DIE WELTKUNST
Jahrg. X, Nr. 46 vom 22. November 1936
Enghals-Krug. Hamburger Fayence, 1751
Neuerwerbung des Thaulow-Museums,
Kiel
der Wandmalerei zugekehrte Schaffen des
Stuttgarters Walter Wörn. Die Entwürfe er-
zählen von einem fast zwei Jahrzehnte um-
spannenden ernsthaften Ringen um einen Aus-
gleich architektonischen Aufbaues und male-
rischer Darstellungsweise und lassen den
Wunsch hegen, daß Wörns Begabung an be-
stimmten Aufgaben angliedernder Malerei zu
weiterer Entfaltung gelangen möge.
Rudolf Lunghardt, Lehrer an der Kunst-
gewerbeschule, zeigt im Ausstellungsraum
Fischinger neben volkstümlichen Lösun-
gen eine Reihe schöner Keramiken, an denen
er neue, auch verfeinerter künstlerischer Wir-
Albrecht Dürer, Schmerzensmutter
München, Alte Pinokothek
Depotfund. Neuentdeckung
lc^t Münchener Jahrbuch)
(Kl. Knorr & Hirth, München)
Der bekannte Privatsammler in- und aus-
ländischer moderner Kunst Hugo Borst hat
dankenswerterweise mehrere Räume für eine
umfassende Schau der Oelgemälde, Aquarelle
und Graphiken zur Verfügung gestellt, die der
jetzt in Stuttgart lebende Maler und Schrift-
steller Rudolf Schlichter im Laufe der letzten
Jahre geschaffen hat. Wechselnd in Gestal-
tungsweise und Technik, weil nach Schlichters
Auffassung jeder Inhalt seine besondere Form-
gebung bedingt, bezeugen sie neben dem
hohen, sicheren Können des Künstlers die
große Spannweite seiner Begabung, die ebenso
die liebevolle Versenkung in die Natur wie die
Satire und das freie Gestalten einer oft ins
Unheimliche und Dämonische schweifenden
Einbildungskraft kennt und nur einem Künst-
ler nordischer Wesensart zu eigen sein kann.
Hans Hildebrandt
£ustern
Alte Kunst
der Innerschweiz
Das Kunstmuseum in Luzern entfaltet
unter der Leitung von Dr. W. Hugelshofer
eine aktive Tätigkeit, die insbesondere den
Werten alter und neuerer Schweizer Kunst
und Graphikversteigerung statt. In der Abtei-
lung Alte Graphik sind schöne Blätter von
Bartolozzi, Daumicr, Führich, Gubitz, Hogartli,
Ostade, Piranesi, Rethel, Ridinger u. a. ent-
halten; es folgen Ansichten, Pläne, Karikatu-
ren, Vogel- und Modekupfer. Die dritte Ab-
teilung enthält vor allem Englische und Fran-
zösische Literatur des 17. bis 19. Jahrhunderts.
Die vierte Abteilung Deutsche Literatur des
17. bis 19. Jahrhunderts bringt Seltenheiten des
Barock. Der zweite Tag beginnt mit der Mo-
dernen Graphik. Es werden Radierungen be-
kannter Künstler angeboten. Daneben eine
Anzahl von Aquarellen und Handzeichnungen.
Eine größere Abteilung Kunstgeschichte
schließt sich an.
Köln, 27.—30. Nov.
Bei F. A. M e n n a werden am 27.—30. No-
vember Zimmereinrichtungen mit antikem und
Stil-Mobiliar sowie große Bestände alten
Kunstgewerbes, Gemälde und Skulpturen ver-
steigert. Unter den Gemälden nennen wir
Werke von A. Achenbach, Calame, Dill, Hen-
geler, Irmer, R. Jordan, Koeckoeck, Macco,
Max, Schreyer, Schuch, Stuck u. a. Sehr be-
achtlich eine große Kollektion orientalischer
Teppiche.
porzellan der Manufakturen Meißen, Nym-
phenburg und Sevres zu nennen. Geschmack-
volle Galanterien, Dosen, Flakons, Fächer, Me-
daillen und Plaketten folgen. Eine französische
Konsoluhr von 1750 und venezianische Bronze-
statuetten des späten 16. Jh. verdienen beson-
dere Erwähnung. Die zweite Abteilung ent-
hält eine mit viel Geschmack zusammenge-
stellte Sammlung' von orientalischen Teppichen
des 18. und 19. Jh. aus westdeutschem Privat-
besitz. Unter den kleinasiatischen Teppichen
erscheinen Arbeiten von Bergamo, Giordes,
Kischiir, Ladik, Uschak. Persien ist mit Fera-
ghan, Mesched, Täbris, Bidjar und Tschatscha-
gan vertreten. Aus Ostturkistan und Kaukasien
finden sich Teppiche von Samarkand, Derbent,
Kabristan, Karabagh, Soumak, Beludschistan,
Beschier und Yamud. Die dritte Abteilung,
eine Sammlung aus sächsischem Privatbesitz,
enthält asiatische Plastiken der indisch-asia-
tischen Götterwelt, Bronzen und Holzskulp-
turen aus China, Japan, Vorder- und Hinter-
indien. Besonders gut vertreten sind Tibet
und Siam. Die Sammlung ist für die Veran-
schaulichung des gesamten Kultapparates der
von Indien ausgehenden Weltreligionen des
Brahmaismus und Buddhismus von einzig-
artiger Bedeutung. Sie umfaßt im ganzen
etwas über 200 Nummern. F.
zugute kommt. Augenblicklich
wird ein wichtiger Ausschnitt
mittelalterlichen Kunstschaf-
fens gezeigt: „Kunst der Inner-
schweiz“, Tafelmalerei und Pla-
stik des 14.—16. Jahrhunderts
aus den Kantonen Ury, Schwyz,
Ob- und Nidwalden und Lu-
zern, zum erstenmal systema-
tisch geordnet dargestellt und
in ihrem Entwicklungslauf er-
hellt.
LITERATUR
Münchener Jahrbuch der bildenden
Kunst. Neue Folge 1934/36, Bd. XI.
Heft 3/4. Verl. Knorr & Hirth,
München.
Das neue Doppelheft des von Dr.
Karl Feuchtmayr geleiteten Jahrbuches
steht inhaltlich wieder auf derselben
Höhe wie die bisherigen. Den Vor-
tritt hat Paul Wolters mit einem Auf-
satz „Ein Frauenkopf vom Aphaia-
Tempel". Nicht weniger fesselnd ge-
schrieben sind die beiden Aufsätze
Ernst Buchners, des Generaldirektors
der bayerischen Staatsgemäldesar.im-
lungen, in denen er zwei von ihm
gemachte Depotfunde behandelt.
Nämlich die wundervolle Schmerzens-
mutter (s. Abb.); in wesentlichen Teilen
von Albrecht Dürer selbst gemalt,
zu der eine eigenhändige Skizze
im Berliner Kupferstichkabinett
existiert. Die nunmehr abgedeckte Tafel wird hier als
Mittelstück zu den sieben Dresdener Tafeln nachgewiesen,
mit denen zusammen sie einst das Altarbild der Witten-
berger Schloßkirche bildete. Ferner stellt Buchner das
Bruchstück eines großen Gemäldes „Jüngstes Gericht"
als eigenhändiges Werk des Hieronymus Bosch fest,
wahrscheinlich zu einer von Philipp dem Schönen von
Burgund kurz vor 1504 bei dem Meister bestellten großen
Tafel gehörig (s. Abb.).
Eine Lücke füllt Waldemar Lessing mit seiner Ab-
handlung über Georg von Dillis aus. Zu den größeren
Arbeiten dieses Heftes gehören noch: „Eine Gruppe von
Gewandstudien des jungen Fra Bartolommeo" von Bernh.
Degenhart, und von Hans Reinhardt ein wichtiger, man-
cherlei neues bringender Beitrag über den Bildhauer
Conrad Sifer, der 1491—1493 Werkmeister am Straß-
burger Münster war.
Unter den kleinen Beiträgen bringt Norbert Lieb
eine interessante Augsburger Bildnisbestimmung und den
Nachweis eines Altarbildes von Jacopo Palma ebenda.
R. A. Peltzer legt die Persönlichkeit des. Hamburger
Malers Georg Hinz (Hainz), den Pseudo-B. v. d. Meer,
nach seinen der Darstellung von Kunstgewerbe- und
Kleinodien-Stilleben gewidmeten Bildern fest, Karl Busch
bringt anhand eines Vanitasbildes von Mielich wichtiges
Material zu der noch lückenhaften Bauge'schichte von
St. Emmeram in Regensburg. Derselbe Verfasser liefert
mit A. Ableitner neue Archivalien über die Künstler-
familie Ableitner und der kürzlich verstorbene Hans
Stöcklein berichtet über eine Neuerwerbung des
B. Armeemuseums. L. F. Fuchs
Neuer Führer durch das Schnütgen-Museum
Das berühmte Schnütgen-Museum in Köln
legt soeben einen sorgfältig bearbeiteten und gedruckten
Katalog vor, denn lange schon mußte man einen Führer
durch die an kostbarem Besitz reiche Sammlung ver-
missen. Der neue Führer umfaßt an die 200 Seiten, dar-
unter 93 ausgezeichnete Abbildungen, die dem Werk
auch in wissenschaftlicher Hinsicht eine besondere Be-
deutung geben. Der Führer will in seinem ersten Teil
den Besucher von Raum zu Raum und Gegenstand zu
Gegenstand geleiten und ihm die Anregung geben, sich
in Geist und Form der Kunstwerke zu versenken. Außer-
dem gibt er dem Forscher die Einzelheiten an die Hand,
die es ermöglichen, die Werke kunstgeschichtlich einzu-
ordnen. Dieser Teil des Buches wurde von Dr. Hermann
Schnitzler in Zusammenarbeit mit Dr. Annemarie Sprung
bearbeitet. Ein zusammenfassender wertvoller Beitrag
„Von rheinischer Art und Kunst" von dem Leiter des
Museums, Prof. Dr. Fritz Witte, führt zu tieferem Ver-
ständnis. K. H. B.
Auktions Torberichte
Hamburg, 1. u. 2. Dez.
Bei Dr. Ernst Hauswedell findet am
I. und 2. Dezember eine interessante Buch-
Hieronymus Bosch, Bruchstück
München, Alte Pinakothek. Depotfund.
Köln, 8.—11. Dez.
Den ersten »Platz unter den westdeutschen
Kunstauktionen dieses Herbstes beansprucht
die Versteigerung der weit über die deutschen
Grenzen hinaus bekannten Sammlung Fried-
rich Camphausen- Krefeld, die in den
Tagen vom 8./11. Dezember bei Lern per tz
vor sich gehen wird.
Das Hauptgebiet der Sammlung Camp-
hausen ist die Holzplastik von der frühen
Gotik bis zum 16. Jahrhundert und darüber
hinaus, meist aus den Werkstätten von Kalkar,
Köln, Antwerpen, Brüssel und Mecheln, sowie
das niederrheinische Möbel des 15. und 16.
Jahrhunderts. Die Plastiken imponieren nicht
nur durch ihre lange Reihe von weit über
hundert Einzelstücken, sondern mehr noch
durch ihre Hauptstücke, die aus Kölner, nie-
derrheinischen und Antwerpener Werkstätten
kommen, die auch ebenso wie einige der
schönsten Möbel auf der Jahrtausend-Ausstel-
lung der Rheinlande in Köln viel Beachtung
gefunden haben. Das markanteste Möbel ist
wohl der Emmericher Schrank von Anfang
des 16. Jh. (Abb. S. 6) mit seinen prächtig ge-
schnitzten Profilköpfen; der älteste und kost-
barste Gegenstand aber ist der romanische
Schaftleuchter aus Bronze mit Silberauflagen,
aus der Zeit um 1100. Ihm schließen sich eine
Reihe wuchtiger und ausdrucksvoller Leuchter
der Gotik sowie des 16. und 17. Jahrhunderts
an, begleitet von Mörsern, Sakral- und Profan-
gefäßen aus gleichem Metall. Ein einzigartiges
Gebiet der Sammlung Camphausen bildet die
fast hundert Nummern starke Kollektion nie-
derrheinischer Keramiken, vor allem der
vielen großen Schüsseln von Hüls in ihrer
prächtigen Farbigkeit. Sehr reich findet sich
auch die niederländische und deutsche Fayence
sowie das niederrheinische Steinzeug ver-
treten.
München, 2.—3. Dez.
Am 2. und 3. Dezember gelangen im Mün-
chener Kunstvers t e i gerungshaus
Adolf Weinmüller drei, weite Sammler-
kreise interessierende Kollektionen zur Ver-
steigerung. Der Katalog enthält in seiner
ersten Abteilung die Restbestände der Samm-
lung Ff au Margarethe Oppenheim. Unter dem
Porzellan sind eine Meißener Schäfer-Gruppe
von 1740, eine Frankenthaler Gruppe von 1759
und ein paar sehr feine Stücke Gebrauchs-
,,Jüngsten Gerichts"
(siehe Bericht Münchener Jahrbuch)
(Kl. Knorr & Hirth, München)
Paris, 7.—8. Dez.
Der große Umfang des künstlerischen Nach-
lasses M. Gaston M e n i e r s macht eine zweite
Versteigerung notwendig, die am 7. und 8. De-
zember von Me Roger G 1 a n d a z und den
Experten MM. Feral, Catroux, Rousseau und
Burdariat im Hötel Drouot durchgeführt wird.
Eine große Anzahl wertvoller Kunstwerke
kommt zum Ausgebot: Beachtung verdienen
vor allem alte Glasscheiben und Holzskulp-
turen, Sitzmöbel des 16. und 17. Jahrhunderts
mit alten Bezügen, Gemälde, Golddosen,
Miniaturen, Keramik, Bronzen und Standuhren,
sowie eine Reihe flämischer Wandteppiche und
Aubusson-Tapisserien.
Ausstellung
chin esischer Kunst
Frühkeramik
Ming- und Kanghsi- Porzellan
Bronzen
Plastik
Halbedelsteine
Elfenbein- Arbeiten
Lacke
USUD.
China-Bohlken
Berlin W9
Potsdamer Straße 16
nahe Potsdamer Platz
Galerie Baudenbach
München
D i e 11 i n d e n s t r a ß e 5
erster Meister
An- u. Verkauf
eines
Neuentdeckung
Jahrg. X, Nr. 46 vom 22. November 1936
Enghals-Krug. Hamburger Fayence, 1751
Neuerwerbung des Thaulow-Museums,
Kiel
der Wandmalerei zugekehrte Schaffen des
Stuttgarters Walter Wörn. Die Entwürfe er-
zählen von einem fast zwei Jahrzehnte um-
spannenden ernsthaften Ringen um einen Aus-
gleich architektonischen Aufbaues und male-
rischer Darstellungsweise und lassen den
Wunsch hegen, daß Wörns Begabung an be-
stimmten Aufgaben angliedernder Malerei zu
weiterer Entfaltung gelangen möge.
Rudolf Lunghardt, Lehrer an der Kunst-
gewerbeschule, zeigt im Ausstellungsraum
Fischinger neben volkstümlichen Lösun-
gen eine Reihe schöner Keramiken, an denen
er neue, auch verfeinerter künstlerischer Wir-
Albrecht Dürer, Schmerzensmutter
München, Alte Pinokothek
Depotfund. Neuentdeckung
lc^t Münchener Jahrbuch)
(Kl. Knorr & Hirth, München)
Der bekannte Privatsammler in- und aus-
ländischer moderner Kunst Hugo Borst hat
dankenswerterweise mehrere Räume für eine
umfassende Schau der Oelgemälde, Aquarelle
und Graphiken zur Verfügung gestellt, die der
jetzt in Stuttgart lebende Maler und Schrift-
steller Rudolf Schlichter im Laufe der letzten
Jahre geschaffen hat. Wechselnd in Gestal-
tungsweise und Technik, weil nach Schlichters
Auffassung jeder Inhalt seine besondere Form-
gebung bedingt, bezeugen sie neben dem
hohen, sicheren Können des Künstlers die
große Spannweite seiner Begabung, die ebenso
die liebevolle Versenkung in die Natur wie die
Satire und das freie Gestalten einer oft ins
Unheimliche und Dämonische schweifenden
Einbildungskraft kennt und nur einem Künst-
ler nordischer Wesensart zu eigen sein kann.
Hans Hildebrandt
£ustern
Alte Kunst
der Innerschweiz
Das Kunstmuseum in Luzern entfaltet
unter der Leitung von Dr. W. Hugelshofer
eine aktive Tätigkeit, die insbesondere den
Werten alter und neuerer Schweizer Kunst
und Graphikversteigerung statt. In der Abtei-
lung Alte Graphik sind schöne Blätter von
Bartolozzi, Daumicr, Führich, Gubitz, Hogartli,
Ostade, Piranesi, Rethel, Ridinger u. a. ent-
halten; es folgen Ansichten, Pläne, Karikatu-
ren, Vogel- und Modekupfer. Die dritte Ab-
teilung enthält vor allem Englische und Fran-
zösische Literatur des 17. bis 19. Jahrhunderts.
Die vierte Abteilung Deutsche Literatur des
17. bis 19. Jahrhunderts bringt Seltenheiten des
Barock. Der zweite Tag beginnt mit der Mo-
dernen Graphik. Es werden Radierungen be-
kannter Künstler angeboten. Daneben eine
Anzahl von Aquarellen und Handzeichnungen.
Eine größere Abteilung Kunstgeschichte
schließt sich an.
Köln, 27.—30. Nov.
Bei F. A. M e n n a werden am 27.—30. No-
vember Zimmereinrichtungen mit antikem und
Stil-Mobiliar sowie große Bestände alten
Kunstgewerbes, Gemälde und Skulpturen ver-
steigert. Unter den Gemälden nennen wir
Werke von A. Achenbach, Calame, Dill, Hen-
geler, Irmer, R. Jordan, Koeckoeck, Macco,
Max, Schreyer, Schuch, Stuck u. a. Sehr be-
achtlich eine große Kollektion orientalischer
Teppiche.
porzellan der Manufakturen Meißen, Nym-
phenburg und Sevres zu nennen. Geschmack-
volle Galanterien, Dosen, Flakons, Fächer, Me-
daillen und Plaketten folgen. Eine französische
Konsoluhr von 1750 und venezianische Bronze-
statuetten des späten 16. Jh. verdienen beson-
dere Erwähnung. Die zweite Abteilung ent-
hält eine mit viel Geschmack zusammenge-
stellte Sammlung' von orientalischen Teppichen
des 18. und 19. Jh. aus westdeutschem Privat-
besitz. Unter den kleinasiatischen Teppichen
erscheinen Arbeiten von Bergamo, Giordes,
Kischiir, Ladik, Uschak. Persien ist mit Fera-
ghan, Mesched, Täbris, Bidjar und Tschatscha-
gan vertreten. Aus Ostturkistan und Kaukasien
finden sich Teppiche von Samarkand, Derbent,
Kabristan, Karabagh, Soumak, Beludschistan,
Beschier und Yamud. Die dritte Abteilung,
eine Sammlung aus sächsischem Privatbesitz,
enthält asiatische Plastiken der indisch-asia-
tischen Götterwelt, Bronzen und Holzskulp-
turen aus China, Japan, Vorder- und Hinter-
indien. Besonders gut vertreten sind Tibet
und Siam. Die Sammlung ist für die Veran-
schaulichung des gesamten Kultapparates der
von Indien ausgehenden Weltreligionen des
Brahmaismus und Buddhismus von einzig-
artiger Bedeutung. Sie umfaßt im ganzen
etwas über 200 Nummern. F.
zugute kommt. Augenblicklich
wird ein wichtiger Ausschnitt
mittelalterlichen Kunstschaf-
fens gezeigt: „Kunst der Inner-
schweiz“, Tafelmalerei und Pla-
stik des 14.—16. Jahrhunderts
aus den Kantonen Ury, Schwyz,
Ob- und Nidwalden und Lu-
zern, zum erstenmal systema-
tisch geordnet dargestellt und
in ihrem Entwicklungslauf er-
hellt.
LITERATUR
Münchener Jahrbuch der bildenden
Kunst. Neue Folge 1934/36, Bd. XI.
Heft 3/4. Verl. Knorr & Hirth,
München.
Das neue Doppelheft des von Dr.
Karl Feuchtmayr geleiteten Jahrbuches
steht inhaltlich wieder auf derselben
Höhe wie die bisherigen. Den Vor-
tritt hat Paul Wolters mit einem Auf-
satz „Ein Frauenkopf vom Aphaia-
Tempel". Nicht weniger fesselnd ge-
schrieben sind die beiden Aufsätze
Ernst Buchners, des Generaldirektors
der bayerischen Staatsgemäldesar.im-
lungen, in denen er zwei von ihm
gemachte Depotfunde behandelt.
Nämlich die wundervolle Schmerzens-
mutter (s. Abb.); in wesentlichen Teilen
von Albrecht Dürer selbst gemalt,
zu der eine eigenhändige Skizze
im Berliner Kupferstichkabinett
existiert. Die nunmehr abgedeckte Tafel wird hier als
Mittelstück zu den sieben Dresdener Tafeln nachgewiesen,
mit denen zusammen sie einst das Altarbild der Witten-
berger Schloßkirche bildete. Ferner stellt Buchner das
Bruchstück eines großen Gemäldes „Jüngstes Gericht"
als eigenhändiges Werk des Hieronymus Bosch fest,
wahrscheinlich zu einer von Philipp dem Schönen von
Burgund kurz vor 1504 bei dem Meister bestellten großen
Tafel gehörig (s. Abb.).
Eine Lücke füllt Waldemar Lessing mit seiner Ab-
handlung über Georg von Dillis aus. Zu den größeren
Arbeiten dieses Heftes gehören noch: „Eine Gruppe von
Gewandstudien des jungen Fra Bartolommeo" von Bernh.
Degenhart, und von Hans Reinhardt ein wichtiger, man-
cherlei neues bringender Beitrag über den Bildhauer
Conrad Sifer, der 1491—1493 Werkmeister am Straß-
burger Münster war.
Unter den kleinen Beiträgen bringt Norbert Lieb
eine interessante Augsburger Bildnisbestimmung und den
Nachweis eines Altarbildes von Jacopo Palma ebenda.
R. A. Peltzer legt die Persönlichkeit des. Hamburger
Malers Georg Hinz (Hainz), den Pseudo-B. v. d. Meer,
nach seinen der Darstellung von Kunstgewerbe- und
Kleinodien-Stilleben gewidmeten Bildern fest, Karl Busch
bringt anhand eines Vanitasbildes von Mielich wichtiges
Material zu der noch lückenhaften Bauge'schichte von
St. Emmeram in Regensburg. Derselbe Verfasser liefert
mit A. Ableitner neue Archivalien über die Künstler-
familie Ableitner und der kürzlich verstorbene Hans
Stöcklein berichtet über eine Neuerwerbung des
B. Armeemuseums. L. F. Fuchs
Neuer Führer durch das Schnütgen-Museum
Das berühmte Schnütgen-Museum in Köln
legt soeben einen sorgfältig bearbeiteten und gedruckten
Katalog vor, denn lange schon mußte man einen Führer
durch die an kostbarem Besitz reiche Sammlung ver-
missen. Der neue Führer umfaßt an die 200 Seiten, dar-
unter 93 ausgezeichnete Abbildungen, die dem Werk
auch in wissenschaftlicher Hinsicht eine besondere Be-
deutung geben. Der Führer will in seinem ersten Teil
den Besucher von Raum zu Raum und Gegenstand zu
Gegenstand geleiten und ihm die Anregung geben, sich
in Geist und Form der Kunstwerke zu versenken. Außer-
dem gibt er dem Forscher die Einzelheiten an die Hand,
die es ermöglichen, die Werke kunstgeschichtlich einzu-
ordnen. Dieser Teil des Buches wurde von Dr. Hermann
Schnitzler in Zusammenarbeit mit Dr. Annemarie Sprung
bearbeitet. Ein zusammenfassender wertvoller Beitrag
„Von rheinischer Art und Kunst" von dem Leiter des
Museums, Prof. Dr. Fritz Witte, führt zu tieferem Ver-
ständnis. K. H. B.
Auktions Torberichte
Hamburg, 1. u. 2. Dez.
Bei Dr. Ernst Hauswedell findet am
I. und 2. Dezember eine interessante Buch-
Hieronymus Bosch, Bruchstück
München, Alte Pinakothek. Depotfund.
Köln, 8.—11. Dez.
Den ersten »Platz unter den westdeutschen
Kunstauktionen dieses Herbstes beansprucht
die Versteigerung der weit über die deutschen
Grenzen hinaus bekannten Sammlung Fried-
rich Camphausen- Krefeld, die in den
Tagen vom 8./11. Dezember bei Lern per tz
vor sich gehen wird.
Das Hauptgebiet der Sammlung Camp-
hausen ist die Holzplastik von der frühen
Gotik bis zum 16. Jahrhundert und darüber
hinaus, meist aus den Werkstätten von Kalkar,
Köln, Antwerpen, Brüssel und Mecheln, sowie
das niederrheinische Möbel des 15. und 16.
Jahrhunderts. Die Plastiken imponieren nicht
nur durch ihre lange Reihe von weit über
hundert Einzelstücken, sondern mehr noch
durch ihre Hauptstücke, die aus Kölner, nie-
derrheinischen und Antwerpener Werkstätten
kommen, die auch ebenso wie einige der
schönsten Möbel auf der Jahrtausend-Ausstel-
lung der Rheinlande in Köln viel Beachtung
gefunden haben. Das markanteste Möbel ist
wohl der Emmericher Schrank von Anfang
des 16. Jh. (Abb. S. 6) mit seinen prächtig ge-
schnitzten Profilköpfen; der älteste und kost-
barste Gegenstand aber ist der romanische
Schaftleuchter aus Bronze mit Silberauflagen,
aus der Zeit um 1100. Ihm schließen sich eine
Reihe wuchtiger und ausdrucksvoller Leuchter
der Gotik sowie des 16. und 17. Jahrhunderts
an, begleitet von Mörsern, Sakral- und Profan-
gefäßen aus gleichem Metall. Ein einzigartiges
Gebiet der Sammlung Camphausen bildet die
fast hundert Nummern starke Kollektion nie-
derrheinischer Keramiken, vor allem der
vielen großen Schüsseln von Hüls in ihrer
prächtigen Farbigkeit. Sehr reich findet sich
auch die niederländische und deutsche Fayence
sowie das niederrheinische Steinzeug ver-
treten.
München, 2.—3. Dez.
Am 2. und 3. Dezember gelangen im Mün-
chener Kunstvers t e i gerungshaus
Adolf Weinmüller drei, weite Sammler-
kreise interessierende Kollektionen zur Ver-
steigerung. Der Katalog enthält in seiner
ersten Abteilung die Restbestände der Samm-
lung Ff au Margarethe Oppenheim. Unter dem
Porzellan sind eine Meißener Schäfer-Gruppe
von 1740, eine Frankenthaler Gruppe von 1759
und ein paar sehr feine Stücke Gebrauchs-
,,Jüngsten Gerichts"
(siehe Bericht Münchener Jahrbuch)
(Kl. Knorr & Hirth, München)
Paris, 7.—8. Dez.
Der große Umfang des künstlerischen Nach-
lasses M. Gaston M e n i e r s macht eine zweite
Versteigerung notwendig, die am 7. und 8. De-
zember von Me Roger G 1 a n d a z und den
Experten MM. Feral, Catroux, Rousseau und
Burdariat im Hötel Drouot durchgeführt wird.
Eine große Anzahl wertvoller Kunstwerke
kommt zum Ausgebot: Beachtung verdienen
vor allem alte Glasscheiben und Holzskulp-
turen, Sitzmöbel des 16. und 17. Jahrhunderts
mit alten Bezügen, Gemälde, Golddosen,
Miniaturen, Keramik, Bronzen und Standuhren,
sowie eine Reihe flämischer Wandteppiche und
Aubusson-Tapisserien.
Ausstellung
chin esischer Kunst
Frühkeramik
Ming- und Kanghsi- Porzellan
Bronzen
Plastik
Halbedelsteine
Elfenbein- Arbeiten
Lacke
USUD.
China-Bohlken
Berlin W9
Potsdamer Straße 16
nahe Potsdamer Platz
Galerie Baudenbach
München
D i e 11 i n d e n s t r a ß e 5
erster Meister
An- u. Verkauf
eines
Neuentdeckung