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DIE W E L T K U N S T
Jalirg. X, Nr. 2 vom 12. Januar 193b Jahrg.
sterstiche z. T. in kostbaren frühen Ab-
drucken zu sehen sind; seine Schule vertre-
ten u. a. Giovanni Antonio da Brescia und
Benedetto Montagna. Auch für Venedigs
Stecher wird Mantegna zum Vorbild (Mo-
cetto), so sehr auch ihre Arbeiten die Ein-
wirkungen Giorgiones und die Wechselbezie-
hungen zum Norden erkennen lassen (Bar-
bari); daneben zeugen die vielfachen Be-
nutzungen und Umformungen Dürerscher
Motive, etwa durch Giulio Campagnola
(s. Abb.) oder den interessanten „Meister
von 1515“, von dem wachsenden Ansehen des
deutschen Künstlers. Von Marcantonio Rai-
mondi, dem bedeutendsten Stecher des Cin-
quecento, ist eine Reihe hervorragender
Blätter ausgestellt. Im Laufe des XVI. Jh.
verliert dann der italienische Kupferstich die
Bedeutung' eines selbständigen Kunstwerkes,
er dient künftig fast ausschließlich der Re-
produktion von Gemälden. Antiken und
Giulio Campagnola, Ganymed. Ausstel-
lung: Meisterwerke italienischer Re-
naissance im Berliner Kupferstich-
kabinett (Photo: Kabinett)
Gipsen, die, wie es ein Stich des Enea Vico
veranschaulicht, von den zahlreichen Zei-
chenschulen als Studienmaterial benötigt
werden. Dagegen erlebt die Kunst des Ra-
dierens, die „mit genialer Flüchtigkeit“ durch
Parmegianino und, nicht selten nach dessen
Entwürfen, durch Andrea Schiavone geübt
wurde, um die Wende zjfm XVII. Jh. ihren
Höhepunkt in den Blättern des Urbinaten
Federico Barocci.
Unter den frühen Holzschnitten lagt
Barbaris gewaltiger Plan von Venedig (1500)
hervor. Die besondere Bedeutung des
Quattrocento-Holzschnittes liegt indessen in
der Buchillustration, deren Entwicklung die
Ausstellung an erlesenen Beispielen zeigt.
Die ersten Ansätze finden sich in der „Pas-
sion Christi“, dem einzigen erhaltenen
Blockbuche Italiens (Venedig um 1450). Für
das Werk des Robertus Valturius über die
Kriegskunst, das älteste illustrierte Buch in
Oberitalien (Verona 1472), schuf der als Me-
dailleur bekannte Matteo de’ Pasti meister¬
hafte Holzschnitte, die nach Fertigstellung
des Textdruckes mit der Hand eingepreßt
wurden. Aus der Blütezeit der veneziani-
schen Holzschneidekunst sind Kethams
„Fasciculus Medicinae“ (1493) und eines der
schönsten aller gedruckten Bücher ausge-
stellt: Fra Francesco Colonnas „Hypneroto-
machia Polifili“ (1499 bei Aldus Manutius).
Der Florentiner Holzschnitt folgt zunächst
dem strengen Stil des Botticelli (Jacopone da
Todi, „Le Laude“ 1490), später zeigen sich
die Einflüsse Ghirlandaios und Filippino
Lippis. Interessant ist der vor Verwendung
des Holzschnitts von einem deutschen
Drucker in Florenz unternommene Versuch,
den Kupferstich in das gedruckte Buch zu
setzen. — In der Technik der Buchillustra-
tion des Cinquecento machen sich Einwir-
kungen Dürers und Holbeins geltend; da-
neben ist für den Holzschnitt Venedigs die
Kunst Tizians von größtem Einfluß. Der
von ihm vermutlich eigenhändig auf 5 Holz-
stöcke gezeichnete „Trionfo della Fede“ ge-
hört mit dem „Untergang Pharaos“ des
Domenico Dalle Greche (1549, gleichfalls
nach einem Entwurf Tizians) zu den groß-
artigsten Leistungen der Holzschneidekunst.
Aus dem Umkreise des Meisters sind Dome-
nico Campagnola und Niccolö Boldrini mit
bedeutenden Arbeiten vertreten, den Ab-
schluß der Tizianschule bilden die kraftvol-
len Blätter des Vicentiners Giuseppe Scolari.
— Von dem in mehreren Platten gedruckten
Farbholzschnitt, dessen Erfindung Ugo da
Carpi sich 1516 vom venezianischen Senate
patentieren ließ (obwohl schon ein Jahrzehnt
früher die Deutschen Cranach und Burgk-
mair in ähnlicher Technik arbeiteten), sind
hervorragende Beispiele zu sehen, deren Ent-
würfe teilweise auf Parmigianino und Becca-
fumi zurückgehen; am Ende des Cinquecento
lebte diese sehr dekorative Kunstart noch
einmal in den Arbeiten des Mantuaners
Andrea Andreani auf.
Der eigentliche Reichtum des Kabinetts
aber zeigt sich in den ausgestellten Meister-
zeichnungen, die einen lückenlosen Ueber-
blick über die Kunst Italiens vom frühen
XV. bis zum späten XVI. Jh. vermitteln. An
erster Stelle unter den Florentiner Quattro-
centisten steht Botticelli, dessen Federzeich-
nungen zu Dantes Göttlicher Komödie zu
den kostbarsten Schätzen der Berliner
Sammlung gehören; dem Charakter der
Dichtung kommen die Illustrationen zum
Fegefeuer und zum Paradies am nächsten,
in der Schilderung des grausigen Inferno
zeigt sich des Malers echt Floren-
tiner „Lust zu fabulieren“. Die Reihe
der übrigen Blätter wird durch ein aus-
drucksvolles Dante-Bildnis beherrscht, das
den Namen Signorellis trägt, doch wohl eher
als das Werk feines (noch unbekannten) Flo-
rentiner Bildhauers anzusehen ist. Von
Pollaiuolo ist der „Bogenschütze“, eine der
sehr seltenen eigenhändigen Zeichnungen,
ausgestellt, von Don Lorenzo Monaco und
Parri Spinelli, Ghirlandaio und Verrocchio,
Fra Filippo und Filippino Lippi werden Bild-
entwürfe, Figuren- und Gewandstudien ge-
zeigt. Venedigs Bedeutung liegt vor allem
auf dem Gebiete des Porträts (Bellini, Ba-
saiti): Ferrara ist durch Costa, Tura und
Ercole Roberti repräsentiert, die weiteren
Schulen Ober- und Mittelitaliens durch
Pisanello, Zoppo. Signorelli und Perugino.
Nicht weniger geglückt ist die Auswahl der
Cinquecentisten, die fast sämtlich mit eigen-
händigen Arbeiten von
erlesener Qualität ver-
treten sind. Neben
den Silberstift-, Feder-
und Kreidezeichnun-
gen der Großen Raf-
fael, Fra Bartolommeo,
Michelangelo, Tizian,
Giorgione und Tinto-
retto stehen die nicht
minder reizvollen Schöp-
fungen der Pontormo
(s. Abb. S. 1), Rosso, Bec-
cafumi und Parmi-
gianino. Unter den
zahlreichen Zeichnern
des späten Cinque-
cento ragt Federico
Barocci hervor, der
als erster zur Erhöhung
der malerischen Wir-
kung seiner Blätter
farbige Pastellstifte be-
nutzte; mit seinen hin-
reißend gezeichneten
Studien findet die Aus-
stellung ihren glanzvol-
len Abschluß. Dr. G. A.
Otto Antoine 1929, Kurfürstenbrücke. Ausstellung: Verein
Berliner Künstler, Berlin (Photo: Boll)
Januar-Ausstellung
des Vereins Berliner Künstler
Acht Kollektionen geben dieser Januar-
schau an der Tiergartenstraße das Gesicht,
von denen zwei dem siebzigjährigen Otto
Antoine und dem sechzigjährigen Ernst
Kolbe gewidmet sind. Otto Antoine
behandelt als Maler vor allein ein Thema,
die Bauten, Plätze und das Straßenleben
Berlins. Er hat in der Darstellung der licht-
bewegten. flimmernden Atmosphäre dieser
Stadt und ihrer alten Brücken, die oft in der
Ansicht von oben her erfaßt werden
(s. Abb.), ein Stoffgebiet gefunden, das er
mit technisch lockeren Mitteln pflegt, wobei
die lebendige, stimmungsreiche Haltung
seiner Oelbilder von einem farbig delikaten
Klang ist. Ernst Kolbe führt in seiner
Malweise, deren Eigentümlichstes den
Inseln- und Küstenstrichen Norddeutsch-
lands gewidmet ist, die beste Tradition der
Brachtschule fort. Er ist ein Sc-hilderer von
Meer und Brandung, der die Farben tempe-
ramentvoll hinsetzt und oft zu metallischem
Glanz steigert. Aber auch in lichtdurch-
fluteten Kircheninterieurs und Motiven aus
dem Hochgebirge bewährt sich seine viel-
seitige Art, für welche die heiteren Regun-
gen des Natur Vorbildes zugunsten der ern-
steren und schwermütigen zurücktreten.
Auch Egon von Kameke malt das Land
an der Ostsee. Dabei gibt oft ein sehr ein-
prägsames Rot seinen Bildern die Note.
Formen und Farben sind auf wenige Ele-
mente reduziert und sprechen in ganz ein-
fachen und überzeugenden Gegensätzen. Das
Aquarell liegt diesem Künstler, bei dem die
(Breslau Dom) und die 1518 datierte Glo-
gaiuer Mutter Gottes. Von in Schlesien
tätigen Meistern sind vor allem B. Fich-
tenberger, S. H. Kauderbach, die bei-
den Andreas Riehl und J. Thwenger
nennen. Am Ende der Reihe von etwa 6"
Gemälden steht Bartholomäus Sprangers 1603
datierte „Taufe Christi
Pieter de Hoog h , Hinterhof in Delft. Ausstellung
Dieren. Siehe Bericht Nr. 1 vom 5. 1. 1936
D. Katz,
(Photo: Kotz)
aus der Kirche in Roth-
sürben.
Es verdient beson-
ders hervorgehoben z11
werden, daß dank den
Bemühungen Dr. Mül-
lers eine große Anzahl
der hier gezeigten Ge-
mälde nach sachgemä-
ßer Restaurierung m
ihrer ursprünglichen
Schönheit erstrahlen-
Dies gilt insbesondere
für das bedeutende
Epitaph des Ratsherrn
Kuckwitz von etwa 1531,
das eine Mischung über-
nommener Elemente der
Kunst Cranachs und
Lucas van Leydens dar-
stellt.
Atelier-
Ausstellung
Werner
von Houwakl
in München
Man kennt diesen
Künstler von Ausstel-
lungen her, sein schö-
nes Bild „Flamingos'
hängt in der Städti-
schen Galerie. Nunmehr
zeigt von Houwald
die Vielfältigkeit seines
Könnens in einer Ate-
knappsten koloristischen Wirkungen manch-
mal von einem seltsamen Schmelz sind,
besonders. Bei Rudolf Hengstenberg
überzeugen Sch warzweißb lütter, etwa die
Ansicht von Positiano oder der Blick vom
Potsdamer Pfingstberg auf die Seen, stärker
als die ins Monumentale strebenden, aber
farbig sonderbar summarischen und wenig
konstanten großen Stücke. Erwin Frey-
tag zeigt Illustrationen, deren Herkunft aus
dem Berliner Milieu unverkennbar ist. Seine
Strichführung ist fest und ohne Sentiment,
wobei sich die Wirkung dieser kleinen,
manchmal durch wenig Farbentöne unter-
stützten Blätter mit Schilderungen des Trei-
bens im alten Spreezelt, in Tanzlokalen,
Vorstadttheatern, Kaffees, im Zoo und auf
lierschaii. Am besten
gelingen ihm die Landschaften der Vorberge
in der leuchtenden Pracht des Schnees und
die farbige Glut des Südens (Abbazia. Cor-
sica, Avignon). Er hat sich auch auf dein
Gebiete des Stillebens bewährt.
Jluklions -Vorschau
Berlin, den 15. Jan. 36
Dr. Ernst M a n d e 1 b a u m —
Peter Paul Kronthal, Berlin W 62,
Kurfürstenstr. 79, kündigen für den 15. Ja-
nuar 1936 die erste Versteigerung des neuen
Jahres an. Es gelangen Gemälde alter und
neuer Meister, Mobiliar und eine große Aus-
wahl von Perser-Teppichen zum Ausgebot.
den Kleinbahnen aus dem
Charakteristischen der Vor-
würfe ganz ungezungen ergibt.
In den graphischen Kompo-
sitionen von A 1 f r. K i t z i g ,
Radierungen und Zeichnungen
nach Dichtungen Rilkes
und Entwürfen zum „Faust“,
verbindet sich das Streben
nach starker Konturierung
mit dem Zug zum Phan-
tastischen, der neue Aus-
drucksform für traditionell ge-
wordene Inhalte sucht. Von
den beiden Bildhauern der
Ausstellung zeigt August
Rhades gute Porträts und
bewegte Figuren in Ton,
Bronze und Holz. Die der Kin-
der sind von einer leisen Ver-
haltenheit im Ausdruck. Auf
dem Wege zu einer ganz ge-
schlossenen Form ist Lud¬
wig Kasper. Seine Bild- .
werke ruhen in sich selbst. Das
Statuarische in diesen stehen¬
den, schreitenden und hocken-
den Gestalten ist von einer
großen Auffassung, wobei der
rakter des meist grauen Materials zu der
Würde und Gelassenheit der plastischen Er-
scheinung in schönstem Einklang steht.
Zk.
Deutsche Malerei
des 16. Jahrhunderts
Dr. Cornelius Müller, der neue
Direktor des Schlesischen Museums
der Bildenden Künste in Bres-
lau, hat aus schlesischem Kirchen-, Mu-
seums- und Privatbesitz die wichtigsten
Zeugnisse deutscher Malerei des 16. Jahr-
hunderts zu einer außerordentlich in-
teressanten Ausstellung vereinigt. Sie bil-
det gewissermaßen das bisher fehlende
Bindeglied zwischen den Ausstellungen
mittelalterlicher schlesischer Kunst (1926)
und der Gemälde des hervorragenden
Barockmeisters Michael Willmann (1930).
Zwei Einflußkreise sind es insbesondere, die
der schlesischen Malerei dieser Epoche ihr
Gepräge geben und die hier deutlich ver-
folgt werden können: die der Cranach-Werk-
statt und die der niederländischen Roma-
nisten und Manieristen.
Hauptwerke dieser Schau bilden Cranachs
wundervoll frische und herbe „Madonna
unter den Tannen“ (s. Abb. S. 4) von etwa 1512
Houwald, Flamingos. Ausgestellt in der
Galerie, München (Kl. Houwald)
Unter den Gemälden finden wir Werke
des rheinischen Malers Koekkoek, des Wim
ner Toni Stadler, des Schweizer Rüdisühl*
und von Oehmichen. Unter den alten Bil-
dern 2 Veduten aus der Canaletto-Schule’
eine große Marine des Hamburger Bellevois,
eine helle Landschaft von Cornelius DusaU
und ein vollsigniertes kleines Bild von Fran?
Franken.
Unter dem Mobiliar befinden sich kom-
plette Speisezimmer, ein Bechstein-FlügcL
Garnituren.
Der Katalog enthält ungefähr 500 Ver-
steigern ngsnummmern.
Berichtigung
Wir bitten unsere Schweizer Leser zu ver-
merken, daß der Abonnementspreis nich*
dem ermäßigten Exportsatz unterliegt, W,e
irrtümlich in unserer letzten Ausgabe niiy
geteilt, sondern sfrs. 7.— pro Quartal,
bisher, beträgt. _„
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Knrhotel Monte Verita
Ascona Schweiz
Das Hotel der Kunstfreunde
Volle Pension ab Frs. 12.— o ,, . .
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DIE W E L T K U N S T
Jalirg. X, Nr. 2 vom 12. Januar 193b Jahrg.
sterstiche z. T. in kostbaren frühen Ab-
drucken zu sehen sind; seine Schule vertre-
ten u. a. Giovanni Antonio da Brescia und
Benedetto Montagna. Auch für Venedigs
Stecher wird Mantegna zum Vorbild (Mo-
cetto), so sehr auch ihre Arbeiten die Ein-
wirkungen Giorgiones und die Wechselbezie-
hungen zum Norden erkennen lassen (Bar-
bari); daneben zeugen die vielfachen Be-
nutzungen und Umformungen Dürerscher
Motive, etwa durch Giulio Campagnola
(s. Abb.) oder den interessanten „Meister
von 1515“, von dem wachsenden Ansehen des
deutschen Künstlers. Von Marcantonio Rai-
mondi, dem bedeutendsten Stecher des Cin-
quecento, ist eine Reihe hervorragender
Blätter ausgestellt. Im Laufe des XVI. Jh.
verliert dann der italienische Kupferstich die
Bedeutung' eines selbständigen Kunstwerkes,
er dient künftig fast ausschließlich der Re-
produktion von Gemälden. Antiken und
Giulio Campagnola, Ganymed. Ausstel-
lung: Meisterwerke italienischer Re-
naissance im Berliner Kupferstich-
kabinett (Photo: Kabinett)
Gipsen, die, wie es ein Stich des Enea Vico
veranschaulicht, von den zahlreichen Zei-
chenschulen als Studienmaterial benötigt
werden. Dagegen erlebt die Kunst des Ra-
dierens, die „mit genialer Flüchtigkeit“ durch
Parmegianino und, nicht selten nach dessen
Entwürfen, durch Andrea Schiavone geübt
wurde, um die Wende zjfm XVII. Jh. ihren
Höhepunkt in den Blättern des Urbinaten
Federico Barocci.
Unter den frühen Holzschnitten lagt
Barbaris gewaltiger Plan von Venedig (1500)
hervor. Die besondere Bedeutung des
Quattrocento-Holzschnittes liegt indessen in
der Buchillustration, deren Entwicklung die
Ausstellung an erlesenen Beispielen zeigt.
Die ersten Ansätze finden sich in der „Pas-
sion Christi“, dem einzigen erhaltenen
Blockbuche Italiens (Venedig um 1450). Für
das Werk des Robertus Valturius über die
Kriegskunst, das älteste illustrierte Buch in
Oberitalien (Verona 1472), schuf der als Me-
dailleur bekannte Matteo de’ Pasti meister¬
hafte Holzschnitte, die nach Fertigstellung
des Textdruckes mit der Hand eingepreßt
wurden. Aus der Blütezeit der veneziani-
schen Holzschneidekunst sind Kethams
„Fasciculus Medicinae“ (1493) und eines der
schönsten aller gedruckten Bücher ausge-
stellt: Fra Francesco Colonnas „Hypneroto-
machia Polifili“ (1499 bei Aldus Manutius).
Der Florentiner Holzschnitt folgt zunächst
dem strengen Stil des Botticelli (Jacopone da
Todi, „Le Laude“ 1490), später zeigen sich
die Einflüsse Ghirlandaios und Filippino
Lippis. Interessant ist der vor Verwendung
des Holzschnitts von einem deutschen
Drucker in Florenz unternommene Versuch,
den Kupferstich in das gedruckte Buch zu
setzen. — In der Technik der Buchillustra-
tion des Cinquecento machen sich Einwir-
kungen Dürers und Holbeins geltend; da-
neben ist für den Holzschnitt Venedigs die
Kunst Tizians von größtem Einfluß. Der
von ihm vermutlich eigenhändig auf 5 Holz-
stöcke gezeichnete „Trionfo della Fede“ ge-
hört mit dem „Untergang Pharaos“ des
Domenico Dalle Greche (1549, gleichfalls
nach einem Entwurf Tizians) zu den groß-
artigsten Leistungen der Holzschneidekunst.
Aus dem Umkreise des Meisters sind Dome-
nico Campagnola und Niccolö Boldrini mit
bedeutenden Arbeiten vertreten, den Ab-
schluß der Tizianschule bilden die kraftvol-
len Blätter des Vicentiners Giuseppe Scolari.
— Von dem in mehreren Platten gedruckten
Farbholzschnitt, dessen Erfindung Ugo da
Carpi sich 1516 vom venezianischen Senate
patentieren ließ (obwohl schon ein Jahrzehnt
früher die Deutschen Cranach und Burgk-
mair in ähnlicher Technik arbeiteten), sind
hervorragende Beispiele zu sehen, deren Ent-
würfe teilweise auf Parmigianino und Becca-
fumi zurückgehen; am Ende des Cinquecento
lebte diese sehr dekorative Kunstart noch
einmal in den Arbeiten des Mantuaners
Andrea Andreani auf.
Der eigentliche Reichtum des Kabinetts
aber zeigt sich in den ausgestellten Meister-
zeichnungen, die einen lückenlosen Ueber-
blick über die Kunst Italiens vom frühen
XV. bis zum späten XVI. Jh. vermitteln. An
erster Stelle unter den Florentiner Quattro-
centisten steht Botticelli, dessen Federzeich-
nungen zu Dantes Göttlicher Komödie zu
den kostbarsten Schätzen der Berliner
Sammlung gehören; dem Charakter der
Dichtung kommen die Illustrationen zum
Fegefeuer und zum Paradies am nächsten,
in der Schilderung des grausigen Inferno
zeigt sich des Malers echt Floren-
tiner „Lust zu fabulieren“. Die Reihe
der übrigen Blätter wird durch ein aus-
drucksvolles Dante-Bildnis beherrscht, das
den Namen Signorellis trägt, doch wohl eher
als das Werk feines (noch unbekannten) Flo-
rentiner Bildhauers anzusehen ist. Von
Pollaiuolo ist der „Bogenschütze“, eine der
sehr seltenen eigenhändigen Zeichnungen,
ausgestellt, von Don Lorenzo Monaco und
Parri Spinelli, Ghirlandaio und Verrocchio,
Fra Filippo und Filippino Lippi werden Bild-
entwürfe, Figuren- und Gewandstudien ge-
zeigt. Venedigs Bedeutung liegt vor allem
auf dem Gebiete des Porträts (Bellini, Ba-
saiti): Ferrara ist durch Costa, Tura und
Ercole Roberti repräsentiert, die weiteren
Schulen Ober- und Mittelitaliens durch
Pisanello, Zoppo. Signorelli und Perugino.
Nicht weniger geglückt ist die Auswahl der
Cinquecentisten, die fast sämtlich mit eigen-
händigen Arbeiten von
erlesener Qualität ver-
treten sind. Neben
den Silberstift-, Feder-
und Kreidezeichnun-
gen der Großen Raf-
fael, Fra Bartolommeo,
Michelangelo, Tizian,
Giorgione und Tinto-
retto stehen die nicht
minder reizvollen Schöp-
fungen der Pontormo
(s. Abb. S. 1), Rosso, Bec-
cafumi und Parmi-
gianino. Unter den
zahlreichen Zeichnern
des späten Cinque-
cento ragt Federico
Barocci hervor, der
als erster zur Erhöhung
der malerischen Wir-
kung seiner Blätter
farbige Pastellstifte be-
nutzte; mit seinen hin-
reißend gezeichneten
Studien findet die Aus-
stellung ihren glanzvol-
len Abschluß. Dr. G. A.
Otto Antoine 1929, Kurfürstenbrücke. Ausstellung: Verein
Berliner Künstler, Berlin (Photo: Boll)
Januar-Ausstellung
des Vereins Berliner Künstler
Acht Kollektionen geben dieser Januar-
schau an der Tiergartenstraße das Gesicht,
von denen zwei dem siebzigjährigen Otto
Antoine und dem sechzigjährigen Ernst
Kolbe gewidmet sind. Otto Antoine
behandelt als Maler vor allein ein Thema,
die Bauten, Plätze und das Straßenleben
Berlins. Er hat in der Darstellung der licht-
bewegten. flimmernden Atmosphäre dieser
Stadt und ihrer alten Brücken, die oft in der
Ansicht von oben her erfaßt werden
(s. Abb.), ein Stoffgebiet gefunden, das er
mit technisch lockeren Mitteln pflegt, wobei
die lebendige, stimmungsreiche Haltung
seiner Oelbilder von einem farbig delikaten
Klang ist. Ernst Kolbe führt in seiner
Malweise, deren Eigentümlichstes den
Inseln- und Küstenstrichen Norddeutsch-
lands gewidmet ist, die beste Tradition der
Brachtschule fort. Er ist ein Sc-hilderer von
Meer und Brandung, der die Farben tempe-
ramentvoll hinsetzt und oft zu metallischem
Glanz steigert. Aber auch in lichtdurch-
fluteten Kircheninterieurs und Motiven aus
dem Hochgebirge bewährt sich seine viel-
seitige Art, für welche die heiteren Regun-
gen des Natur Vorbildes zugunsten der ern-
steren und schwermütigen zurücktreten.
Auch Egon von Kameke malt das Land
an der Ostsee. Dabei gibt oft ein sehr ein-
prägsames Rot seinen Bildern die Note.
Formen und Farben sind auf wenige Ele-
mente reduziert und sprechen in ganz ein-
fachen und überzeugenden Gegensätzen. Das
Aquarell liegt diesem Künstler, bei dem die
(Breslau Dom) und die 1518 datierte Glo-
gaiuer Mutter Gottes. Von in Schlesien
tätigen Meistern sind vor allem B. Fich-
tenberger, S. H. Kauderbach, die bei-
den Andreas Riehl und J. Thwenger
nennen. Am Ende der Reihe von etwa 6"
Gemälden steht Bartholomäus Sprangers 1603
datierte „Taufe Christi
Pieter de Hoog h , Hinterhof in Delft. Ausstellung
Dieren. Siehe Bericht Nr. 1 vom 5. 1. 1936
D. Katz,
(Photo: Kotz)
aus der Kirche in Roth-
sürben.
Es verdient beson-
ders hervorgehoben z11
werden, daß dank den
Bemühungen Dr. Mül-
lers eine große Anzahl
der hier gezeigten Ge-
mälde nach sachgemä-
ßer Restaurierung m
ihrer ursprünglichen
Schönheit erstrahlen-
Dies gilt insbesondere
für das bedeutende
Epitaph des Ratsherrn
Kuckwitz von etwa 1531,
das eine Mischung über-
nommener Elemente der
Kunst Cranachs und
Lucas van Leydens dar-
stellt.
Atelier-
Ausstellung
Werner
von Houwakl
in München
Man kennt diesen
Künstler von Ausstel-
lungen her, sein schö-
nes Bild „Flamingos'
hängt in der Städti-
schen Galerie. Nunmehr
zeigt von Houwald
die Vielfältigkeit seines
Könnens in einer Ate-
knappsten koloristischen Wirkungen manch-
mal von einem seltsamen Schmelz sind,
besonders. Bei Rudolf Hengstenberg
überzeugen Sch warzweißb lütter, etwa die
Ansicht von Positiano oder der Blick vom
Potsdamer Pfingstberg auf die Seen, stärker
als die ins Monumentale strebenden, aber
farbig sonderbar summarischen und wenig
konstanten großen Stücke. Erwin Frey-
tag zeigt Illustrationen, deren Herkunft aus
dem Berliner Milieu unverkennbar ist. Seine
Strichführung ist fest und ohne Sentiment,
wobei sich die Wirkung dieser kleinen,
manchmal durch wenig Farbentöne unter-
stützten Blätter mit Schilderungen des Trei-
bens im alten Spreezelt, in Tanzlokalen,
Vorstadttheatern, Kaffees, im Zoo und auf
lierschaii. Am besten
gelingen ihm die Landschaften der Vorberge
in der leuchtenden Pracht des Schnees und
die farbige Glut des Südens (Abbazia. Cor-
sica, Avignon). Er hat sich auch auf dein
Gebiete des Stillebens bewährt.
Jluklions -Vorschau
Berlin, den 15. Jan. 36
Dr. Ernst M a n d e 1 b a u m —
Peter Paul Kronthal, Berlin W 62,
Kurfürstenstr. 79, kündigen für den 15. Ja-
nuar 1936 die erste Versteigerung des neuen
Jahres an. Es gelangen Gemälde alter und
neuer Meister, Mobiliar und eine große Aus-
wahl von Perser-Teppichen zum Ausgebot.
den Kleinbahnen aus dem
Charakteristischen der Vor-
würfe ganz ungezungen ergibt.
In den graphischen Kompo-
sitionen von A 1 f r. K i t z i g ,
Radierungen und Zeichnungen
nach Dichtungen Rilkes
und Entwürfen zum „Faust“,
verbindet sich das Streben
nach starker Konturierung
mit dem Zug zum Phan-
tastischen, der neue Aus-
drucksform für traditionell ge-
wordene Inhalte sucht. Von
den beiden Bildhauern der
Ausstellung zeigt August
Rhades gute Porträts und
bewegte Figuren in Ton,
Bronze und Holz. Die der Kin-
der sind von einer leisen Ver-
haltenheit im Ausdruck. Auf
dem Wege zu einer ganz ge-
schlossenen Form ist Lud¬
wig Kasper. Seine Bild- .
werke ruhen in sich selbst. Das
Statuarische in diesen stehen¬
den, schreitenden und hocken-
den Gestalten ist von einer
großen Auffassung, wobei der
rakter des meist grauen Materials zu der
Würde und Gelassenheit der plastischen Er-
scheinung in schönstem Einklang steht.
Zk.
Deutsche Malerei
des 16. Jahrhunderts
Dr. Cornelius Müller, der neue
Direktor des Schlesischen Museums
der Bildenden Künste in Bres-
lau, hat aus schlesischem Kirchen-, Mu-
seums- und Privatbesitz die wichtigsten
Zeugnisse deutscher Malerei des 16. Jahr-
hunderts zu einer außerordentlich in-
teressanten Ausstellung vereinigt. Sie bil-
det gewissermaßen das bisher fehlende
Bindeglied zwischen den Ausstellungen
mittelalterlicher schlesischer Kunst (1926)
und der Gemälde des hervorragenden
Barockmeisters Michael Willmann (1930).
Zwei Einflußkreise sind es insbesondere, die
der schlesischen Malerei dieser Epoche ihr
Gepräge geben und die hier deutlich ver-
folgt werden können: die der Cranach-Werk-
statt und die der niederländischen Roma-
nisten und Manieristen.
Hauptwerke dieser Schau bilden Cranachs
wundervoll frische und herbe „Madonna
unter den Tannen“ (s. Abb. S. 4) von etwa 1512
Houwald, Flamingos. Ausgestellt in der
Galerie, München (Kl. Houwald)
Unter den Gemälden finden wir Werke
des rheinischen Malers Koekkoek, des Wim
ner Toni Stadler, des Schweizer Rüdisühl*
und von Oehmichen. Unter den alten Bil-
dern 2 Veduten aus der Canaletto-Schule’
eine große Marine des Hamburger Bellevois,
eine helle Landschaft von Cornelius DusaU
und ein vollsigniertes kleines Bild von Fran?
Franken.
Unter dem Mobiliar befinden sich kom-
plette Speisezimmer, ein Bechstein-FlügcL
Garnituren.
Der Katalog enthält ungefähr 500 Ver-
steigern ngsnummmern.
Berichtigung
Wir bitten unsere Schweizer Leser zu ver-
merken, daß der Abonnementspreis nich*
dem ermäßigten Exportsatz unterliegt, W,e
irrtümlich in unserer letzten Ausgabe niiy
geteilt, sondern sfrs. 7.— pro Quartal,
bisher, beträgt. _„
DAS GUTE HOTEL
Knrhotel Monte Verita
Ascona Schweiz
Das Hotel der Kunstfreunde
Volle Pension ab Frs. 12.— o ,, . .
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