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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 5.1931

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Nr. 49 (6. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44978#0465
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Jahrg. V, Nr. 49 vom 6. Dezember 1931

DDE WELT KUNST

Vorberichte

M anuskripte,
Inkunabeln
Rom, Vorb. 15. Dez.
Das Mailänder Antiquariat U 1 r i c o
H o e p 1 i bringt am 15. Dezember in Rom
eine hochbedeutende Sammlung alter Manu-
skripte und Inkunabeln, illustrierter Bücher
und Autographen zur Versteigerung. Ein wie
gewöhnlich sehr hohes Qualitätsniveau wird
von einigen Spitzenstücken überragt, die hier
kurz erwähnt seien. Künstlerisch das bedeu-
tendste und durch ganzseitige Miniaturen in
der Art des Simon Marmion kostbarste Stück
ist eine Pergamenthandschrift des 15. Jahr-
hunderts von Boccaccios „Des cas des nobles
hommes et femmes“, dem ein in einem herr-
lichen zeitgenössischen neapolitanischen Le-
derband gebundene, von Wenceslaus Crispus
vielleicht für Matthias Corvinus angefertigtes
Manuskript „Scriptores Historiae Augustae“
von 1478—88 kaum an Wert nachsteht. Unter
den Manuskripten sind ferner zu nennen die
„Epistole, Lezioni et Evangeli“ des 14. Jahr-
hunderts, ein „Decamerone“ vom Ende des-
selben Jahrhunderts, eine Handschrift „De
animalibus“ von Albertus Magnus (13. Jahrh.)
und das schöne Humanisten-Manuskript der
„Fatti di Cesare“.
Gleichwertig1 die Inkunabeln, voran die
Erstausgabe der „Hypnerotomachia Polifili“
von 1499 und der schöne Castaldi-Druck
„Festus sextus Pompejus“ von 1471. Es fol-
gen die „Mirabilia Urbis Romae“ (A. Fritag,
1494),die „Novella d'Ippolito e Lionora“ (Pa-
dua, L. Canozio da Lendinara, 1471) die Cos-
mografia des Ptolemäus im Druck des Pietro
della Torre von 1490, der Straßburger Druck
(A. Rusch, 1467) des „Opus de universo“ von
Rabanus Maurus, die „Arte di ben morire“ von
1478 (Verona, Alvise) und des Lukanus „Phar-
salia“, Aldus Manuzius, 1502.
Eine Köstlichkeit der späteren Buchpro-
duktion ist der aus der Bibliothek des Herzogs
von Sachsen-Teschen stammende Bodoni, Ma-
nuale tipografico. Bei den illustrierten
Büchern findet man Montesquieus „Temple de
Guide“ von 1772, das „Heptameron“ der Mar-
garete von Navarra in der von Freudeberger
illustrierten Berner Ausgabe von 1780—81, die
Chansons von de Laborde (1773) und die be-
rühmte Londoner Ausgabe des Dekamerone


von 1757, Werke, die anerkanntermaßen
Spitzenleistungen der Buchkunst des 18. Jahr-
hunderts darstejlen.

D er V atikaniscke T erenz
Bilden die illustrierten Terenz-Handschriften
überhaupt die wichtigsten Zeugnisse antiker
Buchmalerei, so darf der Vatikanische Terenz
als das bedeutendste Denkmal dieser Kunst
gelten, das auf uns gekommen ist. Mit der
Veröffentlichung dieser Handschrift (Cod.
vat. lat. 3868) in der Reihe der Faksimile-
reproduktionen der „Codices e Vati-
canis selecti“
(Vol. XVIII, Verlag
Otto Harrasso-
witz, Leipzig) ist
damit nach der be-
reits erfolgten Pu¬
blikation der Mai-
länder und Pariser
Bilderhandschriften
der Komödien des
Terenz nicht nur die
textlich und illustra¬
tiv wichtigste Te-
renz-Handschrift,
sondern auch eines
der wertvollsten
Werke früher Buch-
malerei der weite-
ren Öffentlichkeit
und der Forschung
zugänglich gemacht
worden. Stellt doch
dieser Kodex die
älteste und bei wei-
tem beste Wieder-
gabe des antiken
Originals dar. Diese
Treue zeigt sich
nicht nur in der
Vortrefflichkeit der
Zeichnung (Abbil-
dung nebenst.),
sondern auch in der
reichen Polychromie,
die allein diese Handschrift bewahrt hat.
Die wissenschaftliche Bearbeitung der vor-
liegenden prächtigen Faksimileausgabe (183
Lichtdrucke in Originalgröße) lag in den
Händen von Prof. Dr. Günther Jachmann,
der bereits früher durch eingehende Studien
auf diesem Gebiete hervorgetreten ist. Die
von ihm verfaßte Einleitung unterrichtet über
die Geschichte der Handschrift, ihren Ur-

sprung, über die • Schrift in paläographischer
Hinsicht und den Text. Kunstgeschichtlich
wichtig vor allem die Grundlegung der Bilder-
kritik, namentlich die Frage der zahlenmäßigen
Vollständigkeit ihrer Erhaltung, Entstehungs-
zeit und -art und der Abhängigkeit von den
ursprünglichen griechischen Vorbildern.
H andscliriften-
Ausstellung
Anläßlich der Jahresversammlung der
Bibliophilen, die dieses Jahr, wie be-
richtet, in Berlin stattfand, veranstaltet die

Staatsbibliothek eine Ausstellung von 77 ihrer
schönsten Handschriften. Es ist das erste
Mal, daß sie eine derartige Auswahl nach rein
ästhetischen Gesichtspunkten trifft und damit
einem breiteren Publikum zeigt, welch un-
gewöhnliche Schätze auch auf diesem Gebiet
sie verwaltet. Die Anordnung ist chrono-
logisch, die einzelnen Stilepochen sind über-
sichtlich gruppiert. Von den ausgestellten

Werken seien besonders hervorgehoben der
Vergilius Augusteus und die Quedlinburger
Italafragmente, beide noch dem 4. Jahrhundert
angehörig, der Psalter Ludwigs des Deut-
schen, der Codex Wittechindeus, die Bibel aus
Heisterbach, sodann aus der langen Reihe
deutscher und italienischer- Werke des 15. und
16. Jahrhunderts der See-Atlas des Antonius
Millo, die eigenhändig unterzeichnete Exhor-
tatio ad bellum suscipiendum in Turcos des
Francesco Filelfo. Der große Kreis all der
Buch- und Kunstfreunde, denen ihre Zeit ein
spezielles Studium mittelalterlicher und Re-
naissance-Handschriften nicht erlaubt, werden
der Staatsbibliothek aufrichtigen Dank wissen,
daß sie mit dieser Ausstellung ein so schwer

zugängliches und so kostbares Material be-
quem und übersichtlich vor ihnen ausbreitet.
Dank dem besonderen Entgegenkommen
der Reichsdruckerei hat ein Katalog der Aus-
stellung gedruckt werden können, er ist mit
sechs sechsfarbigen Lichtdrucktafeln ge-
schmückt, die wissenschaftlichen Beschrei-
bungen der Handschriften in diesem Katalog
sichern ihm einen dauernden Wert.

Roma, Cod. Vat. lat. 3868, fol. 4 v.: Terentius, Andria I/i
„Codices e Vaticanis selecti“, Vol. XVIII (Verlag Otto Harrassowitz, Leipzig)

LITERATUR
Bücher
Es gingen bei uns .e li n:
Louis Carre: A Guide to old french plate. With a
foreword by E. Alfred Jones. London,
C h a p m a n & Hall, 1931 (Halblwd. s. 13/6).
Karl Scheffler: Berlin. Wandlungen einer
Stadt. Verlag Bruno Cassirer, Berlin,
1931 (Lwd. 12 J0.
Otto H. Förster, Kölner Kunstsamniler vom Mittel-
alter bis zum Ende des bürgerlichen Zeitalters.
Ein Beitrag zu den Grundfragen der neueren
Kunstgeschichte. Herausgegeben vom Kölni-
schen Kunstverein für seine Mitglieder.
Verlag Walter de Gruyter & Go.,
Berlin, 1931.
„Kunst und Leben“. Ein Kalender mit Original-
Zeichnungen und -Holzschnitten deutscher Künstler
und mit Versen und Sprüchen deutscher Dichter.
24. Jahrgang, 1932. Verlag Fritz 11 e y d e r ,
Berlin-Zehlendorf.
In gewohnt schöner Ausstattung liegt der ver-
dienstvolle Kalender „Kunst und Leben“ im nunmehr
24. Jahrgang vor. Bei allem Lob, das man diesem
Unternehmen seines künstlerischen Wertes wegen zu
zollen bereit ist, fragt man sich doch, warum die
Auswahl der Werke einer Versammlung von Aka-
demie-Mitgliedern entsprechen muß, warum man
alle guten Namen wirklich moderner deutscher Gra-
phik, Schmidt-Rottluff, Müller, Heckel, Grosz und
all die andern zugunsten vieler nichtssagender Ta-
lente vermißt. Hier _ lägen die wirklichen Entwiek-
lungsmöglichkeiten dieses Unternehmens, die wesent-
liche Tatmöglichkeit zur Verbreitung moderner Kunst.
D.
Wallraf-Richartz-Jahr buch
Wallraf-Richartz-Jahrbuch, Neue Folge, Band I, 1930.
Herausgegeben von der Direktion des Wallraf-
Richartz-Museums. Prestel-Verlag G. m. b.
H„ Frankfurt a. M„ 1930. (Ganzleinen 60 M.)
In einem luxuriös ausgestatteten Bande von über
300 Seiten mit 278 Abbildungen erscheint der erste
Jahrgang der Neuen Folge des Wallraf-Richartz-Jahr-
buchs in dem durch seine wertvollen und druck-
technisch hervorragenden Publikationen bekannten
Prestel-Verlag. Der Inhalt ist im wesentlichen be-
stimmt durch die Persönlichkeit des Herausgebers,
Dr. Ernst Buchner, wie durch die Art und Ört-
lichkeit des Museums, dessen „Freunde“ die Heraus-
gabe unterstützten. Es ergibt sich daraus der für
derartige Jahrbücher oft gewünschte Vorteil, daß
der gesamte Inhalt sich zu einer gewissen Einheit-
lichkeit zusammenschließt und in diesem Falle die
deutsche, speziell rheinische Kunst des 15. und
16. Jahrhunderts im Vordergrund der verschieden-
artigsten Betrachtungen steht.
Paul Frankl bemüht sich in einer scharf-
sinnigen Untersuchung um die Rekonstruktion von
St. Aposteln in Köln. An Hand einer bisher un-
Publizierten Gregor-Handschrift in Herzogenburg er-
örtert Hanns Swar zenski Probleme ober-
deutscher, wahrscheinlich Regensburger Miniatur-
malerei in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts
upd des Einflußbereichs der mittelrheinisch-mainzer
Kunst. Eine bedeutende Kölner Madonna um 1340
aus der Sammlung A. S. Drey in München publiziert
Hamann und legt ihre entwicklungsgeschichtliche
Stellung innerhalb der rheinischen Skulptur des
frühen 14, Jahrhunderts fest. Wichtige entwicklungs-
geschichtliche Probleme werden auch von A. S t a n g e
m dem umfangreichen Aufsatz „Zur Chronologie der
Kölner Tafelbilder vor dem Klarenaltar“, komplizierte
Lokalisierungsfragen von Otto B e n e s c h unter dem
I itel „Grenzprobleme der österreichischen Tafel-
malerei“ angeschnitten.
. Der Herausgeber selbst, Ernst Buchner, steuert
Jinige der wichtigsten Beiträge zu. Zwischen dem
"eister der Lindauer Beweinung und Stephan Loch-
ner werden direkte Beziehungen nachgewiesen, als
gemeinsame Arbeit beider Meister der „Erbärmde-
mirist.us“ des Kölner Museums festgestellt. Das be-
kannte Männerbildnis der Sammlung Figdor, von
/'nedländer s. Z. im Katalog der Sammlung noch
?ögernd als „Süddeutsch“ bezeichnet, wird auf Dürer
Gestimmt, eine Zuschreibung, deren feste Veranke--
ruriS in der Entwicklung Dürers auch den Ausfüh-

rungen Buchners nicht gelingt und die trotz vieler
dafürsprechender Gründe letztlich nicht überzeugt.
Dafür dürfte der Nachweis der Autorschaft Grüne-
walds an den beiden Bildnissen der Grafen Thomas
und Johann von Rieneck nach den eindringlichen
Untersuchungen Buchners wohl kaum mehr in Frage
gestellt werden können. Eine der wertvollsten Neu-
erwerbungen des Kölner Museums, ein „Büßender
Hieronymus“, wird als Werk Albrecht Altdorfers aus
den Jahren 1508—10 nachgewiesen.
Friedrich Winkler veröffentlicht „Ein Kölni-
sches Gebetbuch aus der Mitte des 15. Jahrhunderts“,
das sich in der Czartoryski-Bibliothek in Krakau be-
findet, Paul W e s c h e r zwei rheinische Miniatur-
handschriften des Berliner Kupferstichkabinetts. Eine
der wichtigsten Untersuchungen des Bandes bildet
Winklers Zusammenstellung der „Skizzenbücher
eines unbekannten rheinischen Meisters um 1500“.
Rosenberg weist, nachdem erst kürzlich Schenk
zu Schweinsberg auf dem Sippebild der Wiener Aka-
demie ein Selbstporträt Cranachs festgestellt hat,
eine weitere Selbstdarstellung des 58 Jährigen auf der
Holofernes-Tafel von 1531 im Gothaer Museum nach.
Der Meister der Wiener Kanzel, Anton Pilgram, wird
von Rudolf Sehnellbach überzeugend als
Schöpfer des Sakramentshauses in St. Kilian in Heil-
bronn a. N. festgestellt.
Nur Wenige Beiträge wie die Publikation einer
Rembrandt-Zeichnung des Kölner Museums durch
S a x 1, eines Gemäldes von Pieter Post durch
W. Martin, der Rheinlandschaften Doomers durch
W. Spieß und Aufsätze von R. A. P e 11 z e r ,
Koetschau, K. K. Eber lein, Fremers-
dorf und Rademacher greifen über den Rahmen
der bisher genannten Aufsätze hinaus. Die kurze
Skizzierung des Inhaltes dürfte genügen, die hohe
wissensehafliche Bedeutung und Ernsthaftigkeit die-
ser Publikation zu erkennen. —h.
Brockhaus’ Konversationslexikon
Der Große Brockliaus. Handbuch des Wissens in
zwanzig Bänden. 15. völlig neubearbeitete Auflage.
Achter Band. H—Hz. Verlag F. A. Brock-
haus, Leipzig, 1931.
Das wissenschaftliche, künstlerische und druck-
technische Niveau der in rascher Folge erscheinen-
den Bände erheischt immer wieder erneute Bewunde-
rung. Das Spezialgebiet der bildenden Kunst ist
auch in diesem achten Band durch sachlich einwand-
freie Artikel und eine ausgezeichnete Illustrierung
hervorgehoben, wobei, wie Abschnitte über „Hoch-
hausbauten“, . „Holzbau“ und einzelne moderne
Künstler beweisen, auch der neuesten Zeit eine volle
Würdigung neben den Epochen der Vergangenheit
wie der Kunst der Hellenistik, der Hethiter usw. zu-
teil wird. Dieses modernste Wissens-Instrument steht'
auf der Höhe der letzten wissenschaftlichen For-
schung. —r—
Das deutsche Lichtbild
„Das deutsche Lichtbild“, Jahresscliau 1932. 192 ganz-
seitige Bildtafeln, 80 Seiten Text. Verlag Ro-
bert & Bruno Schultz, Berlin W 9. (In
Seidenleinen 15 M.)
Auch in diesem Jahr liegt wieder eine Lichtbild-
jahresschau vor, die auf der ganzen Erde ihres-
gleichen sucht. Es wäre unrecht, liier einzelne der
192 Liehtbildspitzenleistungen besonders zu erwäh-
nen, denn man kann sagen, daß jedes der gezeigten
Bilder in seiner Art ein Meisterwerk ist. Wir finden
die Namen neuer Kämpfer und Förderer der deut-
schen Photographie, aber auch alte Namen tauchen
wieder auf, die ihren Platz unter den führenden Pho-
tographen eindrucksvoll behaupten. Die Qualität die-
ser Jahresschau ist noch verfeinert worden; der
Drucker leistete fast Übermenschliches, denn nirgend-
wo waren bisher so wundervolle, reine Drucke zu
sehen.
Geschichte der deutschen Kunst
Georg Deliio: Geschichte der deutschen Kunst. Dritter
Band: Die Neuzeit von der Reformation bis zur
Auflösung des alten Reichs. Renaissance und Ba-
rock. Zweite durchgearbeitete Auflage. Textteil:
431 Seiten. Abbildungsteil: 731 Abbildungen auf
482 Seiten. Beide Teile zusammen 32 RM„ in
Leinen 40 RM., in Halbleder 47 RM., in Ganzleder
75 RM. Verlag W. de Gruyter, Berlin,
1931.
Mit diesen beiden schönen, sorgfältig illustrierten
Bänden liegt das großartige Werk Dehios, dessen
Bedeutung hier bereits bei Erscheinen der neuen
Auflage gekennzeichnet wurde, in seiner endgültigen
Form vor. Textlich ist vieles abgerundet, anders

gefaßt und vielleicht noch reifer ausgewogen als
in der Erstausgabe, illustrativ schon durch Verwen-
dung des Kunstdruckpapieres außerordentlich viel
gewonnen. Die Gesamtausstattung ist der Großtat
kunstwissenschaftlicher Leistung würdig. W. R.
Londoner Auktionsmarkt
Christie’s Season 1931. 348 Seiten mit Abbildungen.
London, Constable & Co. Ltd., 1931.
(Halblwd. 1 Guinea.)
Der neue Jahrgang dieses für einen wesentlichen
Teil des Londoner Auktionsmarktes maßgebenden
Nachschlagewerks erscheint in modernisiertem, viel-
leicht noch reicher als früher illustriertem Gewände.
Die Ergebnisse auf den einzelnen Kunstgebieten wer-
den wiederum von A. C. R. Carter in klarer und
unakademisch unterhaltsamer Art, die auf einer jahr-
zehntelangen intimen Kenntnis des Marktes beruht,
dargestellt, die Hauptobjekte der Saison in guten
Abbildungen vorgeführt. Für die Kenntnis der
Preisgestaltung auf dem englischen Markt ist dieses
Handbuch beinahe unentbehrlich. W. R.
Kataloge
Antiquariat Altmann G. m. b. HL, Berlin
Auf die erlesenen Sammlerbestände, die der kleine
und gehaltvolle Katalog 22 des Berliner Antiquariats
Altmann unter dem Titel „Schöne B ii eh er un d
Bilder“ verzeichnet, wurde bereits in Nr. 43 der
„Weltkunst“ hingewiesen. Wir erinnern aus dem
Inhalt heute nur nochmals an die interessanten Ori-
ginalbilder deutscher Dichter und Maler, die Blätter
Daumiers und seiner Zeitgenossen, die Abteilung
Alt-Berlin und die kostbaren, illustrierten französi-
schen Luxusbände des 18. Jahrhunderts.
„Der Bücherwurm“, Berlin
Katalog 156 des „Bücherwurm“ (J. u. P. Singer),
Berlin W 30, zeigt Inkunabeln, alte Drucke des
16. und 17. Jahrhunderts, Inkunabeln der Lithogra-
phie, illustrierte Bücher des 18. und 19. Jahrhunderts
sowie klassische Literatur in Erstausgaben an. Ein
vielseitiges und qualitatives Material wird hier zu
mäßigen Preisen angeboten. Unter, den Inkunabeln
nennen wir die Summa theologiae von Thomas von
Aquin, Venedig 1477, von andern wertvollen Stücken
den illustrierten Theuerdank von 1537, die erste
englische Lavatcr-Ausgabe, unter den Kunstbüchern
Schreibers „Handbuch der Holz- und Metallschnitte
des 15. Jahrhunderts“ (8 Bände) und ein Widmungs-
exemplar von Schmitz, die Glasgemälde des Berliner
Kunstgewerbemuseums. Sehr große Seltenheiten
findet man unter den frühen Lithographien.
Theodor Ackermann, München
,,J edem sein Buch“, antiquarische Geschenk-
werke zu billigen Preisen bringt der umfangreiche
Katalog des Münchner Antiquariats Th. Ackermann.
Die verschiedensten Gebiete, Literatur und Kunst,
Luxusdrucke. und illustrierte Bücher, Erst- und Ge-
samtausgaben, werden zu angemessensten Preisen an-
geboten.
Karl & Faber, München
Werke zur Geschichte und Geographie
aus einer fürstlichen Bibliothek werden in Katalog 47
des Münchener Antiquariats Karl & Faber angezeigt,
etwa 2600 Nummern eines allseitigen Materials. Um-
fangreich und gespickt mit erstklassigen Raritäten,
wie der Erstausgabe von Fries „Uslegung der Mer-
carthen“ (1525), die Abteilung der American a.
Besonders reich an alten Quellenschriften die Abtei-
lung „Bayern“. Unter „Franco-Gallia“ wer-
den interessante Werke zur Geschichte der französi-
schen Revolution angeboten, unter „I t a 1 i a“ findet
man einen höchst interessanten ferraresischen Kodex
von ca. 1460 mit Miniaturen. Einer der schönsten
Missaldrucke, das in Paris 1525 teilweise auf Perga-
ment gedruckte „Missale Coloniense“, wird unter
Nr. 2377 a verzeichnet.
A. Späth, München
Das Münchener Antiquariat A. Späth versendet
seinen Katalog 8 unter dem Titel „N e u e r Wer-
bungen zur Kulturgeschichte“. Ein
schönes und großenteils wichtiges ausgewähltes Ma-
terial aus dem 16.—19. Jahrhundert. Besonders her-
vorzuheben sind die Abteilungen Antike, Bayern,
Buchwesen und Bibliophilie, deutsche, englische' und
französische Literatur, Griechenland, illustrierte
Bücher mit reizenden Kostbarkeiten, einige Inku-

nabeln, Naturwissenschaften, Philosophie und Theolo-
gie sowie Volkswirtschaft.
Aus dem Antiquariat Jacques Rosenthal,
München
Soeben erschien Heft IV der Neuen Folge der
„Beiträge zur Forschung, Studien
aus dem Antiquariat Jacques Rosen-
thal“ mit einem, von den vorhergehenden Heften
bekannten hochwissenschaftlichen Inhalt. An Hand
eines Pestblattes um 1473 versucht Martin Wein-
berger die Geschichte des frühen Einblatt-Holz-
schnittes in Augsburg, dessen Produktion neben der
von Ulm bisher kaum in Erscheinung getreten war,
zu erhellen und die stilistischen Momente einer leid-
lich selbständigen Augsburger Produktion herauszu-
arbeiten. Das in Lichtdruck abgebildete Blatt des
Antiquariats J. Rosenthal gewinnt als einmalige,
ohne künstlerische Nachfolge gebliebene Schöpfung
eine besondere Bedeutung. — Der Fund eines 1464
rubrizierten Druckes von Berthold Ruppel gibt Fritz
Finkenstaedt Gelegenheit zu einer Revision
der bisherigen Anschauungen über den Baseler Früh-
druck und stellt das typographische Werk des Base-
ler Erstdruckes in ein völlig neues Licht. — Den
Beschluß des Heftes bilden zwei kürzere Beiträge
von Hans Walther über „Eine misogyne Vers-
novelle des ausgehenden Mittelalters“ und von Ernst
Schulz über „Ein Gedicht gegen die Bettel-
mönche“.
Henning Oppermann, Basel
Ein sehr interessantes Material an Schweizer
Ansichten und Traclitenbildern, nach
Kantonen und Städten geordnet, verzeichnet der An-
zeiger Nr. 282 des Basler Antiquariats H. Oppermann.
Antiquariat K. Andre, Prag
Das Antiquariat K. Andre in Prag legt zwei um-
fangreiche Buchkataloge vor. Kat. Nr. 44 verzeichnet
etwa 1800 Nummern V a r i a d e s 16. bis 19. Jahr-
hunderts, ein ausgezeichnetes,, auf den verschie-
densten Gebieten bedeutende Raritäten bietendes
Material. Den Anfang bilden 63 Aldinen, es folgt
die Abteilung „Bohemica“ mit seltenen Quellen-
werken wie einem Prachtexemplar von Andlers „Cor-
pus constitionum imperialium“ oder Londorps „Aeta
publica“. Sehr reichhaltig sind die Abteilungen
Genealogie und Heraldik. Unter „Geographie“ findet
man neben Americana herrliche Atlanten, darunter
ein Prachtexemplar des Janssonschen Atlasses mit
deutschem Text, und Reiseliteratur, unter Geschichte
viele für Deutschland besonders wichtige Quellen-
werke. Die illustrierten Bücher umfassen manche,
dem Sammler willkommene Kostbarkeit. Sehr gut
vertreten sind ferner die Gebiete der alten Medizin,
der Philosophie, der Theologie und des alten Rechts,
hingewiesen sei ferner besonders auf die Serien der
Elzeviere und der Plantindrucke. Der Gesamtinhalt
des Ka.taloges erweckt den Eindruck einer sehr ge-
pflegten alten Schloßbibliothek.
Katalog 45 desselben Prager Antiquariats er-
scheint unter dem Titel „Reformation und
Gegen reformatio n“. Luthers Schriften fin-
den sieh in schönen, teilweise illustrierten Frühaus-
gaben, des Erasmus „In evangelium Matthäi“ in dem
seltenen Froben-Druck von 1522, ferner beinahe sämt-
liche Streitschriften des Johann von Eck in den
Originalausgaben. Es fehlt kaum ein Name, der am
Beginn des 16. Jahrhunderts in der Bewegung der
Reformation eine Rolle gespielt hätte. Der 200 Num-
mern verzeichnende Katalog ist mit einigen seltenen
Abbildungen geschmückt.
F. de Nobele, Paris
Katalog 27 des Pariser Antiquariats F. de Nobele
zeigt ausgewählte Werke aus den Gebieten der Ge-
schichte, Kunstgeschichte, Bibliogra-
phie sowie bibliophile Seltenheiten an. Das Haupt-
stück bildet ein Vesalius von 1568, der in Menschen-
haut gebunden ist und auf der Exposition Universelle
in Paris 1867 ausgestellt war.
Martin Veeneman, London
Dem Kunstfreund bietet der Katalog 2 von Martin
Veeneman, London, eine Fülle seltenster und gesuch-
tester Literatur zur Kunst, allgemeine
Werke, Künstlermonographien, Literatur zur Gräphik-
und Zeichnungskunde usw. Hingewiesen sei insbe-
sondere auf die Reihe z. T. seltener Sammlungs-
kataloge, Werke zur orientalischen Kunstgeschichte,
seltene Künstlerbiographien und illustrierte Bücher
der neueren Zeit. Die erstaunlich niedrigen Preise
bilden einen starken Anreiz.
 
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