Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 5.1931

DOI Heft:
Nr. 31 (2. August)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44978#0350
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
8

DIE WELTKUNST



vcn Ue1>esraJU.

„Roerich-Pakt"
Das Roerich-Museum in New York hat Vor-
schläge und den Text für einen „Roerich-
Pakt“ ausgearbeitet, demzufolge alle Na-
tionen sich im Kriegsfälle für einen ausrei-
chenden Schutz der Kunst- und Naturdenk-
mäler, der öffentlichen und privaten Samm-
lungen und der künstlerisch und wissenschaft-
lich wertvollen Monumente verbürgen sollen.
Wie wir hören, ist geplant, eine Gesamtliste
sämtlicher unter Schutz zu stellender Monu-
mente anzulegen, die im Kriegsfälle durch eine
besondere Fahne, ähnlich der des Roten
Kreuzes, gekennzeichnet werden dürfen.
Der amerikanische Vorschlag wird am
13. September in Brügge Gegenstand der
Beratungen der „Union Internationale pour le
Pact Roerich“ sein, die von M. C. Tulpinck
präsidiert wird, dem als Komitee die Herren
Adatchi, H. Carton de Wiarf, J. Desiree und
H. Pirenne zur Seite stehen.
Byrons Wohnsitz
in öffentlichem Besitz
Newstead Abbey, langjähriger Wohnsitz
Lord Byrons, im 12. Jahrhundert errichtet und
bei der Säkularisation unter Heinrich VIII. von
einem Vorfahren des Dichters erworben, ist,
nachdem die augenblicklichen Besitzer für die
Erhaltung des Schlosses nicht mehr auf-
kommen konnten, mit seiner gesamten Ein-
richtung der Stadt Nottingham zum Geschenk
gemacht worden. Unter anderem sind das
Schlafzimmer des Dichters sowie der Waffen-
saal noch in völlig unverändertem Zustande;
auch der denkwürdige Grabstein seines Lieb-
lingshundes Boatswain mit der bekannten In-
schrift befindet sich noch an seinem ursprüng-
lichem Platze im Park.
Verkauf eines berühmten
Diamanten
Der „Großmogul“, bekannt als einer der
schönsten Diamanten der Welf, ist für etwa
2 Millionen Francs nach Amerika verkauft
worden. Wie jetzt verlautet, ist der Erwerber
niemand anderes als John Rockfeiler, der zu
den bedeutendsten Kunstsammlern Amerikas
rechnet.
Eine 2500 jährige Dionysos-Statue
Vor kurzem wurde bei der Ausschachtung
eines Hauses in der Piräusstraße ein wich-
tiger und schöner Fund gemacht: eine Mar-
morstatue eines Mannes im Mantel, der auf
einem Klappstuhl sitzt. Leider ist der Kopf,
der ganze rechte Arm und die linke Hand
weggebrochen. Doch sonst ist das Werk sehr
gut erhalten und zeigt vor allem noch viele
Reste der Bemalung, Der Klappstuhl hat an
seinem vorderen Rand eine weitläufige
schwarz gemalte Mänanderverzierung. In
ebensolcher schwarzer Umrißzeichnung ist das
über den Stuhl gebreitete Pantherfell gemalt,
mit deutlichem Kopf auf der einen und
Schwanz auf der anderen Seife. Das Bildwerk
stellt einen Dionysos dar, wie er auf
frühen rotfigurigen attischen Vasen oft sich
findet. Die Qbereinstimmung mit Vasen-
bildern ist so groß, daß selbst die Anlage des
Gewandes und dessen Einzelmotive sich
genau entsprechen. Die Statue, deren ur-
sprüngliche Aufstellung den Archäologen noch
manches Kopfzerbrechen machen wird, da sie
eigentlich nur aus einem Tempel stammen
kann, ist demnach genau zu datieren in die
Jahre 530 v. Chr. Sie ist ein vollkommenes
Unikum und vor allem durch die reiche Be-
malung außerordentlich wertvoll. Sie wurde
dieser Tage im archaischen Saal des National-
museums in Athen aufgestellt.
Dr. Kr. (Athen)
Die Schiffe des Caligula
Die italienische Regierung hat bekanntlich
den Versuch gemacht, die Kaiserschitfe,
welche einst auf dem Nemi-See schwammen,
zu heben, und hat vor nunmehr Jahresfrist
eines der beiden Schiffe geborgen; es maß
mehr als das Admiralsschiff Nelsons in der
Schlacht von Trafalgar. Aber nunmehr ist
auch das zweite der Schiffe zum Vorschein
gekommen, und die Funde, die sich nun in
dem wasserärmer werdenden See einstellen,
bekommen eine Bedeutung, die in der ersten
Zeit nicht festzustellen war.
Das zweite der Kaiserschiffe ist noch
größer als das erste; es ruht noch im
Schlamm, doch scheint es das bedeutungs-
vollere, das Hauptschiff gewesen zu sein.
Seine Länge beträgt 71 Meter, seine größte

W. Grote-Hasenbalg
Berlin W 9, Lennestr. 12
B 2 Lützow 4739
Islamische Kunst
Alte Teppiche und Stoffe
Antiquitäten

Breite 24 Meter, es ist also mehr als 4,60 m
breiter als das zuerst gefundene Boot. Be-
merkenswert ist, daß es eine Oberkonstruk-
tion in seinen Resten trägt, eine Plattform,
die um je 4,25 m über die Schiffswand hinaus-
ragt und so um 8,50 m breiter als die größte
Breite ist.
Die offizielle Theorie in der Tradition der
Jahrhunderte war, diese Schiffe hätten dem
Lustaufenthalt der Kaiser gedient. Von
archäologischer Seite freilich war schon immer
wieder darauf hingewiesen worden, daß der
Ort, der See von Nemi, auch andere Schlüsse
zuließ und daß der Kaiser, wenn er schon auf
diesen Schiffen weilte, vielleicht in seiner
Eigenschaft als Pontifex maximus zugegen
war. Der See von Nemi mit seinem uralten
Dianatempel, in dessen nächster Nähe die
Schiffe aufgefunden worden sind, war die
Stätte der Konzentration gerade jener scheu-
religiösen Gefühle, mit denen der antike
Römer die Albanerberge befrachtete, jene
Hügel, von denen einst die Urrömer herunter-
gestiegen waren, in denen die Etrusker sich
festgesetzt und mit einer Urbevölkerung ver-
schmolzen hatten, wo das Albalonga, die
Mutter Roms gelegen war, wo das ewige
Feuer noch bis in die späten Kaiserzeiten

Erbauung des Parthenons. Merkwürdiger-
weise war ein Arm dieser Statue, den man
vor langer Zeit gefunden hatte, schon im Be-
sitz des Museums gewesen. Jetzt hat man
entdeckt, daß dieser Arm zu der Poseidon-
Statue gehört und hat ihn genau der Schulter
angepaßt. Der Poseidon ist eines der schön-
sten bekannten Kunstwerke des alten Grie-
chenland. Dr. Kr. (Athen)
Kunstdiebstähle in einer
neapolitanischen Kirche
In Neapel sind soeben Meldungen über
Diebstähle von Kunstwerken in der neapoli-
tanischen Kirche della Pieta dei Turchini ge-
meldet worden. Untersuchungen haben, diese
Meldungen bestätigt und es wurde festge-
stellt, daß aus der Kirche eine kunstvoll ge-
schnitzte Tür aus dem 16. Jahrhundert, eine
Einlegearbeit, ebenfalls aus dem 16. Jahr-
hundert, ein Papstthronsessel aus dem An-
fang des 19. Jahrhunderts, ein Beichtstuhl aus
geschnitzter Nußwurzel des 15. Jahrhunderts,
sowie Damaste des 17. Jahrhunderts entwendet
worden waren. Die Untersuchungen wurden
durch die Polizei vorgenommen, und es gelang,

Glückwunschkarten
der Biedermeierzeit
Die Staatliche K u n s t b i b 1 i 0
in Berlin eröffnet am 3. August eine A >
Stellung von Glückwunschkarten der B'e jje
meierzeit aus einer Alt-Wiener Sammlung? ,g5
sich zur Zeit im Besiße des Antiquar'
Paul Graupe befindet und von
Firma der Ausstellung zur Verfügung Se5
wurde.

Kunst in Köln
Die Galerie Abels macht neuerd'^
wieder zwei junge Künstler bekannt, gjgi
Arbeiten bisher in Köln noch nicht 9'e^,ei
wurden. Man sieht Gemälde von W e d c
aus Münster i. W., der erstmalig durch
Ausstellung des Reckendorf-Hauses bek33
gemacht wurde, und von dem die Nah0
Galerie jetzt ein Bild besitzt. Ferner slilS!,reti'
interessante Tuschzeichnungen des O*)ff
bacher Autodidakten Gottfried R*c
zu sehen, der auf der diesjährigen Aussfe*
in Bad Homburg „Mittelrheinische ^ac|ü
Schaftsmalerei von 1750—1930“ starke E>e3
lang gefunden hatte.


Nuno Goncalves, Flügelaltar. 1458—62
Autel — Altar
Ausstellung altportugiesischer Kunst
Paris, Musee Jeu de Paume

zwischen längst zerfallenen Ruinen brannte.
Die wenigen Funde, welche man bis jeßt
an dem zweiten der Kaiserschiffe gemacht hat,
deuten auf eine religiöse Bestimmung beider
Schiffe hin. Die Curaforen der Hebungs-
arbeiten on. Ricci und on. Paribeni sind beide
zu der Ansicht gekommen, daß es sich in den
Schiffen um Wiederkonstruktionen einer
wahrscheinlich uralten religiösen Einrichtung,
eines schwimmenden Tempels auf dem heili-
gen See handelt. Die Oberkonstruktion des
zweiten Schiffes soll nach den bisherigen
Auslegungen einen allerheiligsten Tempel der
Diana, resp. der der Diana ähnlichen Lokal-
göttin getragen haben. Was zu dieser Ver-
mutung geführt hat, sind einige Bronzebruch-
stücke und ein Relief. Auf der Reliefplatte
führen zwei Jungfrauen einen ernst gehaltenen
Tempeltanz aus. Die Bronzen, scheinbar
rechts und links vom Schiffseingang aufge-
stellt, stellen die Willkommenshände, ebenfalls
archaisierend gebildet, dar. Eine Terracotta
zeigt eine weitere Tempelszene, auch sie ist
im gleichen Stil gebildet, und so schließen die
italienischen Archäologen, daß eine solche
Wiederholung eines alten albanischen Tempel-
stiles kaum vorgenommen worden wäre,
würde nicht ein religiöser Ritus die Bindung
an eine Vergangenheit gefordert haben.
Um eine restlose Klarheit zu erlangen,
welche erst die Theorie bestätigen oder wie-
derlegen kann, wind es notwendig sein, die
Ausgrabung des zweiten Schiffes und die
Durchsuchung des Bodenschlammes zu voll-
enden. Bisher steht aber fest, daß für die
erste Theorie, die von Lustschiffen der Kaiser,
keinerlei Beweise erbracht worden sind und
daß diese Vermutung unwahrscheinlich wird,
selbst wenn man an eine oründliche Aus-
plünderung der beiden Schiffe vor ihrem
Untergänge glauben will.
G. R e i n b o t h (Rom)
Die neue Poseidon-Statue
im Athener Museum
Die herrliche Bronzestatue des Poseidon,
die vor einiger Zeit von Fischern im Meer an
der Küste Thessaliens gefunden wurde, ist
jetzt an einem Ehrenplatz im Athener Museum
aufgesfellt worden. Die Statue, ein griechi-
sches Originalwerk, stammt aus der Zeit der

die fehlende Tür bei einem neapolitanischen
Antiquar aufzufinden. Ferner konnten Kunst-
schmiedeeisen aus dem 17. Jahrhundert, die
ebenfalls aus dem Kirchenbesitz stammten,
bei einem, anderen Antiquar aufgetrieben
werden. Von den übrigen entwendeten Wer-
ken fehlt jedoch bisher jede Spur. Der Fall
hat erneut den Plan, in jeder der bedeuten-
deren Städte ein Museum kirchlicher Kunst
anzulegen, in der die wichtigsten Werke aus
den Kirchenschäßen untergebracht werden,
aktuell werden lassen. Die Denkmalpflege-
ämter sehen in seiner Ausführung das einzige
Mittel, die in den Kirchen aufgespeicherfen
Kunstschäße vor sich immer wiederholenden
Diebstählen zu schüßen. G. R.
Alfred Grünwedels 75. Geburtstag
75. Geburtstag.
Entdeckungen zu Anfang unseres Jahr-
hunderts haben auf die Beziehungen zwischen
antiker und asiatischer Kultur ganz neues
Licht geworfen und zugleich durch den Fund
von Denkmälern in einer bis dahin völlig un-
bekannten Sprache, dem Tocharischen, der
Sprachwissenschaft neue Ausblicke er-
schlossen. Stätte dieser Funde war Osttur-
kesfan, in vorderster Reihe der Entdecker
sfand der deutsche Ethnologe und Indologe
Alfred Grünwedel, der am 31. Juli das 75. Le-
bensjahr vollendete. Grünwedel, ein gebore-
ner Münchner, hat vierzig Jahre lang am Ber-
liner Museum für Völkerkunde gewirkt, dessen
indisch-asiatische Abteilung er von 1904 bis
1920 geleitet hat. Die sichtbaren Ergebnisse
seiner Forschungsreisen, die der im vorigen
Jahr verstorbene Alfred von Le Cog mitunfer-
nommen und fortgesetzt hat, liegen in den
Turfqn-Sammlungen des Museums vor. Grün-
wedels Arbeiten über die buddhistische Kunst
in Indien und die Mythologie des Buddhis-
mus gehören zu den grundlegenden Wer-
ken des von ihm in seltener Allseitigkeit be-
herrschten Gebiets. Der Gelehrte, der jetzt in
Lenggries bei Bad Tölz lebt und sich in letzter
Zeit auch der Erforschung des Etruskischen
zugewendet hat, ist Mitglied der Akademien
von München, Göttingen und Leningrad; die
Berliner Anthropologische Gesellschaft hat ihn
1 durch Verleihung ihrer Goldenen Medaille
I ausgezeichnet.

Deutsche Maler in der
Tschechoslowakei
/■' 5Hef
Zum ersten Mal traten deutsche K"n
mit einer geschlossenen Ausstellung von e
100 Ölbildern und Aquarellen sowie 0raP afl
sehen Arbeiten in der Tschechoslowake* j,
die Öffentlichkeit. Die Initiative hierzu
der „Landbund bildender Künstler Dem5 z
lands“, an dessen Spiße der Maler Schul'-
Rose steht. Die Ausstellung, die im Ju
Bad Pistyan, stattfand, soll in den folgearj,
Monaten voraussichtlich auch in
Brunn, Prag1 und Karlsbad gezeigt "lei3 e,
Vertreten waren Arbeiten von Schulze^”® n,
P. A. Böcksfiegel, A. Edelhoff, Volkm31 ,j(i,
Klemm-Weimar, J, Bräckle, Jaeckel'E,e
Felixmüller, Klotsche u. a.

UNTER KOLLEG^

Information .
f 6
Das Aukfionshaus des Wes' pj/
unter der erfolgreichen Leitung seine-'fl,
rekfors Neuhofer hat vor kurzem seine 11 je11
großen Versteigerungsräume Unter ^eil
Linden 70 eröffnet, wo für die nächste gz
wiederum einige größere Auktionen v°
reitet werden.

Münchener Notizen
Eine ihm von der Vorstandschaft um1 „,[■/
vielen Mitgliedern entgegengebrachte eii
traucnskundgebung hat Professor E.u^(jef
Honig, von dessen Rücktritt wir ir* jeii,
leßten Nummer der „Welfkunst“ berich*^
bewogen, das Amt des Präsidenten der
diener Künstlergenossenschaft n i c h t
derzulegen. volt
Die Burgkmair - Ausstellung wird f{
Augsburg nach München überführt und 5/
in der Alten Pinakothek und im Aussfell11*
saal der Staatl. Graphischen Sammlung p
Offentlichkeit zugänglich gemacht.


Bild wieder von vorn anfangen.
— Warum denn? „uj a*1
— Na sehen Sie doch: wie Sie Ihr P 5*
fingen, lag die Kuh, — na, und jeßt 5
doch auf ihren vier Beinen!

MALMEDE 4 GEISSENDÖRfER
KÖLN a. Rh.
Unter Sachsenhausen 33

Antike Möbel vom 15. bis 18.Jahrh<l!i^^
Tapisserien, Plastik, Gemälde, P°rie
altes hochwertiges Kunstgeveef^


Direktion und Schriftleitung: Dr. J. I. von Saxe. Redaktion: Dr. Eckart von Sydow, Dr. Werner Richard Deusch. Verantwortlich für Inhalt und Anzeigen: Fritz-Eduard Hartmann, BeIIin‘J?JentarifJ,r-
W eltkunst-Verlag ■ G. m. b. H„ Berlin W 62. — Zuschriften sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76—77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag, Insera veraU^ j9.
Verlangen. Abdruck von Artikeln nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte wird nicht übernommen und jegucim SW
tung, auch hinsichtlich des Veröffentlichungstermins und der Rücksendung, abgelehnt. Der Verlag übernimmt durch Erwerbung eines Manuskripts alle Verlagsrechte für dasselbe. Druck H. S. Hermann G. m. b.
 
Annotationen