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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 5.1931

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Nr. 30 (26. Juli)
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2

DIE WELTKUNST





Ascona, Monte Veritä, Hote

in

Prof. Dr. Richard Ludwig

Inhalt Nr. 3o

7

3,
4
4
4
5

aber wird sie durch die Tätigkeit des Schwei-
zer Malers Charles Buvelet, der nach einigen
Jahren des Aufenthaltes in Südamerika 1865
in Victoria ansässig wurde und. Landschaften
zu malen begann. Er war ein Mann von sel-
tenem künstlerischen Blick und nahm starken
Einflug auf die jüngere australische Künstler-
schaft seiner Zeit. Drei seiner Werke, darunter
ein „Wintermorgen in Heidelberg" (gemeint ist

ge-
des
Ge-
aus

des
be-
der
bil-

ge-
mit
wo
be-

Dr. E. v. S y d o w:
Sammlung Eduard v. d. Heydt, Ascona
(m. 4 Abb.) .
Prof. Dr. R. Ludwig:
Moderne Kunst in Australien
L. F. Fu c h s:
Kunstausstellung München 1931 . . .
Dr. A. S a 1 m o n y:
Neues über östliche Kunst: II. Moskau
(m. 4 Abb.).
Auktionsvorberichte.
Auktionsnachberichte .
Ausstellungen der Woche . .
Auktionskalender.•
Preisberichte — Literatur — Kunst im
Rundfunk.
G. Reinboth (Rom):
Moderne italienische Keramik . . .
Dr. W. Schwabacher:
Die Münzen der Kelten und Germanen
(m. 4 Abb.).
Nachrichten von überall . .
Unter Kollegen.

Die Moderne ist aus diesem Reigen er-
lesener Kunstwerke nicht ausgeschlossen,
wenn sie auch im eigentlichen Sammlungs-
gebäude zurücktriff. Degas mit einem frühen
weiblichen Akt, ein Stilleben von Gauguin, ein
Akt von Toulouse-Lautrec, eine herrliche
Zeichnung von Seurat repräsentieren einige
der großen Namen des modernen Europa.
Und im Hotel finden wir charakteristische Ar-

Flämische Tapisserie, um 1620
Tapisserie flamande vers 1620 — Flemish tapestry about 1620
168 : 260 cm — Früher Collection Fürst Lichnowsky
Collection Baron v. d. Heydt, Ascona

ten.
nach den Maßen eines Deckels einer bestimm-
ten Zigarettenpackung. Die Ergebnisse, und
das ist das für die weitere Entwicklung einer
heimatlich-australischen Kunst Wesentliche,
befähigten die Künstler aber nicht nur,
ihren malerischen Anschauungen treu zu
bleiben, sondern seßten sie auch in den Stand,

das australische Heidelberg), befinden sich
Melbourne.
Der erste Maler rein australischer Abkunft
ist Charles W. P i g u e n i t, der, 1836 geboren,
eine große Reihe von fasmanischen und ande-
ren Landschaften malte und der in australi-
schen Galerien ausreichend vertreten ist.
1885 endlich finden wir eine Gruppe von
Malern ganz reinen australischen Ursprungs:
Tom Roberts, Fred McCubbin und Louis
Abrahams, die in diesem Jahre nach be-
rühmten Mustern ein Malercamp bezogen, um
nach der Natur zu arbeiten. Dieses Lager
wurde mehrfach nach verschiedenen, malerisch
wertvollen Punkten verlegt. Roberts hielt sich
1881 bis 1884 in Europa auf, wo er sich mit
impressionistischen Ideen vollsog. Nach seiner
Rückkehr und erfolgreichen Durchdringung
seiner Kameraden mit Roberts’ neuem Evan-
gelium entstanden in den Jahren 1888 bis 1890
impressionistische Landschaften, von denen
die ersten 1889 auf einer historisch geworde-
nen ersten Kunstausstellung erschienen und
die damalige Kritik vor schwere Rätsel stell-

Chevalier, der erste Kari-
„Melbourne -Punch“. Chevalier
mit anderen eingewanderten
den Räumen der Victoriani-
Gesellschaft der schönen Künste
Auf dieser

beiten von Utrillo, van Gogh, Hodler, Monet,
Chagall, Picasso (kubistisches Figurenbild) und
Munch (Winterlandschaft usw.), dazu Feuer-
bach, Courbet usw.
Mit hohem Geschmack sind in der Samm-
lung auf dem Monte Veritä Lebensäußerungen
verschiedener Kunstepochen zu einer Einheit
verbunden, deren Balance ebenso behutsam
wie richtig ausgewogen ist. Es ist die bedeu-
tendste Privatsammlung ihrer Art nicht nur in
der Schweiz, sondern in Europa überhaupt,
soweit es sich um asiatische und sog. primitive
Werke handelt. Mit der wunderschönen Um-
gebung ihres Umkreises bildet sie eine ideelle
und stimmungsmäßige Einheit, die bei aller
Zufälligkeit ihrer Zusammenfügung doch wie
eine schicksalsmäßige Notwendigkeit wirkt.
Dr. Eckart v. S y d o w

Die Kunstgeschichte Australiens läßt sich
in drei Perioden einteilen. In der
ersten., etwa bis 1820 reichend-, sind es
Künstler, die im Zusammenhänge mit den
mannigfachen Forschungsexpedition.en zum
zeitweisen Aufenthalt auf dem australischen
Kontinent erschienen. In der zweiten
Periode, anfangend etwa mit 1835, handelt es
sich um Maler, die von- freien und begüterten
Ansiedlern, wie solche inzwischen erschienen
waren, Aufträge bekamen, nicht nur ihre An-
wesen und Wohnhäuser zu malen, sondern
auch den Töchtern dieser Ansiedler das „zur
Bildung gehörige“ Malen beizubringen. Wir
haben also schon 60 Jahre nach den ersten
Transporten von Deportierten, die hinaus-
gelangten, ein „saturiertes“ Bürgertum vor
uns, eine höchst merkwürdige, wohl völlig bei-
spiellose Entwicklung. Unter den Deportierten,
großenteils Opfer der grausamen englischen
Justiz jener Zeit, waren bereits einige künst-
lerisch orientierte Individuen gewesen-, wie
etwa der merkwürdige Thomas Wain-ewright
(geboren 1794), der, als Fälscher und Gift-
mischer deportiert, unter Hinterlassung einer
beträchtlichen malerischen Produktion 1852 in

Sydney starb. 1814 war die erste Kunst-
schule in- Sydney eröffnet worden-. Der
erste Künstler, der sich für „gut“ in Australien
niederließ, war John Glover, ein 1767
borener Engländer, der sich 1831, also
64 Jahren, in Tasmania heimisch machte,
er bis zu seinem Tode (1849) arbeitete. Er
handelte tasmanische, landschaftliche Stoffe
und erfreute sich u. a. der Gunst des Bürger-
königs Louis Philippe. Bilder von ihm be-
finden sich in der Londoner National Gallery
und in der Galerie von Melbourne.
In den 50er Jahren erscheint eine Gruppe
von Malern und Bildhauern in Victoria, dar-
unter Nicolas
katurist des
stellte 1857
Künstlern in
sehen Gesellschaft der
aus. Auf dieser Ausstellung erscheinen
auch die ersten, beiden Künstlerinnen, A. M.
McCrae mit einem Satz Miniaturen und Mar-
garet Thomas mit einem Medaillon. S. T. Gill,
geboren 1820, leistet sein Bestes als Darsteller
von Goldgräberszenen, die er während
„Gold Rush“ der 50er Jahre in Victoria
obachfet hatte. Langsam beginnt sich
Eindruck zu runden-; das Bedürfnis nach
dender Kunst ist in leichtem Steigen begriffen,
im erklärlichen Zusammenhang mit dem wach-
senden Wohlstand des Landes. Charles
Abrahams ist der erste — von 1843 bis 1849 —
in Australien arbeitende Bildhauer. Es
folgt Thomas W o o 1 n e r , ein Mitglied der
Londoner Royal Academy, der 1852 bis 1859
viele „prominente“ Bürger von Sydney und
Melbourne modelliert. Von seiner Hand stammt
auch die Büste des Capt. Cook, die jeßt im
Flyde Park in Sydney steht. Der bemerkens-
werteste Bildhauer der ganzen Zeit aber war
Charles Summers, der von 1853 bis 1856
drüben lebte. Er schuf das Burke-Wills-
Mönument, das erste in Australien gegossene
Bronzebildwerk, das in Melbourne dem An-
denken zweier Forscher dient, die ihre Kühn-
heit mit dem Leben bezahlt hatten. In den
70er Jahren arbeiteten an der Kunstakademie
von .New South Wales der Bildhauer S. Simo-
netfi und der Porträtist Giulio Anviffi. Beide
bekamen zahlreiche Aufträge von Regierung
und Publikum.
Die dritte Periode künstlerischer Ent-
wicklung beginnt eigentlich erst in den 80er
Jahren des letzten Jahrhunderts. Eingeleitet

Eine Reihe erlesener Stücke aus- der Kunst-
welt der Naturvölker Altasiens und aus der
Frühzeit der Mittelmeerkultur bestimmen den
Haupteindruck. Dazu aber kommen pracht-
volle Tapisserien, von denen wir ein Tapis
d’Enghien auf dieser Seite unten abbilden, und
auch moderne Gemälde, die freilich zumeist im
modernen Hotelgebäude untergeb-rachf sind.
Da haben wir von afrikanischen
Schniß-ereien eine herrliche P-angwe-Herme
und eine außergewöhnlich imposante Kame-
runer Maske, daneben alte Masken der Elfen-
beinküste.
Monumentaler und weitaus reicher ist
Asien vertreten. Hier ist das schönste Werk
wohl die Figur einer Göttin von Kambodja, aus
der Vor-Khmer-Zeif, etwa 8. Jahrhundert. Die
lyrische Erfülltheit dieser Figur findet ihr Echo
in einer Göttin aus Campa, die aus dem
7. Jahrhundert stammen dürfte. In das Mystisch-
Religiöse erhoben spiegelt sich der Geist
Asiens wider in schönen und gehaltenen
Skulpturen, wie der Figur eines betenden
Mönches (Japan, 14. Jahrhundert), einer Relief-
stele des Bod-hisafva Pad-m-apäni (Vorder-
indien, 8./9. Jahrhundert), einer jainistischen
Reliefstele (Vorderindien, 11./13. Jahrhundert),
einer Reliefgruppe des Laksmi Näräyana Visnu
{Nordostindien, 13./15. Jahrhundert), einem
kleinen Relief, das wohl eine der Begegnungen
des Prinzen Siddhärta darstellt (Hinterindien,
12./14. Jahrhundert). Dazu kommen dann so
lebhaft bewegte Werke von hoher künstle-
rischer Vollkommenheit, wie die Bronzefiguren
der Göttin Parvathi (Vorderindien, 1400), -die
wir auf Seite 1 abbilden, und des tanzenden
Siva Natavaja (Südindien, 16. Jahrhundert).
Zu den ausdrucksvollsten Figuren, die mir aus
dem indischen Kulturkreis bekannt sind,
hört die Figur der Rati, des Weibes
Gottes der Liebe und des Verlangens, in
stalf eines hochschwangeren Weibes,
Bali (um 1500).
Zu diesen afrikanischen und asiatischen
Werken, über welche übrigens zwei Katalog-
bände aus der Feder von William Cohn und
E. v. Sydow, die in Vorbereitung sind, einen
detaillierten Bericht geben« werden — die
„Bildwerke Ost- und Südasiens aus der
Sammlung Vi- Yuan“ hatte Karl With in einem
Catalogue .raisonne bereits 1924 behandelt —
treten andere Bildwerke miftelmeerländischer
Frühkunst hinzu. So die außerordentliche
Kalksteinfigur einer zyprischen Göttin
(Abbildung Seite 1). Oder eine als mero-
wingisch- bezeichnete Halbfigur aus Frankreich.

Dieser Künstl-erkreis nannte sich „9 X 5“

ucs eine weil'-- - ..gi1
Andere Gründung
dieser Art waren ,
der „Australian Art .
sociation" in. Melbo1 z
(1912) und die
lian Pa.inters-Etcn ,/
(Maler- und Rs^’XgY
Vereinigung) in- SY
(1920). Der gegen«
tige australische lyLjtie
betrieb zeigt -eine K
von Namen, hinter p
nen eine ernst zu ,g)ii>
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wenn auch nicht p
einer stark zufs^-ugfl
den Kritik standhd
dürfte. pgz
Wenn auch die ^11
Ziehungen zur alt en 5o
nicht allzu rege slf iigl>'
ist doch festzuste0i,/
daß gelegentlich arJi
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Europa gelangen, - 5$e
England das Inie , puz
von Fachleuten
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des genialen N°-5 ü’
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einen Sturm erl'eaefl/
In diesem Zusatz
hange mag erwähn
daß ein früherer A ati*
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dem Pariser ”“hepdc
schon 1891 eine
Erwähnung ,el-f1dne
hatte. Eine „A1 ' p)X
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stikers Australien 'Jet
rold Parker, “-„lief'
sich in der Täte"
mit anderen .nSiief'
australischer ' 1 in
Die Kun5!pFegei|fg
Australien wird Lein
gen- durch eine
von Muse e
findet eine acht geh
fe Reihe hervo^^E
der europäischer Kunstwerke, alter atl 0 M
Man findet Pisarro und Rodin, eye gr°^
Eyck und I. W. Turner, um nur e'n‘p (1’
Namen zu erwähnen. Man kann an
daß es in Australien innerhalb der n ?elP^
Jahrzehnte zu einer eigenen, vollkoinrn j15f
ständigen, auf heimatlichem Boden 9e
nen Kunstübung kommen wird..

überhaupt weiter zu arbeiten. Roberts a p
dings wandte seine Aufmerksamkeit ha P e
sächlich dem Porträt zu. — Dem Fin'11’
Streeton’s, einer weiteren rnarka
künstlerischen Persönlichkeit, ist die
stehung einer australischen L a n d s ch a t
Schule wesentlich zuzuschreiben. Er -
der erste, der die Bläue des australis
Himmels und die Weiten des Kontinents
die Palette brachte, als er 1892 in SydneY^e
arbeiten, anfing. Ein neuer Zug kam
nunmehr australische Malerei. Lister
dar, wie die Maler zum ersten Male » f|
strahlenden Farben und die Klarheit der e
begriffen hätten, nachdem all dieses so la „
Zeit in stumpfen Tönen vorgetragen w°rjeii
sei“. In- dem- Kreise um Lister entstan j
Werke wie David Davies „Sommerabend 1
„Mondaufgang“, Walter Withers „Stiller «
ter", T. Ford PatersorTs „Abenddämrneru
und „Buschsymphonie“. Ein neues Künsi
lager entstand unter der Signatur des -
wählten Walter Withers. Einen weitejje
Ansporn erhielt die Kunsfbetäfigung durch
Erscheinung des „Malerischen Atlas
Australasien“, eines Kollektivwerkes, das ,,,
diese Zeit zugleich mit dem „Sydney Bullej
einem großen illustrierten Journal, ersCrn(i5
Die Hauptarbeit für den Atlas ist allerdm^j
von Angehörigen des Mutterlandes 9ele.1S|eil
worden.. Phil May, nach Whisfler’s
der „einzige englische Karikaturist von
im 19. Jahrhundert“ — andere haben ihn
Hogarth an die Seite gestellt , war zu ein
unerhört hohen Gehalt nach Australien ^er
kommen, um dem epochemachenden Ka'e,noIi,
seinen Stempel aufzudrücken. Julian A s h1 ,(e
ein weiterer Landsmann Phil May’s, eine st ,
Individualität mit ausgesprochenem Füh
und Lehrtalent, und an.der-e waren wesen u
an dem Werke beteiligt. Aber es wurde a kl-
eine Reihe einheimischer Maler hier un„ ^gz
die erweiterte „Illusirated Sydney News ^gf
schäftigf. Sie alle aber haben außer ?
Tagesarbeit für die Presse auch weiter
malt, und zwar getreu ihren Anschauung
und ihre Theorien so oft gegen GleichgU1 j
keil verfochten, bis der australischen *pje
eine achtbare Stellung erstritf-en war. -p
Nachfrage nach Schwarzweiß-Arbeif für Z f
Schriften hielt an. Frederick McCubbin ist
erste, der die täglichen Mühseligkeiten
ersten Ansiedler darstellt, während rl
Mahony Pferde und Reiter malt. e5
Gesellschaften für Kunst 9aP tlj|i
schon seif 1856; die älteste war die J j(1
Australian Society of Arts. 1871 wurdet,
Sydney eine Kunstakademie 0e0rUnlti5''
1880 eröffneten Arthur und George C° ßg'
ridge für New South Wales eine weitere It
Seilschaft für Kunst. Andere Gründun.jg

Moderne Kunst in Australien
Von

GEGRÜNDET 1806

GALERIE E.A. FLEISCHMANN

GEGROND61


MÜNCHEN • MAXIMILIANSTRASSE 1
 
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