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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 5.1931

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Nr. 29 (19. Juli)
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DIE WELTKUNST

3

jjjgg. V, Nr. 29 vom 19. Juli 1931_



stoffliche Abgrenzung auf einen landschaftlich
?r’d stammlich eng umschlossenen Kulturkreis.
u'e so oft beklagte Zerrissenheit der kunsf-
uPd kulturgeschichtlichen Forschungsarbeit in
Clr,er Unzahl von Fachzeitschriften, welche
v'|chtigste allgemeine Ziele verfolgen, ist hier
^°n vornherein grundsäßlich vermieden. „Das
'Schwäbische Museum“ hat sich in den sechs
^erliegenden Jahresbänden zu dem zentralen
'Sammelbecken für die Ergebnisse aller
^cistesgeschichtlichen Forschungszweige aus-
schließlich auf einem mitteleuropäischen
-'nzelterritorium entwickelt. — Die Namen der
Autoren in den Inhaltsverzeichnissen dieser
Bände bürgen für den Werf der hier ans Licht
betenden Forschungen: Feulner, Buchner, Be-
isch, Pelßer oder Baum — ihre Namen er-
scheinen führend auf den Gebieten der Malerei
Und Plastik, nicht weniger die von
fmmpe, Berliner, Habich, Zimmermann oder
■aemmerle auf dem des Kunsfgewerbes
Und der Graphik. Vor- und Frühgeschichte
u'cs Landes werden ebenso einheitlich bear-
beitet wie Numismatik, Handschriften- oder
allgemeine Volkskunde. — Kurzum, es handelt
smh um ein museales Unternehmen, das dem
Unterfikel: „Zeitschrift für Kultur, Kunst und
beschichte Schwabens“ in einer Geschlossen-
heit und einem geistigen Formate gerecht wird,
"'sichern natürlich als Ganzem wiederum eine
jyeif überlokale, eine gesamtdeutsche
öedeutung zukommt.

Das Kunstwerk im Raum

Sächsischer Kunstverein, Dresden

Um nur noch kurz aus der erwähnten
neuesten Doppelnummer der auch äußerlich
von einer hohen publizistischen Kultur zeugen-
den Hefte (Verlag Literar. Institut Haas &
Grabherr, Augsburg), das Wichtigste zu nen-
nen, so ist es von besonderem Interesse, daß
es dem Münchner Wirfschaftshistoriker, Ge-
heimrat Strieder, gelungen ist, Klarheit
über die Person des> Dargesfellten auf einem
der berühmtesten schwäbischen Bilder der
Münchener Älteren Pinakothek, des Bernhard
Strigelschen Bildnisses eines im Katalog
bis heute falsch interpretierten „Herrn“ Haller
zu schaffen. Strieder stellt hier nun den
Nürnberger Kaufmann Hieronymus
Haller, auf Grund der erst jeßt richtig ge-
lesenen Briefadresse in seiner Hand, fest. —
Neben kleineren kunstgewerblichen und
volkskundlichen Beiträgen wird dieses Heft
zum erstenmal auch der lebenden schwä-
bischen Kunst gerecht: mit einem reich illu-
strierten Beitrag Oskar Wolfers über Beruh.
P a n k o k , Stuttgart, und schönen Bildern
aus einer neu erbauten Kirche bei Augsburg.
Es wäre zu wünschen, daß solche Be-
mühung um Zusammenfassung der kulturellen
Bestrebungen landschaftlich geschlossener
Gebiete, in unserer an derartigen Arbeilsmög-
lichkeiten so sehr beschränkten Zeit, Nach-
ahmung und ähnlich schöne Erfolge auch in
anderen Bezirken Deutschlands fände.
Dr. W. Schwabacher

Ausstellungen

die Art
Verbin-
Werken
Bis zu

sialten. An diesem Punkt seßt die eigent-
liche Schwierigkeit mit ganzer Schärfe ein.
Kunstwerk und Raum müssen bis in
und Struktur des Materials in engste
düng treten. Diese wird allein den
zu ihrer geistigen Existenz verhelfen,
einer Art weitgehender Homogenität des Ma-
terials hat E. Zschiesche seine beiden be-

teilung, Dr. H.
Ost-Angola

fern man sie zu nußen gewillt ist. Es werden
bereits Stimmen laut, die eine Wiederholung
im nächsten Jahr fordern. Man hat gelernt.
Denn die Ausstellung ist ein Griff ins
Leben. Man merkt es an der rein äußerlichen
Reaktion der Besuchs- und Beteiligungsziffer.
Die Dinge des täglichen Lebens bis zur Re-
präsentation sind angerühri.
In der Ausstellung scheiden sich die
Geister, nicht nur der Betrachter, sondern auch
in erster Linie der Gestaltenden. Dem raum-
schaffenden Architekten fällt gebieterisch
die führende Rolle zu. Er muß die Werke für
seine Ideen aussuchen, sie in den Raum ein-
gliedern, umgekehrt auch diesen danach ge-

Über diese Ausstellung wird man sich nicht
^ade leicht schlüssig. Allein schon die Tat-
sche ihrer Existenz, des Wagnisses und' der
Problemstellung fällt bedeutend ins Gewicht.
er Aufwand an Werken und Räumen ist
Mfoß. Das Erreichte, d. h. die Gestaltungen,
11 denen die Anforderungen und Kräfte
p.nserer Tage in Raum und Gegenstand zur
Dnheii werden, ist begrenzt.
. Der Künstler in unserer Zeit ist ein Pro-
J?.enh das Kunstwerk in unserer Zeit nicht
^'nder. Beide stehen in der Krise einer
geistig wie materiell bedrohlichen Isolierung.
Pie Ausstellung wollte beweisen, „daß das
Kunstwerk als Raumschmuck heute in dem

Afrikanische Plastik
Im Berliner Museum für Völker-
kunde ist soeben eine Ausstellung der Er-
gebnisse der Expedition eröffnet worden,
die der Assistent der afrikanischen
Baumann, 1930
(Portugiesisch-Kongo)
Auftrage des Museums durchgeführt
Diese Forschungsreise hatte ganz
gemeine ethnographische Ziele. Und
finden wir eine Fiille von Material rein
kerkundliichen Charakters. E_
nicht fehlen, daß Dr. Baumann

Hubert Robert, Landschaft
Paysage — Landscape
Leinwand —• toile — canvas, 41 :53 cm — Kat. Nr. 296
Ehern. Collection Zar Alexander III., St. Petersburg
Versteigerung — Vente — Sale:
Galerie Fischer, Luzern, 18.—20. August 1931

Ab-
in
im
hat.
all-
so
völ-
Es konnte aber
_1 — der eine
vorzügliche Übersicht über das afrikanische
Kunstgewerbe in der von Bossert herausge-
gebenen „Geschichte des Kunstgewerbes“ ge-
schrieben hat — ein spezielles Interesse an
der Kunstübung der Eingeborenen nahm, —
zumal das Berliner Museum aus früherer Zeit
eine Reihe bewundernswerter Schnitzwerke
sein eigen nennt. Die Ausbeute an Holz-Figu-
ren und -Schnitzwerken aller Art ist erstaun-
lich groß. Solche Spißenleisfungcn, wie das
Tervueren-Museum, aus dessen Sammlung
wir in Nr. 48 des vorigen Jahrgangs der „Welt-
kunst" einen besonders schönen Siß abbildc-
ten, sie besißt, finden wir hier nicht. Aber an
vorzüglichen Arbeiten ist kein Mangel.

wohl gebunden, eine drangvolle Lebenssteige-
rung und Gehaltenheit aussfrahlen. Rot und
Schwarz der Wände herrschen neben einem
Holzion. Stahl, Glas, Webereien (Hohen-
hagen) treten in zweckentsprechende und
sinngemäße Funktionen. Bei diesem Raum wie
auch bei dem kleineren einer Siedlung von
H. Richter hat Carl Rade in glücklicher Mit-
arbeit die Ergebnisse seiner experimentellen
Analytik verwendet.
Dem vielfach Improvisatorischen der Aus-
stellung gibt das Tcezelt von O. Hempel,
das man aus dem Eingangsraum gemacht hat,
den Auftakt. Einen sinnvollen Beschluß macht
die kunsthandwerkliche Schau. Diese
würde eine Berücksichtigung für sich allein
erfordern, wenigstens nach der Seite ihrer
Mannigfaltigkeit. Man sieht sympathisch
schlichte Metallarbeiten von Flemming und
seiner Werkstatt, Holzarbeiten von Winde,
einen Stoff von E. Grosse-Leege. Daneben
überholtes Goldschmicde-Kunstgewerbe von
Eckardt und Ehrenlechner.
Erstaunlich, was die Gesamtdisposition von
O. Schubert durch provisorische Verände-
rung aus den heute unmöglichen Räumen des
Kunstvereins gemacht hat. Gedanke der Aus-
stellung und Initiative zur Anknüpfung an die
dritte Kunstgewerbe-Ausstellung 1906 in
Dresden, Initiative vor allem zum Durchbruch
der ein Jahrhundert alten Tradition im Aus-
stellungswesen des Kunstvereins zu einer
„neuen Einheit schöpferischer Energien“
gingen von E. H a e n e 1 aus.
In diesem Jahr kamen nur einheimische
Künstler zu Wort. Was könnte aus dem Ge-
danken werden, wenn man im nächsten Jahr
mit der gemachten Erfahrung einer breiteren
Teilnahme und größeren Konkurrenz zur
Hebung des Niveaus Raum gäbe! Dresden
würde aus der jeßigen Krise provinzieller Ab-
geschiedenheit in Dingen moderner Kunst wie-
der eine beachtliche Stellung im kulturellen
Mitteldeutschland bekommen.
Dr. W. Holzhausen

Auguste Rodin, Die Welle
Bronze, 43:44:28 cm
Theodore Fischer, Luzern,
Luzern, 1.
pichen Maße Geltung beanspruchen kann,
hise,'n Perioden der Vergangenheit, wo tech-
e’ wirtschaftliche, soziale Vorausseßun-
V n andere und günstigere waren“. Sie wurde
l(; selbst ein Versuchsfeld. Neben Geglück-
(|q , stellte sich vieles heraus, was man eben
Pirtrt machen darf. In dieser Abgren-
liegen freilich positive Erkenntnisse, wo-

La vague — The wave
—1 — Collection H.—Kat. Nr. 34
Versteigerung — Vente — Sale:
und Paul Cassirer, Berlin,
September 1931

und „Tschihongo"-Masken, deren hochge-
türmte, weifgebauschte Aufsäße außerordent-
lich imposant sind. Die „Kalelwa“-Maske, de-
ren Form mit einer Fischreuse zu vergleichen
ist, repräsentiert einen Ahnengeist, der für
Kindernachwuchs und Jagderfolg zu sorgen
hat, — sie wird in den Initiationsriten von den
schon Beschnittenen getragen, um die Initian-
den über die Bedeutung der Masken und
ihrer Träger aufzukläTen.
Unbedingtes Desiderat bleibt eine nähere
inhaltliche Erläuterung der Masken,
Stuhlverzierungen usw., sei es durch Auf-
schriften oder durch ein Merkblatt. Erst dann
wird dem Publikum zu einem völkerkund-
lichen Kontakt mit dieser Sammlung verhülfen
werden, bei deren Objekten oft in glücklicher
Weise inhaltliche und formalkünsflerische
Werte vereinigt sind. Dr. E. v. Sydow
Staatliche Graphische
Sammlung in München
Die Neuerwerbungen der Staatl.
Graph. Sammlung füllen einen ganzen Saal
und beweisen, mit welcher Intensität dies In-
stitut bemüht ist, auf dem Laufenden zu blei-
ben. Wir finden Blätter von Rolf von Hoer-
schelmann, zwei ausgezeichnete Aquarelle von
J0I1. Thiel, von Sfeppes und Karl M. Schult-
heiss Radierungen, zwei Aquarelle „Meers-
burg" von Schinnerer, Algraphien von Hans
Thoma. Von den Radierungen Peter Halms
sind namentlich die Bildnisse, so das des Bild-
hauers Feuerstein, hervorzuheben. Von Meyer-
Basel sehen wir radierte Landschaften, von
O. Dill ein vorzügliches Aquarell „Pferde",
von H. Nistle handgedruckte, delikate Farb-
holzschnitte, Holzschnitte von E. Heckel,
Zeichnungen von K. Hofer und C. Caspar und
eine lange Reihe Holzschnitte und Lithos von
K. Kollwiß.
Im zweiten Saal ist die erste Sommer-
ausstellung der Graphischen Sammlung
aufgebaut. Das Thema lautet „Zeichnungen
neuerer deutscher Meister“. Unter den 13
Zeichnungen Hans von Marees finden wir vor-
zügliche Akte und bezaubernde Studien aus
Neapel, die 11 großen Blätter von Feuerbach
sind ausführliche Studien zur „Amazonen-
schlacht", Francesco da Rimini, „Gastmahl des
Plato“ und den „Spielenden Kindern“ in der
Schackgalerie. Auch Friß von Uhde erscheint
in seinen Zeichnungen und Skizzen in Kohle,
Feder und Blei als Könner ersten Ranges.
Ganz ausgezeichnet ist Wilhelm Leibi
vertreten. Obenan steht sein Selbstbildnis aus
den leßtcn Lebensjahren in Blei, es folgen
eine „Schneiderwerkstatt“ in Schwarzkreide,
prachtvolle Köpfe, eine Studie zum „Jäger“ in
der Liechtensteingalerie in Kohle usw. Einige
aus den „Fliegenden“ bekannte Bilder Ober-
länders kann man hier im Originale sehen.
Sie zeigen, daß er nicht nur ein großer Humo-
rist, sondern auch ein geistvoller Techniker
war.
In zahlreichen Blättern sind Liebermann,
Toni Stadler und die Tiermaler Anton Braith
und Zügel vertreten. Von den Darmstädtern
Ludwig Löffß und Phil. Röth hat man liebevoll
gezeichnete Landschaften, von Friß Bohle eine
monumentale, wie ein Entwurf zu einer Plastik
wirkende Zeichnung „Raub der Europa“ aus-
gestellt, von Lenbach die pracht- und humor-
volle Gestalt eines Bocciaspielers, von Hans
von Barthels ein wundervolles Aquarell „Fisch-
(Fortsetzung auf Seite 7)

merkenswerten Räume gebrachf. Holzschnitte
(von Rudolph) auf Holzplatten (hinter Glas),
diese auf einer mit Holzfaser bespannten
Wand. Das ganze ist ein Raum für Graphik,
in dem sich noch Schauiische und Sessel aus
Holzgestellen befinden. In seinem Eßzimmer
steht der Holzton der Möbel ausgezeichnet
und auch wieder in organischer Homogenität
zur Bastbespannung der Wände. Eine Plastik
von Godenschweg aus gebranntem Ton fügt
sich ausgezeichnet hinein.
Der Repräsentafionsraum von Hans Rich-
ter ist auf Gegensäße gestellt, die gleich-

Am kunstreichsten ist die Kleinplastik an den
Häuptlings - S t ü h 1 e n ausgeführt. Genre-
szenen aller Art geben hier einen Einblick in
das Leben der Eingeborenen, wie wir ihn sonst
nur in den Goldgewichten der Aschanti, den
Gelbgußarbeiten von Benin usw. vor uns ha-
ben. Nicht minder vorzüglich sind die
Schnißereien, mit denen manche Zierkämme
für Männer, einige Nackenstüßen und Rühr-
löffel geschmückt sind. — Von den Masken
können nur die holzgeschnißfen Arbeiten als
eigentliche Plastik bezeichnet werden. Weit
eindrucksvoller sind die mächtigen „Kalelwa"-
 
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