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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 5.1931

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Nr. 17 (26. April)
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jahrg. V, Nr. 17 vom 26. April 1931_

DIE W E L T KUNST

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bestimmten Kunsfgebiete verfügt. Der Rund-
Sang beginnt; er ist belebt von einer wirk-
Jfehen Unterhaltung. Dank seiner höheren
P'ldung versteht es der Führer, selbst Bildung
vermitteln; durch seine Vorbereitung wird
er imstande sein, zu erkennen, ob der Be-
sucher, der vielleicht in Kunstsachen wenig
bewandert ist, iroßdem über allgemeine Bil-
dung oder Spezialkenntnisse verfügt.
Sollten Sie also ein Museum nie besucht
haben, so kommen Sie! In zwei Stunden wer-
den Sie das Wesentliche gesehen haben. Sie
Werden Erläuterungen hören, die Ihnen mit
geschichtlicher und ästhetischer Genauigkeit
geboten werden, und zwar über die be-
kanntesten, berühmtesten Werke des be-
helfenden Museums, wie auch über die-
jenigen wichtigen Werke, die von der Fackel
des so oft launenhaften Ruhmes vielleicht
d°ch nicht beleuchtet wurden, sich aber troß-
dem durch Schönheit auszeichnen oder für
die Kenntnis einer Epoche oder eines Mannes
bedeutend sind.
Der Völkerbund ist bestrebt, eine inter-
hationale Rechtsordnung zu schaffen und ein
umfassendes System durch Mittel aufzubauen,
die er festlegt und über die wir hier nicht zu
reden haben. Doch fühlen wir alle, daß diese
"■’iltel nur dann angenommen werden und
•prileben können, wenn unter den Völkern ein
^eist gegenseitiger Achtung entsteht, der sich
hur aus gegenseitiger Kenntnis entwickeln
kann. Vernünftige Kunstschäßung und rich-
*>9es Kunstgefühl vermögen aber zu der Bil-
dung eines solchen Geistes beizutragen. Die
{Kunstgeschichte lehrt uns, das Beste und
Meiste zu erkennen und zu begreifen, was
,ede Zeit, jedes Volk, jeder große Mann, der
Sem Zeitalter und sein Volk zu genialem Aus-
drucke bringt, erzeugt haben. Und dies ist
die merkwürdigste sich aus der Kunst-
geschichte ergebende Tatsache: die Freude
Qrt> Kunstwerk ist allgemein, — das Kunst-
werk aber ist persönlich. Die Schönheil
drückt das Innerlichste, Tiefste, Eigenste,
{-harakterischste eines Mannes aus, wie auch
des Landes und des Zeitalters, die dieser
^ann wiedergibt. Mit strenger Genauigkeit
Putersucht außerdem die Kunstgeschichte die-
sigen Einflüsse, die durch den Meister auf
dfe Schüler, durch die fremden Meister auf
d>e einheimischen, durch die Nationalcharak-
tfire wechselseitig in freigebigem und reichem
Austausch ausgeübt werden. Die Kunst-
9eschichte lehrt uns, nicht aus falschem Stolz
Und Unwissenheit ausschließlich das zu lieben,
Was uns ähnlich ist. Durch Verstand und
Gefühl lehrt sie uns, das zu lieben, was von
Uns verschieden ist.
Darum wollen wir Museen besuchen und
Uem erfahrenen und feinfühligen Führer zu-
hören, der die Meisterwerke klug erläutert.
Wir genießen dabei die hohe Freude einer


Rembrandt, Die Kreuzabnahme bei Fackelschein (B. 83, H. 280)
Deposition — Deposition
Radierung — Eau forte — Etching
Collection. Baron F. M. Rosenorn-Lehn, Oreby
Versteigerung — Vente — Sale:
V. Winkel & Magnussen, Kopenhagen, 3. Juni 1931

Reise durch die verschiedensten Zeitalter und
Länder. Indem wir Besonderheiten und Ge-
meinsamkeiten entdecken, die diese Zeitalter

und Länder trennen und wiederum verbinden,
erhalten wir den schönsten Unterricht in
menschlicher Weisheit.

Frühjahrsausstellung der
Akademie
Es wird in diesem Jahr spät Frühling — man
merkt seit Monaten kaum etwas von dem Um-
schwung der Jahreszeiten, zu dem doch
eigentlich eine kalendermäßige Verpflichtung
vorliegt —, und ob es jemals Sommer werden
wird, steht noch sehr dahin. Vielleicht ist dies
zögernde Tempo der kosmischen Verhältnisse
mit daran schuld, daß diese Akademie-Aus-
stellung so ungewöhnlich schwerblütig, um
nicht zu sagen langweilig geworden ist. Leb-
haftes Temperament, frischer Wagemut ...
solche und verwandte Wendungen bezeichnen
den Gegenpol dieser Schau. Hier ist alles
auf würdevolle Ausgeglichenheit eingestellt,
— verstaubte Togen werden nachdenklich
und etwas mühselig zurechtgerückt. Gewiß
gibt es da und dort den einen oder anderen
Lichtblick. Die Reihe Slevogtscher B'il-
der ist voll altgewohnter Frische. Ein paar
Bildnisse Liebermanns imponieren trotz
aller Trockenheit ihrer Malweise. M. Beck-
manns umfangreichere Kollektion, z. T.
Gouache und Pastelle, läßt wenigstens eine
Ahnung von den großen Möglichkeiten dieses
Malers aufblitzen. Max Oppenheimers
(Mopps) Bildnisse sind großzügig und charak-
teristisch. Hans Pur r man ns Dame mit
rotem Haar gibt diesem Bildnis einen seltsam
idolhafien Anflug. Gern wird man sich auch
späterhin an die Bilder von Wollheim und
Zeller, an die zarten Visionen Ch. Crodels
und die gepflegten Arbeiten R. Jacobis er-
innern. Sonst aber sind die Bilder zumeist
ohne Belang. Besonders enttäuschend ist die
Altherr-Schau im großen Saal. Das negative
Urteil gilt leider auch den Plastiken. Das
quantitative Schwergewicht liegt bei der Kol-
lektivausstellung von Gerhard M a r ck s ,
Halle a. S. Auf den ersten Blick wirkt sie
imposant durch die Größe und Massenhaftig-
keit, aber man braucht nur an die Werke
Maillols zu erinnern, um ernüchtert die innere
Leere dieser aufgedunsenen Körper zu durch-
schauen. Noch problematischer ist die bunt
angemalte Porträtplastik Ernesto de Fioris.
Das einzig wesentliche Monument hat über-
raschenderweise Käthe Kol 1 witz im Ent-
wurf ausgestellt: zwei Figuren für einen deut-
schen Soldatenfriedhof in Belgien. E. v. S.

Die 50 schönsten Bücher
bei Flatow u. Prieme r
Die deutsche Buchkunststiftung hat
bekanntlich aus der deutschen Buchproduktion
die fünfzig Bücher ausgewählt, die sie als die

SAMMLUNG MARCZELL VON NEMES

GEMÄLDE ALTER MEISTER ■ TEXTILIEN
SKULPTUREN DER GOTIK UND RENAISSANCE


EL GRECO ENGELSKONZERT
VERSTEIGERUNG IN MÜNCHEN VOM 16.—19. JUNI 1931
AUKTIONSLEITUNG
MENSING & SOHN (FREDERIK MULLER & CO.), AMSTERDAM
PAUL CASSIRER, BERLIN • HUGO HELBING, MÜNCHEN
ANFRAGEN BITTET MAN ZU RICHTEN: AN DIE LEITUNG DER AUKTION M.v. NEMES, LEOPOLD STR. 10, MÜNCHEN
 
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