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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 5.1931

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Nr. 48 (29. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44978#0459
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Jahrg. V, Nr. 48 vom 29. November 1931

5

I




WELTKUNST

(Fortsetzung der Vorberichte von Seite 3)
Sammlung Prof. Schlösser
München, Vorb. 9. ff. Dez.
Am 9. ff. Dezember findet bei Hugo II e 1 -
bing eine Versteigerung von altem Kunst-
gewerbe, Wand- und Orientteppichen,
Skulpturen und Gemälden alter Meister statt,
deren Bestände in der Hauptsache aus dem
Nachlaß von Universitätsprofessor Dr. Karl
Schlösser, aus der Sammlung Merkens-
Köln und aus dem Nachlaß eines mitteldeut-
schen Sammlers stammen. Den Katalog er-
öffnen keramische Arbeiten, Majoliken, Delfter
und deutsche Fayencen. Von den Porzellanen
behauptet das Meißner- Hörold-Teeservice mit
Chinoiserien durch besondere Qualität den
ersten Platz. Das Gebiet des Glases ist durch
deutsche Stangen- und Emailgläser, venezia-
nische Hohlgläser und geschnittene böhmische
und schlesische Gläser des 18. Jahrhunderts
reich vertreten. Die Silbergegenstände ver-
dienen besondere Würdigung: Trinkgefäße in
Form eines Käuzchens und eines Hirsches,
ein Sturzbecher mit Windmühle, getriebene
oder gravierte Humpen der deutschen
Renaissance, eine Kanne mit Platte mit dem
Wappen der vereinigten niederländischen
Staaten vom Ende des 17. Jahrhunderts seien
hervorgehoben. Unter den Textilien befinden
sich fünf Wandteppiche: das früheste Stück
ist der reizvolle kleine Wirkteppich mit einem
Liebespaar, vermutlich Basel, um 1530. Ana-
tolische Gebetteppiche, persische, kaukasische
und zentralasiatische Knüpfteppiche schließen
sich an. Bei den Möbeln sind diesmal
rheinische und niederdeutsche geschnitzte
Stollenschränke und Truhen zu erwähnen.
Drei hervorragende, durch alte Fassung aus-


Statuette. Habe (West-Sudan)
H. 69 cm — Coll. G. de Mire — Kat. Nr. 36
Versteigerung — Vente — Sale: Me Bellier,
MM. Ch. Ratton, L. Carre
Paris, Hotel Drouot, 16. Dezember 1931

gezeichnete Stücke befinden sich unter den
Skulpturen. Einen wichtigen Bestandteil des
Kataloges bilden die alten Gemälde.

Münzen des Mittelalters
Slg. Prof. Dr. H. Buchenau f
München, Vorb. 10. Dez.
Die Firma Otto Helbing Nachf.
bringt in ihrer 65. Auktion die nachgelassene
Sammlung mittelalterlicher Münzen des im
Mai dieses Jahres verstorbenen bekannten
Numismatikers und früheren Hauptkonserva-
tors der Bayerischen Staatsmünzsammlung,
Prof. Dr. Heinrich Buchenau, zur
Versteigerung.
Die Fülle der Seltenheiten unter den Mittel-
altermünzen des aus diesem Spezialgebiet be-
rühmten Kenners verbietet eine Einzelaufzäh-
lung. Unter den Brakteaten fallen vor allem
die der Äbtissinnen Beatrix und Adelheid von
'Quedlinburg durch ihre besonders reichen Dar-
stellungen ins Auge. Auch Thüringen und
Obersachsen ist gut vertreten. Bei den Hessen
fällt ein Exemplar des sog. „Belehnungs-
brakteaten, des Landgrafen Hermann I., auf.
Ebenfalls nur noch in einem (Berliner)
Exemplar bekannt ist der Aschaffenburger
Erakteatenhälbling des Mainzer Erzbischofs
Christian von Buch aus dem von Buchenau be-
®chriebenen Lichtenberger Fund. Auch der
* olmarer Dicken von 1499 mit der St. Martins-
Darstellung ist eine beachtenswerte Rarität.
Der zweite allgemeine Teil der Auktion ist
besonders reich an vorzüglichen Goldmünzen
Und Medaillen. Genannt seien der goldene
Ueite Reitertaler Maximilians I. von 1509, die
^nzigartige Serie der schweren Goldmedaillen
< es Salzburger Erzbischofs Franz Anton Graf
Harrach von der Hand des Augsburger
Medailleurs Philipp Heinrich Müller. Vom
Selben Medailleur stammt die äußerst seltene

silberne Ovalmedaille des Abts Johann
Christoph von Adelmann der Abtei Ellwangen.
Auf Lukas Cranach geht vermutlich die
Porträtmedaille 1507 auf Friedrich den Weisen
und Johann den Beständigen von Sachsen zu-
rück, deren Stempel vom Nürnberger Eisen-
schneider Hans Krug stammen. Von den
Städtemünzen sei ein unbekannter Braun-
schweiger Dukat, vor allem aber das Unikum
der Klippe vom sog. ältesten Taler von Straß-
burg hervorgehoben.

Kunstgewerbe
Köln, Vorb. 11. Dez.
Am 11. Dezember findet bei Math. Lem-
p e r t z eine Auktion von zahlreichen Dubletten
des Kunstgewerbe-Museums der
Stadt Köln statt. Darunter sehr schönes


Maske — Masque — Mask
Mexiko — H. 7 cm — Collection G. de Mire
Kat. Nr. 119
Versteigerung — Vente — Sale: Me Bellier,
MM. Ch. Ratton, L. Carre
Paris, Hotel Drouot, 16. Dezember 1931
deutsches Porzellan des 18. Jahrhunderts:
Tassen, Figuren, Service, Teller; bedeutende
italienische Majoliken des 16. Jahrhunderts,
frühe persische Fayencen, deutsche Fayencen
des 18. Jahrhunderts, altdeutsche und venezia-
nische Gläser, figürliche und Gefäßbronzen,
Textilien und Stickereien, zahlreiche ge-
schnitzte Füllungen und Möbelteile des
16. Jahrhunderts, eine große Reihe Holz-
plastiken von der Gotik bis zum Barock. Im
Anschluß an diese Auktion von Museum-
Dubletten werden am 11. und 12. Dezember
Gemälde alter Meister, antike Möbel, eine sehr
schöne Kollektion ostasiatischer Kunst u. a.
aus verschiedenem rheinischen Privatbesitz
versteigert.

Sammlung Leon Spiegels f
Brüssel, Vorb. 7./8. Dez.
In der Galerie Fievez in Brüssel gelangt
am 7-/8. Dezember die bemerkenswerte Samm-
lung Leon Spiegels f zur Versteigerung. Das
Schwergewicht liegt in den guten Gemälden
der niederländischen Schulen: wir nennen eine
Landschaft von Hobbema, Interieurs von de
Hooch und Isaak van Ostade, eine Landschaft
mit biblischer Staffage von Pieter Bruegel
d. J., Stilleben von Adriaenssen und Snyders,
Seestücke von Jan van de Capelle und Jacob
Ruisdael. Ein Hauptstück das signierte
Atelierbild von Terborch. Von frühen Werken
sind zu erwähnen ein Männerbildnis des
Lucidel de Neufchatel und eine Madonna des
Roger-Kreises. China-, Japan- und Tournai-
Porzellane, Metallarbeiten und schöne Möbel
des 18. Jahrhunderts bilden den Schluß der
Auktion.

Gemälde, Möbel,
Kunstgewerbe
Paris, Vorb. 7./8. Dez.
Eine Sammlung von überragendem Quali-
tätsniveau bringen am 7. und 8. Dezember im
Hotel Drouot Me F. Lair-Dubreuil
und die Experten MM. Feral, Catroux,
B. - Lasquin, Leman und Portier zur
Versteigerung. Die alten Gemälde umfassen
Arbeiten von Huet, Morland, Pillement, Huy-
sum u. a. Ganz hervorragend die Abteilung
der Ostasiatica mit selten schöner Kera-
mik, mit Holzskulpturen wie den beiden kost-
baren Ming-Statuetten, Lackarbeiten, herr-
lichen Elfenbeinen wie der Kuanyin-Figur des
18. Jahrhunderts und Kleinkunstgegenständen.
Einzigartig das Mobiliar und die Sitz-
möbel, in der Hauptsache signierte Stücke
von Ebenisten wie Avisse, Blanchard, Boulard,
Defert, Delaunay, Detroulleau, Mautel, Sene,
Stumpff u. a., ferner Wandteppiche der Brüs-
seler, Beauvais-, Gobelins- und Aubusson-
Manufakturen und China-Teppiche. Besonders
interessant einer der frühesten Savonnerie-
Teppiche des 17. Jahrhunderts.

yLukfionsndchberichte

Sammlung S., Berlin
Berlin, Nachb. 10.—11. Nov.
(Vorb. in Nr. 44, S. 3)
Die Versteigerung der Berliner Sammlung
S. durch Rudolph Lepke brachte bei einem
Gesamtergebnis von etwa 53 000 M. gute Ein-

(Nr. 27/28) auf 1300 und 1350 M., ein tanzen-
des Bauernpaar desselben Modelleurs (Nr. 30)
auf 1060 M., zwei Frankenthaler Statuetten
(Nr. 45/46) auf 920 M. und zwei seltene Lud-
wigsburger Gruppen (Nr. 55/56) auf 900 M.
Die wundervolle späte Roentgen-Kommode
(Nr. 95) konnte 7200 M. erzielen, während die
früher ebenfalls Roentgen zugeschriebene
frühere Kommode bei dem unverhältnismäßig
hohen Limit von 10 000 M. ohne Gebot blieb.
Die guten deutschen Barock-Kleinskulpturen
waren ausgezeichnet bewertet: so Meißners
„Frauenraub“ (Nr. 129) und „Herkules und
Omphale“ (Nr. 130/1) mit 1800 und 1750 M.,
die bezaubernde Gruppe „Die Eitelkeit“ von
A. F. Dietz mit 3200 M. (Nr. 132). Bei den
Gemälden nennen wir als wichtigste Preise
15 000 M. für A. van de Veldes „Familienbild“
(Nr. 136, 70:86 cm, Abbildung in Nr. 46
der „Weltkunst“), 4300 M. für Bonfiglis Ma-
donna (Nr. 133, 75 : 58 cm), 2200 M. für B. G.
Cuyps „Bauerntanz“ (Nr. 139, 67 : 59 cm),
3100 M. für ein Damenbildnis von Palamedes
(Nr. 146, 82:69 cm), 2200 M. für eine kleine
Landschaft von van Goyen (Nr. 153, 20 : 25 cm)
und die außerordentliche Summe von 7000 M.
für Laermans’ „Vom Schicksal verstoßen“
(Nr. 162, 90 : 120 cm). Die Schweizerscheiben
wurden für durchschnittlich je 1500 M. glatt
verkauft.
Ausführlicher Preisbericht
folgt.
Neuere Gemälde
Düsseldorf, Nachb. 4. Nov.
(Vorb. in Nr. 44, S. 3)
Die Versteigerung von Gemälden des 19.
und 20. Jahrhunderts durch das Kunst-
Auktionshaus Julius Stern fand bei der
schönen Qualität der angebotenen Bilder
außerordentliches Interesse. Der Kopf von




Aus der Champion-Ausstellung
Galerie Alfred Flechtheim, Düsseldorf

zelpreise, von denen wir die wichtigsten her-
vorheben. Für die Rokoko-Garnitur aus Schloß
Moritzburg (Nr. 129) wurden 1800 M. bezahlt,
für den von uns in Nr. 44 abgebildeten Schreib-
sekretär von Spindler (Nr. 130) 1900 M. Unter
dem Berliner Silber standen die Preise von
1400 M. für den Samowar von Pintsch (Nr. 380,
Abbildung in Nr. 44) und 1350 M. für drei
Paar Armleuchter von E. C. Hoffmann
(Nr. 317/22) an der Spitze.
Ausführlicher Preisbericht in
Nr. 47, S. 6.
Sammlung L. Löwenthal
Berlin, Nachb. 25. Nov.
(Vorb. in Nr. 46, S. 3)
Auch die Versteigerung der Slg. Löwen-
thal durch Rudolph Lepke, die unter
außergewöhnlich großer Beteiligung von
Publikum und Händlern stattfand, hatte einen
starken Erfolg zu verzeichnen, so daß bei
recht guten Preisen beinahe sämtliche Stücke
verkauft wurden. Bei den Porzellanen
kamen zwei Harlekin-Figuren von Kaendler

Grützner (Nr. 47, 20 :15 cm) ging mit 1020 M.
fort, ein kleines Gemälde von Zumbusch
(Nr. 166, 20 :26 cm) brachte 800 M. Die
reizvollen Arbeiten des Düsseldorfer Ro-
mantikers Caspar Scheuren waren stark be-
gehrt. Zwei kleine impressionistische Studien
von Ludwig Munthe (Nr. 104/5) brachten 330
und 270 M., ein etwas größeres Bild des-
selben Künstlers (Nr. 103, 57 : 90 cm) 1220 M.,
die „Römische Gasse“, eine besonders qualität-
volle Arbeit von O. Achenbach (Nr. 7,
58:45 cm), 1400 M. Das Gemälde von Ger-
hard Janssen „Bibelstunde“ (Nr. 62, 90 :120 cm)
wurde mit 3020 M. verkauft, die Bilder von
Gregor v. Bochmann wurden bis auf eines
alle zugeschlagen und erzielten Preise von
400 bis 2220 M. Ein größeres Gemälde von
Ed. v. Gebhardt aus dem Jahre 1915 „Petri
Verleugnung“ wurde mit 3300 M. bezahlt
(Nr. 41, 119 : 98 cm). Bedeutendere Objekte
mit Mindestpreisen über 5000 M. fanden keine
Abnehmer, die Bilder von Leibi blieben daher
unverkauft.
Sammlung Dr. Ergas

MARGRAF&CO
GMBH

ANTI Q U I TAT E N

BELLEVUESTR. 6
BERLIN W9-TELEFON LÜTZOW 1148

München, Nachb. 24. Nov.
(Vorb. in Nr. 44, S. 4)
Am 24. November fand in der Galerie Hugo
H e 1 b i n g die Versteigerung der international
bekannten Sammlung Dr. Ergas, Florenz, statt.
Sie hat gezeigt, daß auch unter den gegen-
wärtig schwierigen Verhältnissen Objekte von
Rang nicht nur Interesse, sondern auch ernst-
hafte Käufer finden, so daß das Resultat als
wohlbefriedigend bezeichnet werden kann.
Von den italienischen Renaissance-Kreden-
zen brachte eine große dreitürige (Nr. 52)
10 200 M, weitere zweitürige 50Ö0 M und
4000 M, eintürige Möbel erzielten Preise von
900—2000 M, die schmäleren 400—800 M. Ein
langer Tisch fand mit 1550 M seinen Käufer,
ein achteckiger mit 1800 M. Besonders bemer-
kenswert waren die Preise für eine seltene
Serie von Scherenstühlen, von denen fünf je
etwa 2800—3000 M erbrachten. Das schöne
Kabinettschränkchen mit der reichen Schnitze-
rei (Nr. 41) fand mit 2900 M einen Abnehmer.
Die Truhen und Cassoni brachten 2300, 2700,
900 und 630 M.
Das Gemälde von Fra Bartolomeo, „An-
betung des Kindes“ (Nr. 97, Dm. 69 cm), er-
zielte 15 000 M, eine Terrakottaskizze von
Giovanni Bolognas „Venus“ (Nr. 94) 3800 M.
Die schönen Venezianer Gläser gingen mit je
etwa 500 M ab, eine Kußtafel brachte 390 M,
zwei Bronzereliefs, 16. Jahrhundert, 350 M.
Wir veröffentlichen den ausführlichen
Preisbericht in einer folgenden Nummer.
 
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