen Kulturen der Mittelmeerländer, und
zwar speziell die Bronzezeit, behandelt
Prof. Hubert Schmidt, — hettitische und

aramäische Plastik: Prof. Unger, — Denk'
mäler von Delphi: Prof. Preuner, — die
hellenistische Kunst: Dr. Maß, — die
Kunst der Spätantike: Prof. RodenwaldL
— die Geschichte der Stadt R o m im Altertum
und ihrer Architektur: Prof. Noack, — spät'
römisch-byzantinische Münzen- Prof-
Regling.
Der Kunstgeschichte außerhalb der Mittel'
meerländer sind gewidmet Vorlesungen von
Prof. Kümmel über Japanische Kunstge'
schichte, — von Dr. Waldschmidt über
Buddhistische Kunst in Vorderindien, -'
von Dr. E. v. Sydow über Afrikanische
Kunst und Kunstgewerbe, und von Dr. W. Leh'
mann über Kunst und Kultur Alt-Amerikas,
speziell Mexikos.
Neben den Vorlesungen gehen zahlreiche
Übungen einher, in denen spezielle oder
allgemeine Fragen behandelt werden.
Neubesetzung im Archäologischen
Institut des Deutschen Reiches
Zum Ersten Direktor der Römisch'
Germanischen Kommission des Archäolo'
gischen Instituts des Deutschen Reiches >n
Frankfurt am Main ist der bisherige Zweite
Direktor, der vor allem durch seine Aus'
grabungen auf dem Goldberg bei Nördlingen,
in Feistriß-Paternion in Kärnten und in Her'
mopolis in Ägypten bekannt geworden ist, Dr-
Gerh. B e r s u , und zum Zweiten Direktor Herr
Dr. Hans Z ei ß ernannt worden. Als deutsche
Zweiganstalt des Archäologischen Instituts
des Deutschen Reiches dient die Römisch'
Germanische Kommission der Erforschung der
heimischen Bodendenkmäler von
den ältesten Zeiten an bis in das frühe Mittel'
alter. Zu dem Aufgabenkreis der Kommission
gehört ferner die Pflege der Beziehungen-
zwischen der deutschen Wissenschaft und der
Forschung des Auslandes.
Prof. Dr. Robert Zahn
ist zum Nachfolger von Geheimrat Prof. Dr-
ill. Wiegand als Direktor der Antiken'
Abteilung der Berliner Staatlichen Museen er"
nannf worden.
Dr. C. Koch
Kustos an der Staatlichen Kunstbibliofhek
Berlin, ist zum Professor ernannt worden-
Dr. phil. Otto Nirenstein
Otto Nirenstein, der Inhaber der Neuen
Galerie in Wien, ist zum Dr. phil. promoviert
worden. Als Gründer und Leiter des Ver'
lages neuer Graphik, Herausgeber von druck'
graphischen Veröffentlichungen und Buchaus'
gaben im Rikola-Verlag, geschäftsführender
Vizepräsident des Ausschusses des Künstler'
blindes Hagen und als Veranstalter mannifl'
faltiger wichtiger Ausstellungen in seiner
eigenen Galerie hat sich Dr. Otto Nirensfeio
bedeutende Verdienste um das Wiener Kunst'
leben erworben.
RichardSeewald geht nach München5
Nachdem Prof. R. Riemerschmid die Lei'
tung der Kunstgewerbeschule in Köln nieder'
gelegt hat, seßt sich die Veränderung des dor'
tigen Lehrkörpers weiter fort. Neuerding5
hat Prof. Richard Seewald seine Stellung 3^
Lehrer an der Kunstgewerbeschule, die er sei>
sechs Jahren innegehabt hat, aufgegeben,
er beabsichtigt, wieder nach München zurück'
zukehren.

— Ich habe m Erfahrung gebracht, daß
meine Braut bei ihrer Schneiderin jährlich
100 000 Mark ausgibt — — —


— Was willst Du da machen?
— Ganz einfach, ich heirate die Schnei'
derin.

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Direktion und Schriftleitung: Dr. J. I. von S a x e. Redaktion: Dr. Eckart von Sydow, Dr. Werner Richard Deusch. Verantwortlich für Inhalt und Anzeigen: Fritz-Eduard Hartmann, Berlin-Friedenau. —
Weltkunst-Verlag G m. b. H., Berlin W 62. — Zuschriften sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kurfurstenstraße 76—77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseratentarif auf
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