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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 5.1931

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Nr. 47 (22. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44978#0449
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Jahrg. V, Nr. 47 vom 22. November 1931

DIE WELTKUNST

3

Charme und der Eros. Dafür hat sie die
Linien zu einer Ausdruckskraft von fast
kosmischer Gewalt gesteigert, — das Streben
zum übermenschlichen hin, das die deutsche
Kunst im 19. Jahrhundert so oft irre leitete,

hat hier zu einem wahrhaft positiven Ergeb-
nis geführt. Denn in diesem „Brücke“-
Kreise war es nicht Produkt der Bildung und
reflektierten Stilvergleichs, sondern der
innerste Impuls. —ow.

I. Levy

Pariser Kunstkenner beginnen sich jefef für
den Amerikaner I. Levy zu interessieren, der
schon seit vielen Jahren in Paris arbeitet.
Wenn er es auch verstand:, die extremsten
Kunsttendenzen in seinen Arbeiten zu ver-
werten, so blieb doch alles, was er bisher
schuf, eine typisch
amerikanische Kunst.
Die amerikanischen
Künstler machen in den
lebten 15 Jahren eine
interessante Entwick¬
lung durch, die ihnen
auch in Europa eine
Beachtung schaffen
wird. Es gab zwar
schon immer Künstler
aus den Vereinigten
Staaten, wie Speicher,
O’Keefe und Whistler,
die es bis zu einem
internationalen Namen
brachten, aber in ihren
Werken wurde nichts
von der Atmosphäre
ihrer Heimat sichtbar,
es schien nur ein Zufall
zu sein, dafj sie gerade
in Amerika geboren
wurden. Das Gegen¬
teil ist bei I. Levy zu
konstatieren, in dessen
Arbeiten man den
Komplex seiner Heimat
gar nicht ausmerzen
kann.
Die moderne ameri¬
kanische Malerei hat in
Form und Farben¬
gebung etwas von so¬
zialer Kunst, und des¬
halb ist auch nach ganz
oberflächlicher Beob¬
achtung das Milieu
sichtbar, aus dem der
schöpferische Künstler
kommt. I. Levy ist in
der Kohlengegend
Amerikas in Scran-
ton geboren, das noch
vor 30, 40 Jahren
einen Wildwestcharakter hatte. Seine Mutter,
die Schöpferin eines wichtigen Unternehmens,
pflanzte in ihre Kinder eine gestaltende
analytische Sehnsucht. Der eine Sohn ist ein
bekannter Psychoanalytiker, und der Maler
I. Levy zerlegt mit seinem Unterbewufjtsein
bis auf das Atom das Sujet, das er malt, um
die malerischen Möglichkeiten bis auf die
faßbaren Grenzen festzuhalten. Er besuchte

die Akademie in Philadelphia, aus der an-
geblich auch Whistler hervorging. Er wurde
H>n dieser Akademie mit einem Preis nach
Europa geschickt und blieb in Paris hängen.
Er hat in Paris nur die technischen Mittel er-
worben, um seine künstlerische Analyse ge-
halten zu können. Die Negrophilie und das
"deresse an der Präcolumbischen Kunst ist
Avar in Europa entstanden, aus denen
Jicasso, Braque, Rouault und sogar Gro-

maire viel lernten, aber der Amerikaner hat
diese Richtungen in Amerika nur geahnt und
erst in Paris gelernt, sie sichtbar zu verwerfen.
Das Anfangsmotiv zu 1. Levys Malerei ist
eine neuromantische Besessenheit. Die Bilder
von ihm sind alle gut disponiert und sinnlich

räumlich. Er häuft Sichtbarkeit auf Sichtbar-
keit, aber tut das mit einem solchen Wurf, dafj
man niemals den Eindruck der Schwere hat,
sondern der Gleichwertigkeit. Das Grau
seiner Heimat, auch symbolisch gemeint, liegt
ihm so im Blute, dafj er nur aus dem Grau
seine Farbigkeit gestalten kann, aber in der
dunklen Farbenskala liegt oft die Farbigkeit
eines Renoir und Derain, und das ist der
Beitrag, den I. Levy
für die amerikanische
Schule in Paris erwarb.
Emil S z i 11 y a
(Paris)
Aurel
Berndth
Nach zahlreichen
Ausstellungen, die stets
sehenswert waren, zeigt
Viktor Hariberg im
November Bilder des
Ungarn Aurel Ber-
näth, und damit wieder
einen Maler, der uns
nicht bloß durch Stoff
und Manier atelier-
mäfjig interessiert, son-
dern durch den über-
zeugenden Drang eine
echte und eigene Vision
malerisch zu erzwingen.
Bernäth hat vor
acht Jahren bereits im
Sturm ausgestellt, wo
er damals Studien und
Kompositionen zeigte.
Seitdem hat er durch
einen übertragenen
Realismus den Weg zu
einer transparenten
Gestaltung der Dinge
gefunden. Weil das bei
ihm nicht ein Farben-
experiment ist oder
ein Versuch, anders
aufzufallen, sondern
■ nur das Mittel, das zu
malen, was er sieht und
ist, wirken alle diese
Bilder durch ihre Wahr-
heit auch dann stark,
wenn sie formal noch
nicht oder nur zum Teil
gekonnt sind. Aber Bernäth hat schon einen
so groljen Teil der Substanz, die ihn inter-
essiert, durchsichtig gemacht, dalj er schon
jefct der Maler einer neuen Transparenz des
Traums, einer neuen Bläue und Weifje, einer
neuen Schwerlosigkeit ist. Merkwürdig, wie
nah bei solcher Entmaterialisierung eine
dicke, schwere Gesichtsfläche, ein viel zu
schwerer Hintergrund, ein zu dickes Fleisch-
valeur steht. Ist das nicht eine Überbetonung

J. Levy, Porträt



Aurel Bernäth, Der Fischer
Le pecheur — Fisherman
Ausstellung — Exposition — Exhibition:
Galerie Victor Hartberg, Berlin


HERMANN BALL / PAUL GRAUPE
BERLINW10, TIERGARTENSTRASSE 4

SAMMLUNG
PRINZ FRIEDRICH LEOPOLD
VON PREUSSEN
mit Beiträgen aus deutschem Fürsten- und Berliner Privatbesitz
GEMÄLDE ALTER MEISTER / MÖBEL
PORZELLAN / TEPPICHE / TEXTILIEN
EINE UMFANGREICHE SAMMLUNG
ALTEN GEBRAUCHSILBERS
DAS VERMEIL-TAFELGESCHIRR DER
MUTTER NAPOLEONS I.

AUSSTELLUNG:
Montag, den 23. November 1931
bis
Donnerstag, d. 26. November 1931
von 10—18 Uhr

VERSTEIGERUNG:
Freitag, den 27. November 1931
nachmittags 3 Uhr
Sonnabend, den 28.November 1931
vorm. 10 Uhr, nachm. 3 Uhr

VERSTEIGERUNG DER SAMMLUNG
DE MIRE
ALTE AFRIKANISCHE UND AMERIKANISCHE SKULPTUREN

AUSSTELLUNG
Hotel Drouot
Saal 9

15.Dezemberl931
PARIS


VERSTEIGERUNG
Hotel Drouot
Saal 9

16. Dezember 1931
PARIS

M. Charles RATTON
Experte
14, Rue Marignan
Paris

Me Alph. BELLIER
Commissaire-Priseur
1, Place Boieldieu
Paris (2e)

M. Louis CARRE
Experte
219, Faubg. St. Honore
Paris

Illustrierter Katalog durch die Experten
V orbesichtigung
bei M. Ratton, 14, Rue de Marignan, Paris Ville, vom 1. —14. Dezember 1931
 
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