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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 5.1931

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Nr. 41 (11. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44978#0414
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6

DIE WELTKUNST

Jahrg. V, Nr. 41 vom 11. OktoberJggJ

von Uefeeraill

Ein neues Grünewaldbildnis?
Die Forschungen über Leben und Werk
Matthias Grünewalds, jefct allgemein identifi-
ziert mit dem durch die Urkundenforschungen
W. K. Zülchs zutage getretenen Hofmaler des
Kardinals Albrecht zu Mainz, Mathis Nithart
gen. Gofharf, haben durch die Entdeckungen
zweier Bildnisse im Kölner Museum durch
Ernst Buchner eine neue verbreiterte Basis
gewonnen.. Die wissenschaftliche Publikation
dieser beiden Porträts der Brüder Thomas
und Johann Grafen von Rieneck durch Buchner
im neuesten Bande des „Wallraf-Richarß-
Jahrbuches“ 1930 hat bis jeßt, wenngleich alle
Bedenken dieser Zuschreibung bei verschie-
denen Forschern nicht zerstreut scheinen,
keinen ernsthaften Widerspruch gefunden.
Auf Grund dieser Zuschreibung glaubt nun
K. Graf v. Baudissin, der Assistent der
Stuttgarter Gemäldegalerie, in einem Brust-
bildnis des Aschaffenburger Canonikus Con-
rad Rucker, das 1928 in einer Ausstellung von
Kunstwerken des 15.—18. Jahrhunderts aus
Basler Privatbesiß gezeigt wurde, ebenfalls
die Hand Grünewalds zu entdecken. Er wird
in dieser Meinung von Direktor Heinz
Braune unferstüßt, während sich der
Direktor der Baseler Kunsthalle, Otto
Fischer, in einer im „Stuttgarter Tage-
blatt“ geführten Kontroverse sowohl gegen
diese Zuweisung wendet wie der Attribuliori
der Kölner Bildnisse einige Skepsis entgegen-
bringt. Die von Fischer gemachten Einwände,
die sich auf Datierungsmöglichkeit und Name
des Dargestellten beziehen, werden aber
gleichzeitig von Zülch auf Grund von neuen
Urkundenfunden, die die Entstehung des
Rucker-Bildnisses auf etwa 1525 fesfstellen
lassen, zerstreut, so dafj immerhin mit der
starken Möglichkeit gerechnet werden kann,
daß hier ein weiteres Werk von der Hand des
auf Grünewald bestimmten Meisters der
Rieneck-Bildnisse gewonnen ist.
Das von Naumann unter Zuhilfenahme einer
monströsen Beweisführung als Selbstbildnis
Grünewalds gepriesene Porträt (Abbildung in
Nr. 24 der „Weltkunst“} ist von der Wissen-
schaft, wie nicht anders zu erwarten, ziemlich
stillschweigend abgelehnt worden. Um so
mehr Beachtung dürfte daher den an ver-
steckter Stelle erschienenen Ausführungen des
Grafen Baudissin geschenkt werden, die viel-
leicht durch die in allernächster Zeit zu er-
wartenden urkundlichen Publikationen Zülchs
irt dem Werk „Der historische Grünewald“
eine weitere Sfüßung und Fundierung erfahren
werden. W. R. D.
V. Mantegna-Centenarium
in Mantua
Die Feier des fünfhundertsten Geburtstages
Mantegnas ist zu einer großen Nationalfeier
gemacht worden, verständlich, wenn man an
die überragende Stellung des Mantuaners für
die italienische Renaissance und die tiefe Be-
einflussung der italienischen Gestaltung durch
ihn denkt. Der Kultusminister hat in Mantua
in der Sala di Manto des Palazzo Ducale die
Festrede gehalten, der Manfegna-Saal ver-
einte die Vertreter der italienischen Städte,
die Museumsdirektoren, den Direktor des
Louvre, italienische Regierungsvertreter und
Persönlichkeiten aus Kunst und Wissenschaft.
Minister Giuliani feierte Mantegna als einen
der Großen, an denen noch heute das italieni-
sche Genie sich wieder zu entzünden habe
und gab damit der Feier den Sinn der
politischen Aktualität. Ugo Ojetti sprach nach
M. Rouches, der die Verehrung des offiziellen
Frankreich aussprach. Der Akademiker Ugo
Ojetti als offizieller Festredner feierte
Mantegna als den Maler der Latinität, als den
klarsten Erfasser des Lebens im Quattrocento
und den großen Erinnerer an die Vergangen-
heit, den beiden Polen, zwischen denen die
Malerei Andrea Mantegnas eingespannt ist.
In dieser Zweipoligkeit der Realität der
Gegenwart und der statuarischen Klassik sah
Ojetti alles Entscheidende in Mantegna, weit
bedeutsamer als die Beeinflussungen durch
die Toskaner, durch Donatello. In dieser
Spannung liegt nach Ojetti die Ursache der
tiefen, im Alter zunehmenden Melancholie des
Maiers, geboren aus der Unzulänglichkeit des
den Maler umgebenden Lebens' im Vergleich
zu jenem Traum der lateinischen Antike, der
immer wiederkehrt: Mantegna ist nach Ojetti
der Maler nicht nur der Latinität, sondern auch
des Dramas der ganzen italienischen Re-
naissance, jenes Konfliktes zwischen der ge-
wollten Wiedergeburt einer Vergangheit und
dem Hingezogensein zu einem neuen, aber als
unzureichend empfundenen Leben. G. R.

W. Grote-Hasenbalg
Berlin W 9, Lennöstr. 12
B 2 Lützow 4739
Islamische Kunst
Alte Teppiche und Stoffe
Antiquitäten

Um Raffaels Männerbildnis
Ein Dementi
Auf Grund unserer Veröffentlichung über
den Verkauf des Raffael-Bildnisses des
Gz artoryski - Museums in Krakau
(Nr. 38 der ,;Weltkunst“) geht uns von der
Direktion dieser Galerie das folgende Dementi
zu, das wir unserer Leserschaft um so gerner
unterbreiten, als damit, vielleicht unter dem
Eindruck der besonders in Polen heftig an-
gefachten Pressekampagne, die Erhaltung
eines der bedeutendsten Raffael-Gemälde für
Europa eine hoffentlich endgültige autoritative
Bestätigung findet.
„Die Verwaltung des Fürstlich Czartoryski-
schen Museums in Krakau stellt fest, daß die
seit einigen Wochen verbreiteten Gerüchte
über den bevorstehenden Verkauf des sog.
Männlichen Bildnisses von Raffael vollkommen
aus der Luft gegriffen sind und, sowohl in Be-
zug auf dieses Bild wie auf andere Kunst-
werke dieses Museums, jeden Grundes ent-
behren.“
Neue Gemäldesammlung in Füssen
Die Direktion der bayerischen Staats-
gemäldesammlungen hat im Hohen Schloß zu
Fussen, der ehemaligen Sommerresidenz der
Augsburger Bischöfe, eine Gemäldegalerie
eingerichtet, die Werke des schwäbischen

alter Kunsfdenkmäler bezüglichen Probleme
statt. Dieser Kongreß, über dessen Verlauf
unser dorthin entsandter Sonderberichter-
statter F. Neugass berichten wird, bildet ge-
wissermaßen die Fortseßung der vom Inter-
nationalen Museums-Amt im lebten Jahre zu
Rom abgehaltenen Sifcungen, die sich speziell
mit der Restaurierung befaßt hatten.
Paul Kristeller f
In Meersburg am Bodensee starb, nachdem
er, eigenen Worten zufolge, „die Kunst-
geschichte mit der Schweinezucht vertauscht
hatte“, im Alter von 68 Jahren Paul Kristeller.
Als Herausgeber der Veröffentlichungen der
graphischen Gesellschaft, der „Lombardischen
Graphik“ und des bereits in vierter Auflage
vorliegenden Handbuchs „Kupferstich und
Holzschnitt in vier Jahrhunderten“ (sämtlich
bei Bruno Cassirer, Berlin) sowie der ersten
Monumentalmonographie über Mantegna galt
Kristeller, selbst leidenschaftlicher Graphik-
sammler und zeitweise auch am Berliner
Kupferstichkabinett und in der Corsini-Galerie
in Rom tätig, als einer der Wegbahner der
Graphikforschung und als internationale Kapa-
zität auf diesem Gebiete.
Schöpferische Kopien
Dieses künstlerisch hochinteressante Thema
bildet den Titel einer Ausstellung, die heute

Krsto Hegedusiö, Markt


Kunstkreises aus verschiedener Zeit umfaßt.
Der Hauptraum, dessen reichgeschnißte, spät-
gotische Decke nach Entfernung von Über-
malungen sich wieder in ihrer ganzen Schön-
heit zeigt, enthält Tafelwerke und Holzplasti-
ken von 1460 bis 1520, als Hauptstück drei
große, beiderseits bemalte Altarflügel aus der
Kirche St. Urban in Rieden. Weitere Räume
enthalten Bilder des 17.—19. Jahrhunderts,
darunter solche von dem in Oberstdorf' ge-
borenen Johann Schraudolph und von dem
aus Murnau stammenden J. M. Wittner. Eine
kleine Auswahl neuerer Maler der Münchener
Schule schließt sich an. F.
Internationale
Konservatoren-Konferenz
In der Akademie zu Athen findet vom
21.—30. Oktober eine internationale Konferenz
zum Studium der auf Schuß und Erhaltung

in der Mannheimer Kunsthalle er-
öffnet wird. Es handelt sich hier ausschließ-
lich um Gemäldekopien — u. a. von Delacroix,
Chasseriau, Gericault, Courbet, Leibi, Feuer-
bach, Marees, Corinth, Liebermann, Matisse,
Purrmann, Spiro —, während die Fülle des
in eineinhalbjähriger Arbeit zusammenge-
brachten Materials an Graphik und Hand-
zeichnungen, die als Sfudienblätter nach
Werken klassischer Kunst entstanden., in einer
zweiten Gesamtschau „Wie der Künstler die
Kunst sieht“ im Dezember vorgeführt wer-
den soll.
Ostpreußische Kunstsammlung
Dem Direktor der Königsberger Kunst-
sammlungen, Dr. Alfred Rohde, ist es ge-
lungen, zu einer für die Wintermonate vor-
gesehenen Sonderaussfellung eine der schön-
sten ostpreußischen Privatsammlungen zur
Verfügung gestellt zu erhalten. Die Samm-

Versteigerung
Dienstag, den 20. Oktober ab 10 Uhr, ab 4 Uhr
Aus süddeutschem Fürstenbesitz
und
Aus Berliner Sammlerbesitz
Serie von hervorragenden Bildteppichen des 17. Jahrhunderts
Möbel der Renaissance bis zum Empire / Porzellan / Plastik / Renaissance-Silber
Gemälde alter Meister
Werke von: Berck-Heyde — v. Bioemen — F. Boi — Cuyp — Droochsloot — Francken —
Hagenbuch — Krüger — Lingelbach — Molyn —- Molenaer — Queesche — Verbruggen
Ausstellung: Kurfürstenstr.79 (Ecke Keithstr.)
Sonnabend, den 17. Oktober, 10—2, 3—7 Uhr, Montag, den 19. Oktober, 10—2, 3—7 Uhr
Reich illustrierter Katalog wird auf Wunsch kostenlos zugestellt!
Internationales Kunst- und Auktions-Haus G.m.b.H.
Berlin W62, Kurfüistenstraße 79 (Ecke Keithstraße)
Telefon: B 5 Barbarossa 8838—39 Telegramm-Adresse: Interkunst, Berlin

Kollektionen
und 1

lung umfaßt vorwiegend Kunstgewerbe
17. und 18. Jahrhunderts: voran zwei Beauvai^
Tapisserien, die „Teestunde“ und »Fürst U
Gelehrter“, nach Entwürfen des Le
Schülers Guy Louis de Vernansal um ’
einen besonders prächtigen Augsburg^
Kabinettschrank um
interessante
schlesischer
Augsburger und Frankfurter rayeio-'-.. ,
geschnittener Gläser. Damit wird verdien?
licherweise eine der wenigen noch verbi
benen ostpreußischen Privatsammlungen Zu
erstenmal der Öffentlichkeit zugänglich 9
macht.

prächtigen Augsburg'-
1650 und außerordentlio’
ahuuuh ostpreußischer,
Berliner Silberarbeifen-
Fayencen und

Akademie-Ausstellung
Die Herbstausstellung der Berliner Akad6^
mie wurde am 10. Oktober eröffnet. Ausfüm'
licher Bericht in der folgenden Nummer de
„Weltkunst".

Frauen in Not
Unter dem Protektorat prominenter 111
derner Künstler wurde im Haus d e r J y (7
freien in Berlin am 9. Oktober die int6
nationale Ausstellung „Frauen in Not“ 61_,
öffnet. Alle bedeutenden Künstler des |rl
und Auslandes sind, mit charakteristisch6
Arbeiten, die zu diesem Thema Stellung
nehmen, vertreten, u. a. Kokoschka, Cha9a*'
Nolde, Kollwiß, Munch u, a. Wir werden 1"
auf diese Veranstaltung noch zurückkomme

*

Herbstausstellung
der Wiener Sezessio’1
Die diesjährige Herbstausstellung
Wiener Sezession isf den Manen Franz Bal7
wigs gewidmet. Die Kunst von Barwig, .
von der Holzschnißerei ausging, ersf Schiile”
dann Lehrer an der Wiener Kunstgewerb6'
schule war, erwuchs aus der genauen Kennte*
des Handwerklichen. Bewundernswert ist d1.
Vielfalt seines Schaffens. In seinem W61,
sind religiöse und volkstümliche Motive, Ak1
und selbst Tierskulpfuren vertreten. Neb6
den Anregungen, die Barwig aus der Pia5''
der Dürerzeit geschöpft hat, die ihm ax
Menschen und Künstler am nächsten 9cr
standen, begegnen wir auch Beziehungen
klassischen Antike, unter deren Einfluß ein'9
seiner reinsten und vollendetsten Skulptur6
entstanden sind.
Was sonst in der Sezession zu sehen 15 ’
tritt gegenüber der Sonderaussfellung v°u
Barwig in den Hintergrund, wenngleich si
auch von anderen Künstlern wie O. P1
S. Pauser, Laske, Huber und Mandelsloh Er
wähnenswertes findet. Besondere Beach!11'1-'
kommt der kleinen Auslese von Werk6
Georg Merkels zu. Der Adel seiner Formung
die Arf, wie er seine Gestalten in den leer6
(und doch zufolge der reichen Stufung
Farben keineswegs leer wirkenden) RalI7,
stellt, wie er die Farben aufeinander at>'
stimmt, erweist ihn als einen der feinsinnig
sien Fortseßer französischer Tradition. .<
St. P-^'

Werk

selbst Tierskulpfuren vertreten. Neb6a

Dürerzeit geschöpft hat, die ihm a^

Oberbürgermeister Dr. Sahm wurde
Preußischen Kultusminister an Stelle des v6rf
storbenen Graf zu Ranßau zum Mitglied
Sachversfändigen-Kommission für die Na
fionalgalerie berufen.


UNTER KOLLEGEN


— Hast du etwas interessantes Neues in
Gemäldeausstellung gesehen?
— Ja, weißt du, ganz entzückende
Hüfchen, wirklich urkomisch!

klein1

Antike Möbel vom 15. bis 18. Jahrhundert
Tapisserien, Plastik, Gemälde, Porzellan6
altes hochwertiges Kunstgewerbe
jeder Art

MALMEDE t GEISSENDÖRFER
KÖLN a. Rh.
Unter Sachsenhausen 33

Direktion und Schriftleitung: Dr. J. I. von Sax.e. Redaktion: Dr. Werner Richard Deusch. Verantwortlich für Inhalt und Anzeigen: Fritz-Eduard Hartmann, Berlin-Friedenau. — Erscheint üf
Weltkunst-Verlag G.m.b.H., Berlin W 62. — Zuschriften sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76—77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseratenta*
Verlangen. Abdruck von Artikeln nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte wird nicht übernommen und jegliche Vera ’ jg.
tung, auch hinsichtlich des Veröffentlichungstermins und der Rücksendung, abgelehnt. Der Verlag übernimmt durch Erwerbung eines Manuskripts alle Verlagsrechte für dasselbe. Druck H. S. Hermann G. m. b. H., Berlin
 
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