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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 5.1931

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Nr. 33 (16. August)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44978#0363
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DIE WELTKUNST

5



3

aisonende

in London


Frhr. vom Stein-Porträt-Medaille

Die Staatliche Porzellan - Man u-
faktur Berlin hat einen der bedeutend-
sten Porträtbildhauer unserer Zeit, Prof.
Richard Scheibe in Frankfurt a. M., mit der
Anfertigung einer Porträtmedaille des Frei-

Mannesalter. Die Auffassung des Kopfes ist
edel, die geistige Bedeutung des Staats-
mannes tritt überzeugend in Erscheinung. Die
Rückseite der Plakette, deren Durchmesser
12 cm beträgt, zeigt ein freies Feld, in welches



vom

3038

Neues über

östliche Kunst

in russischen Museen

der

eine Widmung in Gold oder Platin eingebrannt
werden kann. Die Plakette soll hierdurch
verwendbar sein zur Ehrung verdienter Bürger
und als Preis bei städtischen Feiern. Der
äußerst niedrig gehaltene Verkaufspreis macht
dieses Werk auch jedem Medaillensammler
zugänglich.

hier be-
nächsten
W. R.

herrn
wurde von
glasiertem Porzellan, dem sog. Biskuit-
Porzellan, ausgeführt, das dank seiner Fein-
heit und Dichtigkeit ein hervorragend schöner
Werkstoff für die Porträtkunst ist. Das Modell
zeigt den Freiherrn vom Stein in reifem

des 6.
Lurisian
Die

(Nr. 120/121) mit £577 (Permain)
ähnliche
mit £315
die dieser
notierte ein

Ein Paar James II.-Deckelschalen
Une paire de coupes ä couvercle, James II
A pair of James II cups and covers
London 1685 — H. 37 cm — Kat.-Nr. 152
Versteigerung — Vente — Sale:
Sotheby & Co., London, 19. März 1931
Brachte — adjugee — sold: £

Stein beauftragt. Das Modell
der Staatsmanufaktur in un-

Darstellung von
(Permain).
Tag auf den Markt
Ispahan-Teppich des
£994 10 s (Nr. 110,

£ 210 für einen
derselben Zeit (Nr.
Silber kam
Auktionen am 23.
schönen Qualitäten
waren- in ihrem .Niveau gegenüber dem Vor-
jahre nur unwesentlich gesenkt; als Resultate
werden £ 9266 und 6529 angegeben. Von der
ersten Versteigerung sind einzeln zu nennen
£ 467 für eine Charles II - Deckelschale
(Nr. 132, Mailet), £ 444 für -eine tiefe Queen
Anne-Schale (Nr. 131, Cohn), £354 und 328
für zwei Charles II- und James Il-Deckelkrüge
(Nr. 128/9, Permain) und £ 340 für eine kleine

1558
Von den

gingen. Daneben brachte
mit £ 10 752 abschloß, noch
für eine hispano-ma-ureske
des 15. Jahrhunderts (Nr.
Gallery), £ 460 für einen Urbino-Teller von
Francesco Xanto Avelli da Rovigo (Nr. 25,
Durlacher), £ 350 für eine Caffaggiolo-Schale
des 16. Jahrhunderts (Nr. 27, Durlacher) und
Damaszener Weinkrug
40, Durlacher).
auf den Sotheby-
A p r ii 1 und 23. Juni in
zum Ausgebot. Die Preise

ovale Charles II-Dose (Nr. 124, Mailet), — von
der zweiten Auktion £ 680 für ein großes
Augsburger Toilette-Service von Albrecht
Biller um 1700 (Nr. 42, Col. Birch), £390 für
einen Nürnberger An-anas-Pokal des 16. Jahr-
hunderts von Christoph Lindenberger (Nr. 44,
Stenger), £ 320 für ein Paar Augsburger
Weinkrüge von Johannes Bartermann um 1690
(Nr. 55, Milne) und £ 496 für einen James II-
Deckelbecher von 1685 (Nr. 123, Tessier).
Die Versteigerung bei Christie’s am
30. Juli brachte beachtenswerte Summen für
alte Glas-gem ä 1 d e. Von Werken deut-
schen Ursprungs erwähnen wir hier ein
Kirchenfenster des frühen 16. Jahrhunderts mit
Darstellung der Kreuzigung, das £ 399 er-
zielte (Nr. 139, Permain), von solchen eng-
lischer Provenienz zwei Wappenscheiben um
1520 mit £304 (Nr. 118/9, L. Craig), zwei Glas-
gemälde derselben Epoche mit Stifterdar-
siellungen
und eine
(Nr. 122)
Textilien,
brachte,
16. Jahrhunderts mit
685 :230 cm, Nesle), ein Pariser Gobelin um
1700 mit Darstellung des Monats Juni, der auf
der Versteigerung der Sammlung Karatsonyi
Anfang 1930 in Berlin über 50 000 M. erreicht
hatte, mit £ 1365 (Nr. 111, 345:690 cm,
Ryloft) und ein Tournay-Tepp.ich um 1490 mit
£ 1260 (Nr. 112, 300:460 cm, Abbildung auf
Seite 6, Marcharf). Gesamtergebnis: £ 11 150.
Die ausführlichen Preislisten der
sprochenen Auktionen sollen in den
Nummern folgen.

Von
Dr. Alfred Salmony

16./17. und 25. Juni aufschlußreich. Die erstere
brachte ausschließlich persische Keramik und
andere Kunstgegenstände zum Verkauf; das
Gesamtergebnis von £8515 für 365 Lots ent-
täuschte etwas bei der vorzüglichen Qualität
des angeboienen Ma-
terials. Ein- lapislazuli-
blauer Krug des
14. Jahrhunderts, der
auch auf der Londoner
Ausstellung zu sehen
war, brachte mit £ 780
den höchsten Preis (Nr.
241, Briot); eine Rha-
ges-Schale des 12. Jahr-
hunderts erzielte £ 250
(Nr. 254a, Hoffmann),
während die andern
Keramikpreise weit zu-
rückblieben. Dagegen
sind zu nennen drei
frühe Teppiche (Nr.
363/65), die für £ 200,
600 und 200 an V. Behar
und Dufois gingen, ein
Marmor-Mihrab aus
dem Jahr 1138 mit £ 330
(Nr. 166, Timball), eine
sassanidische Gold-
schüssel mit £ 750 (Nr.
173, Hoskins), zwei sas-
sanidische Thron-Be-
schläge in Bronze mit
£ 240 (Nr. 175, Freie)
und ein Bronzebeschlag
vorchristlichen Jahrhunderts aus
mit £ 620 (Nr. 347, Claudel).
zweite der genannten Auktionen
(25. Juni) brachte als Sensation das Ausgebot
der beiden, von uns in Nr. 32 abgebildeten
Sainf-Porchaire-Fayencen, zweier auf vielen
Ausstellungen gezeigter und in der Literatur
genügend bekannter Stücke (Nr. 19/20), die für
£ 3200 und 2000 in den Besiß von Hill über-
dieser Tag, der
Preise wie £ 880
Goldlüster-Schale
48, Span-ish Art

III*)
Rostow am Don

Zu den zahlreichen Bildungsinstituten
aufstrebenden Stadt gehört das „N o r d -
kaukasische Museum“. Sein Bestand
kann als typisch gelten für den an öffentlichen
Sammlungen besonders reichen Süden Ruß-
lands. Vor allem Novocherkassk und Tagan-
rog wären hier zu nennen. Die Gegend ist
übersät mit Kurganen (Grabhügeln) und Goro-
dischtschen (befestigten Siedelungen). Was
*) Vergl. I. Leningrad, in Nr. 12, II. Moskau in
Nr. 30 der ,,Weltkunst“.

Photo W. Sievers, Wannsee
Porträt-Plakette des Freiherrn vom Stein
Modell Prof. R. Scheibe, Frankfurt a. M. — D. 12 cm
Staatliche Porzellan-Manufaktur, Berlin

(Fortsetzung und Schluß von Nr- 32)
LS|<U Ipt uren kamen nur in geringfügigen
&ew9en auf den Mark1’- Von Interesse für die
(i(*erIung italienischer Klein-bronzen in Lon-
War immerhin- die Versteigerung der
S «erdamer Sammlung Otto B. Schuster bei
E. ek>Y & C o. am 16. Juli, die mit einem
y/yebnis von £ 1265 für 24 Stücke schloß.
Einzelpreisen sind- hier zu erwähnen
u A)0 fjjr
eine liegende Frauengestalt aus dem
iiipe .Giambologn-as (Nr. 8, Dr. Beets), £105
die auch auf deutschen Auktionen
Simon, Murray u. a.) in verwandten Exem-
FT1 ian'gebofene, früher dem Caradosso zu-
QoSchriebene Kassette (Nr. 12, Rosenbach
| ,,)'■)> £100 für eine Männerbüste von Leone
fii|Ot1'. INr. 7, H. 62 cm, Neumann) und £ 95
h. e>n Paar Pferdestatuetten des 16. Jahr-
werts (Nr. 6, Speller).
den Auktionen, die Mobiliar und
brQn,s ^9ewer bliche Gegenstände
fielen, ist in erster Linie die der Sammlung
C j-, rY Hirsch am 10. und 11. Juni bei
<j,er r* s ti e’s zu nennen (über die Ergebnisse
\\b , gleichnamigen Gemäldeversteigerung
e hier bereits -in Nr. 28 berichtet). Ein
|^r Sheraton-Kommoden erzielte £ 1627 10 s
s0 ' 73, Harris), ein Chippendale-Schreibtisch
ii|/Jr £2415 (Nr. 69, Parfridge), ein weiterer,
yßholz, £ 1008 (Nr. 70, Smith), eine vier-
(\r19e Chippendale-Stßgarnitur £ 1417 10 s
lis '85, Parfridge) und ein Louis XV-Schreib-
^1? £ 1365 (Nr. 171, Botibol). Besonders be-
b0Ienswerte Preise konnten auch die China-
4, .ellan-e erbringen: Parfridge bezahlte für
1g e' frühe Kang-Hsi-Figuren (Nr. 18) £1522
L s> C. Pennia für eine Vase derselben
mit Blumendekor (Nr. 29) £ 13-12 10 s,
<?,s°n für zwei späte Ming-Becher (Nr. 34)
10 s, Parfridge und Watson für einen
^jp’ügen M-ing-Vasensaß (Nr. 24, 24a)
l\>r 7 10 s; drei frühe Kang-Hsi-Figuren
<1;' 20) wurden ebenfalls von Parfridge für
^Firnen £ 1312 10 s. erworben.
I); der Möbel-Versteigerung bei So-
lo^Ey & Co. am 17. Juli bildete die
L|ls XV-Kommode von Roger Vandercruse
l^^i.oix (Nr. 128) mit £ 1300 den Höhepunkt
Umbildung Seite 3); sie wurde von
V°ls erworben, der auch eine Brüsseler
('J^serie um 1700 (Nr. 40) zum Preise von
an s'c^1 brachte, während die übrigen
£ in ihrem Wert ziemlich stark abfielen.

I%^9egen war die Sotheby- Auktion
‘2- J u n i, -die Kunstwerke aus den Samm-
116h e.n Mc Calmiont und Scott mit einem Er-
*s von £ 11 120 ausbot, ein voller Erfolg,
Y|r/'°n ausgezeichneten Durchschnittspreisen
n war. Eür ein Paar Mar-mor-
M ?tfen aus dem Kreise Falconets ((Nr. 70)
h^byk £600, für einen Louis XV-Schreib-
, r- 99) Amor £ 560, für einen Bücher-
p? von Adam (Nr. 137) Mailet £ 780, für
% George I-Sißbank (Nr. 139) Alford £ 680
k *Ur einen Brüsseler Gobelin mit musikali-
Szene im Garten um 1700 (Nr. 171,
v’h-e cm) Kynaston £ 560. Hinter diesen
bh^Preisen standen die kleineren Stücke
FJ-ismäßig nur wenig zurück.
ti'-f AC9zutragen sind hier auch die Preise
Jjß Auktion- vom 8. Mai bei Sotheby, die
h'te V1?rschiedenartigste Material vereinigte.
Ä. J'obbia-Madonna erreichte hier £ 780
iNiton 125 cm> Spanish Art Gallery)-, ein
£. f;?nen-Tondo derselben Schule £ 280
'Gm. 86 cm, M. J. Isaacs), ein Sher-aton-
r%'bt'seh (Nr. 122) £680 (Mailet), ein
tYhem ^nne-Sekretär (Nr. 131) £210 (A. J.
Und eine interessante Charles I-Ta-
(Nr. 45, 38 : 30 cm) £ 235 (Mailet). Das
qJiir er.9'ebnis betrug £5323.
y‘«r >, die Preisgestaltung auf dem Markte
e r amik waren besonders die beiden
^^9erungen bei Sotheby & Co. am

an Edelmetall dort zutage kam, wanderte
schon in der Vorkriegszeit nach der Haupt-
stadt, so daß die Provinzmuseen sich heute
mit den -archäologisch freilich höchst wert-
vollen Resten begnügen müssen. Schon in
Rostow fällt die Fülle an römischen Funden
auf. Daneben fehlt es aber keineswegs an
Denkmälern des Steppengürtels, hier im Nor-
den des Kaukasus aus relativ später Zeit
stammend. Bekanntlich wurden im 3. Jahr-
hundert vor Chr. die Skythen -aus ihren Siß-en
an der Ostküste des Schwarzen Meeres durch
die stammverwandten Sarmaten nach Norden
■abgedrängt. In Südrußland, etwa in der Ge-
gend der Don- und Dnjepr-M-ündungen, hiel-
ten sie sich dann noch etwa ein halbes Jahr-
tausend, bis sie schließlich ganz verschwan-
den. Mit ihnen wanderte der „skythische“
Tierstil von der Ost- zur Nordküste des
Schwarzen Meeres. Im Norden fehlte ihm
bereits die plastische Kraft der frühen Gold-
arbeiten.
Eine ausgesprochene Dekadenz der Dar-
stellung kann man schon bei dem bekannten
Goldschaß von Novocherkassk (Leningrad, Ere-
mitage), also aus der Nähe von Rostow, fest-
stellen. Sein Entstehungsdatum liegt zwischen
dem 1. Jahrhundert vor und dem 1. nach Chr.
Zu diesem Schaß gehört eine bauchige Vase
mit seitlich aufsteigendem Tier als Griff, ab-
gebildet bei Tolstoi, Konda-koff, Reinach
„Antiquites de la Russie Meridionale", Paris,
1892 (Teil III, Fig. 452). In dem genannten
Werk ist bereits von Tonnachbildungen des
Stückes die Rede. Rostow besißt nun eines
der besten Beispiele dieses für die Abwand-
lung des Tierstiles bezeichnenden Typs, — es
ist ein Gefäß aus grauem Ton und- stammt
aus der befestigten Siedlung von Gnilowsky
bei der Ortschaft Eisk (Abb. unten). Das Tier,
ursprünglich ein Hirsch oder Elch, geht voll-
kommen im Griff auf, jede Erinnerung an das
Naturvorbild ist verloren. In der Verundeut-
lichung der Form geht die Darstellung so sehr
über das Vorbild aus dem Schaß von Novo-
cherkassk hinaus, daß man sie erheblich später,
etwa ins 4.-5. Jahrhundert, datieren muß.
Vielleicht kommen als Schöpfer schon nicht


Tongefäß — Vase en argile — Clay vessel
4.—5. Jahrh. H. 25 cm
Fundort: Dorf Gnilowsky bei Rostow
Nordkaukasisches Museum, Rostow

mehr die Skythen, sondern stammverwandte
Nachfolger und Nachahmer ihrer Kunst in
Frage. Die stilgeschichtliche Folge der Tier-
darstellung im eurasischen Steppengürtel
endet also mit einem primitiven Stadium, eine
Feststellung, die sich nicht nur in Südrußland,
sondern ebensogut im Ural oder in Nord-
sibirien machen ließe.
Zur Gruppe der spätzeitlichen Kunst ge-
hören auch im Nordkaukasischen Museum
Steinplastiken jenes Typs, der mit bei-
den Händen einen Becher vor den Bauch hält.
Er wurde bereits im Bericht über die Museen
von Leningrad und Moskau erwähnt („Welt-
kunst“ Nr. 12 und 30J, er dürfte in keinem
größeren Museum Südrußlands fehlen. Sein
Verbreitungsgebiet überschreitet die poli-
tischen Grenzen bei weitem. Es sei nur
darauf hingewiesen, daß selbst die südbul-
garischen Museen von Varna und Burgas
charakteristische Beispiele besißen.

Glückwunsclikarten
der Biedermeierzeit

In der Staatlichen- Kunstbiblio-
thek, Berlin, ist eine Ausstellung von Glück-
wunschkarten der Biedermeierzeit eröffnet
worden, die aus einer Alt-Wiener Sammlung
stammt. Es handelt sich um das Ergebnis
jahrzehntelanger eifriger Sammeltätigkeit.
Wir finden hier reiche Dokumente zur Entwick-
lung der Glückwunschkarte von ihrem
Wiederaufleben in der zweiten Hälfte des
18. Jahrhunderts bis zu ihrer Blüte in der Bie-
dermeierzeit. Der Haupfwert liegt in der er-
staunlich großen Anzahl der „Kunstbillets“
Jos. Endletzbergers, der 1856 im Alter
von 76 Jahren gestorben ist, und dann seiner
Nachahmer, deren geschicktester Jos. Riedl
war. Diese fanbfreudigen, charmantesten Er-
zeugnisse des Biedermeier-Kunstgewerbes
sind überaus selten, — nur wenige Exemplare
dieser zerbrechlichen Kärtchen haben sich er-
halten.
Zur Zeit ist die kostbare Sammlung Eigen-
tum des Antiquariates Paul Graupe, das
sie dankenswerterweise der Kunstbibliothek
zur Verfügung gestellt hat.

Valerien flechtheim
^LIN W IO. LÜTZOWUFER 13 KÖNIGSALLEE 34, DÜSSELDORF
 
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