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i2W. V, Nr. 28 vom 12. Juli 1931
D I E
W E L T K U N
|i seif dem Mittelalter durch die Blüte seines
unstgewerbes eine ruhmreiche Stellung ein-
,a’lrn, außerordentlichen Gewinn. Die Ordnung
er historischen Perioden sind nach Stich-
°rten gegliedert, zunächst die Künstler
Roheren Ranges“ mit alphabetischem
^Verzeichnis, geteilt nach den verschie-
den Kunstgattungen, Werkabbildungen und
'dm biographischen Namensindex. Hier
, chiebt sich auch eine vielverzweigte A u g s -
"fger Ornamentstichabteilung
[y1- Es folgen die Abteilung „Handwerk“
^etallarbeifen, Keramik u. a.t, Personen-
®eschichte (Porträts, Wappen, Biogra-
B"ie), Stadtgeschichte,' Münz- und
l°stümge schichte, Stadtansich-
e n im ganzen und nach einzelnen sakralen
‘nd profanen Bauten. Jedes dieser groß an-
^legten und durchdisponierten Sachgebiete
d'd durch ein umfängliches Bildermaterial in
U'schiedensten technischen Wiedergaben
.llJstriert. Ein solch vielseitiger Aufbau ließ
,'ch nur durchführen durch Kenntnis, dauern-
äs Verfolgen und Ausziehen der ganzen, auf
|Alj9sburg, seine Geschichte und Kunst bezüg-
',..'en Literatur mit nach Möglichkeit voll-
mundigem Einschluß älterer und neuerer Auk-
p'°nskataloge. Die beiden Gründer dieser
j'rariei haben sich durch Umschau und Rund-
I a9en bei allen Museen des In- und Aus-
endes eine Kenntnis des gesamten Bestandes
'J1 Augsburger Kunstwerken verschafft. Dieser
p,Urde, z. T. anläßlich des groß angelegten
'öjektes einer Augsburger Reformafions-
ir'd Renaissance-Ausstellung im verflossenen
j?'lre, die dann leider infolge der zu großen
°sten unterblieb, systematisch durchphoto-
Jjäphiert und dem wissenschaftlichen Apparat
es Museums nußbar gemacht.
Sti u- den einfacflen Holzschubladen des
h„ ^'ensaals des Maximiliansmuseums ruht
Vpll,e. e'n 'n wissenschaftlicher Systematik
e-1 reiltes Arbeits- und Bildermaterial, das
sJCn wichtigen Ausschnitt aus altem deut-
Sen Kulturgebiet in seiner ganzen bunten
|J1,e wissenschaftlich erschlossen und
(jOendig hingestellt hat. Fortan wird jeder,
L.r sich mit irgendeiner geschichtlichen oder
1} nsflerischen Frage bezüglich der alten
fC|chsstadt beschäftigen oder darüber in-
A klieren will, an dieser Zentralstelle an-
^Oen, sich hier seine Richtlinien holen
^■"ssen. Es sei der Wunsch ausgesprochen,
andere ähnliche Heimatmuseen Deutsch-
es dem in Augsburg troß der wirtschaft-
Men Schwere der Zeiten geschaffenen
Auster nachfolgen möchten, und daß sich in
p'gsburg^Mittel und Wege finden lassen, um
^änzielle 'Schwierigkeiten, die die Fortführung
I drohen, sowie im Verhältnis zum Ergebnis
fische Einsparungen hinten anzuseßen hinter
idealen Zweck, der in diesem Museum
' die Belebung und wissenschaftliche Er-
’üeßung alten Kulturguts vorbildlich er-
rebf wird!
Afrikanische Negerkunst
Museum für Völkerkunde in München
Der genaue Titel der außerordentlich
sehenswerten Sonderschau lautet: Afrikani-
sche Negerkunst und ihre Beziehungen zur
Hochkulfur. Damit ist ein Programm aufge-
stellt, das sich an eine bedeutend weitere
Interessensphäre wendet, als sie die Kunst der
Neger an und für sich beanspruchen würde,
troßdem sie ja heute zu einem Sammelgebiete
von Bedeutung geworden ist. Es öffnet uns
ein Tor zu der scheinbar streng verschlossenen
Formenwelt und das aufdämmernde Ver-
ständnis läßt uns die Geistigkeit ahnen, deren
Symbole wir vor uns haben.
Die Ausstellung legt sich insofern eine Be-
schränkung auf, als sie „das Gebiet künst-
lerischer Spitzenleistungen in Afrika"
berücksichtigt, in der Hauptsache die Urwald-
zone dieses Kontinents, wo die Natur des
Landes schnelle, große Völkerbewegungen
seit je ausgeschlossen hat und nur eine lang-
same Durchdringung mit fremden Ele-
menten statthaben kann.
Diese fremden Elemente sind,, wenigstens
für den Laien, ein Führer zum Verständnis.
Die wunderbaren bronzenen Hochreliefplaifen
der Benin (16.—17. Jh.) mit kettengepan-
zerten Kriegern zeigen persischen, ein pracht-
voller Reiter aus Bronze mit nachgeahmtem
Lederpanzer scheinbar arabischen Einfluß.
Eine ganz merkwürdige Sache ist ein
bronzener Becher in Gestalt eines Neger-
kopfes. Er ist fast nicht zu unterscheiden von
den Kopfgläsern, wie sie die Syrier der
Kaiserzeit aus Glas geblasen und die Griechen
schon früher in Ton geformt haben. Die
Ashanti haben Glocken, denen portugiesi-
sche Pulverhörner zum Vorbild dienten. Den
Ursprung von Figuren und Masken der
B a o u 1 e , deren Bedeutung E. v. Sydow in
seinem „Handbuch der westafrikanischen
Plastik“ (1930) behandelt hat, suchte man ge-
legentlich bei den alten Ägyptern.
Es handelt sich hier und in analogen Fällen
nun keineswegs um einfache Übernahme
fremden Formgutes, sondern um schöpferische
Neubildungen mit Verschmelzung fremder
Formelemente. Denn daß bei den Negern ein
eigener Grundstock an künstlerischer
Schaffenskraft vorhanden war und ist, geht
aus ungezählten Werken dieser Schau hervor.
Seien es Masken, Tiere, Gefäße, Musikinstru-
mente oder seien es die oft ungemein
rassigen elfenbeinernen Ahnenfigürchen,
Stoffe usw.
Die gebotene Sonderschau zeigt in rund
tausend Nummern eine der bedeutendsten
Privafsammlungen dieser Art — die des
Schweizers Han Cora y in Lugano — zum
erstenmal der Öffentlichkeit. Nur wenige
Stücke sind der Vollständigkeit halber aus der
Afrika-Abteilung des Völkerkundemuseums
hinzugefügt, überhaupt ist es — im Unter-
schiede zu Paris — das erstemal in Deutsch-
land, daß Negerkunst in größerem Umfange
außerhalb der Museen gezeigt wird. Die
Ausstellung und Sichtung lag in den Händen
des Leiters des Museums, Geh. Rais Prof.
Dr. L. Scherman, und des Afrikanisten des
Ekoi, Kamerun, Stelzen-Tanzmaske
Masque de danse aux echasses
Dancing mask with stilts
Ausstellung —■ Exposition — Exhibition:
München, Museum für Völkerkunde
Museums, Dr. Meinulf Küsters. Bei der
Anordnung und Gruppierung hat sich Reg.-
Baumeister Walter Schmidt verdient ge-
macht. Die Sonderschau ist bis zum 1. Sep-
tember geöffnet.
L.F.F.
A propos:
Ursprung einer Krise
Die kritische Lage des Kunsfhandels, eine
natürliche Folge der allgemeinen Weltkrise,
zeigt, wie sehr der Optimismus unserer Zeit-
genossen gebrandschaßt worden ist. Allzu
blindlings hatte das fortschrittsgläubige Publi-
kum auf die Maler, Kritiker, Händler vertraut.
Dies Publikum betrachtete die Werke von
Picasso, Leger, Paul Klee und da meinte es,
der Schwangerschaft und der Geburtsstunde
einer ganzen Welf beizuwohnen. Es war davon
überzeugt, daß alles sich verändert hätte und
daß die neue Malerei, wie die neue Wirt-
schaftslage, die Grundlagen des Lebens in
Frage stelle. Allen Kriegen und Revolutionen
zum Troß war der Mensch des 20. Jahrhunderts
glücklich im stolzen Bewußtsein seiner Er-
oberungen. Unfähig, eine Kultur, eine Religion
und ein innerliches Leben zu schaffen, be-
wunderte er „wissenschaftliche Spielzeuge“,
wie Automobile und Flugzeuge.
Technische Erfindungen erseßfen ihm die
Freuden des Geistes.
Die technische Kultur hat als Resultat die
Abkehr des modernen Menschen von den
Quellen seines Lebens geschaffen.
Von nun an unfähig, das Grundprinzip der
Vergangenheit, der Gegenwart und der Zu-
kunft zu begreifen, dreht sich dieser Mensch
richtungslos im circulus vitiosus.
Die Krise der Malerei ist das Dokument
einer Epoche, die endlich ihrer inneren Nichtig-
keit bewußt wird. So sonderbar es erscheinen
mag, diese Krise ergreift nicht die Maler
selbst, zum mindesten nicht diejenigen unter
ihnen, die sich gegen die Forderungen der
kubistischen Ästhetik wenden und die die
Rechte der plastischen Darstellung und einer
jahrhundertealten Syntax verteidigen, wiie
Matisse,, Derain, Rouaulf. Umgekehrt wird die
Krise diejenigen Maler in ihren Wirbel ziehen,
die zwischen den Zeichnungen von Irrsinnigen
und schematischen Zeichnungen von Maschinen
hin- und herschwanken. Sie wird die moderne
Orthodoxie, den Geschmack am Wechsel, die
Leidenschaft für das „Neue“ erreichen. Sie
wird die verkannten Werte wieder zur Geltung
bringen. Auf Grund der Geseße des Rück-
schlags und der Wiederkehr, die in allen Be-
reichen der Erscheinungen ihre Rolle spielen,
wird das erschütterte Gleichgewicht sich wie-
der herstellen.
(F ort Setzung auf Seite 7)
Rogier van der Weyden
Rubens
Tintoretto
SAMMLUNG H„
Van Dijck
Rubens
BERLIN
Rodin
GEMÄLDE ALTER UND MODERNER MEISTER
ROGIER VAN DER WEYDEN, RUBENS, VAN DIJCK / EL GRECO, GOYA, TINTORETTO
DAUMIER, CEZANNE, RENOIR, DEGAS, TOULOUSE-LAUTREC / MUNCH, KOKOSCHKA, BRAQUE
MODERNE PLASTIK
MAILLOL, DAUMIER, RODIN, RENOIR, DEGAS
BARLACH, GAUL, SINTENIS, HALLER, KOLBE, DE FIORI
AUSSTELLUNG:
IN BERLIN BEI PAUL CASSIRER, VIKTORIASTRASSE 35, VOM 20. BIS 25. JULI 1931
IN LUZERN BEI THEODORE FISCHER, HALDENSTRASSE 17, VOM 24. BIS 31. AUGUST 1931
VERS TEIGER UNG:
IN LUZERN, HOTEL NATIONAL, AM DIENSTAG, DEN 1. SEPTEMBER 1931
NACHMITTAGS 3 UHR
AUKTIONSLEITUNG :
PAUL CASSIRER, BERLIN / THEODORE FISCHER, LUZERN
Kolbe
Cezanne
Sintenis
Degas
i2W. V, Nr. 28 vom 12. Juli 1931
D I E
W E L T K U N
|i seif dem Mittelalter durch die Blüte seines
unstgewerbes eine ruhmreiche Stellung ein-
,a’lrn, außerordentlichen Gewinn. Die Ordnung
er historischen Perioden sind nach Stich-
°rten gegliedert, zunächst die Künstler
Roheren Ranges“ mit alphabetischem
^Verzeichnis, geteilt nach den verschie-
den Kunstgattungen, Werkabbildungen und
'dm biographischen Namensindex. Hier
, chiebt sich auch eine vielverzweigte A u g s -
"fger Ornamentstichabteilung
[y1- Es folgen die Abteilung „Handwerk“
^etallarbeifen, Keramik u. a.t, Personen-
®eschichte (Porträts, Wappen, Biogra-
B"ie), Stadtgeschichte,' Münz- und
l°stümge schichte, Stadtansich-
e n im ganzen und nach einzelnen sakralen
‘nd profanen Bauten. Jedes dieser groß an-
^legten und durchdisponierten Sachgebiete
d'd durch ein umfängliches Bildermaterial in
U'schiedensten technischen Wiedergaben
.llJstriert. Ein solch vielseitiger Aufbau ließ
,'ch nur durchführen durch Kenntnis, dauern-
äs Verfolgen und Ausziehen der ganzen, auf
|Alj9sburg, seine Geschichte und Kunst bezüg-
',..'en Literatur mit nach Möglichkeit voll-
mundigem Einschluß älterer und neuerer Auk-
p'°nskataloge. Die beiden Gründer dieser
j'rariei haben sich durch Umschau und Rund-
I a9en bei allen Museen des In- und Aus-
endes eine Kenntnis des gesamten Bestandes
'J1 Augsburger Kunstwerken verschafft. Dieser
p,Urde, z. T. anläßlich des groß angelegten
'öjektes einer Augsburger Reformafions-
ir'd Renaissance-Ausstellung im verflossenen
j?'lre, die dann leider infolge der zu großen
°sten unterblieb, systematisch durchphoto-
Jjäphiert und dem wissenschaftlichen Apparat
es Museums nußbar gemacht.
Sti u- den einfacflen Holzschubladen des
h„ ^'ensaals des Maximiliansmuseums ruht
Vpll,e. e'n 'n wissenschaftlicher Systematik
e-1 reiltes Arbeits- und Bildermaterial, das
sJCn wichtigen Ausschnitt aus altem deut-
Sen Kulturgebiet in seiner ganzen bunten
|J1,e wissenschaftlich erschlossen und
(jOendig hingestellt hat. Fortan wird jeder,
L.r sich mit irgendeiner geschichtlichen oder
1} nsflerischen Frage bezüglich der alten
fC|chsstadt beschäftigen oder darüber in-
A klieren will, an dieser Zentralstelle an-
^Oen, sich hier seine Richtlinien holen
^■"ssen. Es sei der Wunsch ausgesprochen,
andere ähnliche Heimatmuseen Deutsch-
es dem in Augsburg troß der wirtschaft-
Men Schwere der Zeiten geschaffenen
Auster nachfolgen möchten, und daß sich in
p'gsburg^Mittel und Wege finden lassen, um
^änzielle 'Schwierigkeiten, die die Fortführung
I drohen, sowie im Verhältnis zum Ergebnis
fische Einsparungen hinten anzuseßen hinter
idealen Zweck, der in diesem Museum
' die Belebung und wissenschaftliche Er-
’üeßung alten Kulturguts vorbildlich er-
rebf wird!
Afrikanische Negerkunst
Museum für Völkerkunde in München
Der genaue Titel der außerordentlich
sehenswerten Sonderschau lautet: Afrikani-
sche Negerkunst und ihre Beziehungen zur
Hochkulfur. Damit ist ein Programm aufge-
stellt, das sich an eine bedeutend weitere
Interessensphäre wendet, als sie die Kunst der
Neger an und für sich beanspruchen würde,
troßdem sie ja heute zu einem Sammelgebiete
von Bedeutung geworden ist. Es öffnet uns
ein Tor zu der scheinbar streng verschlossenen
Formenwelt und das aufdämmernde Ver-
ständnis läßt uns die Geistigkeit ahnen, deren
Symbole wir vor uns haben.
Die Ausstellung legt sich insofern eine Be-
schränkung auf, als sie „das Gebiet künst-
lerischer Spitzenleistungen in Afrika"
berücksichtigt, in der Hauptsache die Urwald-
zone dieses Kontinents, wo die Natur des
Landes schnelle, große Völkerbewegungen
seit je ausgeschlossen hat und nur eine lang-
same Durchdringung mit fremden Ele-
menten statthaben kann.
Diese fremden Elemente sind,, wenigstens
für den Laien, ein Führer zum Verständnis.
Die wunderbaren bronzenen Hochreliefplaifen
der Benin (16.—17. Jh.) mit kettengepan-
zerten Kriegern zeigen persischen, ein pracht-
voller Reiter aus Bronze mit nachgeahmtem
Lederpanzer scheinbar arabischen Einfluß.
Eine ganz merkwürdige Sache ist ein
bronzener Becher in Gestalt eines Neger-
kopfes. Er ist fast nicht zu unterscheiden von
den Kopfgläsern, wie sie die Syrier der
Kaiserzeit aus Glas geblasen und die Griechen
schon früher in Ton geformt haben. Die
Ashanti haben Glocken, denen portugiesi-
sche Pulverhörner zum Vorbild dienten. Den
Ursprung von Figuren und Masken der
B a o u 1 e , deren Bedeutung E. v. Sydow in
seinem „Handbuch der westafrikanischen
Plastik“ (1930) behandelt hat, suchte man ge-
legentlich bei den alten Ägyptern.
Es handelt sich hier und in analogen Fällen
nun keineswegs um einfache Übernahme
fremden Formgutes, sondern um schöpferische
Neubildungen mit Verschmelzung fremder
Formelemente. Denn daß bei den Negern ein
eigener Grundstock an künstlerischer
Schaffenskraft vorhanden war und ist, geht
aus ungezählten Werken dieser Schau hervor.
Seien es Masken, Tiere, Gefäße, Musikinstru-
mente oder seien es die oft ungemein
rassigen elfenbeinernen Ahnenfigürchen,
Stoffe usw.
Die gebotene Sonderschau zeigt in rund
tausend Nummern eine der bedeutendsten
Privafsammlungen dieser Art — die des
Schweizers Han Cora y in Lugano — zum
erstenmal der Öffentlichkeit. Nur wenige
Stücke sind der Vollständigkeit halber aus der
Afrika-Abteilung des Völkerkundemuseums
hinzugefügt, überhaupt ist es — im Unter-
schiede zu Paris — das erstemal in Deutsch-
land, daß Negerkunst in größerem Umfange
außerhalb der Museen gezeigt wird. Die
Ausstellung und Sichtung lag in den Händen
des Leiters des Museums, Geh. Rais Prof.
Dr. L. Scherman, und des Afrikanisten des
Ekoi, Kamerun, Stelzen-Tanzmaske
Masque de danse aux echasses
Dancing mask with stilts
Ausstellung —■ Exposition — Exhibition:
München, Museum für Völkerkunde
Museums, Dr. Meinulf Küsters. Bei der
Anordnung und Gruppierung hat sich Reg.-
Baumeister Walter Schmidt verdient ge-
macht. Die Sonderschau ist bis zum 1. Sep-
tember geöffnet.
L.F.F.
A propos:
Ursprung einer Krise
Die kritische Lage des Kunsfhandels, eine
natürliche Folge der allgemeinen Weltkrise,
zeigt, wie sehr der Optimismus unserer Zeit-
genossen gebrandschaßt worden ist. Allzu
blindlings hatte das fortschrittsgläubige Publi-
kum auf die Maler, Kritiker, Händler vertraut.
Dies Publikum betrachtete die Werke von
Picasso, Leger, Paul Klee und da meinte es,
der Schwangerschaft und der Geburtsstunde
einer ganzen Welf beizuwohnen. Es war davon
überzeugt, daß alles sich verändert hätte und
daß die neue Malerei, wie die neue Wirt-
schaftslage, die Grundlagen des Lebens in
Frage stelle. Allen Kriegen und Revolutionen
zum Troß war der Mensch des 20. Jahrhunderts
glücklich im stolzen Bewußtsein seiner Er-
oberungen. Unfähig, eine Kultur, eine Religion
und ein innerliches Leben zu schaffen, be-
wunderte er „wissenschaftliche Spielzeuge“,
wie Automobile und Flugzeuge.
Technische Erfindungen erseßfen ihm die
Freuden des Geistes.
Die technische Kultur hat als Resultat die
Abkehr des modernen Menschen von den
Quellen seines Lebens geschaffen.
Von nun an unfähig, das Grundprinzip der
Vergangenheit, der Gegenwart und der Zu-
kunft zu begreifen, dreht sich dieser Mensch
richtungslos im circulus vitiosus.
Die Krise der Malerei ist das Dokument
einer Epoche, die endlich ihrer inneren Nichtig-
keit bewußt wird. So sonderbar es erscheinen
mag, diese Krise ergreift nicht die Maler
selbst, zum mindesten nicht diejenigen unter
ihnen, die sich gegen die Forderungen der
kubistischen Ästhetik wenden und die die
Rechte der plastischen Darstellung und einer
jahrhundertealten Syntax verteidigen, wiie
Matisse,, Derain, Rouaulf. Umgekehrt wird die
Krise diejenigen Maler in ihren Wirbel ziehen,
die zwischen den Zeichnungen von Irrsinnigen
und schematischen Zeichnungen von Maschinen
hin- und herschwanken. Sie wird die moderne
Orthodoxie, den Geschmack am Wechsel, die
Leidenschaft für das „Neue“ erreichen. Sie
wird die verkannten Werte wieder zur Geltung
bringen. Auf Grund der Geseße des Rück-
schlags und der Wiederkehr, die in allen Be-
reichen der Erscheinungen ihre Rolle spielen,
wird das erschütterte Gleichgewicht sich wie-
der herstellen.
(F ort Setzung auf Seite 7)
Rogier van der Weyden
Rubens
Tintoretto
SAMMLUNG H„
Van Dijck
Rubens
BERLIN
Rodin
GEMÄLDE ALTER UND MODERNER MEISTER
ROGIER VAN DER WEYDEN, RUBENS, VAN DIJCK / EL GRECO, GOYA, TINTORETTO
DAUMIER, CEZANNE, RENOIR, DEGAS, TOULOUSE-LAUTREC / MUNCH, KOKOSCHKA, BRAQUE
MODERNE PLASTIK
MAILLOL, DAUMIER, RODIN, RENOIR, DEGAS
BARLACH, GAUL, SINTENIS, HALLER, KOLBE, DE FIORI
AUSSTELLUNG:
IN BERLIN BEI PAUL CASSIRER, VIKTORIASTRASSE 35, VOM 20. BIS 25. JULI 1931
IN LUZERN BEI THEODORE FISCHER, HALDENSTRASSE 17, VOM 24. BIS 31. AUGUST 1931
VERS TEIGER UNG:
IN LUZERN, HOTEL NATIONAL, AM DIENSTAG, DEN 1. SEPTEMBER 1931
NACHMITTAGS 3 UHR
AUKTIONSLEITUNG :
PAUL CASSIRER, BERLIN / THEODORE FISCHER, LUZERN
Kolbe
Cezanne
Sintenis
Degas