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DIE WELT KUNST

Jahrg. X, Nr. 5 vom 19. Januar 193t’

Nachrichten

von Überall

Gemälde
erster Meister
Julius Sdilesinßer_
Berlin W 35, Viktoriastr. M
Tel.: Kurfürst 0515

Eine Berliner Ausstellung
großer Deutscher
anläßlich der Olympiade
Anläßlich der Olympiade in Berlin sind
in der Reichshauptstadt verschiedene Kunst-
ausstellungen geplant. Unter dem Titel:
..Große Deutsche in Bildnissen ihrer Zeit"
soll im Kronprinzenpalais eine Ausstellung
von etwa 400 Porträts gezeigt werden, für
die sämtliche Räume zur Verfügung gestellt
sind. Die Reihe der Bildnisse großer Deut-
scher beginnt mit einer kleinen Statuette
Karls des Großen und reicht bis auf unsere
Zeit, mit Ausschluß der jetzt Lebenden.
Die Ausstellung, welche gemeinsam von
dem Generaldirektor der Staatlichen Mu-
seen. Professor Otto Kümmel, und dem Direk-
tor der National-Galerie, Dr. Eberhard
Hanfstaengl, veranstaltet wird, umfaßt die
verschiedenen Ausdrucksformen der Kunst:
Gemälde, Bildwerke, Graphik (Zeichnungen
und Kupferstiche), Schaumünzen, Siegel u. a.
Gründungen neuer Museen
in Griechenland
Der griechische Staat hat große Beträge
ausgeworfen, um der ungenügenden Auf-
bewahrung seiner Kunstschätze abzuhelfen.
Der Unterrichtsminister hat bestimmt, daß
man systematisch darangeht, die archäolo-
gischen Schätze Griechenlands, die in ver-
schiedenen Städten des Landes verstreut sind,
sachgemäß zu ordnen. Man will zunächst in
allen Städten, die noch keine Museen be-
saßen, solche erbauen und diejenigen, die
unzureichend sind, einer gründlichen Reno-
x ierung unterziehen.
Man beginnt schon mit dem Aufbau eines
neuen Museums in Herakleion. Dem iNatio-
nal-Museum in. Athen wurde ein Kredit von
2 Millionen Drachmen ausgesetzt, ein Be-
trag, den man für den Ausbau der 2. Etage
verwendet. Ein Kredit von 100 000 Drachmen
wurde dem byzantinischen Museum in Pro-
taton am Berge Athos zugewiesen.
Restaurierung der Kirche
in Delft
Vor 13 Jahren begann man mit der Restau-
rierung der sog. „Neuen Kirche“ in Delft
(Holland). Die Restaurierung erforderte
große Arbeiten, und die verschiedensten
technischen Probleme mußten gelöst werden.
Diese Kirche hatte vor 400 Jahren, im
Jahre 1536, durch eine Feuersbrunst schwer
gelitten, vor allem hatten die Säulen im In-
nern unter den Flammen so großen Schaden
genommen, daß sie vollständig wieder neu
hergestellt werden mußten. Da in Jahrhun-
derten nichts zur Wiederherstellung der zer-
störten Säulen geschehen war, waren die
Arbeiten, die man jetzt vorgenommen hat,
besonders schwierig zu lösen. Da jede Säule
ein Gewicht von annähernd 100 000 kg zu
tragen hatte, mußte sie aus dem dauerhafte-
sten Material hergestellt werden. Die Kirche
ist vor allem berühmt durch das von Hendrik
de Keyser 1608—19 ausgeführte prächtige
Grabdenkmal, welches die Vereinigten Pro-
x inzen dem Andenken Wilhelms des Schwei-
gers (von Oranien) errichteten. In derselben
Kirche befindet sich die Gruft des Hauses
Nassau-Oranien.

Der „Skandal“ des
Rembrandtschen Titus-Bildes
In den letzten Wochen ging durch die
Presse eine Notiz, die viel Staub aufwirbelte,
nämlich, daß das Ministere de l’Education
Nationale eine Untersuchungskommission
eingesetzt hat, die den Fall des Titus-Bildes
von Rembrandt prüfen sollte.
Was war geschehen? Das Bild eines jun-
gen Mannes von Rembrandt, in dem viele
seinen Sohn Titus erkennen wollen und das
im Louvre unter der ,Nr. 2545 hängt, war ge-
reinigt worden. Das Bild sieht in der Tat
jetzt nach der Reinigung vollständig anders
als vorher aus und unterscheidet sich sehr
von den anderen Rembrandt-Bildern des
Louvre. Ein Sturm der Entrüstung brach los.
daß das Bild verschandelt sei und daß man
verhüten müsse, daß ähnliches nochmals ge-
schehe etc. Nun, es scheint uns, daß diese
Protestrufe unbegründet sind. Das Bild ist.
wie sich einer unserer Pariser Mitarbeiter
überzeugen konnte, mit größter Sorgfalt be-
handelt worden. Man hat die Schmutz-
schicht, die sich auf dem Firnis gebildet
hatte, abgenommen und dann das Bild neu

Gemälde zu kaufen gesucht:
Braith, Achenbach, Lier, Schleich,
Kröner, Zügel (Schafe), Spitzweg, Schuch,
Fagerlin und sonstige gute Gemälde der
älteren D’dorfer und Münchener Schule
GALERIE G. PAFFRATH
Düsseldorf. KöniqsaHee 46

gefirnist, eine Prozedur, wie man sie seit
Jahren mit bestem Erfolg im Berliner Kaiser-
Friedrich-Museum angewendet hatte. Eine
Uebermalung des Bildes fand natürlich nicht
statt. Den mit Spannung erwarteten Ent-
schluß der eingesetzten Prüfungskommission
werden wir nach Bekanntgabe veröffent-
lichen.
Es ist trotzdem gut, daß endlich einmal
das Problem der Biilderrestauration aufge-
worfen ist. Gerade im Louvre gibt es be-

biet der Volkskunde der Beachtung für wür-
dig zu halten. Mit der Zuweisung dieses
Museums in eins der prächtigsten Schlösser
der französischen Monarchie gibt man seiner
Bedeutung einen besonderen Akzent.
Nachahmenswerte Motive
für Museumsausstellungen
Im Cleveländer Kunstmuseum findet eine
vielfältige Ausstellung statt, die unter der


T'ang Dynastie. Früher Sammlung: Eumorfopoulos, jetzt als Leihgabe des Britischen M u -
Lseums London, auf der Internationalen China-Ausstellung in London. In Form
j und Glasur eines der schönsten Exemplare der zahlreichen und oft gefälschten T'ang-Pferde (Photo: Cooper)
> Siehe Bericht Nr, 49/IX

sonders viele Bilder, denen eiligst geholfen
weiden muß. Bei manchen haben sich Bla-
sen auf der Maloberfläche gebildet, und es
besteht die Gefahr, daß über kurz oder lang
die Farbe abspringt. Andere wieder sind
unter einer Schmutzschicht fast unkenntlich.
Die Bildlerrestauration hat im letzten Jahr-
zehnt, nicht zuletzt dank der Tätigkeit Rulie-
inianns, solche Fortschritte gemacht, daß diese
Probleme bei nötiger Sorgfalt gefahrlos ge-
löst werden können. Jedenfalls muß man
der Direktion des Louvre Dank sagen, daß
sie an diese Aufgabe trotz der starken Wider-
stände herangetreten ist.
Ein neues ethnographisches
Museum in Frankreich
In dem berühmten Schlosse, welches sich
Franz I. von Frankreich 1523—33 im Renais-
sancestil, am Ufer der Loire, erbaut hat, wird
jetzt auf Veranlassung der Generaldirektion
der Museen in Paris ein Museum populärer
französischer Kunst und Volkskunde einge-
richtet. Man wird die Sammlungen in den
inneren Räumen des Schlosses anordnen, in
dem großen Schloßpark sollen Plastiken auf-
gestellt werden, welche zur bäuerlichen
Kunst verschiedener französischer Provinzen
Bezug hüben.
Mit der Errichtung dieses neuen Museums
wird in den musealen Einrichtungen Frank-
reichs eine Lücke ausgefüllt werden. Man
beginnt damit auch in Frankreich, das Ge-

I >e vise „Herbstblumen“ zusam mengest©! 11
wurde. Es ist den Museumsleitern gelungen,
die verschiedensten Kunstwerke zusammen-
zubringen, die sich diesem Thema einordnen:
Tapisserien^ Teppiche, Gewebe aller Art.
Kaminschirme, Keramiken und Gläser. Außer
diesen kunstgewerblichen Herbstblumen sind
in dieser Ausstellung auch eine große Anzahl
von Blumen-Stilleben zu sehen, darunter
Werke von Cezanne, Gauguin, Monet, Re-
noir, Rousseau u. a. Die Veranstaltung hat
einen außerordentlich starken Besuch zu ver-
zeichnen.
Ausstellungen, aufgestellt nach gewissen
Motiven oder bestimmte Jahreszeiten dar-
stellend, die bereits vereinzelt von privaten
Galerien, Kunstvereinen und einigen Museen
veranstaltet wurden, würden bei noch stär-
kerer Beachtung von Seiten der Museen,
denen gewiß das Material zur Zusammenstel-
lung von Ausstellungen dieser Art zur Ver-
fügung steht, das Volksinteresse an der bil-
denden Kunst erheblich steigern. C. A. B.
Beschlagnahmte Zeichnungen
in Brüssel
Bei einem Brüsseler Bankier sind Zeich-
nungen und Kupferstiche wiedergefunden
worden, die auf rätselhafte Weise aus dem
Königlichen Museum für Kunst und Ge-
schichte verschwunden waren. Es fehlten
gelegentlich einer Bestandsaufnahme nicht
weniger als 200 Stück. Der Bankier hatte

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Amtliche
Bekanntmachung
der Reichskammer
der bildenden Künste
Die L a n d e s 1 e i t u n g Berlin bitte1
erneut darum, daß die Mitglieder, die 111
Groß-Berlin ansässig sind, ihre Spenden zu”
Winterhilfswerk auf das Postscheckkoni1'
Berlin Nr. 177 245 einzahlen.
Mit Rücksicht auf die oftmals weite Wri?'
strecke der Mitglieder hat die Landes'
lei tun g Kur mark Sprechstunden auf*1
am Sonnabend von 10—12 Uhr angesetzt. d”'
mit den Mitgliedern die Möglichkeit gegebe”
wird, die Erledigung ihrer Kammerobliege11'
beiten mit einem Wochenende in Berlin Zl1
verbinden.
Beitragszahlung
Es wird darauf hingewiesen, daß der Be1'
trag zur Reichskammer der bildenden Künst*’
für die Zeit vom 1. Januar bis zum 31. Ma1''
1936 am 1. Januar 1936 fällig gewesen ist un”
ohne besondere Aufforderung an die Reich“'
kammer der bildenden Künste, Berlin W 31'
Blumeshof 6, auf deren Postscheckkonto Bei"
lin Nr. 144 430 oder deren Girokonto Nr.
bei der Berliner Stadtbank. Girostelle -
Berlin W 9, Linkstraße 7—8, einzuzahlen ’st'
Bei der Bezahlung ist auf dem für die Reich“'
kammer bestimmten Zahliingsabschnitt unF*
allen Umständen die Mitgliedsnummer H>’
der Fachgruppenbezeichnung anzugeben.

davon 12 Zeichnungen von Putteart mit Da1'
Stellungen des alten Brüssel bereits an eine'1
Händler weiterverkauft. Auch diese wurde1’
nunmehr beschlagnahmt. Eine gerichtlich*
Verhandlung wird wohl zu einer Aufklärung
dieser mysteriösen Affäre führen.
Ein Montmartre-Museum
Die Stadt Paris hat im Herzen des Moli*'
martre ein Haus erworben, in dem ein M”'
seum für die Geschichte des berühmt*’”
Pariser Stadtviertels eingerichtet werden sol”
Das Museum, dessen Eröffnung bereits 1,1
einigen Monaten vorgesehen ist, wird v°’
allem das Material vereinigen, das die G<“
Seilschaft „Le Vieux Montmartre“ zusammen'
gebracht hat.
Neue Grabungen in Polen
In der Umgebung der Stadt Posen wurde”
vor kurzem wichtige archäologische Grabt'11'
gen vollendet. Man fand eine große Ansie«1'!
lung von Pfahlbauten, wahrscheinlich aU"
dem Neolithikum: mau entdeckte 214 Grab
statten, welche der Spätzeit des Bronzezeu
alters angehören (3000 bis 2500 v. Chr.).
Es scheint, als sei es gelungen, Spurt’”
der primitiven slavischen Bevölkerung 111
diesen Gräbern zu finden. Im allgemeine”'
sind alle Gräber ausgezeichnet erhalten; s”
enthalten zahlreiche Gegenstände, aus deut'11
sich Schlüsse auf die Zivilisation und Lebei1“'
gebrauche dieser Völker ziehen lasse11'
Neben den Aschenurnen fand man AriubäUj
der und Ringe, Geräte für Fischfang uF
Tischlerei. Ein eigenartiger Fund wäre”
Hühnereier, die sich in verschiedenen Gr”'
bern anfanden. Man hat über 2000 Gege”'
stände aus diesen Grabstätten in das Pr”'
historische Museum nach Posen überführ •
Kurze Ausstellungs-Notizen
Am 18. Januar wird in Bern eine große Ausst^
lung deutscher Maler im 19. Jahrhunderts eröffnet
den, die unter der Schirmherrschaft der Bundesrö^
Motta und Etter und des deutschen Gesandten in Ber'
Freiherrn v. Weizsäcker, stehen wird.
In München ist am 15. Januar die Aussteller1
,,Münchener Landschaftsmalerei und Bildnisplastik (Küns
lerköpfe)" in der Neuen Pinakothek eröffnet worde'

Personalien
Dominik Astoria f , der letzte Inhaber
bekannten Wiener Kunsthauses, das 1770 von ein®11
gleichnamigen Vorfahren begründet wurde, ist 0
8. Januar im Alter von 77 Jahren gestorben.
Der bekannte Münchener Maler Professor Wilhe^
Funk feierte seinen 70. Geburtstag.

Im Verein Berliner Künstler wurde am 17. d.
das Bild des Führers, von dem Künstler Tri e bsc
gemalt, das der Verein erworben hat, durch Her,n
Staatskommissar Hinckel eingeweiht. Präsident Hön'^
führte den Vorsitzenden des Vereins, Prof. Dettmcn1'1'
in sein Amt ein. Anschließend sprach der Vorsitzen^
über die Ziele und die weitere Ausgestaltung
Vereins-.

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Verantwortliche Schriftleiter, Dr. Werner Richard Deusch und C. A. B r e u e r. — Vertretungen im Inland: München, Ludwig F. Fuchs, Kaulbachstraße 92 / K ö I n : K. H. Bodensiek, Köln-Holweide,
Siebenrabengasse 9 (Tel. 62 400). Vertretungen im Ausland: England: Dr. Gustav Delbanco, 4, Lawn Road, London / Frankreich: Geschäftsstelle in Paris. Directeur de notre Bureau
Parisi en: Dr. J. I. de Saxe, 13, rue Gudin, Paris 16e, Tel.: Jasmin 18—90; Redacteun Dr. Fritz Neugass, 11, rue Toullier, Paris 5e. / Holland: Dr. W. Mautner, 13, Haringvlietstraat, Amsterdam / Ita-
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Weltkunst-Verlag G. m. b. H., Berlin W 62. — D.A. IV. Qu. 2533. — Zuschriften sind an die Direktion der Weltkenst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76-77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag.
Inseratentarif auf Verlangen. Verantwortlich für den Anzeigenteil: Paul Nowotny. Abdruck von Artikeln nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung für
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