DIE WELTKUNST
Jahrg. X, Nr. 50 vom 13. Dezember 1930
Jan Vermeer van Delft (zugeschrieben), Lautenspielerin
Leinwand, 29 : 24 cm
Sammlung G. Murray Bakker, Amsterdam
(Photo Besitzer)
Piet. Breughel II. (s. Abb.),
und andere zeigen, daß es
nicht immer „größter“
(und teuerster) Namen
bedarf, um eine in
ihrer Geschlossenheit
wirkungsvolle und trotz
der Beschränkung nicht
einseitige Sammlung zu
schaffen.
Noch manches an-
dere beweisen diese
Sammlungen: daß ein
gutes altes Bild auch
überraschend gut in mo-
derne Wohnräume paßt;
daß auch heute noch
ältere und jüngere
Sammler gefunden wer-
den, denen die Freude
an alter Kunst höher
steht als der Besitz
eines Autos, und daß
— glücklicherweise —
das übrigens nicht ganz
unberechtigt ausgespro-
chene Wort eines
alten holländischen
Kunstfreundes: „In dem
Alter, wo wir an den
Kauf unseres ersten
Bildes dachten. denkt
die heutige Jugend an
den ihres ersten Auto-
mobils“, doch nicht in
jedem Falle zutrifft.
Dr. W. M.
Leber die Eigenhändigkeit der Sixtinafresken
Unter der Leitung von Prof. Biagetti werden
jetzt, wie wir bereits berichteten, in mühsamer
und sorgfältiger Arbeit die Fresken Michel-
angelos in den Sixtinagewölben gesichert.
Wenn auch die Malerei selbst unbeschädigt ge-
blieben ist, so hat sich doch der die Fresken
tragende Putz in großen Abschnitten von der
Mauer gelöst und wird durch Kalk-Pozzolana-
Kaseininjektionen neu an die Wölbung gebun-
den. Bei dieser Gelegenheit ist durch den vati-
kanischen Museumsdirektor eine grundlegende
Untersuchung dieser Fresken vorgenommen
fallend, daß beinahe täglich die Technik geän-
dert wurde. Michelangelo stellte sich bekannt-
lich auf den Standpunkt, daß Freskenmalerei
„nicht seine Kunst“ sei. Im „Diluvio“ hat er
scheinbar Tag für Tag mit den verschiedensten
Techniken und den unterschiedlichsten Mal-
weisen die größte und durchaus klarbewußte
Wirkung zu erzielen gesucht: ob die Farbe in
feste Konturen hineingesetzt ist oder ob sie im-
pressionistisch verläuft, ob Bronzino und Pon-
tormo. ja sogar Rembrandt und Daumier vor-
weg genommen wurde oder eine Rückkehr
zu den Fresken-
malern des
Quattrocento
versucht wird,
immer bleibt
das wesentliche
Ziel, die Plasti-
zität der Kör-
per zu errei-
chen. Dann
aber, über alle
Ziele hinweg, ist
Handbreit für
Handbreit die-
ser Malerei die
Sprache die
gleiche. Biagetti
ist zu der Über-
zeugung ge-
kommen — und
die Groß- und
Teilaufnahmen,
die jetzt ge-
macht worden
sind, dürften
das beweisen —
daß die gesam-
ten figuralen
Fresken eigen-
händig sind und
die Gesellen
bestenfalls bei
der Randaus-
stattung mit-
geschaffen ha-
ben. —th.
Englische Rokoko-Garnitur. London, um 1775
Sitzbank und drei Stühle in mahagonigeschnitzter Ausführung mit Natur-
Patina. Arbeit des „Meisters der Bramshill-Park-Suite". Ehemals Mayor
H. G. Eley, Shire End, Pertshire, N. B.
Ausstellung: Kunsthandlung Armand Gobiet, Berlin
(Kl. Connoisseur)
worden: sie.sind, wohl das erste Mal mit mo-
dernen Mitteln richtig ausgeleuchtet worden.
Diese Beleuchtung ist vornehmlich vorgenom-
men worden, nm sich über die Frage der
Eigenhändigkeit dieser Fresken oder die ent-
scheidende Mitarbeit der „garzoni“, der aus
Florenz herbeigerufenen Zacchetti und Gio-
vanni da Reggio, klar zu werden. Man ist zu
der Ueberzeugung gekommen, daß die Fresken,
zum mindesten die bisher genau untersuchte
Sintflut vollkommen eigenhändig sind. Die
Beleuchtung ergab klaren Aufschluß über das
tägliche Werk Michelangelos, d. h. es ließ sich
an der Unterschiedlichkeit, an dem ganz mini-
malen Absatz in dem Putz die tägliche Malerei
Michelangelos verfolgen. Dabei ist es auf-
Afeliergemeinschaft
Unter den periodischen Berliner Ausstellun-
gen erfreut sich die traditionelle Dezember-
schau in der Klosterstraße eines guten Rufes.
Hier, im großen Atelierhaus, wirkt eine Reihe
von Kräften, die ihr handwerkliches Sonder-
gebiet mit Liebe pflegen und im Miteinander
von Interessen und Aufgaben Anregung und
Ansporn für ihre künstlerische Tätigkeit
finden. Man sieht auch diesmal wieder Aeltere
und Jüngere in Wettbewerb treten. Wohl-
gelungen wie immer ist mit Werken von Ger-
hard Mareks, Hermann Blumenthal, Michael
Schoberth, Adolf Abel usw. die Aufstellung (von
Plastik im oberen Saal. Im Treppenhaus Zeich-
nungen von Käthe Kollwitz, Holzschnitte und
Aquarelle von Herbert Tucholski, Johanna
Maria Wittrock und Wolf Röhricht, Malereien
von Adolf Schlabitz, Hermann Teuber, Haase-
Jastrow, Paul Bahr und Adolf Dahle, Klein-
plastik von Hilde Plate, Bildhauerwerke von
Günther Martin und Magdalena Müller-Martin
und mit Keramik von Charlotte Rose und
Helene Wenck noch manches andere, Z e e c k
Die Kunst in der
bayerischen Ostmark
Der Gau Bayerische Ostmark veranstaltete
in den schönen Sälen des Kunst- und Ge-
werbevereins Regensburg eine Ausstel-
lung von Skulpturen, Gemälden, Graphik und
Kunstgewerbe, die sich in jeder Großstadt
sehen lassen könnte. Von den Bildhauern
llauswedell & Co., Hamburg, am 1.
und 2. Dezember versteigert. Bemerkenswert
war lieben den guten Preisen für die Spitzen-
stücke der Auktion, das lebhafte Interesse für
die mittleren und kleineren Werte. Das Haupt-
stück, die sehr seltene Erstausgabe von
Grimms Märchen in einem hervorragenden
Exemplar, gelangte nach lebhaftem Bieten in
den Besitz eines Sammlers für RM 1950.—.
Gute Preise brachten die Erstausgaben der
Deutschen Literatur: Brentano. Gesammelte
Schriften RM 95.—; Goethes Werther RM
215.—; Goethe. Prolog zu den neuesten Offen-
barungen Gottes RM 200.—: Grimmelshausen.
Ewig-währender Calender RM 275.—; Logan.
Sinngedichte RM 210— Von den fremd-
sprachigen Ausgaben erzielte Balzac. Oeuvres
completes, Erste Gesamtausgabe RM 145.—:
Pascal, Pensees, Paris 1070 RM 370.— . Tou-
Bücher am
deutschen Markt
seien genannt Karl Lysek, Maria Lerch und
der in Regensburg geborene
Ludwig Kunstmann (Ham¬
burg), von den Malern
R. Koeppel, Alb. Schwein -
mer, K. E. Siegler, Walter
Dolch, M. Wißner, Alb.
Schellerer. von den Gra-
phikern H. Mayrhofer. In
der Abteilung für ange¬
wandte Kunst sahen wir
schönes, bemaltes Porzellan,
Gläser der Zwieseler Fach¬
schule und wundervolles
Zinngerät mit neuen
Schmucktechniken der be¬
kannten Regensburger Zinn-
gießerei Wiedamann.
L. F. Fuchs
louse-Lautrec, Yvette Guilbert RM 270.—.
Jluklions-Wor
u. Sachberichte
im
Münchener Kunst-
versteigerungshaus
Adolf Weinmüller
Wie wir bereits berichtet haben, stand
Mittelpunkt der Auktion am 2./5. Dezember
eine Sammlung asiatischer Plastiken. Man
mochte sich fragen, ob sich heute Liebhaber
für diese meist nicht leicht verständlichen, oft
grotesk, ja sogar abstoßend wirkenden Kunst-
werke finden würden. Aber es hat sich wie-
derum gezeigt, daß da, wo es etwas Besinn-
liches gibt, der Deutsche auf dem Plane ist
und daß gerade die seltsamsten Stücke, wie
die aus Tibet, Siam, Nepal, gesuchter
waren als die bereits verflachteren
aus China und Japan. Die Preise
bewegten sich zwischen 150 und 450
Mark, den höchsten erzielte mit 850
Mark die wundervolle Maja, eine mit
Türkisen besetzte Guß- und Treib-
arbeit.
Bei dem europäischen Kunstge-
werbe erzielte die Frankenthaler
Schäfergruppe des Joh. Frdr. Lück
1000 Mark (Abb. in Nr. 47), die Boulle-
Uhr von Francois le Roy 450 Mark,
die Capodimonte-Dose mit bunter Ma-
lerei 360 Mark, die purpurbemaltc.
goldmontierte Meißener 350 Mark,
das fünfteilige Nymphenburger Kaf-
fee-Service 240 Mark, die beiden bron-
zenen und vergoldeten Tritonen 1000
Mark, die italienische Bronze-Pla-
kette mit dem Bacchuskopf 650 Mark.
Das Angebot in Teppichen und Tex-
tilien ist zur Zeit etwas reichlich.
Trotzdem wurden einige gute Preise
erzielt: ein großer Kirman 2300, ein
Soumak 600 und eine sogenannte
Verne-Decke 550 Mark. L. F. F.
Versteigerung Mensing&
Zoon, Amsterdam
(Fortsetzung aus „Weltkunst“, Nr. 47)
Ein mäßiges Stilleben von Rachel
Ruysch (19). zwei Blumenkränze von
Daniel Seghers (21 und 22) und eine Gemein-
schaftsarbeit von Seghers und Gonzales Co-
ques (23), alle vier aus der Sammlung Gf.
Brockdorff-Rantzau stammend, erreichten f 240.
280, 280 und 340, und eine Versuchung des
Hl. Antonius von D. Teniers d. Ae. (25) f 560.
Das ansprechende Bild einer Schiffswerft von
Abraham Verwer, brachte f 560. und f 570 wur-
den für die beiden Bildnisse eines Ehepaares
(866) von J. Gz. Cuyp bezahlt. Eine Land-
schaft in der Umgebung von Delft von A. van
Croos (865) brachte f 260. Von Primitiven er-
zielte ein Pieter Coecke van Aelst, Thronende
Madonna mit Kind und Engel (6), f 1600: das
Bild hatte bei der Versteigerung Cremer. Ber-
lin, RM 6100 gekostet, so daß der heutige Preis,
unter Berücksichtigung der Zeitverhältnisse
und der Währungswertänderungen nicht allzu
ungünstig ist. — Ein Martino di Bartolomeo (1)
brachte f 1750. und ein Werk eines Florentiner
hei d. J., Bauer und Bäuerin, Holz, 21,5 : 30 cm
m I u n g C h r. S. W., Amsterdam
(Photo Besitzer)
Paris, 14. Dez.
Me B a u d o i n und die
if j. inf a n -tz- rieterBruei
Experten MM. Max - Kann, s r
Rousseau, Portier und
Mannheim bringen im ersten
Teil der interessanten Versteigerung vom
14. Dezember China-Keramik von schönster
Qualität sowie französische Möbel und Sitz-
garnituren, Tapisserien usw. zum Ausgebot.
Der zweite Teil umfaßt eine Reihe bedeutender
Handzeichnungen und Aquarelle, u. a. von
Fragonard, Grenze, Lemoine, Mongin. Moreau.
Oudry, Pater, Robert und Tiepolo. Kleinkunst
bildet den Beschluß der Auktion.
Unter zahlreicher Beteiligung
von Sammlern und Antiquaren
wurde eine umfangreiche Biicher-
und Graphiksammlung bei Dr. Ernst
Carl Spitzweg, Der gähnende Eremit
Ausstellung „Neuland für Sammler"
Galerie D r. W. A. Luz, Berlin (Kl. Gal.
Alt-China- und
Bronzen
Frühkeramik
Porzellane
Lack-, Elfenbein-,
Jade-Arbeiten
Farbdrucke
Tibet-Kunst
G.EGER
STUTTGART
Fricdrichstr. 38, Tel. 24928
HAWS BURGHARD
Farbstiche / Antiquitäten / China
Berlin W35, Vicioriasfr. 2 / Telefon: Liilzow B2 6580
Jahrg. X, Nr. 50 vom 13. Dezember 1930
Jan Vermeer van Delft (zugeschrieben), Lautenspielerin
Leinwand, 29 : 24 cm
Sammlung G. Murray Bakker, Amsterdam
(Photo Besitzer)
Piet. Breughel II. (s. Abb.),
und andere zeigen, daß es
nicht immer „größter“
(und teuerster) Namen
bedarf, um eine in
ihrer Geschlossenheit
wirkungsvolle und trotz
der Beschränkung nicht
einseitige Sammlung zu
schaffen.
Noch manches an-
dere beweisen diese
Sammlungen: daß ein
gutes altes Bild auch
überraschend gut in mo-
derne Wohnräume paßt;
daß auch heute noch
ältere und jüngere
Sammler gefunden wer-
den, denen die Freude
an alter Kunst höher
steht als der Besitz
eines Autos, und daß
— glücklicherweise —
das übrigens nicht ganz
unberechtigt ausgespro-
chene Wort eines
alten holländischen
Kunstfreundes: „In dem
Alter, wo wir an den
Kauf unseres ersten
Bildes dachten. denkt
die heutige Jugend an
den ihres ersten Auto-
mobils“, doch nicht in
jedem Falle zutrifft.
Dr. W. M.
Leber die Eigenhändigkeit der Sixtinafresken
Unter der Leitung von Prof. Biagetti werden
jetzt, wie wir bereits berichteten, in mühsamer
und sorgfältiger Arbeit die Fresken Michel-
angelos in den Sixtinagewölben gesichert.
Wenn auch die Malerei selbst unbeschädigt ge-
blieben ist, so hat sich doch der die Fresken
tragende Putz in großen Abschnitten von der
Mauer gelöst und wird durch Kalk-Pozzolana-
Kaseininjektionen neu an die Wölbung gebun-
den. Bei dieser Gelegenheit ist durch den vati-
kanischen Museumsdirektor eine grundlegende
Untersuchung dieser Fresken vorgenommen
fallend, daß beinahe täglich die Technik geän-
dert wurde. Michelangelo stellte sich bekannt-
lich auf den Standpunkt, daß Freskenmalerei
„nicht seine Kunst“ sei. Im „Diluvio“ hat er
scheinbar Tag für Tag mit den verschiedensten
Techniken und den unterschiedlichsten Mal-
weisen die größte und durchaus klarbewußte
Wirkung zu erzielen gesucht: ob die Farbe in
feste Konturen hineingesetzt ist oder ob sie im-
pressionistisch verläuft, ob Bronzino und Pon-
tormo. ja sogar Rembrandt und Daumier vor-
weg genommen wurde oder eine Rückkehr
zu den Fresken-
malern des
Quattrocento
versucht wird,
immer bleibt
das wesentliche
Ziel, die Plasti-
zität der Kör-
per zu errei-
chen. Dann
aber, über alle
Ziele hinweg, ist
Handbreit für
Handbreit die-
ser Malerei die
Sprache die
gleiche. Biagetti
ist zu der Über-
zeugung ge-
kommen — und
die Groß- und
Teilaufnahmen,
die jetzt ge-
macht worden
sind, dürften
das beweisen —
daß die gesam-
ten figuralen
Fresken eigen-
händig sind und
die Gesellen
bestenfalls bei
der Randaus-
stattung mit-
geschaffen ha-
ben. —th.
Englische Rokoko-Garnitur. London, um 1775
Sitzbank und drei Stühle in mahagonigeschnitzter Ausführung mit Natur-
Patina. Arbeit des „Meisters der Bramshill-Park-Suite". Ehemals Mayor
H. G. Eley, Shire End, Pertshire, N. B.
Ausstellung: Kunsthandlung Armand Gobiet, Berlin
(Kl. Connoisseur)
worden: sie.sind, wohl das erste Mal mit mo-
dernen Mitteln richtig ausgeleuchtet worden.
Diese Beleuchtung ist vornehmlich vorgenom-
men worden, nm sich über die Frage der
Eigenhändigkeit dieser Fresken oder die ent-
scheidende Mitarbeit der „garzoni“, der aus
Florenz herbeigerufenen Zacchetti und Gio-
vanni da Reggio, klar zu werden. Man ist zu
der Ueberzeugung gekommen, daß die Fresken,
zum mindesten die bisher genau untersuchte
Sintflut vollkommen eigenhändig sind. Die
Beleuchtung ergab klaren Aufschluß über das
tägliche Werk Michelangelos, d. h. es ließ sich
an der Unterschiedlichkeit, an dem ganz mini-
malen Absatz in dem Putz die tägliche Malerei
Michelangelos verfolgen. Dabei ist es auf-
Afeliergemeinschaft
Unter den periodischen Berliner Ausstellun-
gen erfreut sich die traditionelle Dezember-
schau in der Klosterstraße eines guten Rufes.
Hier, im großen Atelierhaus, wirkt eine Reihe
von Kräften, die ihr handwerkliches Sonder-
gebiet mit Liebe pflegen und im Miteinander
von Interessen und Aufgaben Anregung und
Ansporn für ihre künstlerische Tätigkeit
finden. Man sieht auch diesmal wieder Aeltere
und Jüngere in Wettbewerb treten. Wohl-
gelungen wie immer ist mit Werken von Ger-
hard Mareks, Hermann Blumenthal, Michael
Schoberth, Adolf Abel usw. die Aufstellung (von
Plastik im oberen Saal. Im Treppenhaus Zeich-
nungen von Käthe Kollwitz, Holzschnitte und
Aquarelle von Herbert Tucholski, Johanna
Maria Wittrock und Wolf Röhricht, Malereien
von Adolf Schlabitz, Hermann Teuber, Haase-
Jastrow, Paul Bahr und Adolf Dahle, Klein-
plastik von Hilde Plate, Bildhauerwerke von
Günther Martin und Magdalena Müller-Martin
und mit Keramik von Charlotte Rose und
Helene Wenck noch manches andere, Z e e c k
Die Kunst in der
bayerischen Ostmark
Der Gau Bayerische Ostmark veranstaltete
in den schönen Sälen des Kunst- und Ge-
werbevereins Regensburg eine Ausstel-
lung von Skulpturen, Gemälden, Graphik und
Kunstgewerbe, die sich in jeder Großstadt
sehen lassen könnte. Von den Bildhauern
llauswedell & Co., Hamburg, am 1.
und 2. Dezember versteigert. Bemerkenswert
war lieben den guten Preisen für die Spitzen-
stücke der Auktion, das lebhafte Interesse für
die mittleren und kleineren Werte. Das Haupt-
stück, die sehr seltene Erstausgabe von
Grimms Märchen in einem hervorragenden
Exemplar, gelangte nach lebhaftem Bieten in
den Besitz eines Sammlers für RM 1950.—.
Gute Preise brachten die Erstausgaben der
Deutschen Literatur: Brentano. Gesammelte
Schriften RM 95.—; Goethes Werther RM
215.—; Goethe. Prolog zu den neuesten Offen-
barungen Gottes RM 200.—: Grimmelshausen.
Ewig-währender Calender RM 275.—; Logan.
Sinngedichte RM 210— Von den fremd-
sprachigen Ausgaben erzielte Balzac. Oeuvres
completes, Erste Gesamtausgabe RM 145.—:
Pascal, Pensees, Paris 1070 RM 370.— . Tou-
Bücher am
deutschen Markt
seien genannt Karl Lysek, Maria Lerch und
der in Regensburg geborene
Ludwig Kunstmann (Ham¬
burg), von den Malern
R. Koeppel, Alb. Schwein -
mer, K. E. Siegler, Walter
Dolch, M. Wißner, Alb.
Schellerer. von den Gra-
phikern H. Mayrhofer. In
der Abteilung für ange¬
wandte Kunst sahen wir
schönes, bemaltes Porzellan,
Gläser der Zwieseler Fach¬
schule und wundervolles
Zinngerät mit neuen
Schmucktechniken der be¬
kannten Regensburger Zinn-
gießerei Wiedamann.
L. F. Fuchs
louse-Lautrec, Yvette Guilbert RM 270.—.
Jluklions-Wor
u. Sachberichte
im
Münchener Kunst-
versteigerungshaus
Adolf Weinmüller
Wie wir bereits berichtet haben, stand
Mittelpunkt der Auktion am 2./5. Dezember
eine Sammlung asiatischer Plastiken. Man
mochte sich fragen, ob sich heute Liebhaber
für diese meist nicht leicht verständlichen, oft
grotesk, ja sogar abstoßend wirkenden Kunst-
werke finden würden. Aber es hat sich wie-
derum gezeigt, daß da, wo es etwas Besinn-
liches gibt, der Deutsche auf dem Plane ist
und daß gerade die seltsamsten Stücke, wie
die aus Tibet, Siam, Nepal, gesuchter
waren als die bereits verflachteren
aus China und Japan. Die Preise
bewegten sich zwischen 150 und 450
Mark, den höchsten erzielte mit 850
Mark die wundervolle Maja, eine mit
Türkisen besetzte Guß- und Treib-
arbeit.
Bei dem europäischen Kunstge-
werbe erzielte die Frankenthaler
Schäfergruppe des Joh. Frdr. Lück
1000 Mark (Abb. in Nr. 47), die Boulle-
Uhr von Francois le Roy 450 Mark,
die Capodimonte-Dose mit bunter Ma-
lerei 360 Mark, die purpurbemaltc.
goldmontierte Meißener 350 Mark,
das fünfteilige Nymphenburger Kaf-
fee-Service 240 Mark, die beiden bron-
zenen und vergoldeten Tritonen 1000
Mark, die italienische Bronze-Pla-
kette mit dem Bacchuskopf 650 Mark.
Das Angebot in Teppichen und Tex-
tilien ist zur Zeit etwas reichlich.
Trotzdem wurden einige gute Preise
erzielt: ein großer Kirman 2300, ein
Soumak 600 und eine sogenannte
Verne-Decke 550 Mark. L. F. F.
Versteigerung Mensing&
Zoon, Amsterdam
(Fortsetzung aus „Weltkunst“, Nr. 47)
Ein mäßiges Stilleben von Rachel
Ruysch (19). zwei Blumenkränze von
Daniel Seghers (21 und 22) und eine Gemein-
schaftsarbeit von Seghers und Gonzales Co-
ques (23), alle vier aus der Sammlung Gf.
Brockdorff-Rantzau stammend, erreichten f 240.
280, 280 und 340, und eine Versuchung des
Hl. Antonius von D. Teniers d. Ae. (25) f 560.
Das ansprechende Bild einer Schiffswerft von
Abraham Verwer, brachte f 560. und f 570 wur-
den für die beiden Bildnisse eines Ehepaares
(866) von J. Gz. Cuyp bezahlt. Eine Land-
schaft in der Umgebung von Delft von A. van
Croos (865) brachte f 260. Von Primitiven er-
zielte ein Pieter Coecke van Aelst, Thronende
Madonna mit Kind und Engel (6), f 1600: das
Bild hatte bei der Versteigerung Cremer. Ber-
lin, RM 6100 gekostet, so daß der heutige Preis,
unter Berücksichtigung der Zeitverhältnisse
und der Währungswertänderungen nicht allzu
ungünstig ist. — Ein Martino di Bartolomeo (1)
brachte f 1750. und ein Werk eines Florentiner
hei d. J., Bauer und Bäuerin, Holz, 21,5 : 30 cm
m I u n g C h r. S. W., Amsterdam
(Photo Besitzer)
Paris, 14. Dez.
Me B a u d o i n und die
if j. inf a n -tz- rieterBruei
Experten MM. Max - Kann, s r
Rousseau, Portier und
Mannheim bringen im ersten
Teil der interessanten Versteigerung vom
14. Dezember China-Keramik von schönster
Qualität sowie französische Möbel und Sitz-
garnituren, Tapisserien usw. zum Ausgebot.
Der zweite Teil umfaßt eine Reihe bedeutender
Handzeichnungen und Aquarelle, u. a. von
Fragonard, Grenze, Lemoine, Mongin. Moreau.
Oudry, Pater, Robert und Tiepolo. Kleinkunst
bildet den Beschluß der Auktion.
Unter zahlreicher Beteiligung
von Sammlern und Antiquaren
wurde eine umfangreiche Biicher-
und Graphiksammlung bei Dr. Ernst
Carl Spitzweg, Der gähnende Eremit
Ausstellung „Neuland für Sammler"
Galerie D r. W. A. Luz, Berlin (Kl. Gal.
Alt-China- und
Bronzen
Frühkeramik
Porzellane
Lack-, Elfenbein-,
Jade-Arbeiten
Farbdrucke
Tibet-Kunst
G.EGER
STUTTGART
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HAWS BURGHARD
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Berlin W35, Vicioriasfr. 2 / Telefon: Liilzow B2 6580