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DIE WELTKUNST

Jahrg. X, Nr. 50 vom 15. Dezember 1930

Nachrichten von Überall

Ein neues Museum
in Frankfurt a. M.
Das ehemalige Bürgerhospital in der Stift-
straße wird am 1. April 1957 die Institute von
Geheimrat Leo Frobenius aufnehmen; der
alte schöne Bau ist zur Zeit einer gründlichen
Restaurierung unterzogen. In dem Erdgeschoß
sollen in der Hauptsache die Sammlungen
untergebracht werden, darunter die Stein-
■>. erkzeugsammlung, die bereits 25 000 Stück
umfaßt. Auch wird eine ständige Ausstellung
eing, richtet, in der fortlaufend Felsbilder und
prähistorische Funde gezeigt werden sollen.
Den bedeutenden Sammlungen wird in diesem
neuen Heim ein würdiger Rahmen geschaffen,
vor allem wird die bekannte prähistorische
Bildergalerie hier besser zur Geltung kommen
als bisher. Auch das Städtische Afrika-Archiv,
das Forschungs-Institut für Kulturmorpho-
logie und die Verwaltung des Völkerkunde-
museums werden in das ehemalige Bürger-
hospital übersiedeln.
Zeichnungen des Louvre
als Leihgaben für Berlin
In Anerkennung der Unterstützung, die die
Pariser Rubens-Ausstellung durch die Leih-
gaben der deutschen Museen erfahren hat,
hat die Direktion des Louvre in Paris den
Staatlichen Museen in Berlin beinahe ein hal-
bes Hundert kostbarster deutscher Handzeich-
nungen leihweise zur Ausstellung überlassen.
Sie wird, sobald die notwendigen Vorberei-
tungen beendet sind, in allernächster Zeit er-
öffnet werden und dürfte eines der inter-
essantesten Ereignisse der Wintersaison bilden.
Polnische Kunstverkäufe
Aus Warschau kommt die Nachricht, daß
der Augustiner-Orden, der sich in Zahlungs-
schwierigkeiten befindet, dreizehn Altartafeln
des 15. Jahrhunderts heimlich an einen Händ-
ler verkaufte, durch den die Bilder ins Aus-
land weiterverschoben werden sollten. Auf
Veranlassung der Kunstaufsichtsbehörde wur-
den die Bilder beschlagnahmt und bis zur ge-
richtlichen Entscheidung im Wawel in Krakau
in Verwahrung gegeben.

Eine Vase
der Berliner Manufaktur
als Geschenk für Mussolini
Auf der Deutschen Abteilung der Triennale
in Mailand ist die große Pan-Vase der Staat-
lichen Porzellan-Manufaktur Berlin vom italie-
nischen Unterrichtsministerium angekauft
worden. Die Vase gehört zu den großen neue-
ren Schöpfungen der Berliner Manufaktur: sie
ist in Hartporzellan mit silbergrauer Cra-
queleeglasur ausgeführt. Sie hat eine Höhe von
67 cm und ist für große Zweige, blühende Aeste
und Staudengewächse bestimmt. Dem Ver-
nehmen nach ist diese Vase als Geschenk für
den italienischen Regierungschef bestimmt.
Schweizer Kunst in München
Durch Vermittelung des Verwesers des
Schweizer Generalkonsulates, Dr. Paul Ritter,
kam in der Städtischen Lenbachgalerie in
München eine Ausstellung von Werken in
München lebender Schweizer Künstler zu-
stande, die unter Beteiligung der Vertreter des
Staates, der Stadt und der Partei eröffnet
wurde. F.

Betrugsprozeß Satori
Heinrich Satori, über dessen Prozeß wir be-
richtet haben, wurde wegen Veruntreuung in
vier Schadensfällen im Gesamtwert von rund
S. 100 000 zu zweieinhalb Jahren schweren Ker-
kers (unter Einrechnung der Untersuchungs-
haft) verurteilt. In den Fällen Hugo Engel
(S. 40 000), Otto Duschner (S. 60 000). Berthold
Schiller (Ckr. 80 000) erfolgte mangels Nach-
weises der Schuld ein Freispruch. P. N.

Oesterreich auf der
Augustus-Ausstellung
Bei der Augustusausstellung in Rom, die
aus Anlaß des zweitausendsten Geburtstages
des Kaisers am 25. September 1957 eröffnet
wird, wird auch Oesterreich würdig vertreten
. sein. So wird das Wiener Kunsthistorische

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Museum eine größere Anzahl von Bildnis-
büsten, Mithrasreliefs und ein Relief aus Ephe-
sus zur Verfügung stellen, letzteres darstellend
den Kaiser Marc Aurel, seinen Wagen bestei-
gend. Aus dem Museum Carnuntinum sollen
Abgüsse seiner bekanntesten Fundstücke nach
Rom gelangen. Dem alten Juvavum (Salzburg)
entstammen die Reliefs eines Schleuderers und

preis — ertönte hinten im Saale eine Stimme:
„Ich versichere, daß die Büste falsch ist“.
Trotzdem der Zwischenrufer, zur Rede gestellt,
wenig Positives für seine Behauptung vor-
bringen konnte, war die Atmosphäre gestört
und der Zweifel erwacht. So konnte Graf de
Charniere das Werk, an dessen Authentizität
die Experten festhalten, für nur 60 100 ffr. er-

Antoine Watteau, L'lle Enchantöe. 44; 50 cm. Erzielte auf der Versteigerung der Sammlung
Fr. Coty, Paris, durch Mes Baudoin und Ader, 30. November—1. Dezember 1936: ffr. 580 000 (Photo Baudoin)


eines Wartturmes, von dem herab optische
Signale gegeben werden, ferner der Grabstein
des Legionärs Munatius Lupus. Auch die Mu-
seen von Klagenfurt und Wels werden die
Ausstellung beschicken, so daß auf der Schau
Denkmäler aus den wichtigsten Römerstädten
Oesterreichs vorhanden sein werden. P.-N.
Holländische Nachrichten
Axel G a u f f i n schreibt ein schwedisches
Schauspiel, das, von Rembrandts „Claudius
Civilis“ inspiriert, die Verschwörung der Ba-
taver gegen die Römer darstellen wird.
Eine Ausstellung „Der Totenschädel in der
Malerei“ (1500—1956) veranstaltet die Kunst-
handlung G. J. Nieuwenhuizen Segaar,
im IT a a g.
Die Firma W. Paech, Amsterdam,
eröffnete neue, große Ausstellungssäle mit einer
Ausstellung alter Meister, auf die wir noch zu-
rückkommen werden.
Auf der diesjährigen Herbstausstellung von
„A r t i et A m i c i t i a e“ stellt auch äie Köni-
gin der Niederlande, die ausübendes Mitglied
von „Pulchri Studio“ im Haag ist, drei eigene
Werke aus.
Neben eigenen Werken zeigt der Verein
„St. Lucas“ auf seiner Herbstausstellung
Werke polnischer Meister, die hohes Können
verraten.
Bei B u f f a in Amsterdam werden Arbeiten
von Is. Opsomer gezeigt; bei van Lier hatte
eine Ausstellung von Werken des sich vortreff-
lich entwickelnden Malers Wil link großen Er-
folg. Mehrere wurden für öffentliche Samm-
lungen angekauft. W. M.
Ein Auktions-Zwischenfall
und seine Folgen
Der zweite Tag der Versteigerung Coty in
der Galerie Charpentier in Paris, deren Er-
gebnisse wir später veröffentlichen, wurde
durch einen Zwischenfall stark beein-
trächtigt. Bei dem Ausruf der Voltaire-Büste
von Floudon — die auf 250 000 ffr. geschätzt
war, ein an dem Ergebnis der Lafontaine-
Büste der Sammlung Gaston Menier mit über
900 000 ffr. gemessen nicht übertriebener Tax-

werben. Der Zwischenfall dürfte vermutlich
ein gerichtliches Nachspiel haben.
Die vier Tapisserien von Behagle, die für
600 000 ffr. an den argentinischen Sammler
Ortiz Linares zugeschjagen wurden, sind
übrigens sofort von dem Vertreter des fran-
zösischen Innenministeriums für den fran-
zösischen Staat reklamiert worden, der damit
acht Tage das Vorrecht hat, die Stücke zum
Zuschlagspreis für sich zu erwerben.

Das Bildwerk auf der Glocke
An der ältesten Glocke Halles, die in der
Marienkirche hängt, wurde eine kunsthisto-
risch bedeutsame Darstellung der Kreuzigung
Christi entdeckt. Nach Mitteilung des Landes-
konservators der Provinz Sachsen, Professors
Dr. Giesau, handelt es sich um eine Schöpfung
des Bildhauers Conrad von Einbeck, der im
15. Jahrhundert in Halle lebte.

Entdeckung von Fresko-
malereien in Lemberg
Nach Entfernung einer Mauerschicht bei
der Restaurierung der Klarissenkirche zu Lem-
berg, die in eine Garnisonkirche umgewandelt
wird, käme» hochinteressante Freskomalereien
zutage, welche die Anbetung des hl. Kreuzes
darstellen. Bei weiterer Behandlung wurde
festgestellt, daß die Malerei um 1760 vom aus-
gezeichneten Freskomaler Stanislaus Stroinski
ausgeführt wurde. Die neuentdeckten Fresken
werden einer gründlichen Renovierung unter-
worfen. AHO

Deutsche Auszeichnungen auf
der Triennale
Auf der \ I. Triennale in Mailand, die im
November geschlossen wurde, hat die Deutsche
Abteilung großen Erfolg gehabt; sie wurde
durch die Internationale Jury an erster Stelle
init dem Grand Prix ausgezeichnet. Außer
dieser Anerkenung für die Gesamtleistung
konnte erfreulicherweise eine ganze Anzahl
einzelner Aussteller noch mit Preisen bedacht
werden. Innerhalb der Deutschen Abteilung
wurde der Grand Prix der Staatlichen Porzel-

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Ian-Manufaktur Berlin als Auszeichnung für
ihre Leistungen auf dem Gebiete eines neuen,
formenschönen Gebrauchsporzellans verliehen.

Neuerwerbungen
des Boymans-Museums
Der Tätigkeitsbericht, den Dir. D. H a n -
n e m a vom Museum Boymans in Rotterdam
für das Jahr 1935 ablegt, verzeichnet auch die
Neuerwerbungen, die dem Museum größten-
teils als Schenkungen zufielen. Besonders be-
merkenswert sind eine italienische Maria-
Johannes-Gruppe von einer Kreuzigung um
1400, die süddeutsche Holzfigur eines Bischofs
um 1485, ein Kircheninterieur von E. de Witte
(1680), ein 1664 datiertes Selbstbildnis von
Samuel van Hooghstraeten, ferner Gemälde
von A. de Vries, Domenico Feti, Barent Fa-
britius und Domenichino. Unter den neueren
Künstlern ragen die Arbeiten von Renoir,
Thorn Prikker, Koekkoek. Ensor und Toorop
hervor.

Museumsbesuch durch “Kraft
durch Freude“ verfünfzigfacht
Die von „Kraft durch Freude“ veranstalte-
ten Führungen durch die Berliner Staatlichen
Museen, die vorwiegend abends stattfinden,
haben sich seit 1954 um das Fünfzigfache ver-
mehrt. Die Statistik von 1934 ergibt eine Be-
sucherzahl von 5000, von 1935 7548 Personen-
1936 kann die Zahl der Besucher mit weit über
eine Viertelmillion angenommen worden.

Personalien
Der Münchener Maler Prof. Lofhar Bedistein
ist im 53. Lebensjahre verstorben. Er war in Solothurn
geboren und studierte unter Halm und Jank an der
Münchener Akademie. Bechstein gehörte dem Vorstand
der Secession an. F.

Kurz-Nachrichten
Preußische Akademie der Künste. Wegen der Ver-
längerung der Ausstellung „Berliner Bildhauer von
Schlüter bis zur Gegenwart" in der Preußischen Aka-
demie der Künste, Berlin, wird der Einlieferungstermin
für die Großen Staatspreise für Malere*
und Bildhauerei, der auf den 7. bis 10. Dezem-
ber festgesetzt war, auf 16. bis 18. De z e m b e n
dieses Jahres (täglich von 9 bis 4 Uhr) verlegt.
Düren. Unter der neuen Leitung von Dr. Peters i$f
das Leopold-Hoesch-Museum der Stadt einer gründlichen
Neugestaltung unterzogen und soeben wiedereröffnet
worden.
Waldshut. Das badische Kultusministerium veran-
staltet hier gegenwärtig eine Ausstellung des ausg®'
suchten graphischen Werkes von Hans Thoma, die a*s
Wanderausstellung in verschiedenen ländlichen G©'
meinden des Schwarzwaldes gezeigt werden soll.
Brüssel. Im Palais des Beaux Arts wird am 19. De-
zember eine Ausstellung von über 100 Handzeichnunge*1
alter Meister eröffnet, die der Louvre in Paris leihweise
zur Verfügung gestellt hat.
Lüttich. Das Diözesanmuseum in Lüttich, das bekannt'
lieh eine große Zahl bedeutender Kunstwerke enthält?
wird augenblicklich grundlegend neuorganisiert. £'n
Katalog von M. Puraye ist im Erscheinen.

Neue Museums-Kataloge
Der neue amtliche Katalog der Aelteren Pinakothek
Es ist die 18. Auflage mit 201 Abbildungen der wich-
tigsten Werke und der äußere Anlaß ihrer Herausgab®
ist das 100jährige Jubiläum der Eröffnung des von L®°
von Klenze im Auftrag Ludwigs I. errichteten Galen®'

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Dieser neue Katalog ist also nicht nL,r
auch ein wich
L. F. F-

gebäudes.
Diese Neuausgabe fußt natürlich auf den ältere*1
Auflagen, doch wird der Kenner und Kunstfreund n*1
Befriedigung feststellen, daß eigene und fremde F°r
schungen in weitestem Umfange herangezogen sind un
die einschlägige Literatur darin verarbeitet ist. Präz*
sionsarbeit ist die Revision der Inventurangaben, wozu
ca. ein halbes Hundert alter Inventare herangezogef1
werden mußten. Ueber die interessante Geschichte ^e5
bayerischen Gemäldeschatzes hat Generaldirektor Pr’
E. Buchner eine Abhandlung geschrieben, die de*11
Katalog beigegeben ist als Ersatz für die des Galen®
direktors von Reber, die veraltet war. Denn auch *°
dieser Hinsicht liegen neue Forschungsergebnisse v°r'
die berücksichtigt werden mußten. Eine dankenswert®
Zugabe ist ferner die Beschreibung des herrlichen Ga'e
riegebäudes nach seiner Geschichte und mit seiner
nenausstattung. L-
ein Führer durch die Galerie, sondern
tiger Beitrag zur Kunstwissenschaft.
Kataloge des Germanischen Museums
Dem Bedürfnis nach einem neuesten
liehen Forschungen entsprechenden Katalog einer
bedeutendsten Sammlungen altdeutscher Malerei
der soeben erschienene F_w
bis 16. Jahrhunderts ab, der unter Leitung von
Zimmermann von Dr. E. Lutze und Dr. E. W 1 e
g a n d mit der denkbar größten Sorgfalt bearbeit®^
wurde. Ein entsprechender Tafelband ist in Vorher?
tung und wird zusammen mit dem Katalog eines
wichtigsten Hilfsmittel für die Erforschung der deutsä ®
Malerei bilden.
In der Serie der „Bilderbücher des Germanist
Nationalmuseums Nürnberg" erschien ferner gleichz®1
Heft 4, das auf 24, zum Teil farbigen Tafeln „Deutsc
Apotheken-Altertümer" wiedergibt und eine knapp® 1
leitung von Fritz F e r c h I enthält.

Verantwortliche Schriftleiter: Dr. Werner Richard Deusch und C. A. Breuer. — Vertretungen im Inland: München: Ludwig F. Fuchs, Kaulbachstraße 92 / Köln: K. H. Bodensiek, Köln-Holweide,
Siebenrabengasse 9 (Tel. 62 400). Vertretungen im Ausland: England: Dr. Gustav Delbanco, 4, Lawn Road, London / Frankreich: Geschäftsstelle in Paris. Directeur de notre Bureau
Parisi en: Dr. J. I. de Saxe, 13, rue Gudin, Paris 16e, Tel.: Jasmin 18—90; Redacteur Dr. Fritz Neugass, 11, rue Toullier, Paris 5e. / Holland: Dr. W. Mautner, 13, Haringvlietstraat, Amsterdam / Ita-
lien: Gerhard Reinboth, 213, Via Posilipo, Neapel / Oesterreich: Dr. Stefan Poglayen-Neuwall, Schulhof 4, Wien. Erscheint im Weltkunst-Verlag Berlin W 62. — Druckauflage 3. Quartal: 2933. Zü"
Schriften sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76-77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseratentarif auf Verlangen. Verantwortlich für den An¬
zeigenteil: Paul Nowotny. Abdruck von Artikeln nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte wird nicht übernommen
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