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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 5.1931

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Nr. 42 (18. Oktober)
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Jalirg. V, Nr. 42 vom 18. Oktober 1931

DIE WELTKUNST

5

Aulrfionsnachberichte

Ausstellungen

Bibliotheken

Herbst-Schau

der Akademie

Gold und Silber von H. J. Wilm, Berlin

Werkzeichen

Dr. Olga Bloch (Berlin)

gebucht werden. Die Beleili-
und Auslandes war über Er-

silberne Masken
ebenfalls in der

Firma am 14. De-
Frankfurt a. M.
antiker griechischer
eines ausländischen

de
S.

von Waldmüller, Anreiter, Kuppel-
Schödl usw.

Als vor einigen Monaten die Liste neuer
Mitglieder der Berliner Akademie der Künste
bekannt wurde (vergli „Weltkunst“ Nr. 33),
huschte ein Lächeln über die Gesichter so
mancher Berliner Kunstfreunde. Lange, so
hatte man mit Grimm oder bitterer Resignation
gemeint, konnte es ja so wie bisher nicht
weitergehen, — die frische Luft, die jene Er-
nennungen doch wohl bedeuten sollten, ver-
bürgte neuen Aufschwung des Institutes. Nun,
die gegenwärtige Ausstellung zeigt, daß
Lächeln und Hoffnung Ausdruck eines Irrtums
waren. Die Routine einer gut eingefahrenen
Bürokratie hat sich nicht überwinden lassen,
oder die „neuen Leute“ haben sich nicht ge-
rührt. Aber verhalte es sich nun so oder
anders, das Resultat ist in beiden Fällen das

das Leichte, Geschmeidige,
Kunstübung darstellen sollen,
es eine Reihe von tüchtigen
eine Schmalwand des großen

auf das
sind gewiß Eigenschaft jeder gewichtigeren
Kunst. Aber mit ihnen allein schafft man es
nicht. Es gibt da noch allerhand andere ma-
gische Ingredienzien, die aus der Kunst den
großen, starken Zaubertrank machen, als da
sind: Geist, Spannung, Dramatik, Überschwang,
-■ alles Dinge, von denen man auf dieser Aus-
stellung nun freilich auch nicht das geringste
zu spüren bekommt. E. v, S y d o w

Silber“ tragen die Arbeiten aus der Wilmschen
Werkstatt den Bärenstempel, das Wahrzeichen
der Stadt Berlin. Uralte Bekannte in neuem,
zeitgemäß verändertem Gewände, werden
diese Äußerungen moderner deutscher Gold-
schmiedekunst sich daher in jeder Umgebung,
besonders jedoch im Rahmen unserer heutigen
„lebendigen“ Museen, ihren Plaß zu halten
wissen.

H. J. Wilm, Handgeschlagenes Teeservice mit Gravierung. Silber
Ausstellung „Gold und Silber“, Verein der Künstlerinnen, Berlin

Die Firma Adolph Hess
Frankfurt a. M., versteigert

H. J. Wilm, Silberne Maske
Ausstellung'',,Gold und Silber“, Verein der Künstlerinnen, Berlin

Bedarf ein Teeservice (Abbildung
oben) ins Auge, das besonders deutlich
das Streben Wilms nach eigensten Wegen ver-
rät. Die reine Form spricht hier und gibt dem
Gesamfaufbau im Verein mit klarem Linien-
rhythmus einen überaus glücklichen Akzent.
Als Schmuck der Teekanne, des Gefäßes für
die Sahne oder der Zuckerdose wurde eine
fast unauffällige Gravierung gewählt; sie ver-
leiht den Stücken den Charakter der Silber-

Gegenwart, die dem
Ornament verhältnismäßig
Es ist ein besonderes
daß er in den Ein¬

warten stark, insbesondere machlen sich Auf-
träge aus den tlberseeländern bemerk-
bar. Besonderes Interesse wurde der ge-
wählten Bibliothek Nestle-John entgegen-
gebracht, und es zeigte sich, daß auch unter
den heutigen schwierigen Verhältnissen für
erstklassige bibliophile Seltenheiten immer
noch Käufer vorhanden sind. Da wir auf
Seite 4 die vollständigen Preis-
berichte veröffentlichen, nennen wir hier
nur einige Hauptpreise wie die 12 000 M. für
das thüringische Psalter.ium von 1239
(Nr. 137), 5800 M. für das Mailänder Officium
des 15. Jahrhunderts (Nr. 118), 3400 M. für ein
Konstanzer Missale des frühen 16. Jahrhun-
derts (Nr. 111), 4300 M. ‘für Dürers Kleine
Passion (Nr. 55) und 3900 M. für die erste
Ausgabe von Holbeins Totentanz (Nr. 75).

scheint auch hier
in der Plästik, wie in der
Malerei und Graphik, der Akzent
Gekonnte und Seriöse gelegt. Beides

Aufmachung
Preisen
unter-
aufstei-
sind am

arbeiten unserer
schmückenden
wenig Raum gewährt.
Verdienst von H. J. Wilm,
zelheiten feinste Unter¬
schiede empfinden lehrt,
wodurch sich in seinem
Schaffen die verschie¬
densten künstlerischen
Gedankengänge deut¬
lich ablesen lassen.
Das Bemühen um die
klare Silhouette wird
dann in der Berliner
Ausstellung weiterhin
spürbar bei Betrachtung
vieler anderer Erzeug-
nisse der Wilmschen
Werkstatt. Dosen, Scha¬
len, Vasen, Kirchengerät,
Tafelsilber, moderne
Bestecke entstehen ne¬
ben den Ehrengaben,
unter denen der silber¬
getriebene Ehrenpreis
genannt werden muß,
der sich in seiner ge-
samten
von ähnlichen
so beachtlich
scheidet. Hohe
gende Flächen
hervorstechendsten ne¬
ben der besonders
schönen Behandlung
des edlen Materials.
Einzig und allein der
Fuß des Gefäßes ver¬
rät, daß dieser Ehren-
preis aus der Wilm¬
schen Werkstatt zum
Tragen von schmücken¬
dem Ornament ver-
lockte.
Neueren Datums sind
(Abbildung oben), die
jeßigen Ausstellung zu sehen sind. Sie geben
Kunde von der Vielseitigkeit Wilmschen Schaf-
fens, von dem Bemühen, die alte Berliner
Goldschmiedezunft künstlerischen

Vom Besuch der jeßt in den Räumen des
Vereins der Künstlerinnen eröffne-
ten Ausstellung „Gold und Silber" aus
der Werkstatt von H. J. Wilm-Berlin nimmt
man das beruhigende Gefühl mit nach Hause,
daß die Äußerungen der alten Handwerks-
kunst im Zeitalter der Maschine allen Wider-
ständen zum Troß sich nicht in den Hinter-
grund drängen lassen. Wie vieles, was heut-
zutage nur allzuoft auf den Markt kommt, soll
— insbesondere wird dies bei den Silberarbei-
ten deutlich — allein durch die Bezeichnung
„handgeschlagen“ rein Handwerkliches vor-
täuschen! Wilm stellt sich bewußt als Gold-
schmied in einen Gegensaß zu allen denen,
die sklavisch alte Formen nachahmen und sich
in ihren Erzeugnissen von handgefertigten Ar-
beiten so weit entfernen. Man findet in der
Wilmschen Werkstatt die in unseren Zeitläuften
der Neuen Sachlichkeit angenehm berührende
Verbindung von alter Tradition
künstlerischen Gestalten. Sie
sich in den verschiedensten
dem Gerät für den täglichen

(Fortsetzung der Vorberichte von S. 3)
Utrillo, Derain und Cezanne mit einem herr-
lichen Landschafts-Aquarell. Einige Skulp-
turen von Lehmbruck, Dürig u. a. runden das
Bild dieser geschmackvollen und hochstehen-
den Sammlung ab.

den Doppelialer 1543 von Corvey, auf die
Serien des Kirchenstaates und des übrigen
Italiens und schließlich noch auf die schönen
Leihen Schweizer Münzen, unter denen die
Goldmünzen von Bern und Zürich hervor-
ragen.
Am 1. Dezember wird dieselbe Firma
'n ihrer Luzerner Filiale die erste Abtei-
lung der großen Sammlung des verstorbenen
Kommerzienrates O 11 o - Stuttgart zum Aus-
pebot bringen. Es handelt sich um antike
Münzen in schönster Erhaltung. Die Samm-
Mng, reich an Seltenheiten jeder Art, ist mit
phßerordenflichem Geschmack zusammenge-
dfacht und bestechend durch die Schönheit
Und treffliche Erhaltung der einzelnen Exem-
plare. Unter den griechischen Münzen ist
.besonders hinzuweisen auf diejenigen von
^nter-Italien und Syracus. Sehr groß ist die
und Bronzemünzen
Fast alle Münzen
den 31 Tafeln zum

Nestle-John und Geiger
Frankfurt a. M., Nachb. 6. Oki.
(Vorb. in Nr. 38, S. 5)
Die Versteigerung der Sammlungen
Nestle-John und Friedrich Geiger durch
Joseph Baer & Co. in Frankfurt a. M.
darf mit einem innerhalb weniger Stunden er-
zielten Ergebnis von über 100 000 M. als ein
starker Erfolg
gung des In¬

anzahl römischer Äurei
Vorzüglichster Erhaltung.
bes Kataloges sind auf
Abdruck gebracht.
Schließlich bringt die
m b e r wiederum in
p'ne weitere Sammlung
Münzen aus dem Besitz
miseums zur Versteigerung, die reich ist
<Wch an wissenschaftlich interessanten Mün-
,'-n. Hingewiesen sei nur auf die großen
p-rien mazedonischer Goldstateren und Te-
Jadrachmen, auf die Münzen der griechischen
“°lonie an der Küste des Schwarzen Mee-
W und die der kleinasiatischen Diadochen.
*
f,. Ebenfalls in Frankfurt a. M., bei der
'rma Leo H amburger, gelangen ab
v ■ Oktober die Sammlungen Hans Wunderly
g M u r a 11 - Zürich und Henry F a t i o - Genf
ür Versteigerung., Beide umfassen aus-
jChIießlich Schweizer Münzen und Medaillen
I seltener Vollständigkeit. Zürich, die Kan-
(. Basel, Freiburg und Genf sind in ihrer
tarnten Münzproduktion von den Anfängen
s zur Neuzeit vertreten.
*
^.Eine gemischte Sammlung aus dem Be-
J Von Augustus Thellusson versteigern
if! "1 19. bis 23. O k t o b e r S o f h e b y & Co.
I)-.London. Die ganze erste Abteilung ent-
ßj.“ englische und schottische Gold- und
tJpermünzen mit seltensten Stücken, wäh-
^er zweite Teil ausländische Münzen,
hrJr Qüem auch frühe amerikanische Stücke,
^aßt.

bedauerliche Faktum dieser Schau, die von
einer erschreckenden Nüchternheit ist, wie-
wohl doch Aquarell und Pastell, Gra-
phik und Zeichnung alter Liberlieferung
nach gerade
Elastische der
Gewiß gibt
Blättern. Die
Hauptsaales mit ihrer Serie von Arbeiten Jan-
kel Adlers, K. Schmidt-Rottluffs,
Max K a u s ’ zeigt schon Dokumente beträcht-
licher Begabungen. Aber daß auf der Gegen-
seite nur eine kleine Zahl nicht durchweg
gleichwertiger Blätter G. Wiethüchters
aufgebracht werden konnte, weist auf die Be-
schränkung hin, in die man sich begeben hatte.
Und überdies sind die Adler,
Schmidt-Rottluff, Kaus und Wiet-
hüchter auf dem Wege zu einem
allzu reinen Dekorativismus, als
daß sie auch innerlich noch er-
greifen könnten, — als de-
korative Leistungen freilich stehen
Jankel Adlers Blätter in erster
Reihe.
Neben diesen Hauptwürfen
treten die anderen Künstler
zurück. Wenngleich auch da
und dort Kollektionen und Einzel-
blätter manche Talenfansprüche
bestätigen. So bei Äug. Dreßler,
W. Hoffmann, Cesar Klein, Alfred
Kubin, — in vorderster Reihe
„liegen" hier W. Kohlhoff mit
seinem leicht skurrilen, aber
starken Blatt „Siegfried und Sieg-
linde“, George Grosz mit drei
frischen Aquarellen und Rudolf
Großmann mit einer Reihe von
Porträtzeichnungen.
Kann man schon von der
Malerei und Graphik dieser Schau
nicht viel Gutes sagen, so noch
erheblich weniger von ihrer
Plastik. Das beste Werk, das
denn auch den Ehrenplaß im
großen Saal erhalten hat, ist
Rudolf Bellings Bronze-Kopf
Troelstra für
gebäude von
sterdam.
Im ganzen
der

Wiener Sammlungen
Wien, Vorb. 20.-22. Oki.
Einige Wiener Privatsammlungen ge-
langen am 20.—22. Oktober durch das Auk-
tionshaus A. Kende zur Versteige-
rung. Neben den verschiedensten Anti-
quitäten und Möbeln findet man eine Reihe
interessanter Gemälde wie die Altartafel eines
Kölner Meisters des 15. Jahrhunderts und
Wiener Bilder des 19. Jahrhunderts, z. B. Ar-
beiten
'Wieser,

Hohe zu halten, die sie seit Jahrhunderten ein-
nimmt, hatte doch Gottfried Ludwig Wilm be-
reits im Jahre 1767 im Mittelpunkt Alt-Berlins
die heutige Firma eröffnet. Als „Berliner

das Verwaltungs-
Het Volk, Am-

Gemälde, Antiquitäten
Amsterdam, Vorb. 20.—22. Okt.
A. M a k versteigert am 20.—22. Oktober
einige Amsterdamer Sammlungen von Ge-
hiälden, ostasiatischen Porzellanen, Möbeln,
Tapisserien und Teppichen von schönem Qua-
litätsniveau. Das Schwergewicht liegt in der
Gemälde-Abteilung, niederländische Meister
des 17. Jahrhunderts mit bezeichnenden Arbei-
ten von Brouwer, ). u. A. v. Osiade, J. van
Capelle, Cuyp, Maes, Steen, van Goyen,
Van Ruisdael, Molenaer, Terborch u. a.

und modernem
dokumentieren
Gegenständen,
Gebrauch, den
Ausstattungsstücken
und den Schmucksachen.
Die beiden Ringe (A b-
bildung nebensf.),
der eine grüngold mit
farbigen Egel steinen und
Perlen, der andere gold
mit grünem Turmalin,
zeigen die vielseitigen
Wirkungen Wilmscher
Arbeitsweise: während
der mit den farbigen
Steinen dekorierte Ring
überaus malerisch'wirkt,
erscheint bei dem an-
deren die Verzierung
mit einem einzigen Tur-
malin geradezu archi-
tektonisch, sie läßt den
Gegensaß von Fassung
und Dekor plastisch
hervortreten. Die schöne
handgearbeitete Fas-
sung bildet einen wich-
H. J. Wilm, Ringe. Links: Grüngold mit farbigen Edelsteinen und Perlen, figen Faktor an den
Rechts: Gold mit grünem Turmalin Schmucksachen, deren
Ausstellung „Gold und Silber“, Verein der Künstlerinnen, Berlin vielseitige Formen man
stets von neuem be-
wundert. Da wird zum Beispiel ein Oval
neben einem Viereck bearbeitet oder ein recht-
eckiges Feld wird verziert. Ganz besonderer
Beachtung wert sind die Anhänger der Wilm-
schen Werkstatt, die neben den Ringen ent-
stehen.
Durchgeht man die Ausstellung, so fällt
unter dem Gebrauchsgerät für den täglichen

Münzaufytionen
Nach f.,
in ihrem
Frankfurter Stammhaus am 4. ff. November
eine Münzensammlung, die eine ganz, beson-
ders große Anzahl wirklich beachtlicher Stücke
enthält und sehr reich an Goldmünzen ist.
Vertreten sind außer dem Deutschen Reich
alle europäischen Länder. Besonders hinge-
iviesen sei auf die französischen Pieforts, auf
 
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