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DIE WELTKUNST
Jahrg. X, Nr. 7 vom 16. Februar 1936
Die Auferstehung des
Palazzo Labia
Einer der schönsten und reichsten Barock-
paläste, über die das an Palästen wahrlich
nicht arme Venedig verfügte, war der Palast
der Grafen Labia, einer ursprünglich spani-
schen Familie, die im 17. Jahrhundert vene-
tianische Patrizier wurde und für anderthalb
Jahrhundert wohl das reichste venetianische
Geschlecht gewesen ist. Dieser Palast ist
nach dem Zusammenbruch Venedigs und dem
Vermögensverfall jenes Zweiges der Familie
Labia, die Besitzerin des Palastes war, voll-
kommen heruntergekommen; er war zeit-
weise Besitz des Fürsten Lobkowitz. Der
Bau hatte 1 Million 200 000 Dukaten gekostet,
an Lobkowitz ist er für 24 000 Lire verkauft
worden. Jetzt ist der vollkommen herunter-
gewirtschaftete Palast von einem Grafen
Elfenbeinminiatur: Bildnis Friedrich Schiller, deutsch
18. Jahrh. Aus der Versteigerung Paul Hart-
mann, Stuttgart, Königstr. 55, am 20. u. 21. Febr. 1936
(Kl. Hartmann)
Labia zurückgekauft und restauriert worden.
Beauftragt waren damit Nino Barbantini und
Marco Barnabö, die beiden künstlerischen
Persönlichkeiten des heutigen Venedigs,
denen man die Erhaltung mancher Kunst-
schätze der Stadt verdankt. Im Palazzo Labia
befinden sich die beiden großen Fresken der
Cleopatra des Giambattista Tiepolo; andere
Deckengemälde stammen von Trevisani. Ob-
wohl die Neuordnung des Palastes noch nicht
ganz vollendet worden ist, kann man be-
haupten, daß einer der schönsten Paläste
Venedigs in allerletzter Stunde gerettet wor-
den ist und zwar — was ganz selten ist —
durch ein Mitglied der alten Besitzerfamilie.
Emil Rudolf Weiss
Ausstellung in Mannheim
Emil Rudolf Weiss, kürzlich 60 Jahre
alt geworden, ehrt die Mannheimer Kunst-
halle durch eine Ausstellung, die sein male-
risches Werk umfaßt. An die sechzig Ge-
mälde hängen in de'n Sälen. Die Bilder
zeigen, wie der aus der Kalckreuth-Thoma-
Schule stammende Künstler von Anfang an
sich bemühte, fremde Beeinflussungen zu um-
gehen. Die buchkünstlerische Betätigung
von Weiss hat dann freilich einen Stil her-
vorgebracht, der mehr auf Raumaufteilung
und Abgewogenheit von Licht und Schatten
ausging als auf farbig leuchtende Schönheits-
reize. K. O.
Finnische Medaillen-
Ausstellung
im Wiener Kunsthistorischen
Musen m
Die Geschichte der finnischen Medaille
setzt erst gegen Ende des vorigen Jahrhun-
derts ein, nachdem Finnland 1865 eine eigene
Währung erhalten hatte. Der Hauptvertreter
der älteren Generation, der auch in der
Schau im Wiener Kunsthistorischen Museum
mit einer umfangreichen Kollektion zur Stelle
ist, ist Emil Wikström, der zahlreiche histo-
rische und offizielle Medaillen geschaffen
hat. Wikström, der in Wien studierte, wo-
raus sich auch seine Beziehungen zu der Wie-
ner Kunst der neunziger Jahre erklären,
huldigt einem malerischen Naturalismus.
Anders der gleichfalls mit einer Kollektiv-
schau zur Geltung kommende J. Munster-
hjelm, dessen edel-schlichte Arbeiten an die
Kunst des Klassizismus anknüpfen, Eigen-
artiger und wohl neben dem Großplastiker
V. Aaltonen die beachtlichste Erscheinung ist
Gerda Quist. Ihre Medaillen lassen an die
Schöpfungen der italienischen Renaissance
denken. E. Cedercreutz, E. Filen, A. Gallen-
Kallela, J. Haapasalo, Attu und Emil Halonen,
V. Jansson, Y. Liipola vertreten mit Einzel-
stücken einen vereinfachenden Naturalismus,
der für das Wesen der finnischen Medaillen-
kunist charakteristisch ist. St. P.-N.
Heinricf) Stegemann
Dieser nun bald fünfzigjährige Hambur-
ger Maler, den die Berliner Galerie
v. d. Hey <1 e mit Gemälden, Aquarellen und
graphischen Blättern vorstellt, liebt vor allem
die strahlenden, hellen Farben. Die blauen
Hintergrundflächen der ausdrucksstarken,
sich energisch auf die entscheidenden Haupt-
züge beschränkenden Porträts, satte gelbe
Klänge in den „Florettfechtern“ und einem
Form zu belegen vermögen. Mit einigem
andern verrät der große Entwurf für ein
Wandbild und die Darstellung der Düssel-
dorfer Brücke, daß dieser Weg ursprünglich
über die Abstraktion gegangen ist. Stege-
mann schreitet vom Kargen und mehr Line-
aren zum Gesteigerten und zur Fülle vor.
Er hat nur wenige Nebentöne, aber die an-
geschlagenen Farbenklänge tönen voll und
Eine Plakette
der Staatlichen
Porzellan-Manu-
faktur zum
50. Geburtstag
von Wilhelm
Furtwängler
Anläßlich des 50. Ge-
burtstages des Staats-
rates Wilhelm Furt-
wängler, ersten Staats-
kapellmeisters und Lei-
ters des Berliner Phil-
harmonischen Orche-
sters, geboren am 25. Ja-
nuar 1886 in Berlin-
Schöneberg, hat die
Staatliche Porzellan-Ma-
nufaktur Berlin eine
Plakette in weißem Bis-
cuitporzellan ausge-
formt; den ausdrucks-
vollen Kopf bildete der
Berliner Plastiker Prof.
Richard Scheibe.
Richard Scheibe, Bildnisplakette Wilhelm Furtwängler
Biscuitporzellan der Staatlichen Porzellanmanufaktur Berlin
(Photo Porz.-Manf.)
AUKTIONS-VORBERICHTE
Karlsruhe, 19./20. Febr.
Durch die Kunsthandlung E. Distel-
bar t h gelangt aus Privatbesitz eine äußerst
interessante Kunstsammlung zur Versteige-
rung. Neben einer vollständigen Wohnungs-
einrichtung handelt es sich dabei um eine
Sammlung moderner Handzeichnungen und
Graphiken, alte orientalische Teppiche, go-
tische und barocke Holzskulpturen sowie
eine Bibliothek von etwa 2000 Bänden moder-
ner Literatur, Luxus- und Pressendrucken.
Die Abteilung der Gemälde, Aquarelle und
Handzeichnungen enthält die besten Namen:
wir nennen zur Kennzeichnung nur Pissarro,
Meid, Corinth, Masereel, Nolde, Trübner,
Slevogt, van Gogh, Degas, Thoma, Marees,
Barlach. Spitzweg, Signac. Steinten. Utrillo,
Schwind, Uhde, Klimt u. a.
Stuttgart, 20./21. Febr.
Das Kunstauktionshaus1 Paul Hartmann
bringt in der Versteigerung am 20. und
21. Februar gute Gemälde von Spitzweg,
Fr. Volz, Lenbach, Fr. Keller, Landenberger,
R. v. Haug u. a„ ferner eine interessante Elfen-
beinminiatur Fr. v. Schiller (s. Abb.) aus der
Zeit.Von den Zeichnungen sind eine gute Feder¬
zeichnung von W. v. Dietz, Blüchers Rhein-
übergang, sowie ein Blatt von Vautier „Die
Weinprobe“ bemerkenswert. Unter den Anti-
quitäten befindet sich gutes Silber, schöne
Fayencen, zwei Barock-Zinnterrinen, ver-
schiedenes altes Ludwigsburger Porzellan
sowie alte Orientteppiche.
London, 17.—19. Febr.
Eine wichtige Buch-Auktion bei Sothe-
by & Co. vom 17. bis 19. Februar enthält
vor allem Erstausgaben illustrierter engli-
scher Bücher des 18. Jahrhunderts, darunter
eine Reihe seltenster Originalausgaben von
William Blake, die dieser Auktion ein erheb-
liches Interesse sichern.
Die vom gleichen Haus veranstaltete
Handzeichnungs-Versteigerung (19. Februar)
stützt ihre Bedeutung auf die Serie von 35
Handzeichnungen Tiepolos aus dem Besitz
von Sir Henry Duff Gordon, die bisher in
einem alten Klebeband vereinigt waren. Her-
vorzuheben sind ferner eine Zeichnung von
Mantegna und ein frühes flämisches Blatt.
Am selben Tage wird bei Christi e’s
englisches Silber aus verschiedenem Besitz
ausgeboten.
Heinrich Stegemann, In der Loge- Ausstellung: Galerie von der Heyde, Berlin
(Kl. v. d. Heyde)
„Damenbildnis“, das alles sind Steigerungen
und Verdichtungen, die den Weg dieses
Künstlers zu einer aus dem Koloristischen
heraus entwickelten monumental bestimmten
DAS GUTE HOTEL
Kurbotel Monte Veriia
Ascona
Schweiz
Das Hotel der Kunstfreunde
Volle Pension ab Frs. 12.—
Zimmer ab Frs. 4. —
Prospekte auf Anfrage
rein bei ihm aus. Das Gestirn Munch, wel-
ches den bemerkenswertesten Hamburger
Malern unserer Zeit als richtunggebend er-
scheint, hat merklich bei ihm weniger Ein-
fluß ausgeübt. Denn Stegemann hat die
Spuren dieses nordischen Magiers in seinen
Bildern wohl mehr mit Eigenem verschmol-
zen als andere, wovon die vier sehr unter-
schiedlichen Fassungen seiner „Menschen in
einer Loge“ (s. Abb.) Zeugnis ablegen. Dem
Suggestiven dieser Oelbilder steht die herbe
Lyrik einer Reihe von frischen Aquarellen
gegenüber, von denen die Ansichten eines
kleinen Nordseehafens bei Blankenese be-
sonders eindringlich sind. In einigen kleinen
Lithos wird mit einem Mindestmaß an Strich-
lagen der Kopf des Schauspielers Paul Wege-
ner umrissen. Zk.
Ausstellungen der Woche
Aachen:
Creutzer-Lem pertz, Hindenburgstraße 49: Ge-
mälde alter und neuer Meister, Antiquitäten.
Berlin:
Deutsches Museum: Kunstwerk des Monats.
Kupferstichkabinett: Meisterwerke der italie-
nischen Renaissance (Zeichnungen, Kupferstiche, Holz-
schnitte). Im Uebergang: Albrecht Altdorfers Hand-
zeichnungen.
Vorderasiatisches Museum: Funde, aus der
deutschen Ausgrabung von Megiddo. Islamische Ab-
teilung: Iranische Wandmalereien des 17. Jahrhunderts
(Wiedergaben von S. Katchadourian).
Zeughaus: I. Weltkrieg in Bildern. Gedächtnisschau
1915—1935. IV. Die Herbstschlacht in der Champagne
und im Artois.
Kaiser - Friedrich - Museum (Erdgeschoß) :
Cosmatenarbeiten des 12.—13. Jahrhunderts in Sizi-
lien (Wiedergaben in Originalgröße). — Münzkabi-
nett: Medaillen zur Geschichte der englischen See-
herrschaft.
Kunstbibliothek (Lichthof) : Neuerwerbungen von
Baumeister- und Handwerkerzeichnungen des süddeut-
schen Barock.
Museum für Deutsche Volkskunde, Schloß
Bellevue: Deutsche Bauernkunst.
Haus der Kunst, Königsplatz 4. Einzelausstellung
deutscher Künstler.
Prinzessinnen-Palais, Platz am Zeughaus:
Deutsche Kunst seit Dürer: „Das Stilleben".
Ausstellungsraum Karl Buchholz, W 8, Leipziger
Straße 119/120: Herbert Garbe: Skulpturen,- Karl
Rössing-. Pinselzeichnungen und Holzstiche.
Galerie Gurlitt, Matthäikirchplatz 7: Nicolaus
Taneff, Sofia: Gemälde,- Gottfried Eisenhut, Hamburg:
Zeichnungen; Anton Weber, Berlin: Zeichnungen;
Marianne Matthaei, Berlin: Aquarelle; Willibald
Kramm, Berlin: Aquarelle.
Galerie v. d. Heyde, v.-Köster-Ufer 79. Kollektiv-
Ausstellung Heinrich Stegemann, Gemälde u. Aquarelle.
Galerie Ferdinand Möller, Großadmiral-v.-
Köster-Ufer 73: Zeitgenössische Kunst: Barlach, Heckel,
Otto Mueller, Nolde, Rohlfs, Schmidt-Rottluff u. a.
Galerie Nierendorf, Lützowufer 19a: Fritz
Heidingsfeld, Danzig, Aquarelle und Oelgemälde. —
Groß-Admiral-v.-Köster-Ufer 72: Josef Achmann, Mün-
chen; Theo Champion, Düsseldorf; Eugen Croissant,
München,- Otto Dix, Dresden; Carl Großberg, Würz-
burg,- Wilhelm Heise, München,- Franz Lenk, Berlin;
Alfred Mahlau, Lübeck; E. A. Mühler, Dresden; Georg
Schrimpf, Berlin,- Karl Rüter, Hannover,- Ernst Thoms,
Hannover.
Verein Berliner Künstler, Tiergartenstr. 2a:
Plastische Bildnisse, Aquarelle u. Zeichnungen, sowie
Aquarell - Kollektionen von Reinhold Dieffenbacher,
Richard Duschek, Erich Feyerabend, Otto Herbig, Max
Kaus, Hans Meid, Ernst-Alfred Mühler, Hermann Teuber.
Chemnitz:
Kunstausstellung Gerstenberger, Am
Roßmarkt: Gemälde und Radierungen von Ernst Hai-
der, München,- Einzelwerke von Thoma, Spitzweg,
Leibi, Uhde, Trübner, Fohr, J. A. Klein, Zügel, Rayski,
Daumier, Signac, Manet.
Kunsthütte, Adoif-Hitler-Pl. 1: Paul Wilhelm, Dres-
den; Josef Hegenbarth, Dresden; Adolf Praeger, Köln;
Hans Beckers, Düren; Prof. Eduard Lammert, München.
Duisburg:
Städtische Kunstslg., Königstraße 21: Kollektiv-
ausstellung von Eugen Kerschkamp, Rhöndorf: Oel-
bilder — Aquarelle — Zeichnungen.
Düsseldorf:
Galerie A. Vömel, Königsallee 34: Werke deut-
scher Bildhauer und Maler.
Galerie Paffrath: Bedeutende Gemälde der äl-
teren Düsseldorfer-Münchner Schule.
Galerie Stern, Albert-Leo-Schlageter-Allee 23:
Gemälde alter und neuer Meister, u. a. Meister von
Liesborn, Viktor Dünwege, Meister von Kappenberg,
Beerstraaten, Berchem, Jan Brueghel d. Ae., Buecke-
leer, Elsheimer, J. v. d. Heyden, Th. Key, Ravessteyn;
Achenbach, Bochmann, Braith, Courbet, Knaus, Kröner,
Mühlig, Munthe, Philippi, Rasmussen, Rohlfs, Schön-
leber, Zügel.
Kunstverein für die Rheinlande und
Westfalen : Werke von Hans Beckers, Franz Lenk,
W. Albert Lindgens, Carl Mense, Josel Pilartz, Georg
Schrimpf.
Hamburg:
Kunstverein, Neue Rabenstr. 25: Josef Steiner-
Sendling, Emy Roeder, Willy Knoop.
Hannover:
Kestner Ge Seilschaft: Unbekanntes Handwerks-
gut. — Gerhard Mareks, Nienhagen a. d. Ostsee:
Bronzen und Zeichnungen,- Fritz Griebel, Heroldsberg:
Gemälde, Zeichnungen, Aquarelle, Scherenschnitte.
Köln:
Galerie Abels, Wallrafplatz 6: Spitzweg — Knaus
— Zügel — Hagemeister — Liebermann — Corinth —
August Macke — Nolde — Schmidt-Rottluff.
Kunsthaus Malmede: Seltene Meister des 15.
bis 17. Jahrhunderts.
München:
Kunstverein, Bund zeichnender Künstler: Prof.
Friedrich Lommel, Adolf Büger.
Staat I. Graph. S I g.: Wilh. Busch, Adlf. Ober-
länder, niederländ. Druckgraphik, Lucas v. Leyden.
Künstlerhaus : Schatzkammer des Prinzen Karneval
II. Teil.
Neue Pinakothek, 50 Jahre Münchener Land-
schaftsmalerei und Bildnisplastik (Künstlerköpfe).
Graphisches Kabinett, Brienner Str. 8c: Neue
Landschafts-Aquarelle von Emil Nolde, sowie Beck-
mann, Feininger, Gilles, Heckel, Herbig, Kaus, Macke,
Maly, O. Mueller, Schari, Schmidt-Rottluff, W. Scholz,
Rohlfs, Zeichnungen von G. Mareks.
Galerie Heinemann, Lenbachplatz 5—6: Sven
Hedin, Zeichnungen u. Aquarelle. — „Das Winter-
bild": Gemälde und Aquarelle.
Galerie Wimmer & Co., gegr. 1825, Brienner
Straße 3: „Deutsche Meister des 19. Jahrh.".
Wiesbaden:
Nassauischer Kunstverein im Landes-
museum : „Schweizer Wandmalereien der Gegen-
wart."
Schweiz: Bern:
Gutekunst & Klipstein, Alte u. mod. Graphik.
DIE WELTKUNST
Jahrg. X, Nr. 7 vom 16. Februar 1936
Die Auferstehung des
Palazzo Labia
Einer der schönsten und reichsten Barock-
paläste, über die das an Palästen wahrlich
nicht arme Venedig verfügte, war der Palast
der Grafen Labia, einer ursprünglich spani-
schen Familie, die im 17. Jahrhundert vene-
tianische Patrizier wurde und für anderthalb
Jahrhundert wohl das reichste venetianische
Geschlecht gewesen ist. Dieser Palast ist
nach dem Zusammenbruch Venedigs und dem
Vermögensverfall jenes Zweiges der Familie
Labia, die Besitzerin des Palastes war, voll-
kommen heruntergekommen; er war zeit-
weise Besitz des Fürsten Lobkowitz. Der
Bau hatte 1 Million 200 000 Dukaten gekostet,
an Lobkowitz ist er für 24 000 Lire verkauft
worden. Jetzt ist der vollkommen herunter-
gewirtschaftete Palast von einem Grafen
Elfenbeinminiatur: Bildnis Friedrich Schiller, deutsch
18. Jahrh. Aus der Versteigerung Paul Hart-
mann, Stuttgart, Königstr. 55, am 20. u. 21. Febr. 1936
(Kl. Hartmann)
Labia zurückgekauft und restauriert worden.
Beauftragt waren damit Nino Barbantini und
Marco Barnabö, die beiden künstlerischen
Persönlichkeiten des heutigen Venedigs,
denen man die Erhaltung mancher Kunst-
schätze der Stadt verdankt. Im Palazzo Labia
befinden sich die beiden großen Fresken der
Cleopatra des Giambattista Tiepolo; andere
Deckengemälde stammen von Trevisani. Ob-
wohl die Neuordnung des Palastes noch nicht
ganz vollendet worden ist, kann man be-
haupten, daß einer der schönsten Paläste
Venedigs in allerletzter Stunde gerettet wor-
den ist und zwar — was ganz selten ist —
durch ein Mitglied der alten Besitzerfamilie.
Emil Rudolf Weiss
Ausstellung in Mannheim
Emil Rudolf Weiss, kürzlich 60 Jahre
alt geworden, ehrt die Mannheimer Kunst-
halle durch eine Ausstellung, die sein male-
risches Werk umfaßt. An die sechzig Ge-
mälde hängen in de'n Sälen. Die Bilder
zeigen, wie der aus der Kalckreuth-Thoma-
Schule stammende Künstler von Anfang an
sich bemühte, fremde Beeinflussungen zu um-
gehen. Die buchkünstlerische Betätigung
von Weiss hat dann freilich einen Stil her-
vorgebracht, der mehr auf Raumaufteilung
und Abgewogenheit von Licht und Schatten
ausging als auf farbig leuchtende Schönheits-
reize. K. O.
Finnische Medaillen-
Ausstellung
im Wiener Kunsthistorischen
Musen m
Die Geschichte der finnischen Medaille
setzt erst gegen Ende des vorigen Jahrhun-
derts ein, nachdem Finnland 1865 eine eigene
Währung erhalten hatte. Der Hauptvertreter
der älteren Generation, der auch in der
Schau im Wiener Kunsthistorischen Museum
mit einer umfangreichen Kollektion zur Stelle
ist, ist Emil Wikström, der zahlreiche histo-
rische und offizielle Medaillen geschaffen
hat. Wikström, der in Wien studierte, wo-
raus sich auch seine Beziehungen zu der Wie-
ner Kunst der neunziger Jahre erklären,
huldigt einem malerischen Naturalismus.
Anders der gleichfalls mit einer Kollektiv-
schau zur Geltung kommende J. Munster-
hjelm, dessen edel-schlichte Arbeiten an die
Kunst des Klassizismus anknüpfen, Eigen-
artiger und wohl neben dem Großplastiker
V. Aaltonen die beachtlichste Erscheinung ist
Gerda Quist. Ihre Medaillen lassen an die
Schöpfungen der italienischen Renaissance
denken. E. Cedercreutz, E. Filen, A. Gallen-
Kallela, J. Haapasalo, Attu und Emil Halonen,
V. Jansson, Y. Liipola vertreten mit Einzel-
stücken einen vereinfachenden Naturalismus,
der für das Wesen der finnischen Medaillen-
kunist charakteristisch ist. St. P.-N.
Heinricf) Stegemann
Dieser nun bald fünfzigjährige Hambur-
ger Maler, den die Berliner Galerie
v. d. Hey <1 e mit Gemälden, Aquarellen und
graphischen Blättern vorstellt, liebt vor allem
die strahlenden, hellen Farben. Die blauen
Hintergrundflächen der ausdrucksstarken,
sich energisch auf die entscheidenden Haupt-
züge beschränkenden Porträts, satte gelbe
Klänge in den „Florettfechtern“ und einem
Form zu belegen vermögen. Mit einigem
andern verrät der große Entwurf für ein
Wandbild und die Darstellung der Düssel-
dorfer Brücke, daß dieser Weg ursprünglich
über die Abstraktion gegangen ist. Stege-
mann schreitet vom Kargen und mehr Line-
aren zum Gesteigerten und zur Fülle vor.
Er hat nur wenige Nebentöne, aber die an-
geschlagenen Farbenklänge tönen voll und
Eine Plakette
der Staatlichen
Porzellan-Manu-
faktur zum
50. Geburtstag
von Wilhelm
Furtwängler
Anläßlich des 50. Ge-
burtstages des Staats-
rates Wilhelm Furt-
wängler, ersten Staats-
kapellmeisters und Lei-
ters des Berliner Phil-
harmonischen Orche-
sters, geboren am 25. Ja-
nuar 1886 in Berlin-
Schöneberg, hat die
Staatliche Porzellan-Ma-
nufaktur Berlin eine
Plakette in weißem Bis-
cuitporzellan ausge-
formt; den ausdrucks-
vollen Kopf bildete der
Berliner Plastiker Prof.
Richard Scheibe.
Richard Scheibe, Bildnisplakette Wilhelm Furtwängler
Biscuitporzellan der Staatlichen Porzellanmanufaktur Berlin
(Photo Porz.-Manf.)
AUKTIONS-VORBERICHTE
Karlsruhe, 19./20. Febr.
Durch die Kunsthandlung E. Distel-
bar t h gelangt aus Privatbesitz eine äußerst
interessante Kunstsammlung zur Versteige-
rung. Neben einer vollständigen Wohnungs-
einrichtung handelt es sich dabei um eine
Sammlung moderner Handzeichnungen und
Graphiken, alte orientalische Teppiche, go-
tische und barocke Holzskulpturen sowie
eine Bibliothek von etwa 2000 Bänden moder-
ner Literatur, Luxus- und Pressendrucken.
Die Abteilung der Gemälde, Aquarelle und
Handzeichnungen enthält die besten Namen:
wir nennen zur Kennzeichnung nur Pissarro,
Meid, Corinth, Masereel, Nolde, Trübner,
Slevogt, van Gogh, Degas, Thoma, Marees,
Barlach. Spitzweg, Signac. Steinten. Utrillo,
Schwind, Uhde, Klimt u. a.
Stuttgart, 20./21. Febr.
Das Kunstauktionshaus1 Paul Hartmann
bringt in der Versteigerung am 20. und
21. Februar gute Gemälde von Spitzweg,
Fr. Volz, Lenbach, Fr. Keller, Landenberger,
R. v. Haug u. a„ ferner eine interessante Elfen-
beinminiatur Fr. v. Schiller (s. Abb.) aus der
Zeit.Von den Zeichnungen sind eine gute Feder¬
zeichnung von W. v. Dietz, Blüchers Rhein-
übergang, sowie ein Blatt von Vautier „Die
Weinprobe“ bemerkenswert. Unter den Anti-
quitäten befindet sich gutes Silber, schöne
Fayencen, zwei Barock-Zinnterrinen, ver-
schiedenes altes Ludwigsburger Porzellan
sowie alte Orientteppiche.
London, 17.—19. Febr.
Eine wichtige Buch-Auktion bei Sothe-
by & Co. vom 17. bis 19. Februar enthält
vor allem Erstausgaben illustrierter engli-
scher Bücher des 18. Jahrhunderts, darunter
eine Reihe seltenster Originalausgaben von
William Blake, die dieser Auktion ein erheb-
liches Interesse sichern.
Die vom gleichen Haus veranstaltete
Handzeichnungs-Versteigerung (19. Februar)
stützt ihre Bedeutung auf die Serie von 35
Handzeichnungen Tiepolos aus dem Besitz
von Sir Henry Duff Gordon, die bisher in
einem alten Klebeband vereinigt waren. Her-
vorzuheben sind ferner eine Zeichnung von
Mantegna und ein frühes flämisches Blatt.
Am selben Tage wird bei Christi e’s
englisches Silber aus verschiedenem Besitz
ausgeboten.
Heinrich Stegemann, In der Loge- Ausstellung: Galerie von der Heyde, Berlin
(Kl. v. d. Heyde)
„Damenbildnis“, das alles sind Steigerungen
und Verdichtungen, die den Weg dieses
Künstlers zu einer aus dem Koloristischen
heraus entwickelten monumental bestimmten
DAS GUTE HOTEL
Kurbotel Monte Veriia
Ascona
Schweiz
Das Hotel der Kunstfreunde
Volle Pension ab Frs. 12.—
Zimmer ab Frs. 4. —
Prospekte auf Anfrage
rein bei ihm aus. Das Gestirn Munch, wel-
ches den bemerkenswertesten Hamburger
Malern unserer Zeit als richtunggebend er-
scheint, hat merklich bei ihm weniger Ein-
fluß ausgeübt. Denn Stegemann hat die
Spuren dieses nordischen Magiers in seinen
Bildern wohl mehr mit Eigenem verschmol-
zen als andere, wovon die vier sehr unter-
schiedlichen Fassungen seiner „Menschen in
einer Loge“ (s. Abb.) Zeugnis ablegen. Dem
Suggestiven dieser Oelbilder steht die herbe
Lyrik einer Reihe von frischen Aquarellen
gegenüber, von denen die Ansichten eines
kleinen Nordseehafens bei Blankenese be-
sonders eindringlich sind. In einigen kleinen
Lithos wird mit einem Mindestmaß an Strich-
lagen der Kopf des Schauspielers Paul Wege-
ner umrissen. Zk.
Ausstellungen der Woche
Aachen:
Creutzer-Lem pertz, Hindenburgstraße 49: Ge-
mälde alter und neuer Meister, Antiquitäten.
Berlin:
Deutsches Museum: Kunstwerk des Monats.
Kupferstichkabinett: Meisterwerke der italie-
nischen Renaissance (Zeichnungen, Kupferstiche, Holz-
schnitte). Im Uebergang: Albrecht Altdorfers Hand-
zeichnungen.
Vorderasiatisches Museum: Funde, aus der
deutschen Ausgrabung von Megiddo. Islamische Ab-
teilung: Iranische Wandmalereien des 17. Jahrhunderts
(Wiedergaben von S. Katchadourian).
Zeughaus: I. Weltkrieg in Bildern. Gedächtnisschau
1915—1935. IV. Die Herbstschlacht in der Champagne
und im Artois.
Kaiser - Friedrich - Museum (Erdgeschoß) :
Cosmatenarbeiten des 12.—13. Jahrhunderts in Sizi-
lien (Wiedergaben in Originalgröße). — Münzkabi-
nett: Medaillen zur Geschichte der englischen See-
herrschaft.
Kunstbibliothek (Lichthof) : Neuerwerbungen von
Baumeister- und Handwerkerzeichnungen des süddeut-
schen Barock.
Museum für Deutsche Volkskunde, Schloß
Bellevue: Deutsche Bauernkunst.
Haus der Kunst, Königsplatz 4. Einzelausstellung
deutscher Künstler.
Prinzessinnen-Palais, Platz am Zeughaus:
Deutsche Kunst seit Dürer: „Das Stilleben".
Ausstellungsraum Karl Buchholz, W 8, Leipziger
Straße 119/120: Herbert Garbe: Skulpturen,- Karl
Rössing-. Pinselzeichnungen und Holzstiche.
Galerie Gurlitt, Matthäikirchplatz 7: Nicolaus
Taneff, Sofia: Gemälde,- Gottfried Eisenhut, Hamburg:
Zeichnungen; Anton Weber, Berlin: Zeichnungen;
Marianne Matthaei, Berlin: Aquarelle; Willibald
Kramm, Berlin: Aquarelle.
Galerie v. d. Heyde, v.-Köster-Ufer 79. Kollektiv-
Ausstellung Heinrich Stegemann, Gemälde u. Aquarelle.
Galerie Ferdinand Möller, Großadmiral-v.-
Köster-Ufer 73: Zeitgenössische Kunst: Barlach, Heckel,
Otto Mueller, Nolde, Rohlfs, Schmidt-Rottluff u. a.
Galerie Nierendorf, Lützowufer 19a: Fritz
Heidingsfeld, Danzig, Aquarelle und Oelgemälde. —
Groß-Admiral-v.-Köster-Ufer 72: Josef Achmann, Mün-
chen; Theo Champion, Düsseldorf; Eugen Croissant,
München,- Otto Dix, Dresden; Carl Großberg, Würz-
burg,- Wilhelm Heise, München,- Franz Lenk, Berlin;
Alfred Mahlau, Lübeck; E. A. Mühler, Dresden; Georg
Schrimpf, Berlin,- Karl Rüter, Hannover,- Ernst Thoms,
Hannover.
Verein Berliner Künstler, Tiergartenstr. 2a:
Plastische Bildnisse, Aquarelle u. Zeichnungen, sowie
Aquarell - Kollektionen von Reinhold Dieffenbacher,
Richard Duschek, Erich Feyerabend, Otto Herbig, Max
Kaus, Hans Meid, Ernst-Alfred Mühler, Hermann Teuber.
Chemnitz:
Kunstausstellung Gerstenberger, Am
Roßmarkt: Gemälde und Radierungen von Ernst Hai-
der, München,- Einzelwerke von Thoma, Spitzweg,
Leibi, Uhde, Trübner, Fohr, J. A. Klein, Zügel, Rayski,
Daumier, Signac, Manet.
Kunsthütte, Adoif-Hitler-Pl. 1: Paul Wilhelm, Dres-
den; Josef Hegenbarth, Dresden; Adolf Praeger, Köln;
Hans Beckers, Düren; Prof. Eduard Lammert, München.
Duisburg:
Städtische Kunstslg., Königstraße 21: Kollektiv-
ausstellung von Eugen Kerschkamp, Rhöndorf: Oel-
bilder — Aquarelle — Zeichnungen.
Düsseldorf:
Galerie A. Vömel, Königsallee 34: Werke deut-
scher Bildhauer und Maler.
Galerie Paffrath: Bedeutende Gemälde der äl-
teren Düsseldorfer-Münchner Schule.
Galerie Stern, Albert-Leo-Schlageter-Allee 23:
Gemälde alter und neuer Meister, u. a. Meister von
Liesborn, Viktor Dünwege, Meister von Kappenberg,
Beerstraaten, Berchem, Jan Brueghel d. Ae., Buecke-
leer, Elsheimer, J. v. d. Heyden, Th. Key, Ravessteyn;
Achenbach, Bochmann, Braith, Courbet, Knaus, Kröner,
Mühlig, Munthe, Philippi, Rasmussen, Rohlfs, Schön-
leber, Zügel.
Kunstverein für die Rheinlande und
Westfalen : Werke von Hans Beckers, Franz Lenk,
W. Albert Lindgens, Carl Mense, Josel Pilartz, Georg
Schrimpf.
Hamburg:
Kunstverein, Neue Rabenstr. 25: Josef Steiner-
Sendling, Emy Roeder, Willy Knoop.
Hannover:
Kestner Ge Seilschaft: Unbekanntes Handwerks-
gut. — Gerhard Mareks, Nienhagen a. d. Ostsee:
Bronzen und Zeichnungen,- Fritz Griebel, Heroldsberg:
Gemälde, Zeichnungen, Aquarelle, Scherenschnitte.
Köln:
Galerie Abels, Wallrafplatz 6: Spitzweg — Knaus
— Zügel — Hagemeister — Liebermann — Corinth —
August Macke — Nolde — Schmidt-Rottluff.
Kunsthaus Malmede: Seltene Meister des 15.
bis 17. Jahrhunderts.
München:
Kunstverein, Bund zeichnender Künstler: Prof.
Friedrich Lommel, Adolf Büger.
Staat I. Graph. S I g.: Wilh. Busch, Adlf. Ober-
länder, niederländ. Druckgraphik, Lucas v. Leyden.
Künstlerhaus : Schatzkammer des Prinzen Karneval
II. Teil.
Neue Pinakothek, 50 Jahre Münchener Land-
schaftsmalerei und Bildnisplastik (Künstlerköpfe).
Graphisches Kabinett, Brienner Str. 8c: Neue
Landschafts-Aquarelle von Emil Nolde, sowie Beck-
mann, Feininger, Gilles, Heckel, Herbig, Kaus, Macke,
Maly, O. Mueller, Schari, Schmidt-Rottluff, W. Scholz,
Rohlfs, Zeichnungen von G. Mareks.
Galerie Heinemann, Lenbachplatz 5—6: Sven
Hedin, Zeichnungen u. Aquarelle. — „Das Winter-
bild": Gemälde und Aquarelle.
Galerie Wimmer & Co., gegr. 1825, Brienner
Straße 3: „Deutsche Meister des 19. Jahrh.".
Wiesbaden:
Nassauischer Kunstverein im Landes-
museum : „Schweizer Wandmalereien der Gegen-
wart."
Schweiz: Bern:
Gutekunst & Klipstein, Alte u. mod. Graphik.