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DIE WELTKUNST

Jahrg. X, Nr. 46 vom 22. November 1936

Neuerworbene Museumsschätze in Kiel

Das Thaulow-Museum in Kiel gibt
z. Zt. in einer Sonderschau von Neuerwerbun-
gen einen Ueberblick über den Ausbau der
Sammlung in den letzten neun Jahren. Der
Bestand dieser Ausstellung umfaßt etwa 8 %
des Zuwachses. So kamen durch Uebernahme
der kulturgeschichtlichen Abteilung des Kieler
Museums vorgeschichtlicher Altertümer
bemerkenswerte Bestände an Waffen, bäuer-
lichem Silberschmuck und gemalten Fenster-
scheiben in den Besitz des Museums, dessen
Bestreben dahin geht, von einer kunstgewerb-
lichen Sammlung sich zu einem umfassenden
historischen Landesmuseum zu entwickeln.
Die Ausstellung gliedert sich in neun Ab-
teilungen. Im Anfang steht die mittelalter-
liche kirchliche Kunst mit einigen auserlese-
nen Werken an Altären, Altargerät und Para-
menten. Zwei sich entsprechende Kojen sind
Wehr und Seefahrt gewidmet, zwei Glas-
schränke der Goldschmiede- und Fayence¬

kunst. In der 6. Abteilung sieht man in
knapper Auswahl Möbel von der Gotik bis
zum Rokoko, zugleich Gemälde geschicht-
lich interessanter Persönlichkeiten. Der
nächste Raum vereinigt Glasscheiben von der
Gotik bis zu den Fensterbierscheiben des 18.
Jahrhunderts, sowie kostbare Gläser verschie-
denster Technik. Einen großen Platz nimmt
die Volkskunst ein. Gestickte Kissen aus ver-
schiedenen Landschaften wechseln mit Töpfer-
arbeiten aus der Probstei und Nordfriesland.
Besondere Beachtung wurde dem einfach und
klar geformten, zweckentsprechenden Gerät
aus Holz und Ton geschenkt, das durch das
Fehlen zeitgebundenen Ornamentes zeitloses
Gepräge hat. Bäuerliche Möbel und Schnitz-
arbeiten ergänzen diese'Abteilung. Im letzten
Raum kommt dann das Zunftwesen und das
Bauhandwerk zur Darstellung; hier sind
außerdem verschiedene Bodenfunde beachtens-
wert.


Ausstellung der Neuerwerbungen des Thaulow-Museums, Kiel

(Photo Museum)

Ausstellungsberichte

Berlin
„Bildnisse
deutscher Männer“
Eine von der „D eutschen Gesell-
schaft für Goldschmiedekunst“ in
Berlin veranstaltete Ausstellung im Haus
der Kunst am Königsplatz vereinigt die Er-
gebnisse von zwei Wettbewerben. Bei dem
einen handelte es sich um Erlangung von
künstlerisch ausgeführten Liebes- und Ehe-
ringen. Der andere wurde für Bildnisse in
Verbindung mit Orden, Ehrenzeichen, Partei-
und Sport-Abzeichen aller Art ausgeschrieben.
Von etwa 400 eingereichten Arbeiten sind 115
gehängt worden. Porträtlösungen verschieden-
ster Weise ergeben eine Uebersicht, wie sich
Maler aus allen Gegenden Deutschlands mit
ihrem Thema auseinandergesetzt haben. Neben
Arbeiten der Preisträger Hans Schmitz, Josef
Pieper, Egon von Lueder, Emma Heuser-Sen-
ger, Max Ahrens-Hamburg, Arthur Busch-
mann-Wesel, Horst de Marees-Dresden, Padua-
München und Kurt Kempin-Frankfurt kom-
men noch manche anderen Bildnisse gut zur
Geltung, und die Aufmerksamkeit wird auch
auf einige Namen gelenkt, die bisher auf Ber-
liner Ausstellungen nicht anzutreffen waren.
— ee —
Galerie Ferd. Möller
Eine Auswahl von Radierungen des verstor-
benen Frankfurters Fritz Bohle in vorzüg-
lichen Abdrucken ist in der Galerie Fer-

dinand Möller am Großadmiral-von-Kö-
ster-Ufer zu sehen. Unter den großen Blät-
tern befinden sich einige sehr frühe, noch aus
den neunziger Jahren stammende Abzüge. Die
Deutlichkeit der Sehweise in all diesen monu-
mental, zuweilen aber auch etwas spröde wir-
kenden großen Darstellungen der Flußland-
schaft am Main mit ihrer alten Architektur,
Bauern, Schiffern und Hirten wird noch über-
steigert durch ein mit den schärfsten Umriß-
linien vorgehendes Zeichentemperament, dem
als archaisierender Bestandteil eine Vorliebe
für die Welt der Ritter und Heiligen beigesellt
ist. Eine interessante Folge von zum Teil far-
bigen Blättern zum „Ulenspiegel“ vermittelt
die Bekanntschaft mit dem Westfalen Hu-
bert Berke. Er gestaltet aus einer unge-
wöhnlichen Fantasiefülle. Stimmungen vom
Meer und aus dem Teutoburger Wald in dun-
kelfarbigen Aquarellen zeigt Wilhelm Wäl-
ler. Es sind talentvolle, aber auch flüchtige
Niederschriften, die dem Erlebnis vor der Na-
tur die endgültige Form vorläufig noch schul-
dig bleiben. Unter den plastischen Talentpro-
ben von Paul Dierkes verraten besonders
die Arbeiten in Holz Geschmack und Streben
nach geschlossener Wirkung. Zk.
Dagmar Gräfin Dohna
Die Galerie F. & F. (Marie Johanne
Fritze), Kurfürstendamm 14-15, zeigt in ihrer
achten Ausstellung Plastik und Zeichnungen
der Dagmar Gräfin zu Dohna-Schlodien. Blät-
ter mit schmalen Frauenakten, von denen die

KUNSTVERSTEIGERUNG XLIX
in Frankfurt a.M.

Aus einem ehemaligen Kurfürst-
lichen Schloß:
Möbel des i8.Jahrh., dar. 14 Regcnce-Sitzmöbel
mit Rohrgeflecht, 21 geschnitzte Renaissance-
Brettschemel und -Armstühle. Lackmöbel mit
Chinoiserien, Spanisches Renaissance-Möbel u. a.
Paar große LouisXIV-Thronsessel in reicher figürl.
und ornamentaler Schnitzerei in alter Vergoldung
und Bemalung. Louis XIV- und Empire-Möbel
Fayencen
darunter Paar große Moustiers-Deckelvasen u. a.
Empire-Bronze-Kandelaber und -Tischleuchter

China-Porzellan
des i8.Jahrh., darunter Paar große Kang-hsi-Vasen
mit gesprüngelter Blanc de Chine-Glasur u. a.
Ferner aus verschiedenem Privatbesitz:
Frankenthaler Porzellan
Perserteppiche
Gemälde alter und neuerer Meister
dar.Doppelportrait von Hans B rosam er um 1550,
fernerWerke von A.Achenbach, Feuerbach, M.A.
Koekkoek, Mali, O.Scholderer, Hugo Kauffmann,
G. Geldorp, A. Gryeff, J. Lingelbach, B. Peeters,
Leon Richet, Franz Schütz.A. H. Verboom u. a.

Illustrierter Katalog RM 1.—
Versteigerung: Dienstag, 15. Dezember
Besichtigung von Freitag, den 11. Dezember, bis Montag, den 14. Dezember
Kunstbaus Heinrich Hahn

Frankfurt a.M., Kaiserstraße 6 * Ruf 27995

farbigen an Rodin ge-
mahnen, erweisen eine
Fähigkeit, sich mit spar-
sam andeutenden Mit-
teln zu begnügen. Dis-
kret und von formalem
Reiz ist die Porträtpla-
stik, der der Charme
weiblicher Erscheinun-
gen besonders liegt. Auch
hier fällt eine mähliche
Wendung zum Einfachen
vom lebensvollen Ton-
bildnis aus dem Jahre
1931 an über den verhal-
tenen Bronzekopf der
„Perugina“ bis zu dem
neuesten ausdrucksfesten
Porträt einer Aerztin
auf. Das „Stehende Mäd-
chen“ in Gips, klangvoll
in der Spannung beweg-
ter Formteile, und der
Entwurf des „Jungen mit
dem Falken“ sowie der
„Mädchenkopf“ deuten
auf weitere Möglichkei-
ten djeser jungen Künst-
lerin (s. Abb.). Zk.
Ilans
Jaenisch
Eine größere Kollek-
tivausstellung von Hans
Jaenisch in der Gale-
rie v. d. H e y d e zeigt die-
sen jungen Berliner Maler A
auf einem guten Wege. I
An derselben Stelle, wo
er früher mit koloristisch
auffallenden, manch-
mal aber auch ins all-
zu Bunte abgleitenden
Landschaften zuerst auf-
getreten ist. Er hat
sich inzwischen nicht
nur erfreulich weiter¬


entwickelt, sondern er Dagmar
strebt sichtlich auch a u s ste
nach eindeutigen Formen
für den symbolischen
Ausdrucksgehalt der Farben. Das hat bei ihm
zu einer Steigerung der dämmernden, dunkeln-
den Stimmungen in der Natur geführt und
vor allem in den Tierbildern und Figürlichem
auch zu einer Konturierung, die den farbigen
Spiegelungen Stil gibt, sie aber mitunter in
die gefährliche Nähe mehr dekorativer Wir-
kungen rückt. Dabei erreicht Jaenisch. dem
die Auseinandersetzung mit der nordischen
Landschaft gut bekommen ist, schon in einigen
Darstellungen eine bemerkenswerte Geschlos-
senheit. Ziehende Wolken und die Formen der
stummen Kreatur bezeugen einen feinen Sinn
für alles, was sich im Naturgeschehen regt
und bewegt. Es wird bei diesem unstreitig
begabten und wandlungsfähigen Künstler dar-
auf ankommen, ob er die stärkere Wendung
zum Flächenhaften weiter verfolgen oder sich
einer mehr lockeren farbigen Haltung zuneigen
wird, wie sie bereits in manchen seiner hell-
tönenden Aquarelle aus der „Lyrischen Folge“

Gräfin Dohna, Mädchenkopf. 1936
I u ng : Galerie F. & F., Berlin
(Photo v. Carlowitz)
Stiillgarl
Moderne Kunst
Das Ausstellungswesen ist gegenwärtig in
Stuttgart sehr rege. Das Landesgewerbe-
museum führt Teppiche friesischer Fischer
vor. Sie bekunden überzeugend das Weiter-

Richten Sie Ihre Fachbestellungen
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des Weltkunst - Verlages!

wirken einer alten, den schöpferischen Kräften
des Volkes selbst entstammenden Ueberliefe-
rung.
Das Kunsthaus Schaller bietet eine
kleine, aber gewählte Schau neuer Oelgemälde


Hans Jaenisch, Drei Boote
Ausstellung: Galerie von der Heyde, Berlin

(Photo Weltkunst)

so ungewollt und glücklich zum Ausdruck ge-
langt. Auch in diesem Falle sieht man wie-
der, wie sich die ernstlich ringenden Vertreter
unserer jungen Malergeneration Marc ver-
pflichtet fühlen und zu Munch als einem ihrer
Ahnherren aufblicken. Das ist an sich kein
Fehler; es wird immer auf die dabei gewonne-
nen Resultate ankommen. Zk.

und Aquarelle von Fr. Faiss in Diessen am
Ammersee, der früher in Stuttgart lebte:
Schwarzwald- und Alpenlandschaften, formal
wie stimmungsgemäß mit gleicher Feinheit und
mit sehr persönlicher Auffassung durch'
gebildet.
Im Kunstsalon Dr. V a 1 e n t i e n finde’
sich eine erstmalig umfassende Schau über da-


Alt-China- und

Bronzen
Frühkeramik
Porzellane
Lack-, Elfenbein-,
Jade-Arbeiten
Farbdrucke

Tibet-Kunst

G.EGER
STUTTGART
Friedrichstr. 38, Tel. 24928
 
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