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DIE WELTKUNST
Jahrg. X, Nr. 41/42 vom 18. Oktober ll^*’
lung eurasiatischer Kunst, die der Verein der
Freunde asiatischer Kunst und Kultur in Wien
gemeinsam mit dem Kunsthistorischen Museum
im Winter 1954—55 veranstaltete, ausgestellt.
Ihren Grundstock bildete eine geschlossene
Gruppe von Ordos-Bronzen, die zum grollen
Teil bereits mehrfach in die Fachliteratur Ein-
gang gefunden hatten. Daran schlossen sich
Objekte aus verschiedenen Perioden der chi-
seiner zahlreichen Leihgaben in deutschen und
ausländischen Museen zu veröffentlichen. Die
Veröffentlichung erschien anläßlich des 10 jäh-
rigen Bestandes des Vereins der Freunde asia-
tischer Kunst und Kultur in Wien, dem Baron
Eduard von der Heydt als Stifter angehört.
Die Sonderpublikation, die in der Reihe der
Wiener Beiträge zur Kunsit und Kultur-
geschichte Asiens im Kristall- Verlag in
Beschlagstück in Form eines Wildesels. Aus der Gegend von Minussinsk (?)
Sammlung von der Heydt, Wien
(Kl. Krystall-Verlag)
nesischen Geschichte, sowie einige Kaukasus-
und Luristan-Bronzen. Nach Schluß der Aus-
stellung erwarb Baron Eduard von der Heydt
die ganze Sammlung und überließ sie dem
österreichischen Museum für Kunst und Indu-
strie in Wien als Leihgabe. Sämtliche Objekte
sind dort aufgestellt. Im Herbst 1955 beschloß
der Besitzer der Sammlung auch diesen Teil
Wien kürzlich erschienen ist, bringt ein hervor-
ragendes Abbildungsmaterial, aus dem sich die
Eigenart dieser problematischen Kunst ersehen
läßt. Die herrlichen Bronzen, denen ein aus-
gezeichneter Text beigegeben ist, werden durch
diese Publikation wesentlich zur Erforschung
dieses problematischen „Tierstils“ aus dem
Jahrtausend nach Christus beitragen.
Ziele und Ergebnisse des Kunstgeschichtlichen
Kongresses *)
Wirft man rückblickend die Fragen auf, ob
gegenwärtig internationale Veranstaltungen
dieser Art Sinn und Zweck haben, und ob der
diesjährige Kongreß sich als fruchtbar er-
wiesen hat, so darf man Beides mit gutem Ge-
wissen voll bejahen. Man darf sogar die para-
doxe Behauptung wagen, daß solche Zusam-
menkünfte von Fachgenossen aller Völker in
Zeiten, die mehr das sämtlichen Nationen Ge-
meinsame der zeitgenössischen Gesamtkultur
betonen, minder wichtig und minder ergiebig
sind als in Zeiten gleich der unseren, da jedes
Volk sich vorwiegend auf seine nationalen
Eigenwerte stützt. Der Grund ist leicht einzu-
sehen. Nehmen wir etwa die letzten Jahrzehnte
vor dem Weltkrieg als eine ausgesprochen
international eingestellte Periode innerhalb der
europäischen Entwicklung. Nichts hinderte
Versteigerung 55
(frw. gebr. wg. Aufl. d. Slg.)
Moderne Graphik
aus der Sammlung
des /■ Regierungsrat Dr.
Heinrich Stinnes, Köln a. Rh.
Barlach, Bohle, Corinth, Greiner, Hodler,
Klemm, Kokoschka, Rollwitz, Lehmbruck,
Meid, Nolde, Olde, Orlik, Pechstein,
Schmutzer, Stauffer-Bern, Thoma, Welti,
M. Bauer, Besnard, Bracquemond,
Brangwyn, Bresdin, Carriere, Cezanne,
Corot, Daubigny, Degas, Delacroix, Ensor,
Fantin-Latour, Fitton, Foujita, Gauguin,
Goya, Haden, Larsson, McLaughlan, Lau-
rencin, Legros, Lepere, Matisse, Munch,
Pennell, Picasso, Pissarro, Redon, Renoir,
Rodin, Rops, Rouault, Shannon, Strang,
Svabinsky, Toulouse - Lautrec, Zilcken
Besichtigung
7. und 9. November 1936, 10-18 Uhr
Versteigerung
10. und 11. November 1936
von 10 und 16 Uhr ab
Hollstein & Puppel
Kunstantiquariat
Versteigerer Heinrich Hollstein und
Reinhold Puppel
Berlin W 15
Fasanenstraße 65 hp., Fernsprecher J1 1105
den Wissenschaftler am Kennenlernen des Aus-
landes. Devisenschwierigkeiten gab es nicht,
man konnte reisen, wann und wohin man
wollte, um Studien zu treiben und mit fremden
Forschern zu reden, konnte sich ausländische
Fachliteratur so leicht wie die inländische be-
sorgen. So verwischten sich die Grenzen der
europäischen Kulturstaaten nicht nur für das
praktische Leben, sondern weitgehend auch für
das Denken und Fühlen. Die Internationalen
Kongresse hatten mithin keine Sonderaufgabe
zu erfüllen, sie brauchten nur die bequeme Zu-
sammenfassung dessen, was man sich auch
ohne ihre Hilfe mit geringer Mühe beschaffen
mochte.
Heute stehen die europäischen Völker auf
dem Boden betont nationaler Grundeinstellung.
Bewußt sich vollziehende innere Wandlung
ging dabei Hand in Hand mit dem Zwang der
durch den Krieg und seine unausbleiblichen
Folgen geschaffenen Umstände. Die wirtschaft-
liche Weltkrise bedingt, daß jedes Volk so
wenig wie irgend möglich von seinem Ver-
mögen an das Ausland abgibt. Studienreisen
sind seltene Ausnahmen, man lernt die fremden
Fachgenossen weder persönlich, noch, da jedes
Land sich mehr und mehr den Ankauf aus-
ländischer Literatur versagen muß, aus ihren
Werken kennen. So wendet sich, aus innerem
Wollen wie aus äußerem Müssen, alle Energie
dem Bereiche des eigenen Volkes zu. Und sie
wird oft genug belohnt durch das Heben unbe-
kannter, in ihrem Reichtum kaum geahnter
Schätze.
Eben dies durchgehende Sichbeschränken
auf die vorwiegend nationalen Werte macht die
Internationalen Kunstgeschichtlichen Kongresse
notwendig und fruchtbar. Sie bieten nicht nur
die sonst fehlende Gelegenheit, persönliche Be-
ziehungen anzuknüpfen, die beiden Teilen För-
derung ihrer Erkenntnisse, Forschungen und
Arbeiten bringen mögen, und Wege zur Be-
schaffung wichtigen Studienmaterials aufzu-
spüren. Sie vergönnen auch zu erfahren, was
die Wissenschaft jedes einzelnen Volkes bei
sich zu Hause entdeckt und verarbeitet hat.
Ueberraschende Ausblicke erschließen sich oft,
fremdes Forschen führt hier zur Bestätigung
des eigenen, dort zu dessen nochmaligem
Ueberprüfen usw. So zieht die Gesamtwissen-
schaft der Menschheit ihren Gewinn aus den
nationalen Einzelerkenntnissen. Der Meinungs-
austausch bleibt auch bei voller Wahrung der
nationalen Standpunkte ergiebig, solange er
sich innerhalb der Grenzen reiner Wissen-
schaft bewegt und getragen wird von der Ach-
tung vor den Anderen. Man darf dem Kongreß
1956 nachrühmen, daß er solchen Geistes war.
Daß hin und wieder gegensätzliche Auffassun-
gen zutage traten, vor allem dort, wo die Rede
auf Gebiete kam, in denen die großen europäi-
schen Kulturkreise einander überschneiden,
war nur natürlich und nur ergiebig. Niemals
*) Vgl. den Bericht in Nr. 39/40 der ,,Weltkunst".
aber kam es zu Zusammenstößen, die Sach-
liches mit Persönlichem vermengten. So ver-
lief der Kongreß ebenso harmonisch wie an-
regend.
Er hatte ein gewaltiges Arbeitsprogramm zu
bewältigen, das, bei dem Wandern von Stadt
zu Stadt, im wesentlichen auf die 5 Tage in
Bern zusammengedrängt werden mußte. So
blieb nichts anderes übrig, als die rund 160
Vorträge auf 9 Sektionen mit zeitlicher und
stofflicher Begrenzung zu verteilen, die gleich-
zeitig tagten. Hatte dies den Nachteil, daß es
dem Kongreßteilnehmer oft nicht möglich war,
alle ihm besonders wichtigen Vorträge zu be-
suchen, so wirkte sich eine andere, gleichfalls
dem Zeitmangel wie der Stoffiille entsprungene
Maßnahme nur zum Guten aus: die streng
durchgeführte Beschränkung der Vortrags-
dauer einschließlich Diskussion auf eine halbe
Stunde. Sie zwang die Redner zu letzter Kon-
zentration.
Alles in allem ward in den Vorträgen viel
Wertvolles und auch nicht wenig Neues aus
sämtlichen Gebieten der Kunstgeschichte von
der Vorzeit bis zur Schwelle der Gegenwart
geboten (diese selbst mit ihren bedeutsamen
Problemen dürfte bei Kunstgeschichtliche!1
Kongressen noch mehr Berücksichtigung f'11'
den), zumal nicht nur die Schweiz als Gastland
seine ganze Gelehrtenwelt aufgeboten und die
großen Kunstländer Deutschland, England,
Frankreich, Italien führende Persönlichkeiten
entsandt hatten, sondern auch die kleineren
Staaten Vielfach durch starke Abordnungen
vertreten waren. Selbstverständlich kreisten
viele Erörterungen, gestützt auf das reiche An-
schauungsmaterial der Ausstellungen in jeder
Kongreßstadt, um die Kunstprobleme des drei-
sprachigen Gastlandes: Art und Wesen der
schweizer Kunst, ihre Herkunft und Entwicke-
lung, ihre Stellung zur deutschen, französischen,
italienischen Kunstkultur usw. Auf Einzel-
heiten der Kongreßarbeit, die auch manch be-
deutsame Anregung, wie künftige Einbezie-
hung der Fernöstlichen Kunstgeschichte brachte,
kann hier nicht eingegangen werden. Die Fest-
stellung möge genügen, daß das Gesamtniveau
der Vorträge ein erfreulich hohes war.
Die Schlußankündigung in Genf, daß der
nächste Kongreß, 1959, in London tagen werde,
wurde mit lebhaftem Beifall aufgenommen.
Hans H i 1 d e b r a n d t.
Jl u s s t e 11 w m (f e n
.Berlin
Neuland
für Sammler
Das in unsern kunstgeschichtlichen
Publikationen naturgemäß vorzugs-
weise nach Entwicklungsträgern be-
handelte Gebiet der deutschen Male-
rei in den letzten beiden Jahrhunder-
ten ist von einer Vielgestaltigkeit, die
Liebhabern und Sammlern immer
noch reiche Aussichtsmöglichkeiten
eröffnet. Zwar haben sich seit ge-
raumer Zeit auch die öffentlichen
Galerien im Reich um die mehr ent-
legeneren Schätze bemüht. Ihr ver-
dienstvolles Wirken wäre aber nur
ein halbes Werk, wenn ihr dabei
nicht die Tätigkeit des Kunsthandels
ergänzend zur Seite treten würde. In
Berlin hat sich vor allem die Gale-
rie D r. W. A. L u z in der Victoria-
straße für Werke und Werte einge-
setzt, die abseits der großen künst-
lerischen Heerstraßen liegen. Sie be-,
vorzugt das kleine, intim wirkende
Bild, das Aquarell und die Zeich-
nung und in ihrer jetzt unter
dem Titel „N euland für Samm-
C. A. Kessler, Zwei Knaben. 1814. 51 :46 cm.
Ausstellung , Galerie Dr. L u z , Berlin
(Kl. luz)
1 e r“ eröffneten Ausstellung ist
wieder mancherlei Interessantes zu finden.
Bekanntere Namen wie Spitzweg, Thoma,
Defregger. Dahl und Achenbach fehlen
nicht. Von Künstlern älterer Zeiten sind
flackert, Graff und zwei Mitglieder der Maler-
Rechteckscheibe. München, um 1480, 75 : 39 cm
Versteigerung : Math. Lempertz, Köhn, 22. bis
24. Oktober 1936 (Photo Lempertz)
familie Tischbein vertreten. In der Hauptsache
aber kommt deutsche Malerei zur Geltung, an
der die bisherige Arbeit von Forschern und
Museen mehr vorüber gegangen ist. Und unter
den Proben, die hier von unbekannteren oder
auch ganz verschollenen Künstlern gezeigt
werden, sind nicht nur bemerkenswerte kultu-
relle Dokumente ihrer Zeit, sondern auch
Werke, deren malerischen Ausdruck sich bis
in unsere Tage hinein frisch erhalten hat. Ein
besonderer Hinweis auf die große „Roman-
tische Landschaft“ des Dresdners J. A. Thiele
von 1756, Graffs Bildnis des sächsischen Kam-
merherrn v. Heynitz, C. A. Keßlers „Knaben¬
bildnis“ von 1814 (s. Abb.), August von Rent-
zells „Fleckstiflverkäufer“ von 1845, C. W-
Völckers „Blumenstück“ von 1856 (s. Abb. S. -/
möge die Mannigfaltigkeit dieser Ausstellung
charakterisieren. Unter den Zeichnungen fin"
den sich schöne Blätter von Cornelius, Ker'
sting u. anderen. .... k.
Kopien nach Werken
alter Meister
Die Ausstellungsleitung Berlin
veranstaltet auch in diesem Jahre eine Au*
Stellung „Kopien nach Werken alter Meister •
Die Eröffnung fand am 17. Oktober im Ra
haus Schöneberg, Rudolph-Wilde-Platz, stat •
Die kopierenden Künstler sind auch auf dieser
Ausstellung mit hervorragenden Werken de1
Malerei und Bildhauerei vertreten. Die Al,s'
Stellung läuft bis 22. November.
Kurhotel Monte Verito
DAS GUTE HOTEL
von Bilder»
„ __ in der Ga
v. d. Hey de zeigt, daß sich diese1'
farbig aber allzu enthaltsii"1'
■eben l’9'
•■■e an5
mit einer seltsamen Mein9
Außenfläche der Dinge beo
des Malers lebt sich in &
Gesehenen mit einer imp11^
Karl Walther
Die umfangreiche Kollektion
und Zeichnungen Karl Walthers
l e r i e .., — — „ .
schnell zu Ruf gelangte sächsische Maler b6'
müht, sein Stoffgebiet zu erweitern. Ab6
seine zum Teil im Format übersteigerten P°*
trat», idie neuen Stilleben und Landschaft6**
von ihm, müssen vor den stimmungsvoll6^
Straßenschilderungen zurücktreten, in den6,
seine eigene, 1
Handschrift bis jetzt ihr Bestes gegi
Manchmal berühren diese Bildausschnitte
großen Städten
cholie. Der die
achtende Blick
Umsetzung des
sionistischen Vehemenz aus, die zu einer
sehr substantiell wirkenden, aber dennoch 61
prägsamen und unverwechselbaren 111m
rührt. Es spricht nichts gegen die OriginL,
löt dieser, noch jungen und interessanten
lentes. Aber eine stärkere Entwicklung )k0
Eindruckhaften zum Ausdrucksvollen bDj,
seiner scheinbar außerordentlich energ1
verstoßenden Produktion doch wohl
wünschen.
Ascona Schweiz
Das Hotel der Kunstfreunde
Volle Pension ab Frs. 12.—
Zimmer ab Frs. 4. —
Prospekte
auf AnfroS*
DIE WELTKUNST
Jahrg. X, Nr. 41/42 vom 18. Oktober ll^*’
lung eurasiatischer Kunst, die der Verein der
Freunde asiatischer Kunst und Kultur in Wien
gemeinsam mit dem Kunsthistorischen Museum
im Winter 1954—55 veranstaltete, ausgestellt.
Ihren Grundstock bildete eine geschlossene
Gruppe von Ordos-Bronzen, die zum grollen
Teil bereits mehrfach in die Fachliteratur Ein-
gang gefunden hatten. Daran schlossen sich
Objekte aus verschiedenen Perioden der chi-
seiner zahlreichen Leihgaben in deutschen und
ausländischen Museen zu veröffentlichen. Die
Veröffentlichung erschien anläßlich des 10 jäh-
rigen Bestandes des Vereins der Freunde asia-
tischer Kunst und Kultur in Wien, dem Baron
Eduard von der Heydt als Stifter angehört.
Die Sonderpublikation, die in der Reihe der
Wiener Beiträge zur Kunsit und Kultur-
geschichte Asiens im Kristall- Verlag in
Beschlagstück in Form eines Wildesels. Aus der Gegend von Minussinsk (?)
Sammlung von der Heydt, Wien
(Kl. Krystall-Verlag)
nesischen Geschichte, sowie einige Kaukasus-
und Luristan-Bronzen. Nach Schluß der Aus-
stellung erwarb Baron Eduard von der Heydt
die ganze Sammlung und überließ sie dem
österreichischen Museum für Kunst und Indu-
strie in Wien als Leihgabe. Sämtliche Objekte
sind dort aufgestellt. Im Herbst 1955 beschloß
der Besitzer der Sammlung auch diesen Teil
Wien kürzlich erschienen ist, bringt ein hervor-
ragendes Abbildungsmaterial, aus dem sich die
Eigenart dieser problematischen Kunst ersehen
läßt. Die herrlichen Bronzen, denen ein aus-
gezeichneter Text beigegeben ist, werden durch
diese Publikation wesentlich zur Erforschung
dieses problematischen „Tierstils“ aus dem
Jahrtausend nach Christus beitragen.
Ziele und Ergebnisse des Kunstgeschichtlichen
Kongresses *)
Wirft man rückblickend die Fragen auf, ob
gegenwärtig internationale Veranstaltungen
dieser Art Sinn und Zweck haben, und ob der
diesjährige Kongreß sich als fruchtbar er-
wiesen hat, so darf man Beides mit gutem Ge-
wissen voll bejahen. Man darf sogar die para-
doxe Behauptung wagen, daß solche Zusam-
menkünfte von Fachgenossen aller Völker in
Zeiten, die mehr das sämtlichen Nationen Ge-
meinsame der zeitgenössischen Gesamtkultur
betonen, minder wichtig und minder ergiebig
sind als in Zeiten gleich der unseren, da jedes
Volk sich vorwiegend auf seine nationalen
Eigenwerte stützt. Der Grund ist leicht einzu-
sehen. Nehmen wir etwa die letzten Jahrzehnte
vor dem Weltkrieg als eine ausgesprochen
international eingestellte Periode innerhalb der
europäischen Entwicklung. Nichts hinderte
Versteigerung 55
(frw. gebr. wg. Aufl. d. Slg.)
Moderne Graphik
aus der Sammlung
des /■ Regierungsrat Dr.
Heinrich Stinnes, Köln a. Rh.
Barlach, Bohle, Corinth, Greiner, Hodler,
Klemm, Kokoschka, Rollwitz, Lehmbruck,
Meid, Nolde, Olde, Orlik, Pechstein,
Schmutzer, Stauffer-Bern, Thoma, Welti,
M. Bauer, Besnard, Bracquemond,
Brangwyn, Bresdin, Carriere, Cezanne,
Corot, Daubigny, Degas, Delacroix, Ensor,
Fantin-Latour, Fitton, Foujita, Gauguin,
Goya, Haden, Larsson, McLaughlan, Lau-
rencin, Legros, Lepere, Matisse, Munch,
Pennell, Picasso, Pissarro, Redon, Renoir,
Rodin, Rops, Rouault, Shannon, Strang,
Svabinsky, Toulouse - Lautrec, Zilcken
Besichtigung
7. und 9. November 1936, 10-18 Uhr
Versteigerung
10. und 11. November 1936
von 10 und 16 Uhr ab
Hollstein & Puppel
Kunstantiquariat
Versteigerer Heinrich Hollstein und
Reinhold Puppel
Berlin W 15
Fasanenstraße 65 hp., Fernsprecher J1 1105
den Wissenschaftler am Kennenlernen des Aus-
landes. Devisenschwierigkeiten gab es nicht,
man konnte reisen, wann und wohin man
wollte, um Studien zu treiben und mit fremden
Forschern zu reden, konnte sich ausländische
Fachliteratur so leicht wie die inländische be-
sorgen. So verwischten sich die Grenzen der
europäischen Kulturstaaten nicht nur für das
praktische Leben, sondern weitgehend auch für
das Denken und Fühlen. Die Internationalen
Kongresse hatten mithin keine Sonderaufgabe
zu erfüllen, sie brauchten nur die bequeme Zu-
sammenfassung dessen, was man sich auch
ohne ihre Hilfe mit geringer Mühe beschaffen
mochte.
Heute stehen die europäischen Völker auf
dem Boden betont nationaler Grundeinstellung.
Bewußt sich vollziehende innere Wandlung
ging dabei Hand in Hand mit dem Zwang der
durch den Krieg und seine unausbleiblichen
Folgen geschaffenen Umstände. Die wirtschaft-
liche Weltkrise bedingt, daß jedes Volk so
wenig wie irgend möglich von seinem Ver-
mögen an das Ausland abgibt. Studienreisen
sind seltene Ausnahmen, man lernt die fremden
Fachgenossen weder persönlich, noch, da jedes
Land sich mehr und mehr den Ankauf aus-
ländischer Literatur versagen muß, aus ihren
Werken kennen. So wendet sich, aus innerem
Wollen wie aus äußerem Müssen, alle Energie
dem Bereiche des eigenen Volkes zu. Und sie
wird oft genug belohnt durch das Heben unbe-
kannter, in ihrem Reichtum kaum geahnter
Schätze.
Eben dies durchgehende Sichbeschränken
auf die vorwiegend nationalen Werte macht die
Internationalen Kunstgeschichtlichen Kongresse
notwendig und fruchtbar. Sie bieten nicht nur
die sonst fehlende Gelegenheit, persönliche Be-
ziehungen anzuknüpfen, die beiden Teilen För-
derung ihrer Erkenntnisse, Forschungen und
Arbeiten bringen mögen, und Wege zur Be-
schaffung wichtigen Studienmaterials aufzu-
spüren. Sie vergönnen auch zu erfahren, was
die Wissenschaft jedes einzelnen Volkes bei
sich zu Hause entdeckt und verarbeitet hat.
Ueberraschende Ausblicke erschließen sich oft,
fremdes Forschen führt hier zur Bestätigung
des eigenen, dort zu dessen nochmaligem
Ueberprüfen usw. So zieht die Gesamtwissen-
schaft der Menschheit ihren Gewinn aus den
nationalen Einzelerkenntnissen. Der Meinungs-
austausch bleibt auch bei voller Wahrung der
nationalen Standpunkte ergiebig, solange er
sich innerhalb der Grenzen reiner Wissen-
schaft bewegt und getragen wird von der Ach-
tung vor den Anderen. Man darf dem Kongreß
1956 nachrühmen, daß er solchen Geistes war.
Daß hin und wieder gegensätzliche Auffassun-
gen zutage traten, vor allem dort, wo die Rede
auf Gebiete kam, in denen die großen europäi-
schen Kulturkreise einander überschneiden,
war nur natürlich und nur ergiebig. Niemals
*) Vgl. den Bericht in Nr. 39/40 der ,,Weltkunst".
aber kam es zu Zusammenstößen, die Sach-
liches mit Persönlichem vermengten. So ver-
lief der Kongreß ebenso harmonisch wie an-
regend.
Er hatte ein gewaltiges Arbeitsprogramm zu
bewältigen, das, bei dem Wandern von Stadt
zu Stadt, im wesentlichen auf die 5 Tage in
Bern zusammengedrängt werden mußte. So
blieb nichts anderes übrig, als die rund 160
Vorträge auf 9 Sektionen mit zeitlicher und
stofflicher Begrenzung zu verteilen, die gleich-
zeitig tagten. Hatte dies den Nachteil, daß es
dem Kongreßteilnehmer oft nicht möglich war,
alle ihm besonders wichtigen Vorträge zu be-
suchen, so wirkte sich eine andere, gleichfalls
dem Zeitmangel wie der Stoffiille entsprungene
Maßnahme nur zum Guten aus: die streng
durchgeführte Beschränkung der Vortrags-
dauer einschließlich Diskussion auf eine halbe
Stunde. Sie zwang die Redner zu letzter Kon-
zentration.
Alles in allem ward in den Vorträgen viel
Wertvolles und auch nicht wenig Neues aus
sämtlichen Gebieten der Kunstgeschichte von
der Vorzeit bis zur Schwelle der Gegenwart
geboten (diese selbst mit ihren bedeutsamen
Problemen dürfte bei Kunstgeschichtliche!1
Kongressen noch mehr Berücksichtigung f'11'
den), zumal nicht nur die Schweiz als Gastland
seine ganze Gelehrtenwelt aufgeboten und die
großen Kunstländer Deutschland, England,
Frankreich, Italien führende Persönlichkeiten
entsandt hatten, sondern auch die kleineren
Staaten Vielfach durch starke Abordnungen
vertreten waren. Selbstverständlich kreisten
viele Erörterungen, gestützt auf das reiche An-
schauungsmaterial der Ausstellungen in jeder
Kongreßstadt, um die Kunstprobleme des drei-
sprachigen Gastlandes: Art und Wesen der
schweizer Kunst, ihre Herkunft und Entwicke-
lung, ihre Stellung zur deutschen, französischen,
italienischen Kunstkultur usw. Auf Einzel-
heiten der Kongreßarbeit, die auch manch be-
deutsame Anregung, wie künftige Einbezie-
hung der Fernöstlichen Kunstgeschichte brachte,
kann hier nicht eingegangen werden. Die Fest-
stellung möge genügen, daß das Gesamtniveau
der Vorträge ein erfreulich hohes war.
Die Schlußankündigung in Genf, daß der
nächste Kongreß, 1959, in London tagen werde,
wurde mit lebhaftem Beifall aufgenommen.
Hans H i 1 d e b r a n d t.
Jl u s s t e 11 w m (f e n
.Berlin
Neuland
für Sammler
Das in unsern kunstgeschichtlichen
Publikationen naturgemäß vorzugs-
weise nach Entwicklungsträgern be-
handelte Gebiet der deutschen Male-
rei in den letzten beiden Jahrhunder-
ten ist von einer Vielgestaltigkeit, die
Liebhabern und Sammlern immer
noch reiche Aussichtsmöglichkeiten
eröffnet. Zwar haben sich seit ge-
raumer Zeit auch die öffentlichen
Galerien im Reich um die mehr ent-
legeneren Schätze bemüht. Ihr ver-
dienstvolles Wirken wäre aber nur
ein halbes Werk, wenn ihr dabei
nicht die Tätigkeit des Kunsthandels
ergänzend zur Seite treten würde. In
Berlin hat sich vor allem die Gale-
rie D r. W. A. L u z in der Victoria-
straße für Werke und Werte einge-
setzt, die abseits der großen künst-
lerischen Heerstraßen liegen. Sie be-,
vorzugt das kleine, intim wirkende
Bild, das Aquarell und die Zeich-
nung und in ihrer jetzt unter
dem Titel „N euland für Samm-
C. A. Kessler, Zwei Knaben. 1814. 51 :46 cm.
Ausstellung , Galerie Dr. L u z , Berlin
(Kl. luz)
1 e r“ eröffneten Ausstellung ist
wieder mancherlei Interessantes zu finden.
Bekanntere Namen wie Spitzweg, Thoma,
Defregger. Dahl und Achenbach fehlen
nicht. Von Künstlern älterer Zeiten sind
flackert, Graff und zwei Mitglieder der Maler-
Rechteckscheibe. München, um 1480, 75 : 39 cm
Versteigerung : Math. Lempertz, Köhn, 22. bis
24. Oktober 1936 (Photo Lempertz)
familie Tischbein vertreten. In der Hauptsache
aber kommt deutsche Malerei zur Geltung, an
der die bisherige Arbeit von Forschern und
Museen mehr vorüber gegangen ist. Und unter
den Proben, die hier von unbekannteren oder
auch ganz verschollenen Künstlern gezeigt
werden, sind nicht nur bemerkenswerte kultu-
relle Dokumente ihrer Zeit, sondern auch
Werke, deren malerischen Ausdruck sich bis
in unsere Tage hinein frisch erhalten hat. Ein
besonderer Hinweis auf die große „Roman-
tische Landschaft“ des Dresdners J. A. Thiele
von 1756, Graffs Bildnis des sächsischen Kam-
merherrn v. Heynitz, C. A. Keßlers „Knaben¬
bildnis“ von 1814 (s. Abb.), August von Rent-
zells „Fleckstiflverkäufer“ von 1845, C. W-
Völckers „Blumenstück“ von 1856 (s. Abb. S. -/
möge die Mannigfaltigkeit dieser Ausstellung
charakterisieren. Unter den Zeichnungen fin"
den sich schöne Blätter von Cornelius, Ker'
sting u. anderen. .... k.
Kopien nach Werken
alter Meister
Die Ausstellungsleitung Berlin
veranstaltet auch in diesem Jahre eine Au*
Stellung „Kopien nach Werken alter Meister •
Die Eröffnung fand am 17. Oktober im Ra
haus Schöneberg, Rudolph-Wilde-Platz, stat •
Die kopierenden Künstler sind auch auf dieser
Ausstellung mit hervorragenden Werken de1
Malerei und Bildhauerei vertreten. Die Al,s'
Stellung läuft bis 22. November.
Kurhotel Monte Verito
DAS GUTE HOTEL
von Bilder»
„ __ in der Ga
v. d. Hey de zeigt, daß sich diese1'
farbig aber allzu enthaltsii"1'
■eben l’9'
•■■e an5
mit einer seltsamen Mein9
Außenfläche der Dinge beo
des Malers lebt sich in &
Gesehenen mit einer imp11^
Karl Walther
Die umfangreiche Kollektion
und Zeichnungen Karl Walthers
l e r i e .., — — „ .
schnell zu Ruf gelangte sächsische Maler b6'
müht, sein Stoffgebiet zu erweitern. Ab6
seine zum Teil im Format übersteigerten P°*
trat», idie neuen Stilleben und Landschaft6**
von ihm, müssen vor den stimmungsvoll6^
Straßenschilderungen zurücktreten, in den6,
seine eigene, 1
Handschrift bis jetzt ihr Bestes gegi
Manchmal berühren diese Bildausschnitte
großen Städten
cholie. Der die
achtende Blick
Umsetzung des
sionistischen Vehemenz aus, die zu einer
sehr substantiell wirkenden, aber dennoch 61
prägsamen und unverwechselbaren 111m
rührt. Es spricht nichts gegen die OriginL,
löt dieser, noch jungen und interessanten
lentes. Aber eine stärkere Entwicklung )k0
Eindruckhaften zum Ausdrucksvollen bDj,
seiner scheinbar außerordentlich energ1
verstoßenden Produktion doch wohl
wünschen.
Ascona Schweiz
Das Hotel der Kunstfreunde
Volle Pension ab Frs. 12.—
Zimmer ab Frs. 4. —
Prospekte
auf AnfroS*