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DIE W E L T K U N S T
Jahrg. X, Nr. 6 vom 9. Februar 1936
hat. Eines der ersteren (Korb mit toten
\ ögeln) ist auch auf der Ausstellung zu
sehen, daneben noch ein Schubkarren mit
Gartengerät. Die Zahl seiner Landschafts-
motive ist beschränkt, wie denn die hollän-
dische Landschaft im wesentlichen ihrer nur
eine geringe Zahl bietet, die sich etwa auf
das Fluß- und Meeresufer, auf die Dünen-
landschaft, auf Dorf- und Straßenbilder,
Schlösser und Ruinen, Aecker und Wälder
und die Winterlandschaft beschränken. In
fast allen ist Salomon ein Meister. Von An-
fang an überwiegt bei ihm der Ton die Lo-
kalfarbe, wenngleich nie in dem Maße, wie
bei van Goyen, von dem er sich auch durch
die weniger gelöste Atmosphäre und die aus-
schließliche Bevorzugung stiller und fried-
licher Motive unterscheidet. Sein Ton ist
anfangs gelblich-lichtbraun. In seiner Früh-
zeit ballen sich die Büsche am Uferrande,
fast ohne den einzelnen Strauch individuell
erkennen zu lassen. Wie der Ton klarer
wird, so lockern sich auch die Büsche und
Bäume heraus, lehnen sich nicht mehr an
Gemäuer an, streben nach individueller Frei-
heit. Jeder Stamm tritt, lichtumspült, oder
als meist seitlich angebrachte Silhouette, auf
die Salomon van Ruysdael ungern verzichtet,
Antonis M o r , Bildnis eines spanischen Granden
Holz, lebensgroß
Kunsthandlung P. de Boer, Amsterdam
(Photo de Boer)
hervor. Die Kronen heben sich, Licht schim-
mert durch Geäst und Blätter. Licht und
Ton sind in der mittleren Zeit kälter, grün-
lich grau, graublau, bisweilen bleifarben. Das
Wasser erhält fast die Farbe tauenden Eises.
Doch welche Wolken schweben bisweilen
darüber: groß, geballt treiben sie am Him-
melsdom. Sie sind wohl in dieser Zeit des
Meisters am schönsten. In den späteren Bil-
dern werden sie zarter, löst sie ein goldener
Ton ab, der, zwar anders als derjenige eines
Cuyp, ihnen doch etwas von dessen Licht-
fülle, aber auch von abendlicher Stimmung
gibt. An diesen Bildern wird es besonders
deutlich, wie der Meister die Himmelspartien
über dem Horizont mit wenigen parallelen
und doch so raumbildenden Pinselzügen
wiedergibt, eine seiner Eigenarten, worauf
Prof. Dr. Martin aufmerksam gemacht hat.
Amsterdam
Auf die unvermeidliche Gefahr hin, daß
die Nennung einiger der Werke eine Hint-
ansetzung anderer zu bedeuten scheint, seien
einige der Bilder aus den einzelnen Schaf-
fensperioden erwähnt. Aus der ersten vor
allem die Weide bei einem Dorf (von 1629).
Es ist merkwürdig, wie wenig auf diesem
Bilde, aber auch auf späteren, die noch steife
Zeichnung der Staffage stört. Wirklich Som-
mer ist es auf der Flußlandschaft, die einst
in der Sammlung Semeonoff hing (Nr. 12),
und in des Meisters mittlere Zeit führt eine
der prächtigen Fähren mit dem Blick auf das
Schloß Nijenrode (Nr. 23). In dieser Zeit be-
vorzugt der Meister oft größere Formate, wie
in den Blicken auf Dordrecht (22) und auf
das immer wieder gemalte Schloß Nijenrode
(Nr. 33) und der besonders schönen, auch von
der Brüsseler Weltausstellung her bekannten
Fähre (Nr. 34; siehe Abbildung), oder dem
Pferdemarkt (Nr. 26). Daß er aber auch auf
kleinstem Format Bestes zu geben vermag,
zeigt das kleine Juwel, die Fähre (Nr. 38).
In den fünfziger Jahren überwiegt die grün-
liche Färbung, wie auf dem schönen Fluß-
bild mit der Ansicht von Leiden (Nr. 39) und
den verschiedenen Eisbildern, für die er seine
Motive bei Arnhem, Utrecht, Amsterdam und
anderwärts findet (Nr. 42, 52 und besonders
Nr. 43 und 47). Fernblicke fesseln den Mei-
ster und fesseln nach Jahrhunderten die Be-
wunderer seiner Werke. Zu ihnen zählen1 die
Nummern 44 und'45, sowie die spätere Fluß-
landschaft Nr. 55. Schwere braune und lichte
grau-bläuliche Töne vereinigt die Flußland-
schaft mit altem Turm (Nr. 50). Die noch
späteren „Ruinen der Abtei von Egmond“
übertreffen an künstlerischem Wert noch bei
weitem den historischen, während die An-
näherung an Jacob van Ruysdael besonders
in der Landschaft mit Kühen (Nr. 57) deut-
lich wird, die Smith und Hofstede Groot —
verzeihlicher Irrtum — dem Neffen Jacob
zuschrieben.
Die Ausstellung ist keine „Ehrenrettung“
des Meisters, der einer solchen nie bedurfte,
aber ein Zeugnis dafür, daß er auch hinter
den größten der holländischen Landschafts-
maler nicht zurücksteht. Dr. W. M.
Die Maris-Ausstellung
nach Amsterdam
Die Ausstellung von Werken der drei
großen Brüder Jacob, Mathijs und Willem
Maris, im Haag, wurde, nachdem sie von
mehr als 21OCO Personen besucht worden
war, nunmehr geschlossen. Die meisten der
ausgestellten Werke, die einen guten Ein-
Die Kunstgeschichte hat nicht bloß den
Künstler und sein Werk zum Gegenstände,
sondern das gesamte künstlerische Leben der
Vergangenheit. Sie muß den Künstler in die
Welt hineinstellen, in der er gelebt, aus der
er und für die er geschaffen hat: Kunst und
Leben dürfen nicht getrennt werden. Zu
dieser Umwelt der Kunst gehören vor allem
auch die Sammler und Händler von
Kunstwerken. Beide haben die Künstler be-
einflußt, zum Guten wie zum Bösen, haben
ihre Werke behütet und bewahrt, sind wich-
tige Faktoren im Leben der Kunst.
Trotzdem lehnt die Kunstgeschichte viel-
fach die Beschäftigung mit ihnen als „kultur-
geschichtlich“ ab und überläßt sie anderen
Wissenschaften oder dem Unterhaltung^
Schrifttum. Damit schadet sie sich selbst am
meisten. Denn die Geschichte der Sammler
und Händler, und der Kunstwerke über-
haupt, gehört nicht nur zur Vollständigkeit
der kunstgeschichtlichen Darstellung; sie
bringt auch eine Fülle von Tatsachen, die
für das Verständnis des Kunstgeschehens von
hoher Bedeutung sind und die Forschung
wesentlich erleichtern. Vor allem würde sie
der so lebhaft umstrittenen Expertise zu-
gute kommen. Wenn diese sich nicht nur
auf Gefühl und Kennerschaft, sondern auch
auf die gesicherte Ge-
schichte des zu bestim-
menden Kunstwerks be-
rufen könnte, so würde
ihre Geltung nicht mehr
bloß auf der Autorität
ihres Verfassers, son-
dern auch auf überzeu-
genden Gründen be-
ruhen. Sie würde dann,
zumal in Verbindung
mit exakter Unter-
suchung nach tech-
nischen Methoden, mit
Recht Anspruch auf all-
gemeinere Anerkennung
haben, als ihr jetzt zu-
teil wird.
Die Kunstwissenschaft
hat die Pflicht, d iese
Lücke so schnell wie
möglich auszufüllen.
Eine allgemeine syste-
matische Darstellung des
ganzen Gebietes würde,
bei dem übergroßen Stoff,
und bei dem Mangel an
Vorarbeiten, die Kräfte eines Einzelnen über-
steigen und sehr viel Zeit in Anspruch
nehmen. Eher würde sich ein Lexikon
schaffen lassen, an dem die Fachleute der
einzelnen Gebiete gleichzeitig arbeiten könn-
ten. Die lexikalische Form ist auch dem
Stoffe besonders angemessen, der aus lauter
Einzelheiten besteht, die einheitlicher Zu-
sammenfassung nicht bedürfen. Ein Lexikon
dient überdies am besten dem praktischen
Zwecke der raschen Orientierung im einzel-
nen Falle. Es müßte durchaus möglich sein,
das Lexikon in mäßigem Umfange und zu
einem erträglichen Preise herzustellen und
in nicht allzu ferner Zeit wirklich zum Ab-
schluß zu bringen.
druck von der Gemeinsamkeit und der Un-
terschiedlichkeit des Schaffens der drei Brü-
der und ihrer bleibenden Bedeutung geben,
werden nunmehr nach Amsterdam gebracht
und hier ausgestellt werden. Dr. W. M.
Zu diesem Zwecke würde man vor allen
Dingen eine Beschränkung auf bestimmte
Zeiten vornehmen müssen; vorschlagsweise
auf das 16. bis 18. Jahrhundert. Denn gerade
diese Zeit ist für die neuere Forschung die
bei weitem wichtigste. Sie ist eine in sich
abgeschlossene Glanzzeit der Kunstsamm-
lungen und in gewissem Sinne auch des
Kunsthandels. Nur selten wird die For-
schung veranlaßt sein, in frühere Zeiten hin-
abzusteigen; die spätere Zeit aber ist ein
Gebiet für sich, von
ganz eigener Prägung,
das eine besondere Be¬
arbeitung verlangt und
zum Teil schon gefun-
den hat.
Innerhalb dieser Zeit¬
grenzen würden alle
Sammler und Händler
von Kunstwerken aufzu¬
nehmen sein, von denen
sich Nachrichten erhal¬
ten haben, ohne Unter¬
schied, ob sie ständig
oder nur zeitweilig und
gelegentlich gesammelt
oder gehandelt haben.
Denn auch kleine
Sammlungen oder Ge¬
schäfte, die nicht lange
bestanden haben, können
für die Forschung wich¬
tig werden. Eine Be-
schränkungauf bestimm¬
te Länder wäre nicht zu
empfehlen, weil Samm¬
ler und Händler niemals
Ländergrenzen gekannt haben. Ununter-
brochen haben die Kunstwerke ihren Or.
gewechselt, reger Verkehr hat zwischen
Händlern und Sammlern aller Länder statt-
gefunden, alle muß man im Lexikon finden
können. Auch Sammler und Händler von
kunstgewerblichen, besonders keramischen
Werken, könnte man unbedenklich auf-
nehmen. Sie sind in jener Zeit nicht sehr
zahlreich gewesen, und noch häufiger als
heute wurden kunstgewerbliche Sachen zu-
sammen mit reinen Kunstwerken gesammelt
und gehandelt. Die Zahl der aufzunehmen-
den Personen wird größer sein, als man viel-
leicht erwartet. Mit Erstaunen wird man
bei gründlicher Durchforschung viele bedeu-
tende deutsche Sammler und Händler,
vor allem des 18. Jahrhunderts, finden, von
denen die ausländische Literatur nichts und
die deutsche nur wenig berichtet hat. Das
Lexikon wird ein anderes Bild von der Kul-
tur der bildenden Künste im 18. Jahrhundert
ergeben als das, was wir jetzt kennen.
Um so mehr wird man, bei aller Rück-
sicht auf Vollständigkeit, Wert legen müssen
auf Kürze und Klarheit der Darstellung, auf
Weglassung des Ueberflüssigen. Alles Ge-
nealogische, Theoretisierende und Aestheti-
sierende ist zu vermeiden. Es muß der echte
Lexikonstil gefunden werden, der die rich-
tige Mitte hält zwischen ausführlicher ge-
schichtlicher Darstellung und bloßem Ver-
zeichnis.
Wenn ein Lexikon, wie es vorgeschlagen
wird, zustande käme, so würde die Wissen-
schaft in ihm nicht nur ein treffliches Nach-
schlagebuch für die Kunstgeschichte, sondern
zugleich auch eine Bibliographie für ein
wichtiges, bisher stief-
mütterlich behandeltes
Gebiet besitzen. Daß
von ihm auch die
Sammler und Händler
selbst großen Nutzen
haben würden, ist selbst-
verständlich. St-
Deutsche Kunst-
werke am aus-
ländischen Markt
Die Zahl wertvoller
deutscher Kunstwerke
am ausländischen Kunst-
markt und in fremdem
Sammlerbesitz ist immer
relativ gering gewesen.
Dies gilt besonders für
Arbeiten des Mittel-
alters und der Renais-
sance, die einerseits
in guten Qualitäten
schon seit Jahrzehnten
selten sind, deren künst-
lerische Wertung im
Ausland andererseits
lange nicht Schritt ge-
halten hatte mit der
Wertschätzung, die sie
sich endlich im Laufe
der vergangenen Epoche
in Deutschland wieder
erworben hatten. Be-
trachtet man insbe-
sondere die ameri-
kanischen Sammlungen
auf ihre Bestände
an deutscher Malerei,
so muß man immer
wieder feststellen, daß
hier beinahe ausschließlich das deutsche
Bildnis klassischer Prägung, also das Bildnis
italianisierender Renaissance-Prägung der
Dürer- und Nachdürerzeit verständnisvolle
Aufnahme gefunden hat, während die go-
tische deutsche Bildtafel dem an einem for-
malistischen Italien-Ideal geschulten Ge-
schmack des Sammlers der neuen Welt nur
in wenigen Ausnahmefällen zusagte.
Umso größeres Interesse dürfen daher
einige Bildtafeln des 14. und 15. Jahrhunderts
beanspruchen, die vor einigen Jahren mit
der, nur wenigen Fachkennern bekannten
Wiener Privatsammlung Stefan von Auspitz
ins Ausland wanderten und sich heute im
holländischen Kunsthandel befinden. Wir
nehmen die Gelegenheit wahr, sie hier un-
seren Lesern in Abbildungen vorzuführen
Bei dem einen Werk handelt es sich um
zwei Flügel eines kleinen Altars, die auf
beiden Seiten bemalt sind. Die Stilelemente
dieses reizvollen Werkes weisen auf ein
frühes Entstehungsdatum und eindeutig auf
Köln als Herstellungsort hin. Alfred Stange
hat kürzlich nachgewiesen, daß die beiden
Auspitzflügel und ein Altärchen von ähn-
licher Größe im Bayerischen National-
museum, die er demselben Meister zuschreibt,
zu der Gruppe der Malereien der Kölner
Chorschranken um 1320 gehören, also eng
mit dem Hauptwerk der Kölner Malerschule
des frühen 14. Jahrhunderts und damit einem
der bedeutendsten Monumente dieser Periode
deutscher Kunst Zusammenhängen.
Liegt der künstlerische Reiz dieser Flügel
in dem Spiel der Konturen, in dem wunder-
DAS GUTE HOTEL
Kurbotel Monte Verita
Ascona Schweiz
Das Hotel der Kunstfreunde
Volle Pension ab Frs. 12.— n .. . . . „
t Prospekte auf Anfrage
Zimmer ab rrs. 4. —
Salomon van Ruysdael, Die Fähre. 1649. Holz, 99,5 : 133,5 cm. — Sign.
u. dat. Aus der S. van Ruysdael-Ausstellung der Galerie Goudstikker,
(Photo Goudstikker)
Carei Fabritius, Bärtiger Mann. Holz, 22 :26 cm.
Kunsthandlung D. A. Hoogendijk, Amsterdam
(Photo Hoogendijk)
• •
Uber Notwendigkeit und Nutzen
eines Sammler- und Händlerlexikons
Salomon van Ruysdael, Festungswall am Wasser. Holz, 31,8 -. 45,2 cm.
Aus der S. van Ruysdael - Ausstellung der Galerie J. Goudstikker,
Amsterdam (Photo Goudstikker)
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DIE W E L T K U N S T
Jahrg. X, Nr. 6 vom 9. Februar 1936
hat. Eines der ersteren (Korb mit toten
\ ögeln) ist auch auf der Ausstellung zu
sehen, daneben noch ein Schubkarren mit
Gartengerät. Die Zahl seiner Landschafts-
motive ist beschränkt, wie denn die hollän-
dische Landschaft im wesentlichen ihrer nur
eine geringe Zahl bietet, die sich etwa auf
das Fluß- und Meeresufer, auf die Dünen-
landschaft, auf Dorf- und Straßenbilder,
Schlösser und Ruinen, Aecker und Wälder
und die Winterlandschaft beschränken. In
fast allen ist Salomon ein Meister. Von An-
fang an überwiegt bei ihm der Ton die Lo-
kalfarbe, wenngleich nie in dem Maße, wie
bei van Goyen, von dem er sich auch durch
die weniger gelöste Atmosphäre und die aus-
schließliche Bevorzugung stiller und fried-
licher Motive unterscheidet. Sein Ton ist
anfangs gelblich-lichtbraun. In seiner Früh-
zeit ballen sich die Büsche am Uferrande,
fast ohne den einzelnen Strauch individuell
erkennen zu lassen. Wie der Ton klarer
wird, so lockern sich auch die Büsche und
Bäume heraus, lehnen sich nicht mehr an
Gemäuer an, streben nach individueller Frei-
heit. Jeder Stamm tritt, lichtumspült, oder
als meist seitlich angebrachte Silhouette, auf
die Salomon van Ruysdael ungern verzichtet,
Antonis M o r , Bildnis eines spanischen Granden
Holz, lebensgroß
Kunsthandlung P. de Boer, Amsterdam
(Photo de Boer)
hervor. Die Kronen heben sich, Licht schim-
mert durch Geäst und Blätter. Licht und
Ton sind in der mittleren Zeit kälter, grün-
lich grau, graublau, bisweilen bleifarben. Das
Wasser erhält fast die Farbe tauenden Eises.
Doch welche Wolken schweben bisweilen
darüber: groß, geballt treiben sie am Him-
melsdom. Sie sind wohl in dieser Zeit des
Meisters am schönsten. In den späteren Bil-
dern werden sie zarter, löst sie ein goldener
Ton ab, der, zwar anders als derjenige eines
Cuyp, ihnen doch etwas von dessen Licht-
fülle, aber auch von abendlicher Stimmung
gibt. An diesen Bildern wird es besonders
deutlich, wie der Meister die Himmelspartien
über dem Horizont mit wenigen parallelen
und doch so raumbildenden Pinselzügen
wiedergibt, eine seiner Eigenarten, worauf
Prof. Dr. Martin aufmerksam gemacht hat.
Amsterdam
Auf die unvermeidliche Gefahr hin, daß
die Nennung einiger der Werke eine Hint-
ansetzung anderer zu bedeuten scheint, seien
einige der Bilder aus den einzelnen Schaf-
fensperioden erwähnt. Aus der ersten vor
allem die Weide bei einem Dorf (von 1629).
Es ist merkwürdig, wie wenig auf diesem
Bilde, aber auch auf späteren, die noch steife
Zeichnung der Staffage stört. Wirklich Som-
mer ist es auf der Flußlandschaft, die einst
in der Sammlung Semeonoff hing (Nr. 12),
und in des Meisters mittlere Zeit führt eine
der prächtigen Fähren mit dem Blick auf das
Schloß Nijenrode (Nr. 23). In dieser Zeit be-
vorzugt der Meister oft größere Formate, wie
in den Blicken auf Dordrecht (22) und auf
das immer wieder gemalte Schloß Nijenrode
(Nr. 33) und der besonders schönen, auch von
der Brüsseler Weltausstellung her bekannten
Fähre (Nr. 34; siehe Abbildung), oder dem
Pferdemarkt (Nr. 26). Daß er aber auch auf
kleinstem Format Bestes zu geben vermag,
zeigt das kleine Juwel, die Fähre (Nr. 38).
In den fünfziger Jahren überwiegt die grün-
liche Färbung, wie auf dem schönen Fluß-
bild mit der Ansicht von Leiden (Nr. 39) und
den verschiedenen Eisbildern, für die er seine
Motive bei Arnhem, Utrecht, Amsterdam und
anderwärts findet (Nr. 42, 52 und besonders
Nr. 43 und 47). Fernblicke fesseln den Mei-
ster und fesseln nach Jahrhunderten die Be-
wunderer seiner Werke. Zu ihnen zählen1 die
Nummern 44 und'45, sowie die spätere Fluß-
landschaft Nr. 55. Schwere braune und lichte
grau-bläuliche Töne vereinigt die Flußland-
schaft mit altem Turm (Nr. 50). Die noch
späteren „Ruinen der Abtei von Egmond“
übertreffen an künstlerischem Wert noch bei
weitem den historischen, während die An-
näherung an Jacob van Ruysdael besonders
in der Landschaft mit Kühen (Nr. 57) deut-
lich wird, die Smith und Hofstede Groot —
verzeihlicher Irrtum — dem Neffen Jacob
zuschrieben.
Die Ausstellung ist keine „Ehrenrettung“
des Meisters, der einer solchen nie bedurfte,
aber ein Zeugnis dafür, daß er auch hinter
den größten der holländischen Landschafts-
maler nicht zurücksteht. Dr. W. M.
Die Maris-Ausstellung
nach Amsterdam
Die Ausstellung von Werken der drei
großen Brüder Jacob, Mathijs und Willem
Maris, im Haag, wurde, nachdem sie von
mehr als 21OCO Personen besucht worden
war, nunmehr geschlossen. Die meisten der
ausgestellten Werke, die einen guten Ein-
Die Kunstgeschichte hat nicht bloß den
Künstler und sein Werk zum Gegenstände,
sondern das gesamte künstlerische Leben der
Vergangenheit. Sie muß den Künstler in die
Welt hineinstellen, in der er gelebt, aus der
er und für die er geschaffen hat: Kunst und
Leben dürfen nicht getrennt werden. Zu
dieser Umwelt der Kunst gehören vor allem
auch die Sammler und Händler von
Kunstwerken. Beide haben die Künstler be-
einflußt, zum Guten wie zum Bösen, haben
ihre Werke behütet und bewahrt, sind wich-
tige Faktoren im Leben der Kunst.
Trotzdem lehnt die Kunstgeschichte viel-
fach die Beschäftigung mit ihnen als „kultur-
geschichtlich“ ab und überläßt sie anderen
Wissenschaften oder dem Unterhaltung^
Schrifttum. Damit schadet sie sich selbst am
meisten. Denn die Geschichte der Sammler
und Händler, und der Kunstwerke über-
haupt, gehört nicht nur zur Vollständigkeit
der kunstgeschichtlichen Darstellung; sie
bringt auch eine Fülle von Tatsachen, die
für das Verständnis des Kunstgeschehens von
hoher Bedeutung sind und die Forschung
wesentlich erleichtern. Vor allem würde sie
der so lebhaft umstrittenen Expertise zu-
gute kommen. Wenn diese sich nicht nur
auf Gefühl und Kennerschaft, sondern auch
auf die gesicherte Ge-
schichte des zu bestim-
menden Kunstwerks be-
rufen könnte, so würde
ihre Geltung nicht mehr
bloß auf der Autorität
ihres Verfassers, son-
dern auch auf überzeu-
genden Gründen be-
ruhen. Sie würde dann,
zumal in Verbindung
mit exakter Unter-
suchung nach tech-
nischen Methoden, mit
Recht Anspruch auf all-
gemeinere Anerkennung
haben, als ihr jetzt zu-
teil wird.
Die Kunstwissenschaft
hat die Pflicht, d iese
Lücke so schnell wie
möglich auszufüllen.
Eine allgemeine syste-
matische Darstellung des
ganzen Gebietes würde,
bei dem übergroßen Stoff,
und bei dem Mangel an
Vorarbeiten, die Kräfte eines Einzelnen über-
steigen und sehr viel Zeit in Anspruch
nehmen. Eher würde sich ein Lexikon
schaffen lassen, an dem die Fachleute der
einzelnen Gebiete gleichzeitig arbeiten könn-
ten. Die lexikalische Form ist auch dem
Stoffe besonders angemessen, der aus lauter
Einzelheiten besteht, die einheitlicher Zu-
sammenfassung nicht bedürfen. Ein Lexikon
dient überdies am besten dem praktischen
Zwecke der raschen Orientierung im einzel-
nen Falle. Es müßte durchaus möglich sein,
das Lexikon in mäßigem Umfange und zu
einem erträglichen Preise herzustellen und
in nicht allzu ferner Zeit wirklich zum Ab-
schluß zu bringen.
druck von der Gemeinsamkeit und der Un-
terschiedlichkeit des Schaffens der drei Brü-
der und ihrer bleibenden Bedeutung geben,
werden nunmehr nach Amsterdam gebracht
und hier ausgestellt werden. Dr. W. M.
Zu diesem Zwecke würde man vor allen
Dingen eine Beschränkung auf bestimmte
Zeiten vornehmen müssen; vorschlagsweise
auf das 16. bis 18. Jahrhundert. Denn gerade
diese Zeit ist für die neuere Forschung die
bei weitem wichtigste. Sie ist eine in sich
abgeschlossene Glanzzeit der Kunstsamm-
lungen und in gewissem Sinne auch des
Kunsthandels. Nur selten wird die For-
schung veranlaßt sein, in frühere Zeiten hin-
abzusteigen; die spätere Zeit aber ist ein
Gebiet für sich, von
ganz eigener Prägung,
das eine besondere Be¬
arbeitung verlangt und
zum Teil schon gefun-
den hat.
Innerhalb dieser Zeit¬
grenzen würden alle
Sammler und Händler
von Kunstwerken aufzu¬
nehmen sein, von denen
sich Nachrichten erhal¬
ten haben, ohne Unter¬
schied, ob sie ständig
oder nur zeitweilig und
gelegentlich gesammelt
oder gehandelt haben.
Denn auch kleine
Sammlungen oder Ge¬
schäfte, die nicht lange
bestanden haben, können
für die Forschung wich¬
tig werden. Eine Be-
schränkungauf bestimm¬
te Länder wäre nicht zu
empfehlen, weil Samm¬
ler und Händler niemals
Ländergrenzen gekannt haben. Ununter-
brochen haben die Kunstwerke ihren Or.
gewechselt, reger Verkehr hat zwischen
Händlern und Sammlern aller Länder statt-
gefunden, alle muß man im Lexikon finden
können. Auch Sammler und Händler von
kunstgewerblichen, besonders keramischen
Werken, könnte man unbedenklich auf-
nehmen. Sie sind in jener Zeit nicht sehr
zahlreich gewesen, und noch häufiger als
heute wurden kunstgewerbliche Sachen zu-
sammen mit reinen Kunstwerken gesammelt
und gehandelt. Die Zahl der aufzunehmen-
den Personen wird größer sein, als man viel-
leicht erwartet. Mit Erstaunen wird man
bei gründlicher Durchforschung viele bedeu-
tende deutsche Sammler und Händler,
vor allem des 18. Jahrhunderts, finden, von
denen die ausländische Literatur nichts und
die deutsche nur wenig berichtet hat. Das
Lexikon wird ein anderes Bild von der Kul-
tur der bildenden Künste im 18. Jahrhundert
ergeben als das, was wir jetzt kennen.
Um so mehr wird man, bei aller Rück-
sicht auf Vollständigkeit, Wert legen müssen
auf Kürze und Klarheit der Darstellung, auf
Weglassung des Ueberflüssigen. Alles Ge-
nealogische, Theoretisierende und Aestheti-
sierende ist zu vermeiden. Es muß der echte
Lexikonstil gefunden werden, der die rich-
tige Mitte hält zwischen ausführlicher ge-
schichtlicher Darstellung und bloßem Ver-
zeichnis.
Wenn ein Lexikon, wie es vorgeschlagen
wird, zustande käme, so würde die Wissen-
schaft in ihm nicht nur ein treffliches Nach-
schlagebuch für die Kunstgeschichte, sondern
zugleich auch eine Bibliographie für ein
wichtiges, bisher stief-
mütterlich behandeltes
Gebiet besitzen. Daß
von ihm auch die
Sammler und Händler
selbst großen Nutzen
haben würden, ist selbst-
verständlich. St-
Deutsche Kunst-
werke am aus-
ländischen Markt
Die Zahl wertvoller
deutscher Kunstwerke
am ausländischen Kunst-
markt und in fremdem
Sammlerbesitz ist immer
relativ gering gewesen.
Dies gilt besonders für
Arbeiten des Mittel-
alters und der Renais-
sance, die einerseits
in guten Qualitäten
schon seit Jahrzehnten
selten sind, deren künst-
lerische Wertung im
Ausland andererseits
lange nicht Schritt ge-
halten hatte mit der
Wertschätzung, die sie
sich endlich im Laufe
der vergangenen Epoche
in Deutschland wieder
erworben hatten. Be-
trachtet man insbe-
sondere die ameri-
kanischen Sammlungen
auf ihre Bestände
an deutscher Malerei,
so muß man immer
wieder feststellen, daß
hier beinahe ausschließlich das deutsche
Bildnis klassischer Prägung, also das Bildnis
italianisierender Renaissance-Prägung der
Dürer- und Nachdürerzeit verständnisvolle
Aufnahme gefunden hat, während die go-
tische deutsche Bildtafel dem an einem for-
malistischen Italien-Ideal geschulten Ge-
schmack des Sammlers der neuen Welt nur
in wenigen Ausnahmefällen zusagte.
Umso größeres Interesse dürfen daher
einige Bildtafeln des 14. und 15. Jahrhunderts
beanspruchen, die vor einigen Jahren mit
der, nur wenigen Fachkennern bekannten
Wiener Privatsammlung Stefan von Auspitz
ins Ausland wanderten und sich heute im
holländischen Kunsthandel befinden. Wir
nehmen die Gelegenheit wahr, sie hier un-
seren Lesern in Abbildungen vorzuführen
Bei dem einen Werk handelt es sich um
zwei Flügel eines kleinen Altars, die auf
beiden Seiten bemalt sind. Die Stilelemente
dieses reizvollen Werkes weisen auf ein
frühes Entstehungsdatum und eindeutig auf
Köln als Herstellungsort hin. Alfred Stange
hat kürzlich nachgewiesen, daß die beiden
Auspitzflügel und ein Altärchen von ähn-
licher Größe im Bayerischen National-
museum, die er demselben Meister zuschreibt,
zu der Gruppe der Malereien der Kölner
Chorschranken um 1320 gehören, also eng
mit dem Hauptwerk der Kölner Malerschule
des frühen 14. Jahrhunderts und damit einem
der bedeutendsten Monumente dieser Periode
deutscher Kunst Zusammenhängen.
Liegt der künstlerische Reiz dieser Flügel
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u. dat. Aus der S. van Ruysdael-Ausstellung der Galerie Goudstikker,
(Photo Goudstikker)
Carei Fabritius, Bärtiger Mann. Holz, 22 :26 cm.
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Aus der S. van Ruysdael - Ausstellung der Galerie J. Goudstikker,
Amsterdam (Photo Goudstikker)
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Zusamme
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Gänzen d