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DIE WELTKUNST

Jahrg. X, Nr. 25/26 vom 28. Juni

Ueber die Entstehung der Kunstausstellun-
gen aus dem Kunsthandel heraus soll hier
nicht weiter gesprochen werden; der Weg geht
von Holland nach Paris und von da nach
Deutschland. Die Sitte, neue Kunstwerke in
der Werkstatt oder bei Hofe zu zeigen, hält
sich bis in das 19. Jahrhundert hinein und war
auch in Berlin üblich. Unabhängig vom Kunst-
markt fördern die neuen Kunstakademien den
Ausstellungsgedanken nur langsam. Die älteste
deutsche Maler-Akademie war die Nürnbergs
(1662), dann folgen die Rivalinnen Berlin (1696)
und Dresden (1697), die beide im 18. Jahrhun-
dert ihre Neugestaltung fanden. Doch war
nun 1764 Dresden durch Hagedorn führend
geworden, während Berlin dem sächsischen
Vorbild erst 1786 folgte. Die erste akademische
Kunstausstellung Dresdens wurde „am Na-

Kunstwerke dieser Ausstellung durch die Be-
schreibung in der „Bibliothek der schönen
Wissenschaften und der freyen Künste“ XII.
2. Stück 1765 und ihre geschichtlichen Tat-
sachen aus Moritz Wiessner’s Festschrift der
Dresdener Akademie, 1864. Seit dem Jahre
1765 war jedes Jahr am 5. März (bis 1806) die
öffentliche Dresdener Akademieausstellung,
und erst 1786 entschloß man sich in Berlin,
diese Dresdener Kunstausstellung nachzu-
ahmen. Die Frage, wann „die erste Ausstel-
lung in Berlin überhaupt“ war, möchte ich
nicht berühren, weil der Begriff „Ausstellung“
damals nicht klar war und alle möglichen
Schaustellungen umfaßte, wie sie z. B. an
Weihnachten üblich waren. Abschließend ist
zu sagen: Die erste öffentliche Kunstausstel-
lung in Deutschland, wie sie der Jubiläums-

Claude Lorrain, Studie zu einer Ideallandschaft. Leinwand, 30: 40 cm — Sammlung Gesellius,
Helsingfors (siehe Bericht Seite 3) (Phot. Gesellius}


menstage des Durchlauchtigsten Churfürsten
von Sachsen 5. März 1765 auf Veranstaltung
des Herrn General Direktor der Künste Geh.
Legationsrat v. Hagedorn im nunmehrigen
Churf. Akademien- vormals Fürstenbergischen
Hause“ feierlich eröffnet. Wir kennen die

katalog der Preußischen Akademie der Künste
meint, war zweifellos die der Dresdener Aka-
demie im Jahre 1765. Die Berliner Akademie-
ausstellung fand 21 Jahre später statt und
kann also 1786 nicht die erste öffentliche
Kunstausstellung in Deutschland gewesen sein!

Ausstellungs-Berichte und -Kritiken

Aus Berliner Galerien
Eine in Farbigkeiten schwelgende, in der
Hängung zuweilen etwas gedrängt wirkende
Aquarellausstellung der Galerie Fer-
dinand Möller breitet von Rohlfs und
Nolde an über die Heckel, Schmidt-Rottluff,
Herbig bis zu den Ch. Crodel, O. A. Schreiber,
Wilhelm Philipp, I. A. Benkert und anderen
Vertretern einer jungen Generation eine Fülle
von Wasserfarbendarstellungen aus, die trotz
der Mannigfaltigkeit der einzelnen Hand-
schriften sehr einheitlich wirkt. Eine solche
Zusammenfassung von Blättern, in denen das
reizvoll Momentane der Pinselführung die
künstlerisch eigene Form hervorhebt, die
nicht etwa kolorierte Zeichnungen zeigt, son-
dern die Möglichkeiten des Aquarells als be-
sondere Gattung in den Vordergrund rückt,
ist geeignet, Freunde für die Naß-in-Naß-
Malerei zu werben. Neben manchen ver-
trauten Bildklängen werden Arbeiten einiger
bisher unbekannter Künstler (z. B. des Rhein-
länders Ernst Hansen (s. Abbildung) und des

stellt, ist ein beachtenswerter, sich nur manch-
mal zu sehr der Abstraktion nähernder Land-
schaftsmaler. Er strebt vom Raumerlebnis aus
zu einer strengen Form, die eine feinfühlige
Behandlungsart der Farbigkeiten nicht aus-
schließt. Zk.
Shrisburg
Deutsche Realisten
Die Stadt. Kunstsammlung, Duis-
burg, veranstaltet in den Monaten Juli—
August ds. Jhrs. eine große Sommerausstellung.
Unter der Devise „Deutsche Realisten“ wer-
den als Leihgaben zahlreicher deutscher Mu-
seen, privater Sammler und Nachlaßverwalter
Werke von Leibi, Triibner, Thoma, Kalck-
reuth, Steinhausen, Menzel, Corinth, Slevogt,
Uhde, Haider, Hagemeister, Schuch, Sperl zur
Ausstellung kommen. Die Besten des 19. Jahr-
hunderts werden sich mit Oelbildern, Aqua-
rellen und Zeichnungen zusammenfinden, um
von der Besonderheit und Eigenart des betont
deutschen Schaffens jener Tagt: zu künden.

J. Repin, Bildnis Eleonore Düse
Aus der Moskauer Repin-Gedächtnisausstellung
(Photo Ettinger)


Cjotha
Ausstellung
Kupfersti di-
kabinett
Anläßlich der Neuer-
werbung des Cranach-
Gemäldes „Kreuzigung“
aus dem Jahre 1515, das
aus der Sammlung We-
sendonck-Bonn- vor kur-
zem angekauft ist, wurde
kürzlich die erste Aus-
stellung des Kupferstich-
kabinetts im Herzog-
lichen Museum in Gotha
eröffnet. Das Museum,
das seit Jahrzehnten un-
zugänglich war, ist durch
den neuen Direktor,
Freiherrn Schenk von
Schweins berg, neu
geordnet worden und
für Besucher freigegeben.

Thüringers P. Wilhelm) als schätzbare Berei-
cherungen empfunden.

Die Ausstellung nennt sich „Lukas Cranach-
Graphik“ und enthält vorwiegend Blätter des

Der aus Hamburg stammende, jetzt in Ber-
lin lebende Walter Kröhnke, der in der
Galerie F. u. F. am Kurfürstendamm aus-

Meisters. Der neue Direktor hat die Absicht,
die thüringische Tradition des Museums mehr
als bisher zu pflegen.

Gleichzeitig wird eine Schau „Raumkunst
der Goethezeit“, mit Bildern von Hackert,
Tischbein usw. gezeigt.

malerei gebildet hat, und daß die öffentlichen
wie die privaten Auftraggeber es verstehen»
die wirklich Berufenen heranzuziehen.
Hans II i 1 d e b r a n d t

IHannheim
Deutsche Frauenkunst
der Gegenwart
Diese Schau, vom Mannheimer
Ku nst verein zusammcngestellt, berichtet
über weibliche Begabungen, die weit über dem
Durchschnitt liegen. Ueber 100 Arbeiten, Ge-
mälde und Plastiken vermögen die überzeu-
gende Vorstellung zu erbringen, daß eine mehr
oder minder gefühlsbetonte Hingabe an die
Kunst Eigenpersönliches geschaffen hat. Dies
bezeugen vornehmlich die Bilder von Maria
Caspar-Filser, Henny Protzen-Kundmüller,
Maria Pfeiffer-Urspruch, Else Wex-Cleemann.
Besonders schöne, reife Dinge sieht man in
der Plastik. Milly Steger steht da voran, mit
ganz verinnerlichten, äußerlich anmutigen
Werken, wie etwa die „Sinnende“, „Kauernde“,
„Die Schwestern“. Ueberaus stark ist auch
der Eindruck,^den man von den Schöpfungen
gewinnt, dih’Emv Roeder, Ruth Schaumann,
Sylvie Lampe v. Benningsen, Ingeborg v. Rath
hervorgebracht haben. K. O.

IHnnchen


Das Münchener Bildnis
Wir hatten schon öfters Gelegenheit, auf
die lokalhistorisch wichtigen Sonderausstellun-
gen hinzuweisen, die 'Amtmann Schiessl,
der rührige Leiter des Historischen Stadt-
museums in München, veranstaltete. Die kürz-
lich eröffnete „Das Münchener Bildnis“ geht
über den Rahmen des Lokalhistorischen hin-
aus, insofern, als sie auch die bedeutenden
Künstler heranzieht, die in der Hauptsache
für den Hof beschäftigt waren. Um nur einige
zu nennen: Jan Pollak (Selbstporträt), Hans
Schöpfer, Hans Muelich, Hans Krümper — mit
einer lebensgroßen, holzgeschnitzten und far-
big gefaßten Büste des Herzogs Maximilian I.
von unerhörter Lebendigkeit —, Jos. Vivien
u. a. Neben diesen Koryphäen fallen die
Mehrzahl der lokal eingestellten Künstler na-
türlich mehr oder weniger ab, doch finden
wir auch von ihnen recht gute Leistungen.
Da sind die Bildnisse des Maurers Jörg Gang-
kofer, der die Frauenkirche erbaute, und des
Zimmermeisters Heimeran, der den gewaltigen
Dachstuhl errichtete, da ist das repräsentative
Bildnis des Magistratsrates und Weinschenken
Georg Stadler aus dem Jahre 1565 im spa-
nischen Wams, der das Zeichen seines Standes,
einen ungeheuren Humpen, einen sogen. Kraut-
trunk in der Rechten hält, wir finden die vor-
züglichen Bildnisse des
Georg Edlinger u. v. a.
Gewaltig ist die Fülle
der Stiche, Zeichnungen
und Karikaturen nam-
hafter Münchener Per¬
sönlichkeiten: Minister,
Künstler, Gelehrte, Aerz-
te. Originale und so
weiter. Auch der letzte
Hofnarr, der „Prangeri“,
ist uns in einigen lusti¬
gen Blättern überliefert.
Daran schließt sich die
prachtvolle Sammlung
von Miniaturen, die hin-
überleiten zu den Por¬
träts auf Porzellan
(Nymphenburg), Gläsern,
Dosen und so weiter,
meist recht beachtliche
Leistungen auch in
kunstgewerblicher Hin¬
sicht.
L. F. F.

Friedrich Olivier, Abend in Italien.
Neuerwerbung der Sammlung E. von der Heydt
Als Leihgabe in der National-Galerie, B e r I i n
(s. Bericht Nr. 23/24 v. 14. VI.) Photo F, Nitzsche)
Holländische
Ausstellungen
und Pläne
Zur Erinnerung an den im Juni 1636 in’
Alter von noch nicht vierzig Jahren an der
Pest gestorbenen talentvollen Maler Laffl'
b e r t J a c o b s z. veranstaltet das F r i e s i'
sehe Museum zu Leen warden ein“
Gedächtnisausstellung von Werken des Mei'
sters. Er war nicht nur ein tüchtiger Maler
namentlich biblischer Gegenstände, sonder11
auch ein Freund Vondels, des größten klassi'
sehen Dichters der Niederlande, und Vater de5
Malers Abraham Lambertsz. gen. van def
Tempel. Jacob Backer und Govert Flinck
waren seine Schüler.
Zu der im Amsterdamer Stadt1'
sehen Museum im Laufe des Sommers
stattfindenden Ausstellung englischer Kunst»
die unter dem Ehrenschutz der Königin d“f
Niederlande stehen wird, liegen zahlreiche Z11'
sagen vor: der König von England tritt eine“


(Kl. MöH«'


Stuttgart
Schweizer Wandmaler
der Gegenwart
Die eindrucksvolle Schau durfte in Stutt-
gart auf besondere Anteilnahme rechnen,
weil zwei der bedeutendsten Vertreter neuer
Schweizer Wandmalerei, der 1911 verstorbene
Hans Brühl in a n n und A. H. P e 11 e g r i n i,
heute ein führender Künstler in Basel, Schü-
ler und Mitarbeiter Adolf Holzels“ gewesen
sind. Die Ausstellung zeigte neben Entwurf-
und Raumskizzen sowie Photos nach ausge-
führten Werken in ihrer architektonischen
Umgebung auch eine größere Anzahl farbiger
Originalkartons. Beteiligt waren: die Züricher
Paul Bodmer, Augusto Giacometti, Hermann
Huber, Karl Hiigin, Karl Walser, der Basler
Pellegrini, Cuno Amiet in Oschwand, Pietro
Chiesa und Albert Kohler im Tessin. Das
Zürcher Kunsthaus stellte in entgegenkom-
mendster Weise die auf Leinwand gemalten
Wandmalereien Amiets zur Verfügung. Die
Ausstellung zeigte, daß sich in der Schweiz seit
Hodler eine feste Ueberlieferung der Wand-

Gainsborough (aus dem Buckingham Pala““
ab. Die Ausstellung wird ungefähr hund<?r
fünfzig Gemälde und fünfzig Aquarelle u“!
fassen, gewählt aus dem Werk von etwa fü“
unddreißig Meistern. ,
Von den Ausstellungen privater Kunstha11
langen in Amsterdam seien die der A“/
Stellungen niederländischer und französisch“,
Meister aus den Jahren vor und nach der Jah1


Wir bitten, die Abonnementsgebühr **’
das III. Quartal 1956, sofern noch nicht h‘
zahlt, im Betrage von RM 4.50 (für Deuts“*1
land) oder RM 4.40 (für das Ausland,
nommen die Schweiz sfrs. 7.—) bis zum 10- J"
wi“
1956 einzusenden. Anderenfalls werden
uns erlauben, den Quartalsbetrag durch
Post nachnehmen zu lassen. Der Jahresbeitl“r
für Deutschland beträgt RM 18.—, für *
Ausland RM 17.60 (mit Ausnahme der Sch"1
sfrs. 28.—).


Antiquitäten und Gemälde

GUSTAV CRAMER

Berlin W 9,

Lennöstraße
 
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